Schwarmintelligenz: Definition, Beispiele & Nachteile

Ameisen, Bienen und Vögel handeln gemeinsam in Form einer Schwarmintelligenz. Ein Phänomen, das auch Menschen betrifft. Wir erklären, was genau Schwarmintelligenz ist und zeigen Beispiele für die Wirkung – aber auch die Nachteile einer solch kollektiven Intelligenz…

Schwarmintelligenz Zusammen Klug Psychologie

Definition: Was ist Schwarmintelligenz?

Schwarmintelligenz (auch: kollektive Intelligenz, Gruppenintelligenz) bezeichnet das Phänomen, dass Gruppen von Menschen oder Tieren gemeinsam bessere Entscheidungen treffen und Möglichkeiten zu Problemlösungen finden. Zugespitzt formuliert: Das einzelne Individuum ist nicht besonders clever, in der Masse entsteht aber große Intelligenz.

Das funktioniert über kollektives Lernen und gemeinsame Entscheidungsfindung. Es braucht keinen Anführer und nicht einmal direkte Kommunikation untereinander.

So funktioniert Schwarmintelligenz

Für kollektive Intelligenz trägt jeder zum gemeinsamen Verhalten und der passenden Lösung bei. Dazu braucht es verschiedene Faktoren:

  1. Dezentrale Entscheidungsfindung

    Die Gruppe wird nicht zentral gesteuert. Jeder Teilnehmer trifft eigene Entscheidungen auf Basis der gemeinsamen Informationen.

  2. Selbstorganisation

    Ein Schwarm organisiert sich selbst und passt sich (falls nötig) neuen Rahmenbedingungen an.

  3. Feedback

    Die Teilnehmer tauschen Informationen aus, reagieren auf das Verhalten anderer und passen ihre eigenen Handlungen entsprechend an.

  4. Diversität

    Schwarmintelligenz benötigt Individualität der einzelnen Mitglieder. Erst durch kleine Unterschiede in Denken und Handeln ergänzen sich die Fähigkeiten. Bei zu großer Ähnlichkeit bleibt die Wirkung aus.

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Schwarmintelligenz in der Tierwelt

Bekannt ist das Konzept der Schwarmintelligenz aus der Tierwelt. Fische, Vögel oder auch Bienen haben im Schwarm zahlreiche Vorteile. Sie entwickeln besseren Schutz vor Fressfeinden oder optimieren die Suche nach Nahrung. Die einzelnen Tiere haben weder die Fähigkeiten noch nötigen Informationen – durch das kooperative Verhalten entstehen dennoch gemeinsame und sinnvolle Handlungen.

Jedes Tier orientiert sich dabei nur an einigen anderen Individuen in der Nähe. Fisch A richtet sein Verhalten an Fisch B, C und D aus. Da dies aber alle tun, reagiert der Schwarm wie ein Ganzes.

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Gibt es Schwarmintelligenz bei Menschen?

Studien zeigen: Größere Menschenmengen verhalten sich nicht anders als Tierschwärme. Bei Veranstaltungen entsteht ohne Absprachen oder Vorgaben ein gemeinsames Verhalten. Wir schauen genau darauf, was andere in unserem Umfeld machen, lernen davon und verändern das eigene Verhalten.

Warum laufen Sie bei einer Messe in eine bestimmte Richtung? Warum folgen Sie dem Strom von Menschen, der bei einem Markt von Stand zu Stand geht? Sie zeigen Schwarmverhalten – instinktiv glauben Sie, dass die Mehrheit den richtigen Weg geht.

Kritik am Konzept bei Menschen

Aber: Wissenschaftler sehen den Vergleich von Menschen und Tieren zur Schwarmintelligenz kritisch. Menschenmassen zeigen ähnliche, aber nicht exakt dieselben Verhaltensweisen. Häufig wird deshalb der Begriff „Herdentrieb“ genutzt.

