Was sind Floskeln in der Bewerbung?
Floskeln (synonym: Phrasen, Worthülsen) sind allgemeine und wiederkehrende Formulierungen und generische Redewendungen ohne echten Informationswert. Wesentliches Merkmal der Füllwörter und Füllsätze ist, dass sie völlig austauschbar sind, also theoretisch in jeder Bewerbung stehen können.
Die meisten Bewerbungsfloskeln stehen im Bewerbungsschreiben bzw. Motivationsschreiben – und dort meist schon am Anfang, im sogenannten Einleitungssatz. Wenn Personaler solche Allgemeinplätze lesen, schalten sie direkt ab oder verschicken direkt eine Bewerbungsabsage.
Bedeutung der Floskeln hat durch KI zugenommen
Die Bedeutung der Floskeln in der Bewerbung hat jüngst durch den Einsatz von KI nochmal deutlich zugenommen. Viele Bewerberinnen oder Bewerber in Deutschland lassen sich die Bewerbungsunterlagen heute von ChatGPT oder Perplexity vorschreiben. Das spart zwar Zeit, nutzen gerade KI-Tools regelmäßig solche generischen Standard-Formulierungen. Geübte Personaler und moderne Bewerbermanagementsoftware erkennen diese jedoch inzwischen. Wer hier nicht aufpasst, riskiert viele Absagen.
Was sind die häufigsten Floskeln im Anschreiben-Einstieg?
Wenn Sie eine moderne und professionelle Bewerbung schreiben, sollten Sie auf folgende Formulierungen im Bewerbungsschreiben unbedingt verzichten – sie sind schon 1000fach verwendet und daher abgedroschen:
- „Hiermit bewerbe ich mich auf Ihre Stelle als…“
- „Mit großem Interesse habe ich Ihre Stellenanzeige gelesen…“
- „Mit Begeisterung bewerbe ich mich auf Ihr Stellenangebot als…“
- „Bezugnehmend auf Ihre Anzeige in…“
- „Ihre Stellenausschreibung hat mich sofort angesprochen!“
- „Wie Sie meinem Lebenslauf entnehmen können…“
- „Mit mir gewinnt Ihr Unternehmen einen…“
- „Sie suchen eine [Beispiel]? Dann bin ich genau die Richtige!“
Rein inhaltlich sind solche Formulierungen ja nicht falsch. Das Problem daran: Sie betonen Selbstverständliches und steigen damit auch noch ins Anschreiben ein: Natürlich haben Sie die Stellenanzeige mit Interesse gelesen – hätten Sie sich sonst beworben? Und dass Sie sich „hiermit bewerben“ ist mehr als offensichtlich. Das Wort „Bewerbung“ steht schließlich schon in der Betreffzeile…
Einstieg ohne Floskeln: Wie geht es besser?
Selbst bei einer a href=“https://karrierebibel.de/initiativbewerbung/“ rel=“noopener“ target=“_blank“>Initiativbewerbung sollten Sie immer mit einem möglichst ungewöhnlichen, originellen und eigenen Satz starten – zum Beispiel mit Ihrer Motivation für genau dieses Unternehmen oder mit Ihren wichtigsten Stärken und Alleinstellungsmerkmalen.
Ziel einer gelungenen Einleitung ist, erst einmal zu überraschen und Neugier zu wecken. Personaler sollen gedanklich stolpern und aufmerksam werden. Dies gelingt oft mit Stilmitteln wie Humor, Selbstironie oder einem Trommelfeuer von starken Argumenten gleich zu Beginn.
Beispiele für eine Einleitung ohne Floskeln:
- „Ich will Ihnen gleich zu Beginn drei Gründe nennen, warum Sie von mir als neuem Mitarbeiter profitieren werden: 1. … 2. … 3. …“
- „Ich möchte Ihr hervorragendes Team nur allzu gerne verstärken und noch ein bisschen hervorragender machen, indem ich…“
- „Von meiner Haustür bis zur Firmenzentrale sind es mit dem Fahrrad genau 20 Minuten. Während die Kollegen noch im Stau stehen, könnte ich morgens schon die Erste im Büro sein.“
- „Ich an Ihrer Stelle wäre total genervt, wenn ich täglich zig Bewerbungen lesen müsste, die alle mit ‚Hiermit bewerbe ich mich‘ anfangen…“
Das Problem dieser Beispiele: Wenn Sie diese Sätze – wie andere vielleicht auch – gleich wieder 1:1 übernehmen, werden daraus ebenfalls wieder Floskeln. Nutzen Sie unsere Formulierungen daher bitte nur zur Inspiration und finden Sie eine individuelle Formulierung!
