Definition: Was ist Brainswarming?
Die Kreativtechnik geht auf den Amerikaner Tony McCaffrey zurück. Der entwickelte das Brainswarming als er feststellte, dass beim klassischen Brainstorming oft die extrovertierten Teammitglieder die Gruppe und damit auch die Ideenfindung dominieren. Dadurch aber gehen die Ideen der schüchternen Meeting-Teilnehmer meist unter oder gar verloren. Resultat: ein suboptimales Ergebnis.
McCaffrey suchte also nach einem Weg, die übliche Selbstdarstellung oder das klassische Not-invented-here-Syndrom aus der Gleichung zu nehmen – und wurde fündig bei den Methoden des sogenannten Business Modelling und Post-it-Notes.
Wie funktioniert Brainswarming?
Beim Brainswarming schreiben die Teilnehmer zunächst ihre Ideen auf bunte Klebezettel – jeder für sich. Anschließend werden diese auf eine gemeinsame Pinnwand geheftet und die Ideen miteinander verknüpft. So geht keine Idee verloren und auch die stilleren Teilnehmer können sich ungehindert einbringen.
Die Methode funktioniert teils auch an sogenannten Whiteboards und ohne Klebezettel. Das ist dann allerdings schon für Fortgeschrittene und erfahrene Brainswarmer.
Die Vorteile des Brainswarming
Ein wesentlicher Unterschied zum Brainstorming besteht darin, dass mit Brainswarming zeitversetzt gearbeitet werden kann. Das Ergebnis ist eine Grafik aus Klebezetteln, die an der Pinnwand entsteht – und die kann auch erst nach ein paar Tagen finalisiert werden. Die Teilnehmer können sowohl parallel daran arbeiten oder teils noch nachdenken, ankleben oder die Ideen anderer weiterentwickeln. Auch über Tage und Gruppen hinweg. Die Grafik kann derweil kleben bleiben – bis sie fertig ist.
Weitere Vorteile der Kreativitaetstechnik sind:
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Keine Vorverurteilung
Beim Brainstorming ist es oft so, dass eine Idee – kaum ausgesprochen – von den anderen bereits kommentiert und beurteilt wird. Und sei es nur durch ein Augenrollen. Das ist zwar laut den Brainstorming-Regeln verboten, passiert aber trotzdem regelmäßig. Diese Form der Vorverurteilung, bevor die Ideen überhaupt zünden kann, wird beim Brainswarming ausgeschlossen, da die Vorschläge zunächst alle gleichwertig im Raum und auf der Pinnwand stehen.
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Kein Gelaber
Jeder Vorschlag, jeder kreative Impuls muss hierbei letztlich auf eine Post-it-Notiz passen. Das diszipliniert schon im Ansatz, über seine Idee gründlich nachzudenken und diese ebenso knapp wie präzise zu formulieren. Das wiederum spart Laberzeit und lange Erklärungen. Insbesondere die schon erwähnte Dominanz der Selbstdarsteller wird so gemindert.
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Kein Moderator
Die Gruppe sortiert und gruppiert die Ideen-Zettel basisdemokratisch, in Form einer gemeinsamen Diskussion. Ein Moderator hilft zwar auch hier, ist aber – im Gegensatz zum Brainstorming – nicht zwingend erforderlich, weil die Ideen sich praktisch „von alleine“ an der Pinnwand zusammenfinden.
Nicht zuletzt behalten alle im Team während des Prozesses das große Ganze im Blick und können sich davon jederzeit mit dem Smartphone ein Foto machen. So fällt auch das Protokollieren weg.
Extra-Tipp: Mindmap-Struktur nutzen
Kleben Sie zunächst alle Notizen auf eine Seite (rechts oder links ist egal) der Pinnwand und gruppieren sie diese bereits nach Themenblöcken (und gleichen Ideen). Dann schreiben Sie einen Klebezettel mit dem Ziel des Brainswarmings und kleben diesen in die Mitte der Pinnwand. Von hier aus werden nun alle anderen Ideen strahlenförmig darunter angebracht und den jeweiligen Lösungsschritten zugeordnet. Es entsteht eine klassische Hierarchie der Schritte und Aufgaben.
Weil nicht jeder so denkt, haben sie noch Platz oberhalb des Zentrums und können – vergleichbar mit einer Mindmap – hier noch weitere Aspekte und Ideen ergänzen, von denen aus wieder neue oder vorhandene Vorschläge verknüpft werden.
Auch Brainswarming braucht Regeln
Natürlich ist auch die Brainswarming Methode nicht ganz fehlerfrei und anfällig für gruppendynamische Prozesse. Insbesondere bei der Schwarmdiskussion – also dem Gruppieren und Strukturieren der Zettel-Ideen hinterher können wieder einige Teilnehmer die Gruppe dominieren und fremde Ideen sabotieren. Kurz: Eitelkeiten spielen auch hier eine Rolle.
Daher benötigt auch das Brainswarming vorab verbindliche Regeln:
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Konstruktive Kritik
Legen Sie vorher fest, dass jede Idee zunächst mal eine gute Idee ist. Kritik und Widersprüche sind willkommen – aber nur in konstruktiver Form. Heißt: Vorschläge werden nicht einfach abgebürstet, sondern müssen durch bessere ersetzt werden.
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Großer Raum
Es hat sich bewährt, für Brainswarming-Sessions keine Mini-Meetingräume zu wählen. Die Enge behindert Ideen und auch die Methode selbst. Die Teilnehmer müssen sich im Raum verteilen und auch mal wandern oder in Kleingruppen diskutieren können ohne die anderen (die noch schreiben oder Ideen ausbrüten) zu stören.
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Bunte Zettel
Arbeiten Sie bei dieser Technik nicht nur mit einfachen gelben Post-Its, sondern nutzen Sie bunte Klebezettel. Das Ergebnis sieht dann erst einmal chaotisch aus. Mit der Zeit und durch die Diskussion können Sie einzelnen Farben bestimmte Funktionen zuweisen, die Zettel darauf dann neu beschriften und der Grafik immer mehr (farbliche) Struktur geben. Das wirkt auf alle zudem motivierend, weil man regelrecht sieht, wie sich das Lösungsbild zusammensetzt.
Und lassen Sie der Gruppe Zeit, Ideen zu entwickeln. Beginnen Sie das Brainswarming ruhig mit etwas Smalltalk und einer kurzen Plauderei über das Problem, das gelöst werden soll. Je mehr Aspekte kurz angesprochen werden, desto vielschichtiger und umfassender ist hinterher die Lösung.
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