Definition: Was ist ein Management Audit?
Ein Management Audit wird auch als „Management Assessment“, „Management Appraisal“ oder „Management Due Diligence“ bezeichnet. Alle Begriffe stehen für ein systematisches Auswahlverfahren für Leistungsträger und Manager. Dabei geht es um die Einschätzung von Kompetenzen und Potentialen eines Mitarbeiters oder einer Führungskraft im Hinblick auf den strategischen Erfolg eines Unternehmens.
Mit einem klassischen Vorstellungsgespräch hat ein Audit nichts zu tun. Stattdessen wird geprüft, ob Sie in Zukunft einen deutlichen Mehrwert für das Unternehmen darstellen und ob es sich lohnt, in Ihre Entwicklung (und Ihr Gehalt) zu investieren – oder eben nicht.
Entsprechend bekommen selbst gestandene Führungskräfte weiche Knie, wenn sie zu einem solchen, teils mehrstündigen Audit muss. Solche Qualitätschecks für Manager entscheiden oft über Fortune oder Fiasko der weiteren Laufbahn. Wobei es nicht immer zwingend um eine Beförderung oder Kündigung gehen muss. Je nach Geschäftslage des Unternehmens dienen Management Audits ebenso…
- der Personalauswahl (Wer darf bleiben, wer muss gehen?) oder
- der Potenzialanalyse (Ist der Manager seinem Job jetzt und in Zukunft gewachsen?)
Management Audit Ablauf
Die Methodik und der Ablauf eines Audits können variieren und werden ja nach Unternehmen individuell gestaltet. Typisch sind bei einem Management Audit jedoch strukturierte Interviews. Teilweise werden auch Intelligenz- oder Persönlichkeitstests, Rollenspiele und Praxissimulationen eingesetzt.
Als Teilnehmer werden Sie oft von gleich zwei (meist externen) Beratern ins Kreuzverhört genommen oder in mehrere Terminen von einzelnen Gesprächspartnern mit verschiedenen Fragen konfrontiert. Wird eine Praxissimulation eingesetzt, sollen Sie gesuchte Fähigkeiten beweisen. Dabei geht es beispielsweise um…
- unternehmerischer Abläufe und Entscheidungen bewerten.
- Verbesserungspotenziale aufspüren.
- einen reibungslosen Ablauf von Funktionen und Abteilungen koordinieren.
Das ganze erinnert nicht zufällig eher an ein Assessment Center, dem die Einzel-Interviews ähnlich sind.
Zur Bewertung des Managers gehören auch seine bisherigen Leistungsdaten, die zum Beispiel aus einem 360-Grad-Feedback gewonnen werden.
Erstellt wird so ein sogenanntes psychometrisches Verhaltensprofil sowie eine Potenzialanalyse hinsichtlich der künftigen Aufgaben und Teams. Rein fachliche Kompetenzen stehen jedoch weniger im Fokus, entscheidend sind viel mehr echte Managerqualitäten. Zum Beispiel:
- Analysefähigkeit
- Führungsstärke
- Führungsstil
- Kommunikationsstärke
- Ergebnisorientierung
Mit abstraktem Geschwätz oder angelesenen Weisheiten lassen sich Auditoren nicht beeindrucken. Windmaschinen entlarven sie mit geschickten Fangfragen. Oder sie holen entsprechend aussagekräftige Referenzen ein. Was hilft, sind allein Ehrlichkeit und gute Vorbereitung.
Vorbereitung für ein Management Audit
Die zwei vielleicht wichtigsten Regeln für ein Management Audit lauten:
- Bleiben Sie immer ruhig und souverän.
- Zeigen Sie sich durchweg authentisch.
Schauspielern ist beim Audit völlig sinnlos. Die Prüfer sind erfahren und geschult darin, Blender sofort zu erkennen – was das sofortige Aus für einen Kandidaten bedeuten würde. Umso wichtiger ist gute Vorbereitung, um professionell aufzutreten und einen guten Eindruck zu machen. Ein guter Anfang ist Selbstreflexion: Blicken Sie zurück auf bisherige Leistungen, Erfolge, Ihren Werdegang und fragen Sie sich ebenso selbstkritisch wie ehrlich:
- Was war gut?
- Warum habe ich so gehandelt/entschieden?
- Was würde ich anders machen?
- Was habe ich daraus gelernt?
- Wie habe ich mich seitdem weiterentwickelt?
- Was sind meine größten Stärken?
- Wo habe ich Defizite?
- Wie versuche ich diese auszugleichen?
Gerade die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken ist ein wichtiger Aspekt in der Vorbereitung. Im Management Audit wollen Sie mit genau diesen Kompetenzen überzeugen und zeigen, dass Sie die beste Wahl für eine Führungsrolle sind.
Fragen im Management Audit
In der Regel werden im Audit offene Fragen gestellt. Von guten Kandidaten werden schließlich Dialogfähigkeit, aktive Gesprächsführung sowie Initiative erwartet. Diesen Spielraum sollten Sie als Teilnehmer dann auch unbedingt nutzen. Heißt: Antworten Sie nicht nur einsilbig, sondern führen Sie ein wirkliches Gespräch.
