Erste-Nacht-Effekt: In fremden Betten schlafen wir schlecht

Reisende kennen das Phänomen: Die erste Nacht im Hotel kann lang und schlaflos werden. Warum aber ist ausgerechnet die erste Nacht immer so unruhig? US-Forscher sind dem „Erste-Nacht-Effekt“ auf den Grund gegangen. Mit erstaunlichen Ergebnissen: Tatsächlich schaltet unser Gehirn in der neuen Umgebung in einen Gefahrenabwehrmodus. Darum schlafen wir die erste Nacht schlecht – PLUS Tipps, was Sie dagegen tun können und unterwegs besser schlafen…

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Hotel Schlafprobleme: Einschlafprobleme in der ersten Nacht

In Japan gibt es das Sprichwort: „Wenn du das Kopfkissen wechselst, schläfst du nicht.“ Es stimmt: Das Phänomen kennen viele von Geschäftsreisen und Urlaubsreisen: In der ersten Nacht im Hotelzimmer schlafen wir häufig unruhiger als in den darauffolgenden. Wenn überhaupt.

Erste-Nacht-Effekt heißt das Phänomen – und es betrifft mehr als Sie meinen. Dass es sich dabei keineswegs um Einzelfälle handelt, haben die Psychologen Masako Tamaki und Yuka Sasaki von de Brown Universität in Rhode Island wissenschaftlich untermauert. In ihrer Studie, die im Fachmagazin Current Biology erschienen ist, gingen sie dem „Erste-Nacht-Phänomen“ auf den Grund.

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Erste-Nacht-Effekt: Gehirn in Alarmbereitschaft

Die Forscher beobachteten im Verlauf von drei Wochen die Hirnaktivität ihrer Probanden während des Schlafes. Jeweils zwei Nächte hintereinander im Abstand von einer Woche. Dabei fanden sie heraus, dass die linke Gehirnhälfte in der neuen Umgebung wacher bleibt als die rechte und in eine Art Alarmzustand schaltet. Tatsächlich ließen sich die Schläfer in fremden Betten selbst im Tiefschlaf ganz leicht aufschrecken. Ihr Schlaf war weder erholsam, noch dauerhaft allzu tief.

Dieser Effekt ließ sich aber nur in der ersten Nacht beobachten. Und auch nur in der erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase, nicht in den anderen Schlafphasen – etwa in der REM-Phase, in der Menschen träumen. In der zweiten Nacht in neuer Umgebung trat der Effekt gar nicht mehr auf. Zusammengefasst: Den Erste-Nacht-Effekt gibt – wie der Name zurecht andeutet – nur in der ersten Nacht, nur in der linken Hirnhälfte und nur während der Tiefschlafphase.

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Erste Hilfe gegen den Erste-Nacht-Effekt – was tun?

Die gute Nachricht: Schlafstörungen auf Reisen sind kein Ausdruck übermäßiger Unruhe oder gar von Angstzuständen. Sie sind völlig normal, wie der Erste-Nacht-Effekt beweist. Die schlechte Nachricht: Diese evolutionäre Programmierung lässt sich nicht ohne Weiteres wieder aufheben. Schnelle Einschlafhilfe und ein geruhsamer Schlaf in der ersten Hotelnacht lässt sich nicht sofort erreichen. Aber es gibt ein paar Einschlaftipps und Tricks, die sich bei vielen Reisenden bewährt haben.

Tipps bei Hotel Schlafproblemen

  • Kopfkissen

    Sorgen Sie für Vertrautes. Auch vertraute Düfte (die im Kopfkissen stecken). Das eigene Kopfkissen mitzunehmen, wird von zahlreichen Schlafforschern empfohlen.

  • Hotel

    Wenn Sie die Möglichkeit haben, buchen Sie stets dasselbe Hotel oder ein Hotel derselben Kette. So wechselt zwar der Ort, die Umgebung und Einrichtung aber verbleibt vertraut.

  • Einschlafrituale

    Behalten Sie auch auf Geschäftsreisen oder im Urlaub Ihre üblichen Einschlafrituale und Abendroutinen bei. Zum Beispiel 20 Minuten vor dem Einschlafen ein Buch lesen oder ein Hörbuch oder Podcast hören.

  • Entspannen

    Gute Einschlafhilfen gegen den Erste-Nacht-Effekt sind auch ein heißes Bad oder eine heiße Dusche sowie Entspannungsübungen wie Meditation oder Yoga.

  • Anreisen

    Der letzte Tipp gegen den Erste-Nacht-Effekt betrifft vor allem jene, die am nächsten Tag eine wichtige Präsentation oder Verhandlung haben: Reisen Sie nach Möglichkeit einen Tag eher an. Das hilft zwar nicht unmittelbar gegen den Erste-Nacht-Effekt, sorgt aber dafür, dass Sie am entscheidenden Tag fit und ausgeschlafen sind.

Grundsätzlich gilt: Keine Panik vor dem Erste-Nacht-Effekt. In der zweiten Nacht schlafen Sie schon deutlich besser…


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