Definition: Was ist der Assimilationseffekt?
Der Assimilationseffekt (auch: Angleichungseffekt) beschreibt in der Psychologie einen Wahrnehmungsfehler, wonach wir unsere Bewertung aufgrund des Umfeldes anpassen. Beispiel Status: Das Ansehen einer Person kann dadurch steigen, dass sie von einer attraktiven oder angesehenen Person begleitet wird (siehe auch: Cheerleader-Effekt).
Der Kontext nimmt dabei massiven Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unser Urteil – je nachdem, was wir assoziieren. Der Assimilationseffekt kann Personen, genauso wie Produkte oder Informationen betreffen. Indem wir unsere Bewertung dem Umfeld anpassen, ist diese allerdings nicht mehr objektiv – ohne, dass wir das merken.
Assimilationseffekt Gegenteil: Der Kontrasteffekt
Das Gegenteil zum Assimilationseffekt ist der sogenannte Kontrasteffekt (auch: Kontrastprinzip): Dabei fällt die Bewertung einer Person, eines Produktes oder einer Information umso negativer aus, je mehr diese zuvor gelobt oder angepriesen wurde (siehe auch: Reaktanz-Effekt).
Assimilationseffekt Beispiel: Wirkung in der Werbung
Der Assimilationseffekt begegnet uns überall im Leben. Eine besondere Bedeutung hat er allerdings in der Werbepsychologie und im Marketing. Die Verkaufspsychologie arbeitet häufig mit Assimilationseffekten, um das Urteilsvermögen potenzieller Kunden zu beeinflussen:
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Beispiel Produktpräsentation
Wird ein Waschmittel in einer grünen Umgebung präsentiert – mit Pflanzen und Natur im Hintergrund –, werden gezielt Assoziationen von „natürlich“ oder „umweltfreundlich“ durch den Kontext geweckt.
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Beispiel Werbeträger
Luxusmarken buchen für ihre Werbekampagnen häufig Prominente oder schöne Schauspielerinnen. Das glamouröse Image soll die Exklusivität der Produkte unterstreichen und ihre Begehrlichkeit erhöhen.
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Beispiel Dachmarken
Viele Unternehmen nutzen etablierte Marken, um unter dem bekannten Namen neue Produkte im Markt einzuführen. Dabei werden mit dem bekannten Markennamen bereits positive Eigenschaften verbunden, und die Strahlkraft der etablierten Marke überträgt sich auf das neue Produkt. So werden beispielsweise unter der Dachmarke „Maggi“ hunderte Fertigprodukte verkauft.
Assimilationseffekt Beispiele bei Personen
Auch bei Menschen und der Personenbewertung wirkt der Assimilationseffekt regelmäßig und subtil. Auch hierzu einige Beispiele:
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Beispiel Attraktivität
Menschen wirken unmittelbar attraktiver, wenn sie von Personen begleitet werden, die schön, freundlich und sympathisch sind – zum Beispiel von Models. Deren Attraktivität färbt dann unmittelbar auf das Ansehen und Aussehen der Person ab.
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Beispiel Sympathie
Politiker lassen sich in Wahljahren gerne an der Seite von erfolgreichen Sportlern, Unternehmern oder anderen Gewinnern ablichten. Auch hierbei ist der Imagetransfer gewollt und soll die Beliebtheit und Sympathiewerte des Politikers steigern.
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Beispiel Prominenz
Auch normale Menschen fotografieren sich gerne mit Prominenten und machen mit ihnen Selfies, die sie anschließend auf Social-Media-Kanälen hochladen. Auch das ein Spiel mit dem Assimilationseffekt: Der Promi verschafft ihnen Aufmerksamkeit, die Prominenz soll abfärben, Motto: „Seht her, wen ich kenne!“
Der Assimilationseffekt in der Entwicklungspsychologie
Auch in der kindlichen Entwicklung spielen Assimilationseffekte eine Rolle. Neue Erfahrungen oder Ereignisse werden mit vorhandenen verknüpft und entsprechend eingeordnet. Dabei können die Kinder aber nur soviel erfassen, wie in den bereits entwickelten Assimilationsschemata enthalten ist: Ein Hund ist deshalb zuerst nur ein „Wau-Wau“. Erst mit der Erweiterung der Assimilationsschemata wird daraus ein „Hund“, und mit der weiteren Entwicklung können sogar verschiedene Rassen unterschieden werden.
Wie kann ich Assimilationseffekte nutzen?
Gleich vorweg: Den Assimilationseffekt gezielt zu nutzen, bedeutet immer eine Form von Manipulation einzusetzen. Das sollte einem bewusst sein. Schließlich lassen sich damit Meinungen und Urteile ebenso beeinflussen wie die eigene Wirkung oder Durchsetzungsfähigkeit.
Ethische Grundsätze vorausgesetzt, lässt sich der Assimilationseffekt im beruflichen wie privaten Kontext einsetzen und nutzen:
Anziehungskraft steigern
Wie schon beschrieben, lässt sich durch ein passendes Umfeld die Bewertung der eigenen Person optimieren. Ein klassisches Beispiel hierfür: Kleider machen Leute. Wer zum Vorstellungsgespräch geht, kann seine Jobchancen und seinen Marktwert schon allein dadurch verbessern, indem er oder sie angemessene und hochwertige Kleidung wählt. Anzug oder Kostüm wecken hier bewusst die Assoziation von Professionalität.
Glaubwürdigkeit erhöhen
Im Beruf können Assimilationseffekte dazu führen, dass Sie glaubwürdiger wahrgenommen werden. Zum Beispiel dadurch, dass Sie Ihr Verhalten an die Erwartungen und Normen der Kollegen und Vorgesetzten anpassen. Wer sich genauso verhält wie alle anderen, ähnlich spricht oder Rituale übernimmt, wird schnell von der Belegschaft assimiliert, es fällt ihnen auch leichter, Vertrauen zu gewinnen und Beziehungen aufzubauen.
Überzeugungskraft verbessern
Nicht nur im Beruf ist Kommunikation eine Schlüsselkompetenz. Auch wenn Sie sich mit Freunden, Bekannten, Kindern oder dem Partner unterhalten, können Sie durch den Sprachstil oder die Wortwahl an Überzeugungskraft gewinnen. Verwenden Sie dieselben Begriffe oder Redewendungen wie Ihr Gegenüber erhöht das nicht nur das Verständnis, sondern auch die Sympathien.
Achtung: Negative Assimilationseffekte!
Der Assimilationseffekt hat jedoch nicht nur positive Auswirkungen. Eine zu starke Assimilation bzw. Anpassung kann zu einer Verleugnung der eigenen Überzeugungen und Werte führen. In extremen Fällen kann sie sogar einen Verlust der eigenen Identität bedeuten.
Wer seine Ausstrahlung verbessern will, sollte dabei nicht übertreiben und möglichst ehrlich wie authentisch bleiben. Sich bis zu einem gewissen Grad seinem Umfeld und Kontext anzupassen, ist normal und oft auch nützlich. Aber nicht, wenn dabei eigene Werte und Überzeugungen auf der Strecke bleiben.
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