Macht der Tradition: Weil es schon immer so war!
Traditionen sind altbekannte Vorgänge, etablierte Prozesse und Gewohnheiten, die sich über Jahre oder Jahrzehnte durchgesetzt haben. Nachfolger und jüngere Generationen wissen meist gar nicht, woher diese stammen – und übernehmen sie trotzdem. Genau hier beginnt die Macht der Tradition.
Es sind unreflektierte Verhaltensweisen, die als gegeben und unumstößlich akzeptiert werden. Ein Beispiel: Jeden Morgen um 10 Uhr kommt das gesamte Team für 90 Minuten zum Meeting zusammen. Es gibt zwar nichts zu diskutieren und keinerlei Fortschritte, doch die Besprechung wurde schon immer so gemacht. Klingt übertrieben, doch die Macht der Tradition zeigt sich genau so in vielen Bereichen.
Beispiele für die Macht der Tradition
Traditionen müssen nicht zwangsläufig Vermächtnisse früherer Generationen sein. Oft sind es Gewohnheiten und Routinen, die nicht hinterfragt, sondern immer wieder abgespult werden. Die Macht der Tradition beeinflusst den Job, aber auch das Privatleben. Hier einige Beispiele:
- Sie erledigen Ihre Aufgaben immer in der gleichen Reihenfolge – obwohl eine neue Struktur Synergieeffekte bringen könnte.
- Sie halten an alten Hierarchien fest – obwohl kürzere Kommunikationswege viele Vorteile haben.
- Sie essen jeden Morgen Brot mit Marmelade – obwohl es gesünder wäre, abwechslungsreicher zu essen.
- Sie pendeln mit dem Auto – obwohl eine neue Bahnverbindung schneller ist.
- Sie lassen Ihr Geld auf einem Girokonto – obwohl andere Anlagen bessere Zinsen bringen.
- Sie bleiben in Ihrem Job – obwohl Sie dieser längst unzufrieden macht.
- Sie gehen abends um 23 Uhr ins Bett – obwohl Sie schon ab 21:30 Uhr müde sind.
Es gibt unzählige Abläufe, die wir überhaupt nicht hinterfragen. Manche haben wir selbst eingeführt, andere stillschweigend von anderen übernommen, ohne jemals groß darüber nachzudenken. Ein dummes Verhalten für die selbsternannte Krone der Schöpfung – denn dabei verhalten wir uns wie Affen in einem Experiment.
Das Affen-Experiment: Wie entsteht die Macht der Tradition?
Um die Macht der Tradition bei Menschen besser zu verstehen, hilft ein anschauliches Experiment mit Affen: In einem Käfig sitzen vier Affen. In der Mitte des Käfigs steht ein Holzpfosten, darüber hängt eine Banane. Nach einer Weile wagt der erste Affe sein Glück. Kurz bevor er die Banane erreicht, spülen die Wissenschaftler ihn mit einem kalten Wasserstrahl vom Pfahl. Es dauert eine Weile, dann versuchen auch die anderen Affen ihr Glück. Der Appetit auf den Leckerbissen ist zu groß – doch sie alle werden mit dem Wasserstrahl abgehalten.
Das wiederholt sich, bis alle Affen im Käfig endgültig aufgegeben haben. Dann folgt der eigentliche Clou des Experiments: Die Forscher ersetzen einen Affen. Der Neue weiß noch nichts von der kalten Dusche. Doch als er auf den Pflock steigen will, halten ihn seine Artgenossen mit lautem Gekreische und körperlicher Gewalt zurück. Eine soziale Geste, weil sie ihn schützen wollen.
Affen halten sich an alte Verhaltensweisen
Dann ersetzen die Wissenschaftler mit jedem weiteren Testdurchlauf einen Affen nach dem anderen. Am Ende sitzen vier Affen im Käfig, die niemals den kalten Wasserstrahl abbekommen oder auch nur gesehen haben. Trotzdem wagt sich kein Affe jemals wieder auf den Pfosten, um zur Banane zu gelangen. Es ist die Macht der Tradition: Die Affen haben das Verhalten von ihren Artgenossen übernommen. Ohne wirklich zu verstehen, welche Gründe es hat.
So stoppen Sie die Macht der Tradition
Traditionen beginnen genau wie im Affengehege. Irgendwann weiß niemand mehr, warum man die Dinge macht, wie man sie macht. Aber jeder ist davon überzeugt, dass es nur so richtig ist und nur so geht. Schön blöd! Lassen Sie niemals zu, dass (sprichwörtliche) Affen Sie davon abhalten, die Erfolgsleiter hochzuklettern und positive Veränderungen zu machen. Und stehen Sie sich dabei auch nicht selbst im Weg. Was wir bei anderen leicht bemerken und bemängeln, machen wir oft genauso.
