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Keeper Test: Wie Netflix entscheidet, wer gefeuert wird

Netflix setzt nicht nur als Video-Streaming-Dienst Maßstäbe. Auch die Management-Kultur, die Netflix-CEO Reed Hastings vor Jahren einführte, ist inzwischen legendär: Die Mitarbeiter genießen große Freiheiten. Sie können zum Beispiel selbst bestimmen, wann und wie lange sie Urlaub machen. Die Reisespesen kann jeder selbst festlegen. Auch wer einen neuen Laptop braucht, benötigt dazu keine Unterschrift von oben. Die Kehrseite: Jährlich feuert das Unternehmen rund 12 Prozent seiner schlechtesten Mitarbeiter. Eine knallharte Auslese – oder wie Netflix-Chef Hastings diese jetzt in einem „Zeit“-Interview nannte: den Keeper Test… Was ist das genau?



Keeper Test: Wie Netflix entscheidet, wer gefeuert wird

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Keeper-Test: Würden wir den Mitarbeiter halten?

Kurz gesagt entscheidet der Keeper-Test bei Netflix über „Hire“ oder „Fire“. Hastings‘ Führungsstil und Management-Philosophie erinnert dabei wohl nicht zufällig an die Methoden von „Neutronen-Jack“ Welch – dem einstigen General-Electric Chef, der bis heute als „bester Manager aller Zeiten“ gehandelt wird. Auch Welch entließ jedes Jahr – ganz bewusst – rund zehn Prozent der Belegschaft: aber immer nur die Unzufriedenen und Underperformer, wie er regelmäßig betonte.

Bei Netflix-CEO Reed Hastings klingt das etwas positiver, auch wenn es im Endeffekt auf dasselbe hinausläuft. Der „Keeper Test“, mit dem Führungskräfte regelmäßig ihre Abteilung und Mitarbeiter auf Herz und Nieren prüfen, ist im Grunde nichts anderes als eine Art Gewissensfrage: „Würden wir diesen Kollegen halten?“ („to keep“ = englisch: „behalten“). Wer den Keeper-Test nicht besteht, der muss gehen. Im ZEIT-Interview erklärte Hastings das jetzt wörtlich so:

(Unsere Manager) sollen sich regelmäßig fragen: Wenn dieser Mitarbeiter kündigen würde, würden wir dann versuchen, ihn zum Bleiben zu überreden – oder würden wir ihn gehen lassen? Wenn wir hart dafür arbeiten würden, ihn zu halten, ist alles gut. Wenn wir ihn aber nicht halten würden, sollten wir ihn besser jetzt schon gehen lassen. Mit einer großzügigen Abfindung. (…) Bereit zu sein, einen guten Mitarbeiter zu feuern, um stattdessen einen fantastischen einstellen zu können, führt zu Spitzenleistungen.

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Wer nicht liefert, fällt durch den Keeper-Test

Dabei kennt Netflix keine Ausnahmen und keine Gnade. Nicht mal bei langjährigen Mitarbeitern. So musste beispielsweise auch der Produktionsleiter Neil Hunt nach 18 Jahren in der Firma von heute auf morgen seinen Hut nehmen – obwohl er mit Gründer Reed Hastings eng befreundet war. Keine Chance! Wer bei den Leistungen nachlässt und nicht mehr liefert, fällt durch den Keeper-Test wie alle anderen „Low-Performer“-Kollegen auch.

Manche kritisieren Netflix heftig dafür. Im „Wall Street Journal“ berichteten Ex-Mitarbeiter, es würde zuweilen ein Klima der Angst herrschen. Es gehöre zur Tagesordnung, dass weinende Mitarbeiter ihren Schreibtisch räumen. Der Erfolg indes gibt Netflix und dem Keeper-Test bislang recht: Das Unternehmen erwirtschaftete zuletzt einen Gewinn von 1,9 Milliarden US-Dollar.

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[Bildnachweis: Karrierebibel.de]

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