Bedeutung: Was sind Stilblüten?
Stilblüten sind keine Blumen, sondern schiefe Bilder und schräge Formulierung, die aufgrund ihrer Doppeldeutigkeit unfreiwillig komisch wirken, etwa „Spaßmaßnahmen“ statt „Sparmaßnahmen“. Oft entstehen lustige Stilblüten, indem zwei Redensarten unglücklich vermischt werden.
Beispiele:
- „Das brennt mir auf der Zunge“ – aus: „Das brennt mir unter den Nägeln.“ Und: „Das liegt mir auf der Zunge.“
- „Wichtig ist, dass der Chef den Monolog mit den Mitarbeitern sucht.“ – Gemeint ist natürlich der „Dialog“. Hübsch ist die Stilblüte trotzdem, weil sie die Realität in vielen Unternehmen beschreibt.
Beispiele für Stilblüten gibt es in Aufsätzen von Schülern, in Pressemitteilungen („Die Mordkommission schließt nicht aus, dass die gefundenen Körperteile zu einer Leiche gehören.“) und in der Bewerbung.
Typische Kennzeichen von Stilblüten
- Falsche Satzstellung
- Unglückliche Wortwahl
- Doppeldeutigkeiten
- Übersetzungsfehler
- Freudsche Versprecher
Stilblüten in der Bewerbung: Gefährlich!
Über manche Stilblüten in Bewerbungsschreiben oder Lebenslauf können Personaler hinwegsehen. Erst recht, wenn Stilsicherheit und ein guter Schreibstil nicht zum Anforderungsprofil des Jobs gehören.
Blüht in der Bewerbung aber gleich ein ganzes Stilblütenmeer, stellen Recruiter zurecht, Sorgfalt und Seriosität der Kandidaten infrage. Dann wirken Stilblüten wie Flüchtigkeitsfehler und übermäßige Floskeln in der Bewerbung: Sie entwerten die Bewerbungsunterlagen!
Stilblüten Beispiele: Falsche Formulierungen in Bewerbungen
Tippfehler
Besonders ärgerlich sind Rechtschreibfehler. Sie zählen genau genommen nicht zu den Stilblüten. Handelt es sich dabei aber um Buchstabendreher oder Auslassungen, können daraus Stilblüten werden. Beispiele:
- Konditoreifachver“L“äuferin – statt Konditoreifachverkäuferin
- La“B“erleiter – statt Lagerleiter
- Grundweh_dienst – statt Grundwehrdienst
- Abschuss_prüfung – statt Abschlussprüfung
Wortwahl
Ein Klassiker unter den Stilblüten findet sich auch in der Bewerbung: „Ich zähle mich zu den Koniferen auf meinem Gebiet.“ Gemeint sind „Koryphäen“ – also echte Experten und keine immergrünen Nadelgehölze. Peinlich sind diese Stilblüten immer dann, wenn sich jemand besonders gewählt oder eloquent ausdrücken will und sich prompt bei den Fremdwörtern vertut. Weitere Stilblüten Beispiele:
- „Ist das wieder eine Syphilisarbeit!“ (Gemeint: „Sisyphosarbeit“)
- „Ich mache es nicht wegen des schnöden Mammuts.“ (Gemeint: „Mammons“)
- „Er hat sich geschickt aus der Atmosphäre gezogen.“ (Gemeint: „Affäre“)
- „Er wurde Opfer eines Kompotts.“ (Gemeint: „Komplotts“)
- „Die Maßnahmen werden mit Bronchialgewalt durchgesetzt.“ (Gemeint: „Brachialgewalt“)
- „Das ist ein Präsidentsfall.“ (Gemeint: „Präzedenzfall“)
- „Er direktierte sich am Fehler anderer.“ (Gemeint: „delektierte“)
- „Wir sollten hier ein Exemplar stationieren.“ (Gemeint: „Exempel statuieren“)
- „Diese Ausgaben reißen ein riesiges Loch ins Bidet.“ (Gemeint: „Budget“)
Doppeldeutigkeiten
Regelrechte Schenkelklopfer sind Stilblüten, die zwei Auslegung erlauben. Sogenannte Doppeldeutigkeiten. Dazu gehören beispielsweise die folgenden Formulierungen – allesamt schon in der Bewerbung aufgetaucht:
- „Ich hoffe, ich habe Ihr Interesse befriedigt.“
- „Ein international erfolgreiches Großereignis galt jährlich meiner Organisation.“
- „Mir gelingt es, alle Schwierigkeiten, die sich Ihnen bieten, zu überwältigen.“
- „In Meetings befasse mich regelmäßig damit, was die Teammitglieder bewegt.“
- „Ich präferiere eine selbständige Organisation meiner Aufgaben.“
- „Meine Erfahrungen und Kompetenzen sprechen für ein attraktives Äußeres.“
- „Erfahrung habe ich in der Führung von Mitarbeitern durch Vorleben.“
- „Meine Englischkenntnisse erlauben Ihnen, problemlos internationale Kontakte zu knüpfen.“
- „Mein Ziel ist, längerfristig die Aufgaben in Ihren Unternehmen zu erledigen.“
Steigern lässt sich das nur noch mit einer „Kathederblüte“ – einer doppelten Stilblüte, die nach hinten losgeht: „Für diese faule Ausrede müssen Sie sich schon einen Dümmeren suchen, aber den werden Sie kaum finden!“ Oder: „Einer von uns beiden ist dümmer als du!“ Genau.
Unangemessenes
Zu den modernen Stilblüten gehören inzwischen nicht nur sprachliche Fehler in der Bewerbung, sondern zunehmend auch unangemessene Begleiter. Hierzu zählt besonders oft die eigene E-Mail-Adresse. Wer in seinen Kontaktdaten sowas wie „sexyhexi@sunshine.de“ oder „coolerchecker@ichbins.de“ angibt, disqualifiziert sich selbst.
Ähnliches gilt für die Bewerbungsmappe: Auf Gestaltungselemente wie witzige Aufkleber oder Schleifchen sowie Smileys im Anschreiben sollten Sie unbedingt verzichten. Unseriös!
Selbst eine unangemessene Kleidung im Vorstellungsgespräch könnte man als Stilblüte bezeichnen: Motivkrawatten, Used-Jeans, Miniröcke und bunte T-Shirts haben dort nichts verloren. Faustregel: Kleiden sich für den Job, den Sie wollen und nicht für den, den Sie schon haben!
Wie kann ich Stilblüten vermeiden?
Bis hierhin haben Sie sicher das eine oder andere Mal schmunzeln müssen. Vielleicht haben Sie sich auch ertappt gefühlt. Fehler passieren jedem von uns. Ganz vermeiden lassen Sie sich nie. Aber gegen Stilblüten helfen die folgenden Tipps:
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Korrekturlesen
Lassen Sie Ihre Bewerbung immer von einer anderen Person Korrekturlesen – einem Freund oder Bekannten. Zur Not von der KI oder einem professionellen Bewerbungsschreiber und Lektor. Vier Augen sehen einfach mehr als zwei.
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Nachschlagen
Wenn Sie sich bei einer Redensart oder Formulierung nicht sicher sind: Schlagen Sie diese nach oder recherchieren Sie die korrekte Schreibweise im Internet.
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Vereinfachen
Verzichten Sie auf Fachbegriffe deren Bedeutung Sie nicht zu 100 Prozent kennen. Erstens klingen diese schnell hochgestochen; zweitens kann der Schuss nach hinten losgehen. Ein falsch genutzter Fachterminus outet Sie als tatsächlichen Laien.
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