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Studie: Die schlimmsten Floskeln in der Bewerbung
Schon vor einiger Zeit haben wir Personaler befragt, welche negativen Erfahrungen sie mit typischen Bewerbungsschreiben gemacht haben und welche Floskeln, Buzzwords und Worthülsen sie am schlimmsten finden.
Das Ergebnis: Die folgenden Floskeln im Bewerbungsschreiben sollten Sie heute auf keinen Fall mehr schreiben – sie sind allesamt verbrannt, abgenutzt und inflationär entwertet:
- „Ich bin ein teamfähig.“
- „Ich bin dynamisch.“
- „Ich bin innovativ.“
- „Ich liefere Mehrwert.“
- „Ich bin erfahren.“
- „Ich bin (hoch)motiviert.“
- „Ich arbeite gerne mit Menschen.“
- „Ich denke unternehmerisch.“
- „Ich arbeite selbstständig.“
- „Ich arbeite effektiv und effizient.“
- „Ich verhalte mich proaktiv.“
- „Ich bin hochqualifiziert.“
- „Ich war erfolgreich.“
- „Ich denke ergebnisorientiert.“
- „Ich plane zielorientiert.“
- „Mein Wissen ist auf dem neuesten Stand.“
- „Meine Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen.“
- „Ich bin ein erfahrener Profi.“
- „Ich bin ein Querdenker.“
- „Ich verstehe mich als Problemlöser.“
- „Ich möchte mich weiterentwickeln.“
Was macht diese Floskeln so problematisch?
Das Kernproblem dieser Redewendungen ist: Es sind bloße Behauptungen ohne Beleg. Jede Bewerberin, jeder Bewerber kann schreiben, dass er oder sie teamfähig, kreativ oder dynamisch ist. Genau genommen beweisen sie mit derart austauschbaren Formulierungen aber das genaue Gegenteil. Kreativ ist das bestimmt nicht.
Hinzu kommt: Das Gegenteil wäre die Nachricht! „Ich bin nicht teamfähig“ wäre mal ein wirklich origineller Satz in der Bewerbung, aber auch ziemlich kontraproduktiv. Sich mit Eigenschaften zu positionieren und abheben zu wollen, die Personalverantwortliche eigentlich voraussetzen können, ist aber genauso wenig zielführend.
Fakten statt Floskeln: Tipps und Alternativen
Der Trick in der Bewerbung ist, relevante Qualifikationen, besondere Stärken oder wichtige Soft Skills durch konkrete Beispiele zu belegen und zu beschreiben.
Erzählen Sie im Anschreiben präzise und prägnant, was Sie schon gemacht oder wie Sie Ihre Kompetenz in der Praxis erfolgreich eingesetzt haben. Der Schlüssel dazu sind kurze Anekdoten (siehe Storytelling), die Sie auf 1-3 Sätze verdichten. Diese machen das Bewerbungsanschreiben nicht nur lebendiger, sondern auf glaubwürdiger.
Studien zeigen: Am stärksten und besonders positiv werden Bewerber erinnert, die vor dem geistigen Auge der Personaler besonders einprägsame Bilder erzeugen. Vergleichen Sie selbst die Wirkung der folgenden beiden Sätze:
- „Ich verfüge über hohe Teamfähigkeit, organisatorisches Talent und eine schnelle Auffassungsgabe.“
- „In meinem aktuellen Job habe ich ein 10-köpfiges Team geleitet. In dieser Funktion konnte ich mehrere Projekte erfolgreich koordinieren in weniger als 2 Wochen eine Lösung für das Problem erarbeiten.“
Inhaltlich sagen beide Formulierungen dasselbe. Aber die erzählerische zweite Variante spricht viel mehr die Emotionen des Lesers an und startet das Kopfkino. Personaler visualisieren hierbei einen Bewerber, der ein Team leitet, organisiert ist und seine Ziele erreicht. Und genau das ist das Gegenteil eine leeren Floskel und hohlen Phrase!
