Prokurist: Aufgaben, Studium, Gehalt + Bewerbung

Als Prokurist unterscheiden Sie sich von anderen Mitarbeitern eines Unternehmens durch eine geschäftliche Vertretungsvollmacht – Sie sind im Besitz einer sogenannten Prokura. Diese ermächtigt Sie, anstelle des Geschäftsführers für eine Abteilung oder das Unternehmen in Erscheinung zu treten und Entscheidungen zu treffen. In dieser verantwortungsvollen Position kann ein Prokurist geschäftliche Vorgänge maßgeblich beeinflussen. Welche Voraussetzungen es braucht, um Prokurist zu werden und welche Aussichten Sie haben…

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Prokurist Aufgaben

Je größer das Unternehmen, desto umfangreicher die Aufgaben. Dennoch muss eine gewisse Handlungsfähigkeit gewährleistet sein, ganz gleich, ob die Aufgaben irgendwann Überhand nehmen, die Geschäftsführung abwesend oder durch Krankheit behindert ist. Daher erteilt der Geschäftsinhaber (oder sein gesetzlicher Vertreter) einer anderen Person – meist einem leitenden Angestellten – eine Prokura, eine Vollmacht.

Diese muss mündlich oder schriftlich, aber vor allem ausdrücklich erteilt und ins Handelsregister eingetragen werden. Die Wirksamkeit ist bereits vor Eintragung ins Handelsregister gegeben. Der Begriff Prokura stammt aus dem Lateinischen von procurare, für etwas Sorge tragen. Und genau das ist die Aufgabe eines Prokuristen:

Er trägt stellvertretend dafür Sorge, dass das Unternehmen gut läuft, das ihn mit den entsprechenden Befugnissen ausstattet. Diese beziehen sich auf sämtliche Bereiche im Unternehmen:

  • Finanzierung
  • Beschaffung
  • Produktion
  • Vertrieb
  • Versicherung

Auch Handlungen, die das Arbeitsrecht und die Organisation betreffen, können Bestandteil der Arbeit eines Prokuristen sein.Interne Abmachungen zwischen Prokurist und Kaufmann, die den Prokuristen im Innenverhältnis beschränken, sind gemäß § 50 Handelsgesetzbuch (HGB) im Außenverhältnis unwirksam. Das gibt Geschäftspartnern die Sicherheit, dass mit dem Prokuristen geschlossene Vereinbarungen und Verträge Gültigkeit besitzen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine einfache Handlungsvollmacht.

Die Prokura berechtigt laut § 49 Absatz 1 Handelsgesetzbuch zu allen Arten von gerichtlichen und außergerichtlichen Geschäften und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines Handelsgewerbes mit sich bringt. Ein Prokurist darf somit:

  • Den gesamten Geschäftsverkehr führen,
  • Wechsel zeichnen,
  • Prozesse führen,
  • Verbindlichkeiten eingehen,
  • Vergleiche schließen,
  • Arbeitnehmern Kündigungen aussprechen,
  • Handlungsvollmachten erteilen.

Allerdings hat die Prokura auch bestimmte Grenzen. Folgendes ist dem Prokuristen untersagt:

  • Geschäfte abzuschließen, die darauf ausgerichtet sind, den Betrieb einzustellen,
  • Bilanzen zu unterzeichnen,
  • Gleichberechtigte Prokura zu erteilen,
  • Handelsregistereintragungen zu beantragen,
  • Eide für den Kaufmann zu leisten,
  • Insolvenz zu beantragen,
  • Steuererklärungen für den Kaufmann zu unterzeichnen,
  • Betriebliche Grundstücke zu veräußern oder zu belasten.

Die Tätigkeit als Prokurist endet, wenn…

  • das Unternehmen Insolvenz anmeldet,
  • die Prokura widerrufen wird,
  • der Bevollmächtigte aus dem Unternehmen ausscheidet,
  • der Geschäftsführer oder Geschäftsinhaber wechselt.

