Kekstest: Sind Sie ein Krümelmonster?
Der Kekstest basiert auf einem höchst bemerkenswerten Experiment der US-Psychologin Deborah Gruenfeld von der Stanford Universität. Sie fand dabei unter anderem heraus, dass drei Dinge passieren, wenn Menschen mächtig werden:
- Egozentrik
Sie fokussieren sich mehr auf die Befriedigung eigener Bedürfnisse. - Egoismus
Sie kümmern sich weniger um die Bedürfnisse ihrer Untergebenen. - Eigenmächtigkeit
Sie halten sich selbst immer weniger an die Regeln, deren Einhaltung sie von allen anderen erwarten.
Sobald diese Menschen Macht über andere (oder Kollegen) bekommen, fangen sie an, später zu Meetings zu erscheinen, andere zu unterbrechen und bei Tisch laut zu schmatzen…
Charaktertest mit Keksen
So funktioniert der Kekstest: Bei einem der Versuche bildete die Psychologin mehrere Gruppen zu je drei Studenten, die anschließend über kontroverse Themen diskutieren sollten. Einer der Probanden wurde jedoch per Los dazu bestimmt, die Argumente der anderen Kommilitonen zu beurteilen. Man könnte auch sagen: Er bekam einen Fetzen Macht zugespielt.
Doch das wirkte – und zwar gewaltig: Als das Trio zur Abschlussrunde wie zufällig einen Teller mit fünf Keksen gereicht bekam, griffen die Auswählten und Mächtigen häufiger und ungenierter zu, kauten mit offenem Mund und hatten nicht einmal Skrupel den Tisch zu bekrümeln. Schon das kleine bisschen Macht reichte aus, um sie alles gute Benehmen vergessen zu lassen und sich wie selbstverständlich einen größeren Anteil zu nehmen, der ihnen als Machtperson vermeintlich zustand.
Dabei ging es hier nur um ein paar läppische Kekse und einen Hauch von Macht. Trotzdem war das genug, um die Probanden zu „Krümelmonstern“ mutierten zu lassen und zu korrumpieren.
Machen Sie den Kekstest im Job!
Machen Sie selber den Kekstest! Stellen Sie im nächsten Meeting ganz unschuldig eine Schüssel mit Keksen auf den Tisch und sehen Sie zu, was passiert…
- Wer nimmt sich was und wie viel?
- Wie isst er oder sie?
- Und wie selbstverständlich ist den Kollegen ihr Verhalten?
Das verrät womöglich mehr über den Machtanspruch der Kollegen und deren Persönlichkeit als manch geschminkte Bescheidenheit und rhetorische Höflichkeit.
E-Test: Wie mächtig fühlt sich Ihr Gegenüber?
Zusätzlich zum Kekstest können Sie den sogenannten „E-Test“ ausprobieren. Der geht auf Adam Galinsky, einen Psychologen und Professor für Ethik und Entscheidungen im Management an der Kellogg School of Management der Northwestern Universität in Evanston zurück.
Galinsky und seine Kollegen unterteilten seinerzeit ihre Probanden in zwei Gruppen und suggerierten der einen besonders mächtig zu sein, der anderen das genaue Gegenteil. Anschließend baten sie ihre Teilnehmer sich den Buchstaben „E“ auf die Stirn zu malen. Nichts besonderes, sollte man meinen. Interessant daran aber war:
- Wer sich mächtig fühlte, malte den Buchstaben so herum auf seine Stirn, wie er ihn für sich selbst lesbar schreiben würde. Wer dann jedoch auf die Stirn schaut, sieht den Buchstaben spiegelverkehrt.
- Die Machtlosen hingegen hatten deutlich stärker ihre stirnlesenden Mitmenschen im Blick und malten das E so herum, dass diese es lesen konnten.
Seitdem wird dieses Experiment „E-Test“ genannt. Man kann das Partyspaß betrachten. Womöglich verrät sich hier mancher Egomane aber schon im Ansatz…
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