Welche Bedeutung haben Zeugnisse in der Bewerbung?
Zeugnisse sind bis heute ein wichtiger Bestandteil in der Bewerbung. Das gilt für die Online-Bewerbung genauso wie für die E-Mail-Bewerbung. Sie dienen Personalern als neutraler Nachweis durch objektive Dritte für die genannten Qualifikationen und Kompetenzen in Lebenslauf und Bewerbungsschreiben.
Mittels Zeugnissen und Zertifikaten prüfen Personalverantwortliche die bisherigen Leistungen in Schule, Ausbildung, Studium oder das Sozialverhalten und Erfolge im Berufsleben. In einer klassischen Bewerbungsmappe gehören Sie zwingend dazu, ebenso wenn in der Stellenanzeige „vollständige“ Bewerbungsunterlagen verlangt werden.
Wichtige Regeln für Zeugnisse in der Bewerbung
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Auswahl
Mitschicken sollten Sie in die Bewerbung nur aktuelle und relevante Zeugnisse und Zertifikate, die wichtige Muss- und Kann-Qualifikationen belegen.
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Anzahl
Für die Unterlagen gilt: Qualität vor Quantität. Beschränken Sie sich auf maximal 5-7 Domumente. Mehr Zeugnisse und Zertifikate können Sie auf Wunsch immer noch nachreichen.
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Dateigröße
Bei Online- und E-Mail-Bewerbung werden alle Unterlagen und Nachweise in einem PDF zusammengefügt. Achten Sie darauf, dass die Datei insgesamt nicht größer als 5 MB ist.
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Reihenfolge
Die Reihenfolge der Zeugnisse entspricht den Stationen im tabellarischen Lebenslauf – also einer antichronologischen Abfolge mit dem aktuellsten Zeugnis zuerst.
Tipp: Geben Sie in Anschreiben und Lebenslauf nur Zusatzqualifikationen und Abschlüsse an, die Sie im Zweifel auch nachweisen können. Falls später im Vorstellungsgespräch danach gefragt wird, fallen Lügen sonst auf und bedeuten das Aus.
Welche Zeugnisse in der Bewerbung mitschicken?
Formal gehören Zeugnisse und Zertifikate zu den Anlagen der Bewerbung. Hierfür kommen unterschiedliche Dokumente und Nachweise infrage:
Wichtige Bewerbung Zeugnisse
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Schulzeugnis
Schulzeugnisse brauchen höchstens Berufseinsteiger oder Schüler, die sich für ein Schülerpraktikum bewerben. Hier reicht das jeweils höchste und aktuellste Abschlusszeugnis.
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Ausbildungszeugnis
Das Ausbildungszeugnis besteht aus dem Zeugnis des Ausbildungsbetriebes, dem Prüfungszeugnis der IHK oder Handwerkskammer und dem Abschlusszeugnis der Berufsschule. Geben Sie immer alle drei Zeugnisse bei der Bewerbung an.
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Hochschulzeugnis
Ob Bachelor-, Masterstudium oder Promotion: Schicken Sie in der Bewerbung nur die Urkunde des jeweils höchsten Bildungsabschluss. Wer ein Diplom- oder Masterzeugnis hat, braucht keine Bachelor-Urkunde mitschicken.
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Praktikumszeugnis
Fehlen bei der Bewerbung einschlägige Berufserfahrungen, können 1-2 Praktikumszeugnisse diesen Mangel ausgleichen.
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Arbeitszeugnis
Das Arbeitszeugnis hat den höchsten Stellenwert in der Bewerbung. Bei einfachen Tätigkeiten oder kurzer Beschäftigung reicht ein einfaches Arbeitszeugnis. Standard ist aber heute vor allem ein qualifiziertes Arbeitszeugnis, das eine Bewertung von Arbeitsleistung und Sozialverhalten enthält.
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Gesundheitszeugnis
Das Gesundheitszeugnis brauchen Bewerber nur auf Verlangen. Sie bekommen es nach einer 30-minütigen Belehrung über Hygienevorschriften und Gesundheitsauflagen in der Gastronomie und Lebensmittelindustrie beim Gesundheitsamt. Das Zeugnis kostet rund 60 Euro.
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Polizeiliches Führungszeugnis
Manche Arbeitgeber verlangen zusätzlich ein Führungszeugnis. Darin stehen z.B. registrierte Vorstrafen. In bestimmten Berufen (z.B. Sicherheitsdienste, Kassierer, Anwälte) und bei Beamten ist dies zwingend erforderlich und darf auch verlangt werden.
Wichtige Bewerbung Zertifikate
Nachweise über Weiterbildungen, sogenannte Zertifikate, belegen besondere Kenntnisse im Lebenslauf. Mit Weiterbildungszeugnissen können sich Bewerberinnen und Bewerber positiv von der Masse abheben oder ein besonderes Alleinstellungsmerkmal angeben.