Das beste Mittel gegen die Macht der Tradition ist aktives Hinterfragen. Gewohnheiten können Sie nur ändern, wenn Sie sich diese bewusst machen. Fragen Sie sich: Warum mache ich die Dinge überhaupt so – und ist das wirklich sinnvoll? Schluss mit „Das haben wir schon immer so gemacht“ und hin zu „Wie sollte es am besten gemacht werden?“
10 Gewohnheiten, die Ihrem Erfolg im Weg stehen
Traditionen und Gewohnheiten sind gefestigten Automatismen, die das Leben erleichtern, weil sie unseren Denkapparat nicht weiter belasten. Wir fliegen im Autopilot und sparen Unmengen an Energie. Bei positiven Gewohnheiten ein großer Vorteil — nur setzen sich auch schlechte Angewohnheiten hartnäckig fest. Einmal etabliert, lässt sich die Gewohnheit und damit die Macht der Tradition nur schwer wieder brechen. Charles Duhigg formulierte es einmal so:
Wir wissen, dass sich eine Gewohnheit niemals vollständig beseitigen lässt – vielmehr muss sie ersetzt werden. Wenn wir den Auslösereiz und die Belohnung beibehalten, können wir eine neue Routine installieren.
Fangen Sie gleich damit an. Durchbrechen Sie die Macht der Tradition und arbeiten Sie an Gewohnheiten, die Ihnen im Weg stehen:
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Sie starten Ihren Tag ohne einen Plan oder ein Ziel vor Augen
Wer planlos in den Tag und die Arbeit startet, verliert schnell den Überblick. Sie vergessen Wichtiges und kommen durcheinander. Strukturieren Sie Ihren Arbeitstag (am besten schon am Vorabend), erstellen Sie eine ToDo-Liste und setzen Sie Ziele. Sind diese erreicht, gehen Sie mit einem zufriedenen Gefühl in den Feierabend.
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Sie konzentrieren sich auf alles, was schiefläuft
Wenn Sie nur Negatives sehen, werden Sie auf Dauer blind für alles Positive. Reden Sie sich ein, dass etwas nicht klappt, wird es auch so kommen (siehe: selbsterfüllende Prophezeiung). Wechseln Sie die Perspektive und konzentrieren Sie sich auf die guten Dinge, für die Sie dankbar sein können.
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Sie gönnen Ihren Kollegen den Erfolg nicht
Vergleiche und Neid sind ein verbreitetes Problem. Der eine Kollege hat ein größeres Büro, ein anderer bekommt mehr Gehalt und der Nachbar hat ein schöneres Auto. Sie machen Ihr Selbstwertgefühl vom Vergleich mit anderen abhängig. Konzentrieren Sie sich lieber auf sich, die eigenen Ziele und Träume.
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Sie sind zu perfektionistisch
Sie wollen Aufgaben nach bestem Wissen und Gewissen erledigen. Löblich, doch verfallen Sie nicht in Perfektionismus. Übertriebene Detailverliebtheit führt zu Frust und unerfüllbaren Erwartungen. Gestehen Sie sich selbst auch mal Fehler zu und freuen Sie sich über gute – wenn auch nicht perfekte – Ergebnisse.
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Sie vernachlässigen Ihre Gesundheit
Ohne Pause arbeiten, kein Sport oder Bewegung und zu wenig Schlaf – um vermeintlich produktiv zu sein und viel zu schaffen. Selbstausbeutung und Überforderung ist als schlechte Gewohnheiten leider verbreitet. Ändern Sie das und achten Sie auf Ihre Gesundheit.
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Sie schauen nur zurück
Was wäre, wenn… Sie spielen gedanklich Szenarien durch, die niemals eingetreten sind. Natürlich sollten Sie aus Fehlern lernen, doch danach muss der Blick nach vorne gehen. Klammern Sie sich nicht an die Vergangenheit und Dinge, die Sie nicht mehr ändern können.
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Sie geben zu viel auf die Meinung anderer
Wollen Sie es immer allen recht machen und bloß nicht anecken? Dann geben Sie zu viel auf die Meinung anderer. Es wird immer Menschen geben, die Ihnen widersprechen und mit Ihren Entscheidungen nicht einverstanden sind. Verbiegen Sie sich nicht, wenn es anderen nicht passt.
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Sie vergessen Spaß zu haben
Privat und beruflich gibt es Probleme und Sorgen. Machen Sie es sich nicht zur Angewohnheit, alles im Leben zu ernst zu nehmen und den Spaß zu vergessen. Lachen ist wichtig für die Zufriedenheit und auch, um Schwierigkeiten besser zu meistern. Gewöhnen Sie sich an, wieder häufiger zu lachen.
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Sie suchen ständig Ausreden
Der Wecker hat nicht geklingelt, die Bahn hatte Verspätung, der Kollege hat Sie nicht informiert… Ausreden gibt es für jede Situation. Machen Sie nicht immer die Umstände verantwortlich und ziehen sich damit aus der Affäre. Stehen Sie zu Ihren Handlungen und übernehmen Sie die Verantwortung.
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Sie jammern, statt zu handeln
Viele Menschen beklagen sich, doch nur wenige tun etwas, um die Situation zu verbessern. Manchmal tut es gut, sich den Frust von der Seele zu reden, doch löst das allein noch kein Problem. Etablieren Sie eine neue Gewohnheit: Ändern Sie, was Sie stört, statt nur darüber zu jammern.
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