Bewerbung ohne Floskeln: Tipps für die perfekte Bewerbung
Je persönlicher und konkreter Sie den Bewerbungstext schreiben, desto größer die Aussagekraft der Bewerbung. Wer dagegen zu viele Bewerbungsfloskeln nutzt, zeigt nur, dass er oder sie sich keine Mühe machen wollte oder einfach nur von KI-Tools oder Vorlagen abgeschrieben hat. Nicht wenige Personaler schließen davon auf eine ebenso bequeme Arbeitsweise. Überzeugen kann eine solche Bewerbung nicht wirklich.
Statt also Worthülsen zu verschießen, sollten Sie Aussagen formulieren, die wirklich ins Schwarze treffen und wie verbale Widerhaken verfangen. Für die genannten Floskeln in der Bewerbung gibt es zum Glück zahlreiche, erstklassige Alternativen und Tricks, um diese zu vermeiden:
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Recherche
Bevor Sie mit dem Schreiben loslegen, lesen Sie die Stellenanzeige nochmal aufmerksam durch und recherchieren Sie möglichst viele Hintergründe zum Unternehmen. Je besser Sie die Herausforderungen des Jobs und künftige Aufgaben verstehen, desto maßgeschneiderter und passgenauer können Sie das Anschreiben formulieren.
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Synonyme
Um typische Floskeln in der Bewerbung zu vermeiden, können Sie zusätzlich die Ausdrucksweise variieren. Für viele abgenutzte Begriffe und Redewendungen gibt es Synonyme! Mit denen können Sie das Gleiche sagen, klingen aber frischer und moderner. Statt „Teamfähigkeit“ können Sie von „Kooperationswillen“ sprechen; statt „Engagement“ nennen Sie „Einsatzfreude“.
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Perspektivwechsel
Viele der Phrasen sind Ich-Botschaften, beginnen mit „Ich“ und einer egozentrischer Perspektive: „Ich möchte mich weiterentwickeln.“ Oder: „Der Job bietet mir große Entwicklungschancen.“ Das ist schön für Sie, aber was hat der Arbeitgeber davon? Eine erfolgreiche Bewerbung versucht dagegen ein Problem des Arbeitgebers lösen, weshalb die Stelle ja ausgeschrieben ist. Erzählen Sie also, wie Sie Ihre Stärken einsetzen wollen oder was das Unternehmen davon hat, Sie einzustellen.
Merken Sie sich bitte: Eine gute Bewerbung ist in erster Linie informativ, bietet relevante Fakten und konkrete Beispiele, die Ihre Eignung für den Job untermauern. Je weniger allgemeine Floskeln in der Bewerbung enthalten sind, desto größer die Bewerbungschancen.
Diese 9 Fehler führen zu Floskeln
Praktisch 100 Prozent aller Floskeln lassen sich vermeiden, indem Sie sich auf Ihre bisherigen Erfolge oder Alleinstellungsmerkmale konzentrieren und eben nicht dem „Formulierung-vor-Inhalt-Syndrom“ zum Opfer fallen.
Es sind vor allem die folgenden Bewerbungsfehler, die immer wieder zu den Bewerbungsfloskeln führen:
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Abschwächungen
Ein Klassiker ist der Konjunktiv in der Bewerbung. Etwa im Schlusssatz: „Ich würde mich über eine Einladung zum Vorstellungsgespräch freuen.“ Das klingt hübsch bescheiden, lässt Sie aber zum Bittsteller schrumpfen. Der Konjunktiv nimmt der Bewerbung ihre Bestimmtheit und Ihnen das Selbstvertrauen. Eine ähnliche Wirkung haben Adverbien und Formulierungen wie „eigentlich, eventuell, möglicherweise, vielleicht, unter Umständen, ziemlich“. Diese bitte immer streichen!
