Definition: Was ist ein Beurteilungsschreiben?
Ein Beurteilungsschreiben (synonym: Referenzschreiben) ist ein freiwillig verfasstes Dokument, das die fachlichen Kompetenzen, beruflichen Erfahrungen und persönlichen Eigenschaften einer Bewerberin oder eines Bewerbers beschreibt und bewertet. Die übliche Länge liegt bei einer DIN A4 Seite.
Die Beurteilung dient häufig als glaubwürdiger Ersatz oder Ergänzung zu einem Arbeitszeugnis – insbesondere dann, wenn kein Anspruch auf ein Zeugnis besteht, etwa bei kurzer Beschäftigungsdauer (weniger als 6 Wochen) oder bisher selbstständiger Tätigkeit (Freiberufler, Freelancer).
Unterschiede zu anderen Dokumenten
Das Beurteilungsschreiben unterscheidet sich von Empfehlungsschreiben und Arbeitszeugnis durch einige Merkmale:
- Das Empfehlungsschreiben spricht eine aktive Empfehlung für eine zukünftige Position aus und ist an einen konkreten Arbeitgeber adressiert.
- Das Arbeitszeugnis ist gesetzlich geregelt: Es besteht ein rechtlicher Anspruch nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses und es muss stets formal „wahr“ und „wohlwollend“ formuliert sein.
Ein Beurteilungsschreiben wird hingegen immer freiwillig erstellt, kann neutraler formuliert sein und ist nicht persönlich an einen Adressaten gerichtet und kann daher mehrfach genutzt werden.
Schätzungen zufolge enthält heute erst jede 4. Bewerbung ein Beurteilungsschreiben. Daraus ergibt sich eine enorme Chance, um sich positiv von anderen Bewerbungen abzuheben!
Welche Bedeutung hat die Beurteilung?
Das Beurteilungsschreiben soll zukünftigen Arbeitgebern oder Auftraggebern ein realistisches Bild der Leistungsfähigkeit, Arbeitsweise und des Sozialverhaltens eines Kandidaten vermitteln. Es beschreibt – rückblickend – bisherige Tätigkeiten und erzielte Erfolge, enthält eine Einschätzung zu Fachwissen, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit oder Kommunikationsvermögen und kann sowohl fachliche als auch persönliche Stärken hervorheben.
Interessanter wird das Beurteilungsschreiben für potenzielle Arbeitgeber, je näher die beschriebenen Skills am Anforderungsprofil der neuen Stelle sind. Deshalb sollten Bewerber die Beurteilung stets nochmal mit den Muss-und Kann-Anforderungen in der Stellenanzeige abgleichen.
Warum interessieren Personaler Beurteilungsschreiben?
Das wachsende Interesse an Beurteilungsschreiben liegt vor allem am zunehmend globalen Arbeitsmarkt. Außerhalb von Deutschland ist das Arbeitszeugnis praktisch unbekannt. Hier haben Referenzen und Referenzlisten eine deutlich größeere Bedeutung bei der Bewerbung. Damit eignen sich Beurteilungsschreiben auch für Kandidaten, die sich im Ausland bewerben.
Der zweite Grund: Die Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland ändern sich seit Jahren. Freelancer und Arbeitnehmer in Projektarbeit nehmen stetig zu. Die haben aber im Gegensatz zu festangestellten Arbeitnehmern keinen gesetzlichen Anspruch auf ein qualifiziertes Arbeitszeugnis!
Für wen eignen sich Beurteilungen?
Ein Beurteilungsschreiben ist immer dann sinnvoll, wenn Sie kein aktuelles Arbeitszeugnis haben oder dieses nicht vorteilhaft für Bewerber wäre. Besonders geeignet ist die Beurteilung für folgende Zielgruppen:
- Freie Mitarbeiter
- Freelancer, Selbstständige
- Auszubildende
- Praktikanten, Trainees
- Schüler, Studierende
- Ehrenamtlich Tätige
Für das Erstellen der Beurteilung ist es übrigens unerheblich, wie lange Sie für den Aussteller gearbeitet haben. Auch wenn Sie nur für ein kurzes Praktikum oder Projekt zusammengearbeitet haben, ist eine Beurteilung möglich und sinnvoll.
Wer erstellt ein Beurteilungsschreiben?
