Was ist ein kooperativer Führungsstil?
Der kooperative Führungsstil ist eine moderne Form der Personalführung, bei der Mitarbeiter aktiv in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Im Zentrum steht eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Jeder Mitarbeiter kann und sollte seine Meinungen und Ideen äußern, ebenso ist konstruktive Kritik nicht nur erlaubt, sondern erwünscht.
Anders als bei klassischen Führungsstilen handelt eine kooperative Führungskraft nicht aus einer erhöhten Position – auch wenn sie die Verantwortung trägt, Aufgaben delegiert und andere Führungsaufgaben übernimmt. Der Chef stärkt vielmehr die Eigeninitiative, setzt die Stärken des Teams ein, fördert die Kommunikation und hilft dabei, gemeinsam die besten Ergebnisse zu erreichen.
8 Anzeichen für kooperative Führung
- Zusammenarbeit auf Augenhöhe
- Mitarbeiter werden in Entscheidungen einbezogen
- Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung
- Hohes Maß an Eigeninitiative im Team
- Transparente und häufige Kommunikation
- Konstruktive Feedback- und Fehlerkultur
- Teamarbeit hat eine zentrale Rolle bei Aufgaben und Projekten
- Demokratische Prozesse bei Problemen oder Entscheidungen
Kooperativer Führungsstil und partizipativer Führungsstil
Ein kooperativer und partizipativer Führungsstil haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch einen zentralen Unterschied. Beide beziehen Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse ein und hören auf Ideen, Kritik oder Meinungen des Teams. Bei partizipativer Führung trifft aber immer der Vorgesetzte die Entscheidung und hat ein höheres Stimmrecht. Kooperative Führung wird hingegen auch als demokratischer Führungsstil bezeichnet. Hier entscheidet im Zweifelsfall die Mehrheit – der Chef kann aber in der Praxis ein Veto haben.
Vor- und Nachteile eines kooperativen Führungsstils
Ein kooperativer Führungsstil gilt als moderne Form der Mitarbeiterführung – im Gegensatz zu etwa einem autoritären Führungsstil, der auf steile Hierarchien und ein striktes Top-Down-System setzt. Doch auch kooperative Führung hat Vor- und Nachteile:
Kooperativer Führungsstil Vorteile
- Eigenverantwortliche Mitarbeiter
In einem kooperativen Umfeld arbeiten Mitarbeiter mit größerer Eigenverantwortung. Der Chef greift nicht in die Arbeit ein, sondern liefert nur Unterstützung. So kann das Team selbstständig handeln und entscheiden. - Objektivere Entscheidungen
Bei Entscheidungen werden verschiedene Perspektiven, Ideen, Meinungen und auch Kritikpunkte berücksichtigt. In konstruktiven Gesprächen und Diskussionen wird der Entscheidungsprozess gemeinsam vorangebracht. Das führt zu mehr Objektivität. - Bessere Teamarbeit
Ein kooperativer Führungsstil verbessert die Teamarbeit durch enge Zusammenarbeit und gute Kommunikation. Alle Mitarbeiter verfolgen gemeinsame Ziele und arbeiten zusammen an der Verwirklichung. - Weniger Konflikte
Offene Kommunikation, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt verringern das Konfliktpotenzial. Kommt es doch zu Streitigkeiten, werden diese in Gesprächen schnell geklärt. - Mehr Identifikation
Ausgeprägtes Mitspracherecht und Teilhabe an Entscheidungen steigert die Identifikation mit dem Arbeitgeber. Mitarbeiter sehen sich nicht nur als unbedeutendes Teil in irgendeinem Unternehmen, sondern stehen hinter den Werten, der Vision und der Unternehmenskultur. - Größere Motivation
Der kooperative Führungsstil sorgt für größere Motivation im Team. Dahinter steht zum einen die Identifikation mit dem Arbeitgeber, aber auch die Mitbestimmung bei Entscheidungen. Die Leistungsbereitschaft ist besonders groß, wenn man selbst an der Entscheidungsfindung beteiligt war. - Starkes Employer Branding
In der heutigen Zeit ist ein moderner Führungsstil für viele Jobsuchende ein wichtiger Faktor. Kooperation ist deshalb ein Pluspunkt für das Employer Branding. Arbeitgeber können damit Fachkräfte anlocken und vorhandene Talente binden.