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Allgemeinplätze
Nahezu jeder Arbeitsplatz erfordert Kommunikationsfähigkeit, Belastbarkeit und eigenverantwortliches Arbeiten. Dafür werden Sie bezahlt. Formulierungen wie „Ich bin kommunikativ und belastbar“ oder „Mit mir gewinnen Sie einen engagierten Mitarbeiter“ sind Allgemeinplätze. Suchen Sie lieber das Besondere und betonen das. Zum Beispiel: „Während der 2-wöchigen Umbauphase organisierte ich – in Absprache mit meinem Vorgesetzten – Ausweichbüros für das gesamte Team“.
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Behauptungen
Formulierungen wie „Ihre Stelle hat mich sofort angesprochen“ oder „Ich wusste sofort, dass diese Stelle zu mir passt“ sind grundsätzlich nicht falsch – wenn Sie danach erklären, warum das so ist. Leider schreiben viele Bewerber das aber nur hin, ohne Gründe und Argumente dafür zu nennen. Schon wirkt die Aussage beliebig bis floskelhaft. Selbst wenn sie stimmt.
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Fragenrhetorik
Dieser Punkt bedarf wohl keiner Erklärung, oder? Die rhetorische Frage macht deutlich, wie unangenehm das Stilmittel wirken kann. Die implizite Botschaft der rhetorischen Frage: Das ist so klar, dass es wirklich jeder verstehen muss. Blöd, wenn es dem Personaler nicht sofort klar ist. Dann geben Sie ihm das Gefühl, beschränkt oder unwissend zu sein. Ein denkbar schlechter Start.
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Implikationen
Der Ausdruck „Gerne bringe ich meine Kompetenzen ein, um Ihr Unternehmen und die notwendigen Verbesserungen voranzubringen“ ist sicher engagiert gemeint. Was Sie tatsächlich sagen, ist: „Euer Laden braucht dringend ein Upgrade – durch mich!“ Ein Satz wie heiße Luft. Derart implizite Kritik ist mehr als eine Floskel: eine latente Beleidigung!
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Interpretationsspielraum
Aussagen vom Typ: „Meine Leistungen haben in der Branche schon für viel Aufmerksamkeit gesorgt“ kann man so oder so lesen. Vielleicht waren Sie erfolgreich – vielleicht aber auch das Gespött der Szene. In beiden Fällen hinterlassen Sie wenig Eindruck. Formulieren Sie stets so präzise und so konkret wie möglich und vermeiden Sie jede Spekulationsfläche.
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Pauschalaussagen
Ähnliches gilt für Sätze wie „Ihr Unternehmen bietet mir hervorragende Chancen“ oder „Ihre Stelle ist für mich optimal“. Solche Aussagen klingen gut, sind zu pauschal. Schreiben kann das wieder jeder. Erst wenn Sie spezifisch nennen, warum der Job perfekt passt, macht es Ihre Begeisterung glaubhaft.
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Übertreibungen
Superlative werden immer zum Bumerang. Wer sich selbst bescheinigen muss, „bester Mitarbeiter“ zu sein oder „hervorragende Leistungen“ gezeigt zu haben, war womöglich das genaue Gegenteil. Wahre Brillanz spricht für sich. Zwar wäre falsche Bescheidenheit in der Bewerbung auch nicht gut. Übertreibungen aber wirken schnell überheblich. Außerdem gelten Sie als Indiz für mangelnde Selbstreflexion. Weniger ist mehr.
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Vergleiche
Beispiele sind wichtig. Vorsicht aber mit Vergleichen! Formulierungen, wie: „Im Gegensatz zu meinen Kollegen“ oder „Als einer der wenigen Mitarbeiter“ sind verlockend. Vergleiche werfen aber stets ein schlechtes Licht auf Sie und lassen Sie alles andere als kollegial wirken. Verkneifen Sie sich solche Phrasen unbedingt.
Indem Sie auf diese Punkte achten, vermeiden Sie automatisch die typischen Floskeln in der Bewerbung und schreiben sofort besser und authentischer – und bewerben sich mit mehr Erfolg!
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