Unterschied zwischen Prokurist und Geschäftsführer

Ein Prokurist kann als zwischenzeitlicher Geschäftsführer, quasi als Interim-Manager, betrachtet werden. Das unterscheidet ihn von einem Handlungsbevollmächtigten, dessen Befugnisse sich lediglich aufs eigene Tätigkeitsfeld beschränken.

Welche Voraussetzungen muss ein Prokurist erfüllen? Meist besteht ein Arbeitsverhältnis mit dem Unternehmen, für das der Bevollmächtigte tätig wird. Allerdings ist das nicht zwingend der Fall. Prokurist kann werden, wer eine natürliche Person mit zumindest beschränkter Geschäftsfähigkeit ist. Minderjährige sind von der Prokura ausgenommen.

Nicht Prokurist werden kann:

  • der Unternehmensträger selbst
  • der Geschäftsführer einer GmbH
  • der vertretende Gesellschafter einer OHG oder KG
  • der Testamentsvollstrecker
  • der Insolvenzverwalter

Im Gegensatz zum Geschäftsführer, der das Unternehmen nach innen vertritt, ist der Prokurist für die Vertretung nach außen zuständig. Das heißt, er regelt den Schriftverkehr und übernimmt Geschäfte, die im Zusammenhang mit dem Gewerbe bestehen.

Im Schriftverkehr spiegelt sich übrigens die Position in der Unterschrift wider: Prokuristen unterschreiben schließlich in Vertretung einer anderen Person. Daher wird der Unterschrift ein „ppa.“ hinzugefügt. Die Abkürzung ppa. oder pp. steht für „per procura“, auf Deutsch „aufgrund einer erteilten Prokura“.


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Prokurist Studium

Zum Prokuristen werden Sie durch einen Kaufmann ernannt, Basis sind hierfür die Paragraphen 48 bis 53 Handelsgesetzbuch (HGB). Sie bekleiden damit eine besondere Stellvertreterposition nach außen, die nicht übertragbar ist und jederzeit widerrufen werden kann.

Beim Prokuristen handelt es sich um eine Positionsbeschreibung. Es gibt daher keine Ausbildung oder Studium in dem Sinne, genauso wenig wie man „Firmenbesitzer“ studieren kann. Allerdings gibt es klassische Berufsausbildungen, die für diese Tätigkeit qualifizieren.

Grundsätzlich ist eine kaufmännische Ausbildung ein Vorteil, beispielsweise als Bürokaufmann oder Bankkauffrau. Oftmals führt der Weg in die Stelle als Prokurist aber auch über ein abgeschlossenes Studium nebst mehrjähriger Berufserfahrung.

Als typische Studiengänge zu nennen sind:

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Prokurist Gehalt

Das Gehalt als Prokurist ist immer von mehreren Faktoren abhängig. Ausschlaggebend sind vor allem die Erfahrung, aber auch Branche, Unternehmensgröße und Region beeinflussen die Bezahlung. Pauschale Aussagen sind deshalb schwierig, die individuellen Unterschiede teils sehr groß. Das Durchschnittsgehalt als Prokurist liegt zwischen 60.000 und 100.000 Euro brutto pro Jahr – also ab 5.000 Euro brutto monatlich aufwärts.

Prokurist Gehalt

Deutlich höhere Bruttogehälter sind je nach Branche möglich. Besonders lukrativ ist beispielsweise das Versicherungswesen. Hier sind bis zu 200.000 Euro möglich. Im Einzelhandel sind 150.000 bis 170.000 Euro jährlich möglich. In der Automobilbranche sowie der Chemie- und Verfahrenstechnik liegt das Gehalt für Prokuristen bei circa 125.000 Euro.

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Arbeitgeber: Wer sucht Prokuristen?