Zu den beliebtesten Zertifikaten gehören:
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Sprachkenntnisse
Gute Englischkenntnisse werden in den meisten Bewerbungen heute vorausgesetzt. Eine zusätzliche Fremdsprache bringt jedoch Pluspunkte. Die Sprachkenntnisse können Sie z.B. durch Sprachtests wie TOEFL, IELTS, Cambridge-Test oder DELF-Prüfung nachweisen.
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IT-Kenntnisse
IT-Kenntnisse zählen zu den gefragtesten Zertifikaten – etwa der sichere Umgang mit Microsoft Office, mit HTML, SAP, SEO oder jüngst auch mit Künstlicher Intelligenz (KI), das sogenannte Prompten.
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Massive Open Online Course (MOOC)
MOOCs und sogenannte Micro Degrees sind Abschlüsse von verschiedenen E-Learning-Plattformen (z.B. Udemy, Udacity, edX, FutureLearn), die oft kostenlos angeboten werden. Diese haben in der Bewerbung Signalwirkung und zeigen, dass Sie sich stetig weiterbilden oder wichtige Zusatzkenntnisse besitzen.
Bewährte Zeugnis-Alternativen
Wer keine oder nur schlechte Zeugnisse besitzt, kann auch auf Arbeitszeugnis-Alternativen zurückgreifen und damit seine Bewerbung aufwerten. Wir empfehlen in dem Fall folgende Dokumente:
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Tätigkeitsbeschreibung
Eine selbst verfasste Tätigkeitsbeschreibung oder offiziell ausgestellte Tätigkeitsbescheinigung dokumentiert bisherige Aufgaben, Verantwortungsbereiche und Erfolge. Sie eignet sich vor allem bei einer diskreten Bewerbung.
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Empfehlungsschreiben
Persönliche Empfehlungsschreiben bzw. Referenzen von ehemaligen Vorgesetzten oder Mentoren sind im Ausland längst Standard und werden in Deutschland zunehmend beliebter. Zwei bis drei Referenzen oder eine Referenzliste im Lebenslauf reichen, um mehr Glaubwürdigkeit zu schaffen.
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Projektliste
Die Projektliste ist eine kompakte Übersicht auf einer DIN A4 Seite aller relevanter Projekte inklusive Aufgaben, Tools und erzielter Ergebnisse. Besonders nützlich für Ingenieure, Berater, Event- und Projektmanager. Alternativ geht auch eine Leistungsbilanz.
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Testimonials
Testimonials sind kurze, authentische Kundenstimmen, die Leistungen und Qualitäten bestätigen. Sie sind insbesondere für Selbstständige hilfreich, die in ein Angestelltenverhältnis wechseln möchten und keinen Anspruch auf ein Arbeitszeugnis haben.
Müssen Zeugnisse zur Bewerbung beglaubigt sein?
Egal, welche Zeugnisse Sie zur Bewerbung auswählen: Mitgeschickt werden immer nur Kopien oder Scans – nie Originale! Die Kopien reichen in der Regel völlig aus. Sollten dennoch Zweifel an deren Echtheit bestehen, können Sie die Kopien beglaubigen lassen. Das ist aber nur auf Nachfrage erforderlich. Eine gesetzliche Pflicht oder konkrete Vorschriften dazu gibt es nicht.
Ausnahme: Bei Behörden im öffentlichen Dienst, bei der Bewerbung für ein Studium oder Stipendium sowie in der Politik sind amtlich beglaubigte Zeugnisse oft Voraussetzung und sollten auch so mitgeschickt werden.
Welche Zeugnisse bei der Bewerbung auswählen?
Grundsätzlich gilt: Je mehr Berufserfahrungen Sie mitbringen, desto unwichtiger werden Zeugnisse aus Schule, Praktikum oder Ausbildung. Grundschulzeugnisse können Sie praktisch immer weglassen. Bei einer Bewerbung ab 30 oder 40 reichen der höchste Bildungsabschluss sowie 1-2 aktuelle Arbeitszeugnisse. Bei der Bewerbung ab 50 brauchen Sie sogar nur noch maximal drei aktuelle Arbeitszeugnisse. Hier werden einschlägige Fortbildungen und Zertifikate wichtiger.
Beispiele: Welche Zeugnisse der Bewerbung beilegen?
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Bewerbung für ein Praktikum
Für ein Praktikum, ob Schüler oder Studierende – benötigen Sie in der Bewerbung nur das höchste und aktuellste Schulzeugnis sowie einen Ausbildungs- oder Studiumnachweis (Immatrikulation). Letzteres gilt vor allem für Pflichtpraktika.