Um Fähigkeiten und Berufserfahrungen zu dokumentieren, eignet sich das Beurteilungsschreiben für unterschiedlicher Berufs- und Bewerbergruppen. Damit wechseln zugleich die potenziellen Aussteller des Referenzschreibens:
Wer braucht es? |
Wo bekommen? |
| Berufseinsteiger | Ausbilder, Dozenten, Prof |
| Praktikanten | Betreuer |
| Trainees | Mentor, Vorgesetzte |
| Studenten | Dozenten, Doktorvater |
| Stipendiaten | Professor, Förderer |
| Azubis | Ausbilder, Chef |
| Schüler | Lehrer |
| Ehrenamtler | Verein, Stiftung |
In den meisten Fällen ist es nicht der aktuelle Arbeitgeber, der das Beurteilungsschreiben ausstellt, sondern vielmehr berufliche Weggefährten, Ausbilder oder Mentoren. Grundsätzlich kann das Dokument von jeder Person geschrieben werden, mit der Sie schon zusammengearbeitet haben und die sich lobend und wohlwollend für Sie verbürgt.
Idealerweise besitzt der Aussteller ein hohes Ansehen und Renommee in Fachkreisen oder in der Branche. Das verleiht dem Schreiben mehr Gewicht und Seriosität.
Beurteilungsschreiben Vorlage: Beispiel mit Mustertext
Die folgende Beurteilungsschreiben Vorlage können Sie gleich hier online im Browser editieren und umschreiben. Dazu einfach auf den Kasten klicken, anschließend kopieren und ausdrucken.
Name Beurteilungsschreiber
Anschrift
PLZ Wohnort
Telefonnummer
Beurteilungsschreiben für Max Muster
Unser Unternehmen arbeitet mit Herrn Muster seit vielen Jahren als freier Mitarbeiter zusammen. Herr Muster war in dieser Zeit für unterschiedliche Projekte tätig.
In der Zeit von TT.MM.JJJJ bis TT.MM.JJJJ hat Herr Muster uns beispielsweise in der Funktion als Copywriter unterstützt und dabei seine Aufgaben stets zu meiner vollsten Zufriedenheit und mit großer Begeisterung und viel Engagement bewältigt.
Ich habe ihn als selbstständig denkenden und verantwortungsvollen und immer zuverlässigen Kollegen kennen und schätzen gelernt, der selbst in stressigen Situationen immer freundlich bleibt und einen kühlen Kopf bewahrt.
Herr Muster genießt bis heute einen hervorragenden Ruf bei den Kollegen und Kunden – nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen konstruktiven Vorschläge zur Lösung damaliger Probleme.
Neben der einwandfreien fachlichen Qualifikation zeichnet sich Herr Muster durch Optimismus, Freundlichkeit und hohe Teamfähigkeit aus. Ich halte ihn etwa für eine Position als Senior Copywriter für bestens geeignet und empfehle ihn jederzeit für eine Beschäftigung in diesem Bereich.
Sowohl beruflich als auch privat wünsche ich Herrn Muster weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Falls Sie hierzu noch Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne für telefonische Rückfragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Unterschrift
Das Beurteilungsschreiben Muster können Sie sich gerne zusätzlich kostenlos als Vorlage in Word oder als PDF herunterladen.
Beurteilung schreiben: Besonderheiten und Formulierungen
Weil es keine rechtliche Verpflichtung für ein Beurteilungsschreiben gibt und der Verfasser dieses freiwillig ausstellt, müssen Sie im Gegensatz zur Zeugnissprache keine versteckten Codes oder Botschaften fürchten. Das Beurteilungsschreiben ist immer neutral oder positiv formuliert.
Gleichzeitig sind Sie beim Verfassen sowie bei Form und Inhalt deutlich freier. Romane will aber auch keiner lesen: Länger als eine DIN-A4-Seite sollte es nie sein.
Aufbau und Inhalt
Worauf der inhaltliche Schwerpunkt liegt, bleibt dem Beurteilenden überlassen. Üblicherweise wird darin mit wenigen Sätzen die Tätigkeit, Funktion oder Arbeitsleistung geschildert. Floskeln sind dabei zu vermeiden, sonst wirkt es weniger authentisch.