Nahezu jedes Unternehmen kann einen Prokuristen ernennen – bei der Suche nach potenziellen Arbeitgebern haben Sie somit zahlreiche Möglichkeiten. Oftmals führt der Weg aber nicht zu einem anderen Arbeitgeber, sondern im eigenen Unternehmen nach oben. Sie können zum Prokuristen ernannt werden, wenn Sie wichtige Führungskraft mit großer Verantwortung sind und der Geschäftsführer Ihnen weitere Vollmachten einräumen möchte.

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Karrierechancen: Die Aussichten als Prokurist?

Als Prokurist haben Sie es auf der Karriereleiter bereits weit nach oben geschafft. Sie haben größtmögliche Verantwortung und Entscheidungsgewalten. Zudem ist es ein deutliches Zeichen, dass Ihnen großes Vertrauen geschenkt wird.

Karriereoptionen zeigen sich in den unterschiedlichen Formen der Prokura:

  • Einzelprokura
    Ein führender Angestellter wird Prokurist.
  • Gesamtprokura
    Zwei oder mehrere Führungspersonen sind (in gemeinsamer Absprache) handlungsberechtigte Prokuristen, ein einzelner Prokurist hingegen ist nicht vertretungsberechtigt.
  • Filialprokura
    Der Prokurist erhält lediglich für eine Filiale die Handlungsvollmacht.
  • Generalprokura
    Der Prokurist erhält die Handlungsvollmacht über alle Niederlassungen des Unternehmens.

Weitere Karriereschritte können durch Fort- und Weiterbildungen erreicht werden. Gerade im Management können Sie Ihre Qualifikationen ausbauen, um den Sprung ins absolute Top-Level-Management zu schaffen.

Sollte Ihnen diese Position in Aussicht gestellt werden, ist zu überlegen, ob Sie eine spezielle D&O-Versicherung abschließen beziehungsweise das Unternehmen für Sie eine abgeschlossen hat. Schließlich sollten mögliche finanzielle Vermögensschäden abgedeckt sein, anderenfalls werden Sie in die finanzielle Haftung genommen.

Prokurist Bewerbung: Tipps & Vorlagen

Aufgrund der umfangreichen Befugnisse nur sehr ausgewählten Personen die Vollmacht als Prokurist erteilt. Ein muss sich Mitarbeiter über Jahre hinweg als vertrauenswürdig und loyal erwiesen haben. Er kennt die internen Vorgänge, versteht die Unternehmenskultur und kann sich voll und ganz mit dem Unternehmen identifizieren.

Stellen als Prokurist werden deshalb vornehmlich intern besetzt. Wird die Position extern besetzt, geschieht dies in der Regel über Headhunter. Diese suchen gezielt nach erfahrenen, kompetenten Experten mit Branchen- oder Unternehmenskenntnissen.

Bewerben Sie sich auf eine internen Stellenausschreibung, haben Sie den Heimvorteil:

  • Sie wissen (oder können zumindest unkompliziert in Erfahrung bringen), wer der Ansprechpartner ist. Manchmal ist man sogar per Du, kann noch einige Tipps erhalten.
  • Sie verfügen über fundiertes Wissen aus erster Hand, das Sie ins Anschreiben einfließen lassen können.

Bei einer Bewerbung als Prokurist ist größte Sorgfalt gefragt: Neben Ihrer fachlichen Qualifikation wollen Sie unbedingt Professionalität und Seriosität vermitteln, weshalb im Vorstellungsgespräch und Berufsalltag tadellose Umgangsformen und angemessene Kleidung unverzichtbar sind.

Ihre Vertrauenswürdigkeit können Sie im Anschreiben beispielsweise mit Formulierungen wie diese untermauern:

So habe ich über sechs Jahre eng mit der Geschäftsführung zusammengearbeitet.

Oder auch:

Außerdem zeichnete ich für die gesamte Kostenplanung verantwortlich.

Wichtige Soft Skills und Kompetenzen, mit denen Sie in der Bewerbung als Prokurist punkten können, sind zudem:

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