Bedeutung: Was ist Arbeitnehmerüberlassung?
Arbeitnehmerüberlassung (kurz: ANÜ) ist ein Beschäftigungsmodell, bei dem Arbeitnehmer von ihrem Arbeitgeber einem Dritten gegen ein entsprechendes Entgelt für begrenzte Zeit überlassen werden.
Merkmale für die Überlassung:
- Arbeitgeber (Verleiher) überlässt Angestellte einem anderen Unternehmen (Entleiher).
- Arbeitnehmer (Leiharbeitnehmer) bleibt beim Verleiher angestellt, arbeitet aber beim Entleiher.
- Arbeitnehmer haben einen Arbeitsvertrag beim Verleiher.
- Entleiher und Verleiher schließen einen Vertrag über die Arbeitnehmerüberlassung ab.
- Der Entleiher zahlt eine Gebühr an den Verleiher – das Gehalt bekommen Arbeitnehmer vom Verleiher.
Synonym wird das Konzept als Leiharbeit oder Zeitarbeit bezeichnet. Rechtlich geregelt ist es im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG).
Voraussetzungen für Arbeitnehmerüberlassung
Nur unter bestimmten Voraussetzungen ist Arbeitnehmerüberlassung möglich und rechtlich erlaubt. Diese Punkte müssen erfüllt sein:
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Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung
Verleiher brauchen eine offizielle Genehmigung von der Bundesagentur für Arbeit. Diese Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung wird zunächst auf 1 Jahr befristet. Nach 3 aufeinanderfolgenden Jahren kann sie entfristet werden.
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Vertrag zur Überlassung
Verleiher und Entleiher müssen die Arbeitnehmerüberlassung in einem schriftlichen Vertrag festhalten. Dieser enthält alle Rahmenbedingungen, Rechte und Pflichten während der Zusammenarbeit.
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Kennzeichnung und Konkretisierung
Arbeitnehmerüberlassung muss im Vertrag ausdrücklich als solche bezeichnet werden – das hat das Bundesarbeitsgericht entschieden. Die Kennzeichnungs- und Konkretisierungspflicht soll verhindern, dass andere Vertragsformen missbraucht werden.
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Befristung der Überlassung
Eine unbegrenzte Überlassung von Mitarbeitern ist nicht erlaubt. Die Höchstüberlassungsdauer für einen Arbeitnehmer an denselben Kunden (Entleiher) beträgt 18 Monate. Wird die Tätigkeit für mindestens 3 Monate unterbrochen, beginnt die Dauer von vorne. Durch Tarifverträge sind längere Überlassungsdauern möglich.
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Equal Pay und Equal Treatment
Spätestens nach 9 Monaten müssen ausgeliehene Mitarbeiter die gleichen Gehälter und Arbeitsbedingungen wie festangestellte Arbeitnehmer erhalten. Eine Schlechterstellung der Leiharbeiter ist nicht erlaubt. Die Gleichstellung nach Equal Pay bezieht sich neben dem Gehalt auch auf Sonderzahlungen oder vermögenswirksame Leistungen.
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Verbot von Kettenüberlassungen
Leiharbeiter dürfen nicht einfach an andere Unternehmen weiterverliehen werden. Eine solche Kettenüberlassung ist verboten. Nur der Verleiher ist Arbeitgeber des Mitarbeiters und darf diesen durch vertragliche Regelung einem Entleiher als Arbeitskraft zur Verfügung stellen.
Zusätzlich gilt: Arbeitnehmerüberlassung darf nicht genutzt werden, um einen Streik von Gewerkschaften zu brechen oder zu umgehen. Es gilt ein Einsatzverbot von Leiharbeitern in bestreikten Bereichen des Betriebs. Ein Verstoß wird mit Bußgeldern von bis zu 500.000 Euro bestraft.
Beispiele für Arbeitnehmerüberlassung
Besonders verbreitet ist die Arbeitnehmerüberlassung bei einfachen Aufgaben und für Hilfsarbeiter. Die Beschäftigungsform wird aber in vielen Branchen und allen Qualifikationsstufen genutzt. Beispiele aus der Praxis:
- IT
Softwareunternehmen nutzen ausgeliehene Programmierer, Spezialisten oder andere Fachkräfte für ein großes Projekt. - Pflegeberufe
Krankenhäuser gleichen Personalmangel durch befristete Arbeitnehmerüberlassung aus. - Logistik
Bei saisonalen Schwankungen und hohem Personalbedarf helfen Leiharbeiter in Versandzentren. - Produktion
Industrieunternehmen (etwa in der Automobilbranche) bewältigen hohe Auftragslasten mit ausgeliehenen Fachkräften.
Vor- und Nachteile von Arbeitnehmerüberlassung
Arbeitnehmerüberlassung ist üblich und in vielen Bereichen ein wichtiges Instrument für Unternehmen. Es gibt aber nicht nur Vorteile, sondern auch einige Nachteile und Kritik. Wir zeigen die Vor- und Nachteile für Unternehmen (Entleiher) und Arbeitnehmer.
