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Mülleimer-Modell: Unternehmen als organisierte Anarchie

Unternehmen und Manager entscheiden nicht immer rational. Vielmehr handelt es sich dabei oft um organisierte Anarchien, kritisieren drei Standfort-Professoren um James March – und entwickelten daraufhin das Mülleimer-Modell. Was sich dahinter verbirgt und warum Erfahrungen und Ziele schlechte Entscheidungs-Ratgeber sind…



Mülleimer-Modell: Unternehmen als organisierte Anarchie

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Bedeutung: Was ist das Mülleimer-Modell?

Das Mülleimer-Modell (englisch: „Garbage Can Model“ oder „Garbage Can Theory“) beschreibt, wie Menschen Entscheidungen als Plan oder angebliche Kausalität definieren, um sie nachträglich zu legitimieren.

Das Mülleimer-Modell wurde 1972 von den Stanford-Wissenschaftlern Michael Cohen, James G. March und Johan P. Olsen entwickelt und war eine Reaktion auf herrschende Entscheidungsmodelle im strategischen Management. Diese waren für die Autoren zu unrealistisch, da sie stets von rational handelnden Entscheidungsträgern ausgingen.

Warum heißt es Mülleimer-Modell?

Das Forscher-Trio benannte das Modell nach einem Mülleimer, weil dort – metaphorisch gesprochen – zahlreiche verworfene Ideen „herumlungernde“
Probleme lagern und Entscheider dort wie zufällig Lösungen finden.

Cohen, March und Olsen nannten Organisationen auch „organisierte Anarchien“. In einer von Unsicherheit und Komplexität geprägten Welt sei rationales Handeln schwierig. Entsprechend gehe es nicht um EINE richtige Entscheidung, sondern die Summe von „potentiell richtigen“ Entscheidungen. Tatsächlich seien…

  • Ziele
und
Entscheidungsgrundlagen
oft unscharf
oder
inkonsistent („problematic
preferences“)
  • die
Wirkzusammenhänge
unbekannt oder unklar
(„unclear
technology“)
  • die
Beteiligten an
Entscheidung
viel zu wechselnd
(„fluid
participation“)

Allein diese drei Unsicherheitsfaktoren
machten
rationale
Entscheidungsmodelle
unpraktikabel, so die Kritik der Autoren.

Mülleimer-Modell Beispiel: Don Quijote

Als Paradebeispiel für das Mülleimer-Modell gilt die Romanfigur Don Quijote von Miguel de Cervantes. Der tragikomische „Ritter von der traurigen Gestalt“ kämpft gegen Windmühlen, die er für feindliche Riesen hält – eine Mission, die nie zum Erfolg führt. Gleichzeitig rechtfertigt er sein Handeln mit Ehre, kann aber kaum noch zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden.


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Erklärung: Wie funktioniert das Mülleimer-Modell?

Kein Plan ist sicher vor der Realität. Und komplexe Entscheidungen werden im Management häufig weit weniger rational getroffen als viele behaupten. Deshalb lauten die Empfehlungen des Mülleimer-Modells:

Begreifen Sie Ziele als Hypothesen

Jedes noch so hehre Ziel, jeder noch so ernsthafte Vorsatz ist veränderbar und damit flüchtig. Entsprechend sollten Organisationen spielerischer mit ihren Konzepten umgehen und mehr experimentieren. Denn: Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt…

Arbeiten Sie mit Ihrer Intuition

Nicht jede Realität ist mit Kausalitäten zu erklären. Wer an alle seine Entscheidungen mit klassischen Rechtfertigungsmechanismen herangeht, verhindert Innovationen. Intuition mag ein Störfaktor sein – sie ist aber oft auch DER Schlüssel zu mehr Kreativität und guten Ideen.

Betrachten Sie Erinnerungen als falsch

Unser Gedächtnis ist kein verlässliches Archiv. Unsere Erinnerung arbeitet selbstreferenziell: Das Gehirn wählt Eindrücke aus, ergänzt sie, formt sie neu, und zwar so, wie es für das Überleben nützlich ist. Beim Memorieren vermischen wir dann Erfahrungen mit Erlebnissen, die wir gar nicht selbst gemacht haben. So hat das, was wir erinnern, oft wenig mit der Realität zu tun. Das gilt ebenso für die Schlüsse und Strategien, die wir daraus ableiten.


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