Mitarbeiter trösten: Emotionale Führungsarbeit
Führungskräfte haben viele Verantwortungen im Job: Entscheidungen treffen, Strategien festlegen, Ergebnisse kontrollieren – meist geht es um sachliche Aufgaben und fachliche Themen. Was oft vergessen wird: Auch emotionale Führung gehört dazu. Mitarbeiter haben Emotionen – und diese nicht immer unter Kontrolle. Damit muss man ebenso professionell umgehen können (siehe: Emotionale Intelligenz).
Zu den Aufgaben als Führungskraft gehört, Angestellte in schwierigen Situationen zu unterstützen – und falls nötig, Mitarbeiter zu trösten. Fließen bei einem Teammitglied vor Ärger, Wut, Frust oder Trauer die Tränen, ist ein „Jetzt reißen Sie sich aber mal zusammen…“ nicht die richtige Reaktion.
Emotionen im Job: Halt geben!
Zeigen Sie als Chef ruhig, dass Sie die Gefühle und Tränen nicht kalt lassen. Aber bleiben Sie dennoch Profi. Bedeutet: Sie sind weder Freund, noch Coach, noch Seelendoktor, sondern in erster Linie Führungskraft. Geben Sie Ihren Mitarbeitenden in erster Linie Halt und bleiben Sie authentisch. Es ist okay, dass auch Sie Gefühle zeigen und auf die Ihrer Mitarbeiter empathisch eingehen.
Aber: Es kommt auf das Ausmaß an! Zeigen Sie Verständnis, lassen Sie dem Gefühlsausbruch etwas Raum oder fragen Sie dezent nach. Ansonsten aber bewahren Sie bitte die Contenance und fallen nicht aus der Rolle. Tränen können manchmal auch Taktik sein, um ein schlechtes Gewissen zu erzeugen (siehe: Dramadreieck).
Gründe: Warum muss man Mitarbeiter trösten?
Mitarbeiter trösten? Vielleicht geht Ihnen das zu weit. Das ist okay. Trotzdem sind wir davon überzeugt, dass emotionaler Beistand Ihre Autorität nicht untergräbt. Im Gegenteil. Tatsächlich gibt es zahlreiche Gründe und Auslöser, die es rechtfertigen können, Mitarbeiter zu trösten:
- Streit
Der häufigste Auslöser ist ein Streit oder Konflikt unter Kollegen. Es fallen böse Worte, die Stimmung ist am Tiefpunkt und das Betriebsklima leidet. Eine große Belastung für die Beteiligten, in der es manchmal zu Tränen kommt. - Kündigung
Bei einem Jobverlust bleibt kaum ein Mitarbeiter gelassen. Eine Kündigung ist emotional, weil sie eine große Veränderung und Sorgen bedeutet. Mitarbeiter zu trösten, ist hierbei besonders schwer – der Vorgesetzte wird schnell zum Feind, weil er die Botschaft überbringt oder an der Entscheidung beteiligt war. - Scheitern
Egal, ob ein Projekt schiefgeht oder ein wichtiger Kunde abspringt: Scheitern im Job frustriert. Mancher Mitarbeiter reagiert darauf emotional. - Versetzung
Künftig an einem anderen Arbeitsplatz eingesetzt werden? Das hören viele Arbeitnehmer nicht gerne. Es kann Trost notwendig sein, um besser mit der Situation umgehen zu können. - Abmahnung
Eine Abmahnung weist auf ein grobes Fehlverhalten hin. Sie ist Kritik, Aufforderung zur Verhaltensänderung und Vorstufe zu einer möglichen Kündigung – kein Grund zur Freude bei Betroffenen. - Feedback
Kritik und Tadel im Mitarbeitergespräch sind oft eine Belastung für Mitarbeiter. Negatives Feedback kratzt am Ego und führt zu Sorgen über die berufliche Zukunft – gleich zwei Auslöser für emotionale Reaktionen.
