Definition: Was ist der Name-Letter-Effekt?
Der Name-Letter-Effekt beschreibt die Tendenz von Menschen, Buchstaben zu bevorzugen, die im eigenen Namen vorkommen. Der Effekt wurde erstmals 1985 von dem belgischen Sozialpsychologen Jozef Nuttin entdeckt und hat seitdem viel Aufmerksamkeit in der psychologischen Forschung erlangt.
Obwohl es individuelle Unterschiede gibt, wirkt der Name-Letter-Effekt sowohl bei der Bewertung von Buchstaben als auch bei der Wahl von Wörtern, Produkten und sogar Partnern und Freunden, die mit dem eigenen Namen in Verbindung stehen. Der Effekt konnte bereits in verschiedenen Studien und für unterschiedliche Sprachen nachgewiesen werden.
Einfach erklärt: Wie funktioniert der Name-Letter-Effekt?
Der Name-Letter-Effekt lässt sich durch zwei psychologische Mechanismen erklären: impliziter Egoistmus und Positivitätseffekt:
- Egoismus
Menschen haben die angeborene Neigung, sich selbst als einzigartig und besonders zu betrachten (sog. impliziter Egoismus). Kurz: Wenn wir Buchstaben sehen, die im eigenen Namen vorkommen, führt das zu positiven Assoziationen und löst eine unbewusste emotionale Reaktion und Anziehungskraft aus. Ein bisschen Narzissmus steckt eben in jedem. - Positivitätseffekt
Generell bevorzugen Menschen positive Informationen und erinnern diese auch besser. Da der eigene Name eine positive Bedeutung hat, bewerten wir die Buchstaben darin ebenfalls positiver. Dieser Effekt verstärkt die Präferenz für diese Buchstaben allgemein – und ihre Wahl stabilisiert ebenfalls wieder das Selbstwertgefühl.
Beispiele für den Name-Letter-Effekt
Der Name-Letter-Effekt hat zahlreiche Auswirkungen auf unterschiedliche Bereiche des Lebens und Alltags – von der allgemeinen Namenvorliebe bis hin zu Kaufentscheidungen und der Partnerwahl. Beispiele:
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Freundschaften
Wir empfinden eine spontane Sympathie gegenüber Menschen, deren Name oder Spitzname mit demselben Anfangsbuchstaben beginnt wie unserer. Studien um Farshad Kooti von der Universität von Süd-Kalifornien untersuchten die Beziehungsgeflechte in sozialen Medien – und tatsächlich waren Peter auffallend häufiger mit Paulas oder Patricks befreundet. Bei Frauen wirkt der Effekt sogar stärker als bei Männern.
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Partnerwahl
Eine weitere Auswirkung des Name-Letter-Effekts zeigt sich bei der Partnersuche: In Studien zeigte sich, dass Menschen eine größere Präferenz für potenzielle Partner haben, deren Anfangsbuchstaben im Vornamen mit dem eigenen übereinstimmen.
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Kaufentscheidungen
Forscher fanden heraus, dass Menschen eher Produkte auszuwählen, deren Namen Buchstaben des eigenen Namens enthalten oder sogar damit beginnen. In einem Experiment bevorzugten Personen mit dem Vornamen Max eher das Produkt „Magical Max“ – im Vergleich „Supreme Sam“.
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Wohnort
Der Sozialpsychologe Jozef Nuttin fand 1985 ebenfalls Hinweise, dass der Name-letter-effect im Extrem sogar die Wahl des Wohnortes oder von Lieblingsmarken beeinflusst. So mag Chris eher Coca-Cola, und Philipp lieber Pepsi.
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Namenvorlieben
Untersuchungen zeigen, dass Menschen mehr positive Eigenschaften mit Buchstaben assoziieren, die in ihren eigenen Namen vorkommen. Eine Anna wird zum Beispiel automatisch eher positive Wörter wie „attraktiv“, „akzeptiert“ oder „aktiv“ mit dem Buchstaben „A“ verknüpfen (siehe auch: Maluma-Takete-Effekt)
Name-Letter-Effekt beeinflusst Berufswahl
Die meisten Menschen finden es spontan bizarr bis beängstigend, dass sich ihr eigener Name auf ihre Entscheidungen auswirkt – angefangen bei den eigenen Freunden bis hin zu Kontakten auf Linkedin, Konsumentscheidungen oder sogar bei der Berufswahl und der Wahl des Lebenspartners.
Auch wenn die Wissenschaft bis heute nicht genau weiß, warum das so ist, so belegen mehrere empirische Studien, dass zum Beispiel der Vorname Dennis bei Zahnärzten (eng. „dentist“) überrepräsentiert ist und es für Frauen namens Louise eine überproportional wahrscheinlich ist, dass sie nach Louisiana ziehen. Selbst Jochen ist Journalist geworden…
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