Stroop-Effekt: Definition + Stroop-Test mit Video!

Die meisten Menschen lesen ohne den Wortinhalt zu beachten. Wir erkennen die Worte als Form, dadurch können wir schneller lesen – werden aber auch anfällig für den Stroop-Effekt. Also wenn zum Beispiel in Farb-Wort-Vorlagen sich widersprechende Merkmale verarbeitet werden müssen. Wie der Stroop-Effekt funktioniert und warum sich damit sogar Spione enttarnen lassen…

Definition: Was ist der Stroop-Effekt?

Der Stroop-Effekt (auch: Farb-Wort-Interferenz) ist ein psychologisches Phänomen, das auftritt, wenn das Gehirn widersprüchliche Informationen verarbeiten muss und es deshalb zu Denkkonflikten aufgrund unterschiedlicher Sinneseindrücke kommt.

Benannt ist der Effekt und gleichnamige Stroop-Test nach seinem Entdecker, dem US-Psychologen John Ridley Stroop (Englisch: „Stroop-effect“). Der experimentierte im Jahr 1935 mit farbigen Wortreihen, die die Namen von Farben zeigten. Allerdings war die Wortbedeutung eine andere (sog. Inkongruenz).

Das Wort „Rot“ war zum Beispiel nicht rot geschrieben, sondern blau, gelb oder grün. Als die Probanden nun die Farben der Reihe nach benennen, aber nicht die Wortevorlesen sollten, kam es regelmäßig zu Verzögerungen und Fehlern.

Stroop-Effekt Beispiel

Die Wortreihen, die John Stroop verwendete, sahen zum Beispiel so aus:

Stroop Effekt Stroop Test Beispiel Anomaloskop Farben Worte Psychologie

Anzeige

Begründung: Warum funktioniert der Stroop-Effekt?

Das Lesen einfacher Worte wie „Rot“ oder „Grün“ ist ein automatischer, unwillkürlicher Akt, den wir kaum unterdrücken können. Das Erkennen und Nennen von Farben dagegen erfordert unsere willentliche Konzentration und Aufmerksamkeit.

Beide Hirnaktivitäten arbeiten beim Stroop-Test und -Effekt gegeneinander – die Folge: Es kommt zu Widersprüchen, erheblichen Verzögerungen und einer Art „Chaos im Hirn“ – dem Stroop-Effekt.

Lesen Sie dazu auch: Kognitive Fähigkeiten verbessern

Anzeige

Was ist der Stroop-Test? Einfach erklärt

Der Stroop-Test (auch: Farbe-Wort-Interferenztest) ist ein Prüfungsverfahren zur selektiven Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Bei dem Test werden gezielt Konflikte zwischen der kontrollierten und automatisierten Verarbeitung von Informationen erzeugt.

Den Stroop-Test können Sie gleich hier ausprobieren und erleben: Lesen Sie dazu bitte laut die folgenden Wörter vor:

Stroop Effekt Beispiel Test 1

Okay, das war noch einfach. Zweite Aufgabe: Lesen Sie erneut laut folgende Wörter vor:

Stroop Effekt Beispiel Test 2

Merken Sie etwas? Für die zweite Aufgabe haben Sie minimal länger gebraucht. Jetzt kommt der eigentliche Stroop-Test: Sprechen Sie laut die Farben der Wörter aus – nicht die Worte lesen, nur die Farben sagen!

Stroop Effekt Beispiel Test 3

Diesmal dürften Sie deutlich länger gebraucht haben, mussten sich konzentrieren oder sind gar ins Stottern gekommen. Das liegt an einer Art Sinnesüberreizung und einem Widerspruch der Hirnaktivitäten.

Keine Sorge: Beinahe jede(r) kommt bei diesem Test ins Stottern und Verhaspeln, weil der Kopf etwas anderes erkennt als das Auge liest. Buchstaben und Worte lesen Erwachsene eben automatisch, Farben dagegen müssen Sie bewusst erkennen und benennen – und beide Informationen widersprechen sich. Das ist nicht leicht!

Anzeige

Wie der Stroop-Effekt Spione enttarnt

Der Stroop-Effekt wirkt so mächtig, dass ihn der amerikanische Geheimdienst in Zeiten des kalten Krieges nutzte, um russische Agenten oder sogenannte Schläfer zu enttarnen. Zwar kann man Menschen einen Akzent antrainieren oder ihnen eine neue Identität geben, eine falsche Vergangenheit oder eine glaubhafte Geschichte verpassen – aber man kann ihnen nicht ihre Muttersprache nehmen!

Also arbeitete der US-Geheimdienst mit einer linguistischen Falle: Wenn jemand im Verdacht stand, ein russischer Spion zu sein, präsentierten man ihm eine klassische Stroop-Aufgabe: Die Personen sollten mehrere Wörter in unterschiedlichen Sprachen lesen, darunter auch das Wort красный – das ist Russisch und heißt „Rot“. Schreibt man es in blauen oder grünen Buchstaben, wird jeder Amerikaner (der kein Russisch kann), kein Problem damit haben, einfach die Farbe laut auszusprechen.

Unter dem Stress, als Spion enttarnt zu werden und dem Zeitdruck mehrere solcher Farbwörter laut aufzusagen, konnten die Spione ihre Muttersprache nicht länger unterdrücken und sagten eben nicht „Blau“ oder „Grün“, sondern „Rot“ – spätestens jetzt hatte der „Beamte aus Wisconsin“ ein Erklärungsproblem, warum er plötzlich Russisch lesen konnte…

Kann man den Stroop-Test trainieren?

Grundsätzlich können Sie durch gezielte Konzentrationsübungen und kognitives Training Ihre geistige Fitness verbessern. Dasselbe gilt für Gedächtnistraining oder Gehirnjogging.

Ganz verhindern lässt sich der Stroop-Effekt aber nie. Auch nicht mit vielen Übungen. Das Wechsel- und Verwirrspiel zwischen widersprüchlichen Bedeutungen wird immer mehr Zeit benötigen und damit die Reaktion verlangsamen. Allerdings können Sie den Stroop-Test als Übung nutzen, um im Alltag kognitive Leistungen zu stärken.


Was andere dazu gelesen haben