Das Beurteilungsschreiben endet mit dem Hinweis auf die Kontaktdaten des Ausstellers und der Bereitschaft, weitere persönliche Auskünfte zu geben. Generell sollte das Beurteilungsschreiben stets folgende Bausteine enthalten:
- Briefkopf (Name und Kontaktdaten des Ausstellers, Unternehmen)
- Datum (möglichst aktuell)
- Betreffzeile mit Namen des Beurteilten
- Beschreibung des Unternehmens und der Stelle
- Zeitangabe der Zusammenarbeit
- Beschreibung der Aufgaben und angewendeten Fähigkeiten
- Qualitative Beurteilung der Arbeitsleistung
- Beurteilung des Sozialverhaltens, Kollegialität, Soft Skills
- Zukunftswünsche
- Unterschrift
„Sehr gute“ Formulierungen für Beurteilungen
Falls Sie eine Beurteilung schreiben, können Sie sich an folgenden Textbausteinen orientieren. Sie stellen jeweils eine „sehr gute“ Beurteilung von Mitarbeitern dar:
- „Er/Sie erledigte alle Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“
- „Er/Sie hat alle Aufgaben stets mit größter Sorgfalt und außerordentlichem Engagement ausgeführt.“
- „Seine/Ihre Leistungen waren in jeder Hinsicht und jederzeit hervorragend.“
- „Er/Sie zeigte stets ein überdurchschnittliches Maß an Einsatzbereitschaft und Eigeninitiative.“
- „Er/Sie identifizierte sich in höchstem Maße mit seinen/ihren Aufgaben und dem Unternehmen.“
- „Er/Sie verfügt über ein außergewöhnlich gutes und breit gefächertes Fachwissen, das er/sie jederzeit sicher und erfolgreich einsetzte.“
- „Er/Sie arbeitete stets äußerst systematisch, selbstständig und zielorientiert.“
- „Sein/Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets vorbildlich.“
- „Er/Sie verhielt sich gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden jederzeit einwandfrei.“
- „Er/Sie wurde von Kolleginnen, Kollegen und Vorgesetzten gleichermaßen geschätzt und respektiert.“
- „Er/Sie wurde wegen seines/ihres freundlichen, hilfsbereiten und respektvollen Auftretens allseits sehr geschätzt.“
- „Sein/Ihr Verhalten war stets geprägt von Teamgeist, Loyalität und hoher sozialer Kompetenz.“
- „Er/Sie war stets ein geschätzter Ansprechpartner, der/die durch kooperatives und verbindliches Verhalten überzeugte.“
- „Er/Sie trat jederzeit höflich, korrekt und sicher auf und vertrat das Unternehmen nach innen und außen vorbildlich.“
- „Er/Sie verstand es, Mitarbeiter zu motivieren, zu fördern und zu sehr guten Leistungen zu führen.“
- „Sein/Ihr Führungsverhalten war stets von Fairness, Klarheit und hoher sozialer Kompetenz geprägt.“
- „Sein/Ihr Verhalten gegenüber Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten war in jeder Hinsicht vorbildlich.“
- „Er/Sie genoss volles Vertrauen und hohe Anerkennung bei seinen/ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Leistungsbeurteilung
Verhaltensbeurteilung
Mitarbeiterführung
Wohin kommt das Beurteilungsschreiben in der Bewerbung?
Das Beurteilungsschreiben zählt nicht zu den Pflichtangaben – auch nicht bei „vollständigen“ Bewerbungsunterlagen. Es ist ein rein freiwilliger Zusatz in der Bewerbung.
Einsortiert wird das Beurteilungsschreiben in der klassischen Reihenfolge einer Bewerbungsmappe nach dem Bewerbungsschreiben und Lebenslauf – also anstelle der sonst üblichen Arbeitszeugnisse. Damit gehört die Beurteilung formal zu den „Anlagen“ der Bewerbung.
Was sind die Vorteile von Beurteilungsschreiben?
Das Beurteilungsschreiben bietet gleich mehrere Vorteile im Bewerbungsprozess – nicht nur bei zuvor freiberuflicher Tätigkeit. Es kann die Angaben in der Bewerbung sinnvoll ergänzen und aufwerten, durch…
-
Authentizität
Das Schreiben ist persönlich formuliert, leicht verständlich und frei von Zeugniscodes.
-
Glaubwürdigkeit
Die Beurteilung ist freiwillig und daher Ausdruck echter Wertschätzung und Erfahrungen.
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Gestaltungsfreiheit
Es gibt keine rechtlichen und formalen Vorgaben oder Standardformulierungen.
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Ergänzung
Das Beurteilungsschreiben ersetzt oder ergänzt fehlende oder schlechte Arbeitszeugnisse.
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Bewerbungsplus
Der Zusatz bebt Bewerbende positiv von der Masse ab und wird noch kaum genutzt.
Insgesamt stärkt das Beurteilungsschreiben damit die persönliche und fachliche Präsentation in Bewerbungen, indem es ein authentisches, positives und relevantes Feedback zu Arbeitsstil und -Eignung vermittelt.
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