8 Tipps, wie Sie Mitarbeiter trösten
Was tun, wenn dem Gegenüber tatsächlich Tränen über die Wange kullern? Nicht jeder Vorgesetzte ist darauf vorbereitet. Mit Sätzen wie „Ist doch halb so schlimm…“ oder „Das wird schon wieder…“ ist niemandem geholfen. Damit Sie Mitarbeiter trösten und bei der Verarbeitung von Emotionen helfen, haben wir die wichtigsten Tipps für Sie zusammengestellt:
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Ruhig bleiben
Gleich zu Beginn gilt: Machen Sie keine große Sache aus den Tränen, sondern bleiben Sie professionell. Reichen Sie (falls nötig) ein Taschentuch, bieten Sie ein Glas Wasser an und bleiben Sie ruhig. Verfallen Sie nicht in Panik oder Hektik und rufen „Oh Gott, was haben Sie denn jetzt?“ Eine ruhige Atmosphäre schafft die besten Rahmenbedingungen.
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Privatsphäre schaffen
Wo und wann ist der Kollege in Tränen ausgebrochen? Im Meeting vor versammelter Mannschaft oder vor Kunden, weil diese sich unmöglich benommen haben? Schaffen Sie einen Ausweg für Betroffene und sorgen Sie für Privatsphäre. Bitten Sie ihn beispielsweise ins Büro oder einen anderen Raum, um sich zurückzuziehen.
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Ursache klären
Finden Sie die Gründe heraus, warum ein Mitarbeiter getröstet werden muss. Gibt es Probleme im Job – mit anderen Kollegen, Kunden oder Ihnen als Führungskraft? Oder handelt es sich um private Probleme, die zuhause gelöst werden müssen? Nur, wenn Sie die Ursachen kennen, können Sie richtig darauf reagieren und Hilfe anbieten.
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Zuhören können
Wenn Sie Mitarbeiter trösten wollen, heißt das nicht, dass Sie die ganze Zeit reden müssen. Gerade am Anfang sollten Sie zuhören oder auch das Schweigen für einige Zeit aushalten. Oft hilft es Betroffenen, um sich zu beruhigen, wenn Sie ein wenig Abstand gewinnen und dann die eigenen Gedanken und Probleme aussprechen können.
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Verständnis zeigen
Egal, aus welchem Grund ein Mitarbeiter aufgelöst ist, Sie sollten Verständnis zeigen. Ein Satz wie „Und wegen so einer Kleinigkeit regen Sie sich jetzt so auf?“ ist unsensibel und unprofessionell. Besser ist es so: „Ich verstehe, Sie sind gerade aufgewühlt und traurig“. Sie signalisieren, dass Sie den emotionalen Ausbruch wahrgenommen haben, Ihr Gegenüber dafür aber nicht verurteilen.
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Hilfe anbieten
Zeigen Sie Hilfsbereitschaft und fragen Sie nach, ob Sie etwas tun können, um Ihren Mitarbeiter in seiner Situation zu unterstützen. Am Arbeitsplatz können Sie zur Konfliktlösung beitragen, bei privaten Angelegenheiten beispielsweise einen frühen Feierabend und mehr Zeit ermöglichen.
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Diskretion wahren
Das restliche Team braucht nichts vom emotionalen Ausbruch oder den Gründen zu wissen. Wahren Sie unbedingt die Diskretion, um den betroffenen Mitarbeiter nicht in eine unangenehme Situation zu bringen. Sollten andere Kollegen involviert sein, beginnen Sie das Gespräch nicht mit „Wissen sie eigentlich, dass Kollege Müller ihretwegen in Tränen ausgebrochen ist…“ Gehen Sie mit sensiblen und privaten Themen diskret um, schaffen Sie Vertrauen.
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Zeit geben
Wollen Sie einen Mitarbeiter trösten, muss nicht nach 10 Minuten wieder alles in Ordnung sein. Manchmal braucht es mehr Zeit, um Probleme aus der Welt zu schaffen und Emotionen zu verarbeiten. Erzeugen Sie keinen Druck durch Fragen wie „Ist jetzt wieder alles gut?“ Geben Sie Betroffenen ausreichend Zeit und bieten Sie eher ein weiteres Gespräch in ein paar Tagen an.
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