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Bewerbung für eine Ausbildung
Ob Ausbildungs- oder Studienplatz: Bei der Bewerbung für eine Ausbildung reicht das Zeugnis des höchsten Schulabsschlusses (Hauptschule, Mittlere Reife, Abitur). Gut machen sich zudem Praktikumszeugnisse und Sprachzertifikate. Teils werden Gesundheits- oder Führungszeugnis verlangt.
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Bewerbung für eine Arbeitsstelle
Je nach Stelle und Position gilt für die Bewerbung das volle Programm, also Arbeitszeugnisse, Bildungszeugnis, Zertifikate und weitere verlangte Urkunden. Hier ist besonders wichtig, dass Sie die Zeugnisse nach Aktualität, Qualität und Relevanz auswählen. In die Bewerbung kommt nur, was Sie für den Job besonders auszeichnet und einzigartig macht.
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Interne Bewerbung
Bei der internen Bewerbung lohnt es sich oft, ein Zwischenzeugnis ausstellen zu lassen sowie neuste und relevante Fortbildungen mittels Zertifikat nachzuweisen. Andere Arbeitszeugnisse stehen bereits in der Personalakte und müssen nicht mehr mitgeschickt werden.
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Bewerbung im Ausland
Im Ausland gelten größtenteils völlig andere Regeln für die Bewerbungsunterlagen. Das deutsche Arbeitszeugnis ist dort eher unbekannt. Umso wichtiger sind hier meist Referenzen und Empfehlungsschreiben. In den USA, in England, Spanien und Frankreich werden praktisch nie Zeugnisse verschickt; in Italien bringen Sie diese erst zum Interview mit.
Sollte ich ein schlechtes Zeugnis weglassen?
Ein schlechtes Arbeitszeugnis kann die Bewerbungschancen reduzieren, ja. Es einfach wegzulassen aber weckt erst recht Misstrauen! Personaler vermuten so erst recht schlechte Noten oder eine verhaltensbedingte Kündigung. Bei der Bewerbung ohne Zeugnis sollten Sie deshalb besser die oben genannten Alternativen nutzen und wenigstens diese mitschicken.
Wie viele Zeugnisse sollte ich angeben?
Weil „vollständige Bewerbungsunterlagen“ nicht mehr als insgesamt zehn DIN A4 Seiten haben sollten und Anschreiben plus Lebenslauf schon 3-4 Seiten haben, bleiben für die Zeugnisse nur noch 6-7 Seiten. Werden auch noch Arbeitsproben verlangt, müssen Sie erst recht nach Relevanz und Arbeitgeberwunsch auswählen.
Eine optimale Anzahl der Zeugnisse und Zertifikate in der Bewerbung sieht zum Beispiel so aus:
Dokument |
Anzahl |
| Arbeitszeugnisse | Max. 3 |
| Ausbildung | 1 (höchster Abschluss) |
| Fortbildungen | 2-3 Zertifikate |
| Führungszeugnis | nur falls verlangt |
| Gesundheitszeugnis | nur falls verlangt |
| Führerschein | nur falls verlangt |
| Arbeitsproben | nur falls verlangt |
Kann ich Zeugnisse zur Bewerbung nachreichen?
Wenn Sie mit dem Platz nicht hinkommen und wichtige Zeugnisse weglassen müssen, können Sie im Schlussteil des Bewerbungsschreibens anbieten, auf Wunsch Unterlagen nachzureichen. Dazu reicht ein einfacher Satz – Beispiel:
- „Sollten Sie an weiteren Nachweisen interessiert sein, reiche ich diese gerne nach oder bringe sie zum Vorstellungsgespräch mit.“
Bewerbung Zeugnisse: Richtige Reihenfolge
Beim klassischen Bewerbung Aufbau werden die Zeugnisse nach dem Lebenslauf einsortiert. Für die korrekte Reihenfolge entscheidend ist stets die Reihenfolge der Stationen und Qualifikationen im Lebenslauf!
Weil ein moderner Lebenslauf heute „antichronologisch“ aufgebaut wird – mit der jeweils aktuellsten Position zuerst –, werden auch die Nachweise und Zertifikate in dieser Reihenfolge präsentiert.
Beginnen Sie also immer mit dem aktuellsten Arbeitszeugnis, gefolgt von akademischen Zeugnissen oder dem Ausbildungszeugnis. Danach folgen Zertifikate von Praktika, Fortbildungen oder Arbeitsproben.
Muss ich Zeugnisse bei der Bewerbung mitschicken?
Werden in der Stellenanzeige ausdrücklich „vollständige“ Bewerbungsunterlagen verlangt, gehören die Zeugnisse zwingend zur Bewerbung. Anders sieht es bei der sogenannten Kurzbewerbung, einer Initiativbewerbung oder Bewerbung für einen Minijob aus: Hierbei reichen meist Anschreiben und Lebenslauf, um das generelle Interesse ohne viel Aufwand zu testen. Zeugnisse können Sie dann wieder auf Wunsch nachschicken.
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