Mit der richtigen Vorbereitung fällt das leichter. Auf die folgenden Fragen sollten Sie eine Antwort parat haben – auch wenn Sie nicht einfach vorformulierte Phrasen herunterbeten sollten. Das wirkt gekünstelt und alles andere als authentisch. Trotzdem hilft es, wenn Sie wissen, worauf Sie sich einstellen müssen:
Audit-Fragen zum aktuellen Job
- Was haben Sie bisher erreicht?
- Worauf sind Sie besonders stolz?
- Wie definieren Sie für sich Erfolg?
- Woran messen Sie die Ergebnisse?
- Was machen Sie den ganzen Tag?
- Wie machen Sie das, und warum machen Sie das so?
- Wie motivieren Sie sich im Alltag?
- Was mögen Sie an Ihrem aktuellen Job?
- Und was mögen Sie nicht an Ihrem aktuellen Job?
- Welche Veränderungen gab es in Ihrem Job schon – und wie sind Sie damit umgegangen?
Audit-Fragen zum Selbstbild
- Was sind Ihre größten Stärken?
- Was sind Ihre Schwächen?
- Wo sind Sie gescheitert – warum?
- Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?
- Was würde Ihr Vorgesetzter aktuell an Ihnen kritisieren?
- Welche Stärken würde Ihr Vorgesetzter loben?
- Was machen Sie, wenn Sie mal keinen Erfolg mehr haben?
- Warum sind Sie der beste Kandidat?
Audit-Fragen zu persönlichen Zielen
- Was motiviert Sie am meisten?
- Welche Herausforderungen reizen Sie?
- Was sind Ihre nächsten Karriereziele?
- Wie möchten Sie sich weiterentwickeln?
- Wer sind Ihre Vorbilder – warum?
- Warum wollen Sie sich beruflich verändern?
- Was interessiert Sie an der neuen Position?
Audit-Fragen zum Führungsverhalten
- Wie charakterisieren Sie Ihren Führungsstil?
- Wie würden Ihre Kollegen Sie beschreiben?
- Was haben Sie von Ihrer Führungskraft gelernt?
- Wie motivieren Sie Ihr Team?
- Wie lösen Sie Konflikte?
- Wie überzeugen Sie schwierige Kollegen?
- Was war Ihre bisher schwierigste Führungsentscheidung?
- Warum haben Sie so entschieden?
- Was war Ihre bisher größter Führungsfehler?
- Was würden Sie künftig anders machen?
- Was verstehen Sie unter unternehmerischem Denken?
Wichtig: Antworten Sie nicht abstrakt, sondern mit Beispielen, Szenarien und Anekdoten. Auf dem Prüfstand steht, wie selbstreflektiert Sie sind; wie bereit Sie sind, permanent an sich zu arbeiten und aus Fehlern zu lernen sowie wie überzeugend Sie das argumentieren. Je mehr äußere Umstände Sie schildern, desto plausibler und glaubwürdiger wirken Ihre Ausführungen und Entscheidungen – selbst wenn sich diese im Nachhinein als falsch erwiesen hat.
Letztlich wollen die Auditoren auch sehen, wie Sie in bestimmten (Stress-)Situationen reagieren, welche Verhaltensmuster Sie an den Tag legen. All das lässt Rückschlüsse zu, wie Sie möglich auch in künftigen Situationen reagieren. Deshalb hilft bei Fehlern auch kein Schönreden. Die beste Strategie ist dann allein, Kritikfähigkeit zu demonstrieren.
Abschluss des Management Audits
Das gilt auch für das abschließende Feedback der Auditoren. Rückfragen Ihrerseits sind natürlich auch erlaubt und erwünscht. Genauso wenn Sie eigene Akzente setzen: „Das ist eine interessante Frage, aber ich möchte zunächst betonen…“ Wer schlecht abschneidet, sollte wiederum Ruhe bewahren. Wenn Ihr Unternehmen schon Geld dafür ausgibt, Ihre Stärken und Schwächen offenzulegen, ist es vielleicht auch bereit, in Weiterbildung zu investieren.
Ansonsten gilt: Jedes Feedback gibt Anhaltspunkte für die Zukunft. Vielleicht stellen Sie fest, dass Ihre Talente in einem anderen Job mehr Wert schaffen. Dann sollten Sie Konsequenzen und weiter ziehen.
Kritik am Management Audit
Audits sind in der Fachwelt nicht unumstritten. Ähnlich wie ein Assessment-Center findet das Auswahlverfahren in einer eher künstlichen Umgebung statt – einer Prüfungssituation mit Fallstudie, die aber nicht dem Manageralltag entspricht.
Auch ist selten transparent, wie die Stärken und Schwächen gemessen werden oder was hinterher mit den gesammelten Daten passiert. Insbesondere Kandidaten, die durchfallen, fürchten beim Verbleib im Unternehmen durch ihr Abschneiden im Management Audit gebranndmarkt zu sein. Und nicht alle werden danach entsprechend gefördert, sodass es durchaus ein Risiko sein kann, sich dem Verfahren zu stellen.
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