Katharsis-Effekt: Über Frust schreiben, erhöht Jobchancen

Es gibt einen einfachen Trick, nach einem Jobverlust schnell wieder auf die Beine zu kommen und so einen neuen Job zu finden: Schreiben Sie darüber! Kein Witz. Ein Tagebuch oder eine Art Brief an sich selbst reichen dazu völlig. Dahinter steckt der sogenannte Katharsis-Effekt: Sie schreiben sich den Frust und Ärger dabei buchstäblich von der Seele – und blicken danach befreiter in die Zukunft. Das wiederum spiegelt sich sofort in Ihrer Bewerbung und im Vorstellungsgespräch…

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Einfach erklärt: Was ist der Katharsis-Effekt?

Der Katharsis-Effekt beschreibt eine einfache Methode, um sich eine akute Frustration buchstäblich von der Seele zu schreiben. Durch das Aufschreiben des Ärgers wird dieser reflektiert, analysiert und zugleich abgebaut.

Zwar durchleben viele den Frust beim Schreiben noch einmal. Doch das befreit, weil Wut und Enttäuschung danach auf dem Papier stehen und nicht mehr die Gedanken beherrschen.

Definition: Was ist eine Katharsis?

Der griechische Begriff „Katharsis“ hat einen medizinisch-religiösen Ursprung und bedeutet soviel wie „Reinigung“ oder „Sühnung“. Statt starke Gefühle oder Konflikte zu unterdrücken, werden diese ausgedrückt und kanalisiert – zum Beispiel indem man seine Aggressionen durch Prügeln auf einen Sandsack auslebt und sich so davon befreit.


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Bedeutung: Wie wirkt der Katharsis-Effekt?

Dass der Katharsis-Effekt bei der Jobsuche und Bewerbung funktioniert, zeigen gleich mehrere Studien. Bei einer schafften es ganze 53 Prozent der Arbeitslosen mithilfe des „Frustschreibens“ binnen sechs Monaten einen neuen Job zu finden. Zum Vergleich: Von jenen, die lediglich Bewerbungen schrieben, fanden in derselben Zeit nur 18 Prozent eine neue Stelle.

In der Psychologie ist der Katharsis-Effekt schon länger bekannt. Zum Beispiel wenn Ärzte raten, sich bei Kummer, Ärger, Sorgen oder Frust so richtig auszuheulen. Das tut uns nachweislich psychisch und physisch gut (siehe: Resilienz).

Schon der griechische Urarzt Hippokrates glaubte, dass vier Körperflüssigkeiten– Blut, Schleim sowie schwarze und gelbe Galle – über die Gesundheit des Menschen entscheiden. Wenn diese ins Ungleichgewicht geraten, so der antike Mediziner, werden wir krank und benötigen eine Reinigung – oder wie Hippokrates es nannte: eine „Katharsis“. Diese Flüssigkeits-Theorie des Hippokrates gilt zwar lange als überholt. Der Name des Effekts ist aber geblieben.

Warum weinen wir?

Schon lange versuchen Wissenschaftler herauszufinden, warum Menschen weinen. Eine Theorie findet derzeit den größten Konsens: Ihr zufolge weinen wir, um unsere Seele sprichwörtlich von Ballast zu befreien. Oder von diversen Gefühlswallungen. Insbesondere Frauen konnten dem niederländischen Psychologen Ad Vingerhoets von der Universität Brabant gleich vier oder mehr Emotionen nennen, die sie während eines Weinkrampfs empfanden. Als wiederum dessen Kollegen von der niederländischen Universität Tilburg vor rund vier Jahren 3000 Tränenflüsse untersuchten, zeigte sich bei nahezu allen Betroffenen hernach eine deutliche Besserung des Gemütszustands, lediglich jeder Zehnte fühlte sich hinterher schlechter als davor.


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Die Grenzen des Katharsis-Effekts

Die positive Wirkung des Katharsis-Effekts nimmt allerdings ab, sobald mehrere Personen unserem Gefühlsausbruch beiwohnen. Davon ist Jonathan Rottenberg von der Universität von South Florida überzeugt. In seiner Studie befragte er gemeinsam mit zwei Kollegen über 5000 Menschen in 35 Ländern nach ihren Erinnerungen an den letzten Weinkrampf. Etwa 30 Prozent erinnerten sich, dass ihre Umgebung nicht durchweg positiv darauf reagierte.

Wenn Sie sich eine Jobkrise oder den Jobfrust von der Leber schreiben, tun Sie das daher bitte für sich allein und im stillen Kämmerlein. So wirkt der Effekt besser.

Wie Sie Frust generell kanalisieren können

  1. Reden

    Selbstgespräche helfen, Stress abzubauen, reduzieren Aggressionen und sorgen für mehr Klarheit, hat etwa der US-Psychologe Thomas Brinthaupt nachgewiesen. Auch Gespräche mit Freunden senken den Frust.

  2. Schreiben

    Seine Gedanken und Gefühle zu notierten und zu sortieren, hilft nachweislich, sich den Frust von der Seele zu schreiben. Gleichzeitig dokumentieren die Notizen, wie man solche Phasen überwunden hat.

  3. Schreien

    In Maßen ist das durchaus erlaubt: Hauen Sie mit der Faust auf den Tisch, schreien Sie Ihren Bildschirm an, stampfen Sie laut auf den Boden – nur zerstören Sie dabei bitte nichts im Büro und machen Sie es so, dass es keiner mitbekommt.


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