Kooperativer Führungsstil Nachteile
- Langsame Entscheidungen
Demokratische Diskussionen und Entscheidungsprozesse dauern länger, als eine Ansage von Chef. Bei zeitkritischen Themen kann das ein Problem sein. Auch sind kooperative Entscheidungen keine Garantie für eine bessere Wahl – auch die Mehrheit kann falsch liegen (siehe: Schwarmdummheit). - Unnötige Diskussionen
Einige Diskussionen sind regelrecht unnötig, weil es um unwichtige Kleinigkeiten oder Nebensächlichkeiten geht. Hier muss die Führungskraft dann doch irgendwann einschreiten, damit es überhaupt zu einer Lösung kommt. - Mögliche Meinungsverschiedenheiten
Werden viele Ideen und Meinungen geäußert, kann es dabei auch zu Meinungsverschiedenheiten kommen. Trotz des respektvollen Umgangs drohen Spannungen, wenn Mitarbeiter gegensätzliche Standpunkte vertreten. - Stärkeres Konkurrenzgefühl
Wird kooperativ und demokratisch entschieden, möchte sich jeder durchsetzen. Das sorgt für ein großes Konkurrenzdenken. Das kann so weit gehen, dass sich Grüppchen bilden, die gegeneinander arbeiten, um die eigenen Meinungen durchzubringen. - Fehlender Überblick
Vorgesetzte mit einem kooperativen Führungsstil brauchen ausgeprägte Sozialkompetenz, eine Menge Geduld und gute organisatorische Fähigkeiten. Wer arbeitet gerade eigenverantwortlich woran? Welche Entscheidungen wurden im Team getroffen? Wo wird Unterstützung benötigt? Es ist nicht leicht, den Überblick über alle Prozesse zu behalten. - Benötigte Eigenverantwortung
Ein kooperativer Führungsstil kann nur funktionieren, wenn Mitarbeiter tatsächlich Eigenverantwortung übernehmen, das nötige Wissen und auch die Erfahrung mitbringen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Fehlen Fachkenntnisse oder wichtige Qualifikationen, kann diese Art der Personalführung dem Unternehmen schaden.
Wann funktioniert ein kooperativer Führungsstil?
Kooperative Führung klingt für viele nach einem Idealbild im Führungsverhalten. In der Praxis kommt es jedoch auf die konkreten Umstände an. Als Grundregel gilt: Ein kooperativer Führungsstil funktioniert nicht für alle Aufgaben oder Teams. Bei Veränderungen in den Abläufen, kreativen Aufgaben oder Projekten mit einem hohem Maß an Eigenverantwortung ist die demokratische Mitarbeiterführung sinnvoll – bei täglichen Routineaufgaben oder standardisierten Abläufen ist Kooperation hingegen nicht zielführend.
Zudem ist ein kooperativer Führungsstil in Reinform kaum möglich. In einigen Situationen braucht es sofort eine Entscheidung, ohne vorher ein Meeting zu halten oder eine Umfrage unter den Mitarbeitern durchzuführen. Auch müssen manchmal Unternehmensentscheidungen getroffen werden, die nicht im Interesse aller Mitarbeiter sind – trotzdem werden sie umgesetzt. Meist ist die kooperative Führung deshalb eher ein Aspekt des situativen Führungsstils.
Beispiele für kooperative Führung
Wie kooperative Führungsarbeit in der Praxis aussehen kann, zeigen die folgenden zwei Beispiele:
Schlechter Umsatz
Die Analyse der Umsatzzahlen zeigt einen Rückgang der Verkäufe im letzten Quartal. Gemeinsam sucht das Team nach möglichen Ursachen und entwickelt Lösungsvorschläge. Die ausgewählten Maßnahmen zur Umsatzsteigerung werden anschließend umgesetzt. Zur weiteren Kontrolle finden regelmäßige Treffen statt, in denen die Effektivität der Aktionen beurteilt wird.
Neue Ziele
Das Unternehmen möchte einen neuen Markt im Ausland erschließen. Mitarbeiter und Führungskräfte erarbeiten gemeinsam eine Strategie für ein erfolgreiches Vorgehen. Dabei bringen Arbeitnehmer ihr Wissen aus dem täglichen Geschäft sowie ihre Erfahrung im Umgang mit internationalen Kunden ein. Vorgesetzte diskutieren mit, geben aber keine Richtung vor. Findet eine Strategie den meisten Anklang oder Zustimmung bei allen Beteiligten, beginnt die Planung und Umsetzung.
3 Tipps für den kooperativen Führungsstil
Ein kooperativer Führungsstil ist nicht leicht umzusetzen. Damit es trotzdem gelingt, helfen diese drei Tipps:
- Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern
Für kooperative Führung müssen Sie Aufgaben und Verantwortungen abgeben können – das gelingt nur mit dem nötigen Vertrauen. Erkennen Sie die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter an und vertrauen Sie darauf, dass diese ihr Bestes geben. - Legen Sie klare Ziele fest
Ein wichtiges Mittel im kooperativen Führungsstil sind klare Zielsetzungen. Das kann über das OKR Modell gelingen. Die Abkürzung steht für „Objectives and Key Results“ und beinhaltet Ziele sowie messbare Kennzahlen, die erreicht werden sollen. Mitarbeiter können eigenverantwortlich an der Umsetzung arbeiten, aber es wird sichergestellt, dass wichtige Ziele erreicht werden. - Erkennen Sie Ihre neue Rolle
Führungskräfte haben bei kooperativer Führung eine neue Rolle, die Sie erkennen und akzeptieren müssen. Es geht nicht mehr darum, im Alleingang Entscheidungen zu treffen und jeden Mitarbeiter bei seinen Aufgaben zu managen. Kooperative Chefs sorgen für die Rahmenbedingungen, damit Mitarbeiter selbstständig handeln und ihr Potenzial nutzen können.
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