Es gibt keine Alternativen? Quatsch!
TINA – Sie ahnen es längst – ist natürlich keine Frau, sondern ein Akronym und steht für die Abkürzung There Is No Alternative („Es gibt keine Alternative“). Es ist das geistige Kind des französischen Soziologen Pierre Bourdieu und zugleich die Namensgeberin des gleichlautenden Prinzips: Das TINA-Prinzip – und damit die personifizierte Engstirne, die Mutter aller Totschlagargumente.
Es geht nur so und nicht anders ist natürlich eine rein rhetorische Floskel, eine typische Killerphrase, die Widerspruch und Zweifel schon im Keim ersticken soll.
Bourdieu hatte den Begriff geprägt, als er aufzeigte, dass Politiker ihre Entscheidungen regelmäßig mit solchen Phrasen zu begründen versuchen, vor allem dann, wenn ihnen echte Argument fehlen. Sie besitzen darauf aber kein Monopol. Leider.
Die behauptete Alternativlosigkeit findet sich auch in zahlreichen Büros. Trotzdem bleibt sie, was sie ist: pure Propaganda, ein populistischer Akt, um Kritiker mundtot zu machen.
Leider hat TINA zahlreiche Schwestern, deren Akronym jedoch meist unaussprechlich und daher weniger einprägsam ist. Aber gehört haben Sie diese (und andere) Totschlagargumente sicher auch schon einmal:
- „Das hat noch nie funktioniert.“
- „Das kann man nicht vergleichen.“
- „Das haben wir schon immer so gemacht.“
- „Das haben wir noch nie so gemacht.“
- „Das hat doch keinen Sinn.“
- „Da könnte ja jeder kommen.“
- „Dafür ist es jetzt zu spät.“
- „Das ist eben so.“
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TINA und typische Effekte solcher Killerphrasen
Wer so argumentiert (falls man das überhaupt so nennen kann), verfolgt vor allem zwei Ziele:
-
TINA soll verunsichern.
Die Größe des Generellen schüchtert viele zunächst einmal ein. Zweifel an den eigenen Argumenten treten auf (Ist es dafür wirklich zu spät? Funktioniert es tatsächlich nicht?) und nehmen so die Energie und Wucht aus der eigenen Position.
-
TINA soll diskreditieren.
Nicht selten schwingt bei solchen Totschlagargumenten im Subtext aber auch eine Beleidigung mit. Sie soll den Kritiker herabsetzen und klein machen. TINA-Eleven meinen: „So hab ich auch einmal gedacht, aber heute bin ich natürlich viel klüger (als Sie)…“ Manchmal sollen die Killerphrasen auch ganz bewusst provozieren, einen wunden Punkt treffen und den anderen so aus dem Konzept bringen. Gemein, aber oft wirkungsvoll.
TATA versus TINA: Wie darauf reagieren sollten
Es gibt einige Wege, einer chronischen Engstirne zu begegnen: Die eine Alternative ist, derlei Killerphrasen schlicht zu ignorieren, sich davon weder verunsichern noch ärgern zu lassen, sondern seine treffenden Gegenargumente weiterhin ruhig und souverän vorzutragen.
Der Haken dieser Strategie aber ist, dass die Vertreter des TINA-Prinzips Sie meist in eine Arena zu einem Schaukampf zerren wollen, bei dem sachliche Argumente im Getöse der johlenden Menge untergehen (was sie auch sollen). Ignorieren und kluges Argumentieren bleiben dann zwecklos. Gehört wird nur die Pointe.
Deshalb hat die französische Politologin Susan George das TATA-Prinzip als Gegenentwurf entwickelt.
TATA – das ist ebenfalls ein Akronym und steht für There Are Thousands of Alternatives.
Das mag zwar genauso übertrieben und populistisch sein, setzt aber vorübergehend die inszenierte Alternativlosigkeit außer Kraft.
Allerdings hilft es schon, wenn man der These der 1000 Optionen mindestens zwei gute Vorschläge folgen lässt. Oder aber zumindest die Alternativlosigkeit selbst stärker hinterfragt (was überhaupt eine gute Idee bei Totschlagargumenten ist):
- „Wie kommen Sie überhaupt darauf?“
- „Warum behaupten Sie das?“
- „Was macht Sie da so sicher?“
Letztlich aber geht es gar nicht einmal darum, TINA in einer Art Straßenwettrennen auszumanövrieren oder zu besiegen. Das raubt nur Energie. Es geht allein darum, sich von solch notorischen Verkehrsberuhigern weder ausbremsen, noch aufhalten zu lassen.
Machen Sie Ihrem Gegenüber lieber klar:
Wer den Horizont nur durch ein Fenster betrachtet, muss zugeben, letztlich immer noch vor einer Wand zu stehen.
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