Innovationsbremse Eitelkeit
Ideen werden oft wie kleine Schätze behandelt, die einem so wertvoll sind, dass man jedes schlechte Wort, jede Kritik von ihnen fernhält. Rational ist das nicht, aber menschlich. Wenn wir Ideen bewerten, spielen zwei menschliche Eigenschaften eine dominante Rolle:
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Eitelkeit
Kein kreativer Kopf schätzt es, wenn ausgerechnet seine achso brillante Idee aussortiert und abgeschmettert wird. Verkannte Genies haben die Angewohnheit äußerst hartnäckig und trotzig zu reagieren, und nicht wenige suchen noch tagelang nach einem Weg durch die Hintertür, ihren ursprünglichen Vorschlag im neuen Gewand zu verkaufen.
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Bequemlichkeit
Alte Gedanken haben den angenehmen Effekt, schon bekannt zu sein. Wir haben uns damit bereits auseinandergesetzt, kennen sogar die Konsequenzen und haben uns damit arrangiert. Auch wenn sich dadurch etwas verändert, bleiben wir in unserer Komfortzone. Entsprechend gibt es in Unternehmen häufig das Phänomen, dass das neue Rot, eigentlich das alte Schwarz ist – nur in besonders dunkel.
Gute Gründe, sich von seinen Ideen zu trennen
Wir verstehen, dass man an seinen Ideen hängt. Man ist alleine darauf gekommen, hat versucht, die Idee zu polieren und zu verteidigen und hat viel Zeit und Energie in sie investiert. Umso verständlicher, dass es schmerzt, sich davon wieder zu trennen.
Trotzdem muss es manchmal sein. Es gibt gute Gründe, sich von einer eigenen Ideen zu trennen – egal, wie lieb man sie gewonnen hat:
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Nicht jede Idee ist ein toller Einfall
Niemand hört das gerne. Aber es gibt auch schlechte Ideen, die sich gerade nur gut anfühlen. Bei ihnen ist es unerlässlich, sich zu hinterfragen, die schlechte Idee zu erkennen und sich von ihr zügig zu verabschieden.
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Sie denken nur in eine Richtung
Leider passiert es immer wieder, dass wir uns in einen Gedanken verlieben und dann verrennen. Jedes negative Feedback, jedes kluge Gegenargument wird ignoriert. Das ist lineares Denken – und führt nicht nur in die falsche Richtung, sondern meist auch in eine Sackgasse.
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Innovationen wird keine Chance gegeben
Alte Ideen bringen keine neuen Erkenntnisse hervor. Effekt: Neuerungen bleiben aus, wenn sich alle nur darauf besinnen, was ihnen schon einmal eingefallen ist. Wollen Sie etwas vorantreiben, sollten Sie sich zunächst von alten Ideen trennen, um den Kopf frei zu machen für neue Ansätze.
Lesetipp: Die Ausschluss-Methode
Von Ideen trennen: So geht’s!
Der dritte Bremsklotz in Unternehmen ist häufig das Ideenmanagement selbst. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Und die meisten Mitarbeiter wissen instinktiv (wenn nicht gar offiziell), dass die Urheber zündender Ideen mit Belobigungen, Prämien oder gar Beförderung rechnen dürfen. Umgekehrt wird keiner dafür honoriert, dass er oder sie sich von einer Idee getrennt hat.
Also passiert das: Solange es geht, versucht jeder möglichst viele seiner kreativen Impulse in einen Erfolg zu verwandeln – und sei es nur anteilig – mit dem Effekt, dass nie so richtig Platz für völlig neue, radikale und vielleicht sogar disruptive Gedanken ist.
Irrtümer mehr feiern
Um dieses Dilemma zu lösen, gibt es nicht viele Optionen. Manchmal reicht es schon, für ein Klima zu sorgen, das nicht nur die Urheber guter Ideen belohnt, sondern auch den Grad wie die Teammitglieder diese anschließend gemeinsam (!) umsetzen. Feiern Sie Irrtümer genauso wie Innovationen – vorausgesetzt, alle haben daraus etwas gelernt und lassen die Erfahrung hinter sich.
Und sobald eine Entscheidung gefallen ist, formieren Sie die Kräfte neu. So bekommen Eitelkeiten erst gar keine große Bühne. Mit anderen Worten: Trennen Sie sich häufiger von Ideen – auch den eigenen. Das fällt nicht immer leicht, führt aber in der Regel zu noch besseren Einfällen.
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