Definition: Was ist Topsharing?
Topsharing ist die Aufteilung einer einzelnen Führungsposition auf mehrere Vorgesetzte. Das moderne Arbeitsmodell überträgt die Idee des Jobsharing in die Managementebene. Es gibt dabei nicht einen Vorgesetzten, der zu 100 Prozent die Stelle besetzt. Die geteilte Führung wird von mindestens zwei Führungskräften übernommen, die gemeinsam eine Vollzeitposition bekleiden.
Geteilt wird dabei alle Aufgaben und Verantwortungen. Topsharer handeln in enger Absprache und Kooperation. Es gibt keine Alleingänge oder das Gefühl, mehrere Führungskräfte würden gegeneinander arbeiten.
Topsharing: Ursachen für das neue Modell
Topsharing ist nicht ohne Grund entstanden. Das neue Arbeits- und Managementmodell ist eine Reaktion auf gleich zwei große Faktoren: Fachkräftemangel und fehlende Chancengleichheit in Führungspositionen. In vielen Bereichen fehlen qualifizierte Mitarbeiter, gleichzeitig ist Vereinbarkeit von Familie und Beruf gerade in höheren Positionen schwierig umzusetzen.
Das betrifft vor allem Frauen, die alle Voraussetzungen mitbringen, aber für den Familienwunsch auf den nächsten Karriereschritt verzichten. Topsharing ist eine Alternative, wenn Sie eine Führungsrolle übernehmen wollen, ohne Abstriche beim Familienleben zu machen.
Beispiele für Topsharing
Der Trend zum Topsharing schreitet voran. Bisher ist das Teilzeitmodell für Führungskräfte in Deutschland aber weiterhin die Ausnahme. Bisher setzen gerade große Arbeitgeber auf das neue Modell, kleinere Betriebe stehen dem Ansatz kritisch gegenüber. Dabei gibt es für die Gestaltung verschiedene Möglichkeiten, um Topsharing an die Situation anzupassen. Hier drei einfache Beispiele:
- Beispiel: 50/50-Topsharing
Ein häufiges Modell ist ein Topsharing zu gleichen Teilen. Zwei Führungskräfte teilen die Stelle jeweils zur Hälfte unter sich auf. Aus einer 40-Stunden-Stelle werden somit zwei 20-Stunden-Jobs. Dabei werden die Aufgaben gemeinsam übernommen und Entscheidungen gemeinschaftlich getroffen. - Beispiel: 70/30-Topsharing
Möglich ist auch eine unterschiedliche zeitliche Aufteilung. Möchte eine Führungskraft (vorübergehend oder dauerhaft) eine geringere Arbeitszeit haben, kann das Konzept entsprechend angepasst werden. Die Aufteilung kann natürlich auch 60/40 oder eine andere Verteilung sein. - Beispiel: Projektaufteilung
Topsharing kann nicht nur zeitlich, sondern auch nach Aufgaben und Projekten aufgeteilt werden. Ein Chef ist verantwortlich für festgelegte Bereiche, die zweite Führungskraft übernimmt andere Punkte.
Vor- und Nachteile von Topsharing
Topsharing hat zahlreiche Vorteile, Unternehmen bleiben bei der Umsetzung aber zögerlich. Grund dafür sind Unsicherheiten und mögliche Nachteile. Wir stellen die Vor- und Nachteile des Modells für Mitarbeiter und Arbeitgeber vor:
Vorteile für Mitarbeiter
- Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Sie müssen nicht zwischen Führungsposition und Familie wählen. Topsharing ermöglicht eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, statt Mitarbeiter vor einer Entweder-oder-Entscheidung zu stellen. - Lebensqualität
Die reduzierte Arbeitszeit verbessert die Work-Life-Balance und sorgt für eine insgesamt bessere Lebensqualität. Stress und Belastungen werden deutlich reduziert. - Flexibilität
Sie können sich um Ihre Kinder kümmern, Angehörige pflegen, einem Hobby nachgehen, sich ehrenamtlich engagieren… Das Modell schafft größere Flexibilität Sie sind nicht 40 bis 60 Stunden im Job, sondern teilen sich ihre Zeit freier ein. - Fehlervermeidung
Topsharing hat ein eingebautes Qualitätsmanagement. Durch das Vier-Augen-Prinzip werden viele Fehler frühzeitig erkannt und verhindert.