Vorteile für Entleiher
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Vorübergehende Auftragsspitzen
Unternehmen federn durch flexibel einsetzbare Leiharbeiter Produktions- und Arbeitsspitzen ab. Gerade bei kurzfristigem Personalbedarf durch unerwartete oder saisonale Nachfrage können Betriebe Personal ausleihen und reagieren.
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Schnelle Suche
Es dauert teils Monate, bis ein Bewerbungsverfahren abgeschlossen und ein passender Mitarbeiter eingestellt ist. Mit der Arbeitnehmerüberlassung finden Unternehmen schnell und unkompliziert die benötigten Qualifikationen.
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Weniger Aufwand
Entleiher müssen sich kaum um Verwaltung und Bürokratie kümmern. Der Verleiher bleibt Arbeitgeber und ist für Lohnabrechnungen, Sozialabgaben und administrative Aufgaben verantwortlich.
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Geringere Kosten
In vielen Fällen ist die Arbeitnehmerüberlassung günstiger als Festanstellung eines neuen Mitarbeiters. Zwar fällt die Gebühr an den Verleiher an, Kosten für Bewerberauswahl und Verwaltung fallen hingegen weg. Und: Es gibt keine langfristige Bindung, Die Kosten sind leicht kalkulierbar.
Nachteile für Entleiher
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Mehr Einarbeitung
Jeder Leiharbeiter muss eingearbeitet und in die Abläufe eingeführt werden. Das ist ein größerer und regelmäßiger Aufwand.
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Keine Loyalität
Leiharbeiter entwickeln wenig Loyalität oder Identifikation mit dem Unternehmen, für das sie arbeiten. Es fehlt der echte Wille, zum Unternehmenserfolg beizutragen.
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Kurzfristige Lösung
Durch die Höchstdauer und die anfallenden Kosten ist Arbeitnehmerüberlassung meist nur kurzfristig sinnvoll. Geht es um langfristige Arbeitsverhältnisse, ist eine Festanstellung von Mitarbeitern die bessere Alternative.
Vorteile für Arbeitnehmer
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Einstieg
Die Einstiegshürden in der Arbeitnehmerüberlassung sind niedrig. Bei geringen Qualifikationen und für Arbeitslose ist es eine gute Chance zum Berufseinstieg.
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Berufserfahrung
Leiharbeiter sammeln wertvolle und vielfältige Berufserfahrung. Sie lernen verschiedene Unternehmen, Abläufe und Herangehensweisen kennen. Das praktische Wissen steigert die weiteren Karrierechancen.
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Abwechslung
Durch unterschiedliche Arbeitgeber und ein wechselndes berufliches Umfeld werden Jobs nicht langweilig. Mit regelmäßiger Abwechslung bleibt Routine aus.
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Übernahme
Wer als Leiharbeiter in ein Unternehmen kommt, kann sich dort beweisen und in eine Festanstellung übernommen werden. Durch gute Leistungen, Motivation und Eigeninitiative positionieren Sie sich als wichtige Arbeitskraft.
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Sicherheit
Da Sie beim Verleiher angestellt sind, erhalten Sie weiterhin Ihr Gehalt, Lohnfortzahlung und Urlaub wie gehabt, auch wenn das entleihende Unternehmen keinen Bedarf mehr hat.
Nachteile für Arbeitnehmer
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Team
Ausgeliehene Mitarbeiter werden oft nicht wirklich ins Team integriert. Sie bleiben außen vor und sind kein Teil der Gemeinschaft. Teilweise kommt es in Betrieben sogar zur Ausgrenzung von Leiharbeitern.
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Anpassung
Mit jedem Wechsel in einen anderen Betrieb müssen Sie sich neu anpassen. An Kollegen, Vorgesetzte, Abläufe, Erwartungen… Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und fällt nicht jedem leicht.
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Planung
Langfristige Planung ist bei einem Job in der Arbeitnehmerüberlassung schwierig. Sie wissen nie genau, wo Sie in den kommenden Monaten eingesetzt werden. Vielleicht wird die Zusammenarbeit mit dem Entleiher verlängert, vielleicht steht ein Wechsel an.
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Aufstieg
Sie sind für bestimmte Aufgaben und eine feste Position ausgeliehen. Beruflicher Aufstieg durch Beförderungen und mehr Verantwortung ist für Leiharbeiter nicht vorgesehen.
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Stillstand
Nicht nur auf der Karriereleiter, auch für Ihre berufliche Entwicklung herrscht Stillstand. Ihre Qualifikationen bleiben gleich, Sie entwickeln keine neuen Kompetenzen oder machen Weiterbildungen für neue Fähigkeiten.
Die Arbeitnehmerüberlassung bietet Ihnen einige Chancen. Idealerweise nutzen Sie diese aber vor allem zum Einstieg und Sammeln von Erfahrungen. Langfristig haben Sie in einer Festanstellung bessere Karriereaussichten.
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