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Beispiele für Schwarmintelligenz

Beispiele für Schwarmintelligenz gibt es nicht nur bei Tieren. Das Konzept wird bereits gezielt genutzt, um von den Vorteilen zu profitieren:

Beispiel Crowdsourcing

Beim Crowdsourcing werden Aufgaben oder Probleme einer großen Zahl von Freiwilligen zugänglich gemacht. Über das Internet beschäftigen sich große Communitys mit den Problemen und entwickeln gemeinsam Lösungen. Bekanntes Beispiel ist Wikipedia: Unzählige Nutzer erstellen und aktualisieren die Beiträge zu unterschiedlichsten Wissensgebieten.

Beispiel Technik

Moderne Verkehrssysteme, KI-Algorithmen und autonom-fahrende Autos nutzen den Grundgedanken der Schwarmintelligenz. Anhand der Verhalten aller Teilnehmer werden optimale Wege und Vorgehensweisen abgeleitet. Das steigert die Verkehrssicherheit und sorgt für schnellere Wege ans Ziel.

Beispiel Börse

Den Wert von Unternehmen (in Form von Aktien) oder Rohstoffen bestimmt die Nachfrage der Marktteilnehmer. Durch das kollektive Handeln steigt oder sinkt der Preis. So trifft der Gesamtmarkt letztlich die Entscheidung über den Börsenwert.

Beispiel Produktentwicklung

Einige Unternehmen nutzen Schwarmintelligenz bereits zur Entwicklung oder Verbesserung von Produkten. BWM betreibt zum Beispiel ein Co-Creation Lab, über das Interessierte Meinungen, Ideen und Vorschläge teilen. Nicht nur externe Nutzer, sondern auch die entsprechenden Abteilungen des Autobauers beteiligen sich daran.

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Nachteile der Schwarmintelligenz

Trotz der Vorteile dürfen die möglichen Nachteile von Schwarmintelligenz nicht ignoriert werden. Häufiger Kritikpunkt: Gruppen entwickeln keine echte Intelligenz oder Weisheit.

Hinzu kommen weitere Nachteile:

  • Gruppendenken

    Die Masse ist nur schlau, wenn jeder unabhängig voneinander eine Einzelmeinung abgeben darf. Entsteht Gruppendenken, passt jeder nur seine Meinung dem Konsens an. Beste Entscheidungen entstehen aber erst, wenn verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden.

  • Fehlentscheidungen

    Beispiele und Erfahrungen zeigen: Die Masse hat längst nicht immer recht. Schlimmstenfalls folgen alle Beteiligten einer Fehlentscheidung und werden zu Mitläufern. Es fehlt kritisches Hinterfragen.

  • Verantwortung

    Im Schwarm übernimmt niemand die Leitung – aber auch niemand die Verantwortung. Jeder verlässt sich nur auf die anderen. Der Einzelne tut immer weniger und versteckt sich in der Gruppe (siehe: Ringelmann-Effekt).

  • Manipulation

    Bei Schwarmintelligenz droht Manipulation. Werden zum Beispiel im Internet falsche Informationen verbreitet, richtet sich die Masse danach. Das ermöglicht einer kleinen Gruppe großen Einfluss auf das Verhalten der Mehrheit – das gilt besonders in der Politik.

  • Geschwindigkeit

    Die Entscheidung einer Einzelperson ist schneller als der Prozess der Schwarmintelligenz. Es braucht einen gewissen Zeitraum, bis der Konsens über das richtige Vorgehen gefunden wurde. Kommt es auf die Geschwindigkeit an, ist das gemeinsame Vorgehen nicht immer besser.

  • Ungleichmäßigkeit

    In der Praxis werden nicht alle Meinungen und Verhalten gleichermaßen gewertet. In Teams finden besonders selbstbewusste und laute Kollegen oftmals mehr Beachtung als zurückhaltende Mitarbeiter. Die Entscheidung ist nicht dezentral, sondern wird von unterschiedlichen Persönlichkeiten beeinflusst.


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