Werbung
Werbung

TINA-Prinzip vs. TATA-Prinzip: Keine Alternative? Doch!

„Das ist alternativlos!“ – Ein typischer Killersatz, der mangelnde Weitsicht und mentale Erstarrung mit viel Verve und noch größerer Vehemenz wettmachen will. Dahinter steckt das sogenannte TINA-Prinzip. Vor allem in der Politik ist der behauptete Sachzwang und Alternativen-Notstand ein gern genutztes rhetorisches Mittel. Leider nicht nur dort. Die Alternative und das Gegenmittel: Das TATA-Prinzip…



TINA-Prinzip vs. TATA-Prinzip: Keine Alternative? Doch!

Anzeige

Bedeutung: Was ist das TINA-Prinip?

Beim TINA-Prinzip (synonym: TINA-Argument, TINA-Syndrom) handelt es sich um ein Akronym. TINA steht für die Abkürzung „There Is No Alternative“ („Es gibt keine Alternative“) – und ist damit die Mutter aller Totschlagargumente und das geistige Kind des französischen Soziologen Pierre Bourdieu.

„Es gibt keine Alternativen!“, ist nichts weiter als eine rhetorische Floskel, eine typische Killerphrase, die Widerspruch und Zweifel schon im Keim ersticken soll. „Alternativlos“ wurde deshalb im Jahr 2010 von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum „Unwort des Jahres“ gekürt, weil es von Angela Merkel und weiteren Mitgliedern der Bundesregierung besonders häufig verwendet wurde und die „Politikverdrossenheit“ eher noch verstärke.

TINA-Prinzip Ursprung

Bourdieu prägte das TINA-Prinzip, als er in Studien zeigte, dass Politiker ihre Entscheidungen regelmäßig mit solchen Killerphrasen begründen und versuchen Wähler zu blenden – vor allem dann, wenn ihnen echte Argumente und harte Fakten fehlen.

Der politische Slogan der Alternativlosigkeit wurde vor allem von der britischen Premierministerin Margaret Thatcher am Anfang ihrer Regierung wiederholt verwendet. Später wurde TINA zum Spitznamen für Thatcher. Allerdings besitzen Politiker auf die Masche kein Monopol.


Anzeige

Woran kann ich das TINA-Prinzip erkennen?

Die behauptete Alternativlosigkeit findet sich überall im Alltag – im Job und im Meeting genauso wie in der Gehaltsverhandlung. Trotzdem bleibt die Nebelkerze, was sie ist: pure Propaganda, ein populistischer Akt, um Kritiker mundtot zu machen.

Leider hat TINA zahlreiche Schwestern, deren Akronym jedoch unaussprechlich und daher weniger einprägsam wäre. Aber gehört haben Sie diese (und andere) Totschlagargumente sicher auch schon im Job oder anderswo:

  • „Das hat noch nie funktioniert.“
  • „Das kann man nicht vergleichen.“
  • „Das haben wir schon immer so gemacht.“
  • „Das haben wir noch nie so gemacht.“
  • „Das hat doch keinen Sinn.“
  • „Da könnte ja jeder kommen.“
  • „Dafür ist es jetzt zu spät.“
  • „Das ist eben so.“
Anzeige

Was steckt hinter dem TINA-Prinzip?

So alltäglich das TINA-Prinzip mitsamt seinen Killerphrasen auch ist: Wer so argumentiert (falls man das überhaupt so nennen kann), verfolgt vor allem zwei Ziele:

  1. TINA soll verunsichern

    Die Größe des Generellen schüchtert viele zunächst einmal ein. Zweifel an den eigenen Argumenten treten auf (Ist es dafür wirklich zu spät? Funktioniert das tatsächlich nicht?) und nehmen so die Energie und Wucht aus der eigenen Position.

  2. TINA soll diskreditieren

    Nicht selten schwingt bei Totschlagargumenten im Subtext eine Beleidigung mit. Sie soll den Kritiker herabsetzen und klein machen. Wer das TINA-Prinzip anwendet, sagt subtil: „So wie du hab ich auch mal gedacht, aber heute bin ich klüger!“ Manche Killerphrasen sollen ganz bewusst provozieren, einen wunden Punkt treffen und den anderen so aus dem Konzept bringen. Gemein, aber wirkungsvoll.

Anzeige

Das TATA-Prinzip: Das Gegenteil zu TINA

Zum Glück gibt es ein paar Wege, einer chronischen Engstirne zu begegnen: Eine Alternative ist, derlei Killerphrasen schlicht zu ignorieren, sich davon weder verunsichern noch ärgern zu lassen, sondern seine treffenden Gegenargumente weiterhin ruhig und souverän vorzutragen.

Der Haken an dieser Strategie ist aber, dass die Vertreter des TINA-Prinzips Sie meist in eine Arena zu einem Schaukampf zerren, bei dem sachliche Argumente im Getöse der johlenden Menge untergehen – was sie auch sollen. Ignorieren und kluges Argumentieren bleiben dann zwecklos. Gehört wird nur die Pointe.

Was ist das TATA-Prinzip?

Deshalb hat die französische Politologin Susan George das TATA-Prinzip als Gegenentwurf zu TINA entwickelt. TATA – das ist ebenfalls ein Akronym und steht für: There Are Thousands of Alternatives! Das mag zwar genauso übertrieben und populistisch sein, setzt aber die inszenierte Alternativlosigkeit vorübergehend außer Kraft.

Oft hilft es schon, wenn man der These der 1000 Optionen mindestens zwei gute Vorschläge folgen lässt. Oder die Alternativlosigkeit hinterfragt – was generell eine gute Idee bei Totschlagargumenten ist:

  • „Wie kommen Sie darauf?“
  • „Warum behaupten Sie das?“
  • „Was macht Sie da so sicher?“

Letztlich geht es gar nicht darum, TINA in einer Art Straßenwettrennen auszumanövrieren oder zu besiegen. Das raubt nur Energie. Es geht allein darum, sich von notorischen Engstirnen weder ausbremsen, noch aufhalten zu lassen. Machen Sie Ihrem Gegenüber lieber klar: Wer den Horizont nur durch ein Fenster betrachtet, muss zugeben, immer noch vor einer Wand zu stehen!


Was andere dazu gelesen haben

Podcast Ohmyjob Karrierebibel Teaser