Nachteile für Mitarbeiter
- Gehalt
Geteilte Führung bedeutet auch geteiltes Gehalt. Die finanzielle Situation muss entsprechend geplant und durchgerechnet werden. Bessere Vereinbarkeit von Familie und Job bringt wenig, wenn das Geld nicht ausreicht. - Kompromisse
Bei mehreren Führungskräften braucht es regelmäßig Kompromisse. Sie werden nicht immer einer Meinung sein und müssen trotzdem einen gemeinsamen Weg finden. Das erschwert die Arbeit und verlangsamt Prozesse. - Harmonie
Ohne Harmonie zwischen den Topsharing-Partnern funktioniert das Konzept nicht. Sie müssen nicht gleich beste Freunde werden, aber doch gut zurechtkommen. Nur so funktioniert die enge Zusammenarbeit ohne Konflikte. - Rückkehr
Topsharing ist für viele eine vorübergehende Lösung. Heißt: Irgendwann soll die Rückkehr zur Vollzeit folgen. Möchte ein Topsharer seine Stundenzahl erhöhen, ist die Position überbesetzt. Es drohen Konflikte, Streit und Konkurrenz.
Vorteile für Arbeitgeber
- Employer Branding
Durch moderne Arbeitszeitmodelle verbessern Unternehmen das Employer Branding. Sie werden zu einem attraktiven Arbeitgeber und können qualifizierte Mitarbeiter anlocken. - Mitarbeitersuche
Geteilte Führung erleichtert die Mitarbeitersuche für Führungspositionen. Die flexiblen Lösungen sprechen viele potenzielle Vorgesetzte an, die bei einer Vollzeitstelle darauf verzichten würden. - Kompetenz
Zwei Führungskräfte können sich gegenseitig hervorragend ergänzen. Die gemeinsamen Kompetenzen können für das Unternehmen bestmöglich eingesetzt werden. - Vertretung
Fällt ein Topsharer aus, kann der andere zumindest teilweise als Vertretung einspringen. Bei Krankheit oder Urlaub ist somit weiterhin ein Ansprechpartner und Verantwortlicher anwesend.
Nachteile für Arbeitgeber
- Organisation
Topsharing bringt einen größeren Organisationsaufwand. Die Topsharing-Partner müssen sich ständig absprechen, Aufgaben und Verantwortungen müssen klar geregelt werden. Zudem muss die Kommunikation mit den Mitarbeitern stimmen, um Missverständnisse zu vermeiden. - Kosten
Für Unternehmen können Mehrkosten entstehen, wenn eine Position aufgeteilt wird. Je nach Stundenumfang (beispielsweise zweimal 24 Stunden), Gehalt und Sozialabgaben sind die Kosten höher als bei einer einzelnen Führungskraft. - Verzögerungen
Durch Rücksprachen, gemeinsame Verantwortung und Übergaben kann es zu Verzögerungen kommen. Wird sofort eine Entscheidung benötigt, kann es problematisch sein, wenn nur einer der Topsharer da ist. - Führungsstile
Führungsstile können sehr unterschiedlich und nur schwer vereinbar sein. Ein autoritärer Chef kann nicht mit einem demokratischen Chef zusammenarbeiten. Die Tandem-Partner müssen in ihrer Arbeitsweise zusammenpassen.
Tipps für erfolgreiches Topsharing
Erfolgreiches Topsharing ist kein Selbstläufer. Es braucht klare Regeln und fortlaufende Arbeit an einer erfolgreichen Umsetzung. Diese Tipps helfen dabei:
Klare Aufteilung
Von Anfang an muss klar geregelt sein, wie das Topsharing aufgeteilt ist. Wer ist wann da? Ist einer am Vormittag da, der andere nachmittags – oder wird nach Arbeitstagen unterschieden? Liegt die Verantwortung immer bei beiden oder werden die Bereiche aufgeteilt?
Interne Überzeugungsarbeit
Zweifel und Vorbehalte bei Mitarbeitern müssen überwunden werden. Angestellte fürchten Probleme oder negative Auswirkungen auf die eigene Arbeit. Diese müssen ernst genommen und entkräftet werden, damit das Konzept unterstützt wird.
Ständige Kommunikation
Topsharer müssen sich gegenseitig ständig informieren. Kommunikation ist die absolute Grundvoraussetzung, um gemeinsam eine Führungsrolle zu übernehmen. Beide brauchen zu jeder Zeit alle relevanten Informationen. Dazu braucht es gute Dokumentation und regelmäßige Übergaben von Wissen, Zwischenständen oder Berichten. Auch ein gemeinsamer E-Mail-Einfang ist sinnvoll. So haben beide Zugriff auf eingehende Nachrichten.
Geschlossenes Auftreten
Mehrere Führungskräfte dürfen sich nicht widersprechen. Das führt zu Verwirrung im Team oder dazu, dass die Topsharer gegeneinander ausgespielt werden.
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