Mehrere Jobangebote: Wie zwischen 2 Jobs entscheiden?

Ein echtes Luxusproblem: Ihre Bewerbungen werden mit gleich mehreren Erfolgen und Jobangeboten belohnt. Nun haben Sie die Qual der Wahl und müssen sich zwischen zwei Jobs entscheiden: Was tun? „Wie treffe ich jetzt die richtige Entscheidung?“, fragen sich viele. Wir zeigen Ihnen Tipps, Methoden und wichtige Fragen, die Ihnen bei der Auswahl helfen…

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Wie für den richtigen Job entscheiden?

Viele Menschen entscheiden sich schwerer, je mehr Optionen zur Auswahl stehen. Das gilt beim Shopping wie für Jobangebote. Gerade Berufsanfänger möchten hier keine falschen Entscheidungen treffen. Das verstehen wir. Tatsächlich verursacht jede Wahl einen inneren Konflikt: Die Entscheidung FÜR das Eine ist immer auch eine Wahl GEGEN alle Alternativen.

Um zwischen mehreren Jobangeboten wählen zu können, sollten Sie sich daher vorab ein paar wichtige Fragen stellen und definieren, was Ihnen im neuen Job wirklich wichtig ist:

  • Geht es mir hauptsächlich um ein höheres Gehalt?
  • Ist eine bestimmte Ausstattung (Einzelbüro, moderne Technik, Dienstwagen, …) ein Muss?
  • Wie wichtig ist mir gestalterische und inhaltliche Freiheit?
  • Zählt vor allem die neue Herausforderung und damit berufliche Veränderung?
  • Will ich neue Fähigkeiten, neues Wissen erlernen?
  • Wird es Zeit, eine Führungsposition einzunehmen?
  • Möchte ich mich langfristig entwickeln können (welche Perspektive bietet der Job)?
  • Möchte ich meine Vita mit einem Jobtitel oder namhaften Unternehmen aufhübschen?
  • Zählt in erster Linie die Jobsicherheit?
  • Oder möchte ich meine Entwicklung fördern?
  • Oder mehr Flexibilität gewinnen?

Neuer Job, falsche Entscheidung?

In kaum einem Job stimmen alle Aspekte. Irgendeinen Haken gibt es immer. Entscheidend ist daher, dass Sie diese Punkte für sich priorisieren – und anschließend mit den vorliegenden Jobangeboten vergleichen. Oft trennt sich schon bei diesem ersten Schritt die Spreu vom Weizen. Manches Angebot klingt zwar verlockend und attraktiv – auf Ihrer Prioritätenliste stehen diese Benefits aber nicht an erster Stelle.

Prioritäten helfen Ihnen, fokussiert zu bleiben und sich nicht blenden zu lassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass andere Angebote eine Mogelpackung sind. Sie passen nur nicht zu ihren Karrierezielen.

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Entscheidungshilfe: Zwischen zwei Jobs entscheiden

Das Wichtigste ist jetzt, dass Sie sich überhaupt entscheiden. Sonst ergeht es Ihnen wie Buridans Esel. Dieser stand vor zwei saftigen, gleich entfernten Heuhaufen. Doch weil er keine Entscheidung treffen konnte, verhungerte das arme Tier. Auch Arbeitgeber haben nicht ewig Zeit.

Umgekehrt ist keine Entscheidung endgültig. Sie werden in Ihrem Berufsleben vermutlich noch ein paar Mal den Job wechseln. Nicht zuletzt, weil Sie sich weiterentwickeln. Nehmen Sie Ihrer Wahl also die Dramatik eines Fanals. Letztlich haben Sie sich auf beide Positionen beworben, weil Ihnen beide gefallen. Auch wenn Sie sich nur für ein Jobangebot entscheiden können, ist das immer noch eines, das zu Ihnen und Ihren Karriereplänen passt.

Um Ihnen die Wahl zu erleichtern, haben wir im Folgenden ein paar Entscheidungstechniken zusammengestellt.

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Zwischen zwei Jobangeboten wählen: So geht’s

1. Setzen Sie sich ein Zeitlimit

Nehmen Sie sich für eine so wichtige Entscheidung wie die Jobwahl ausreichend Zeit. Jedoch sollten Sie Ihre Bedenkzeit von Anfang an limitieren. Nutzen Sie diesen Zeitraum, um Informationen über beide Jobs zu sammeln. Doch dann sollten Sie eine Entscheidung treffen, denn ab einem gewissen Punkt bringen auch weitere Informationen keine neuen Erkenntnisse mehr und verzögern Ihre Entscheidung unnötig.

2. Nutzen Sie Ihre Intuition

Auch wenn die oft als „Bauchgefühl“ beschriebene Intuition etwas in Verruf gekommen ist: Nutzen Sie diese für Ihre Entscheidungen. Dabei verlassen Sie sich keineswegs nur auf Ihre Emotionen, sondern nutzen – unbewusst – auch Ihre umfangreiche Erfahrung und Informationen, die Sie bewusst (!) vielleicht gar nicht abrufen können. So fand etwa die Psychologin Sian Leah Beilock von der Universität Chicago heraus, dass Profi-Golfspieler am besten spielen, wenn sie keine Zeit haben, über ihren Schlag nachzudenken. Nur bei Anfängern ist es umgekehrt.

3. Holen Sie sich Feedback

Idealerweise besprechen Sie wichtige Entscheidungen mit Menschen, auf deren Meinung Sie Wert legen und die Ihre Argumente kritisch hinterfragen. Auch wenn beispielsweise Ihre Eltern nicht viel zu dem Berufsbild eines Social Media Managers sagen können, so kennen diese Sie als Person. Bei der Jobwahl geht es schließlich nicht nur um objektive Kriterien, sondern auch um die eigene Persönlichkeit und ob der Beruf dazu passt.

Der Trick mit der Münze

Wenn Sie vor einer schwierigen Wahl stehen, werfen Sie eine Münze! Das klingt banal, funktioniert aber. Dabei geht es nämlich nicht darum, was das Metallorakel sagt. In den meisten Fällen haben Sie längst eine Wahl getroffen – nur unbewusst.

Kopf oder Zahl? – Es ist egal, welche Seite der Münze oben landet. Sie müssen sich das Ergebnis nicht einmal ansehen. Viel wichtiger: Solange die Münze durch die Luft wirbelt, horchen Sie ehrlich in sich hinein: Was wünschen Sie sich, das kommt? Genau das ist die Entscheidung, die Sie längst getroffen haben. Die Münze bringt es ans Licht. Der Münzwurf kann den geistigen Nebelschleier beiseite wehen und eine innere Wahl sichtbar machen. Und falls die trübe Wolke tiefer hängt, müssen Sie höher werfen, um sich mehr Zeit zu verschaffen…


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Methoden zur Entscheidungsfindung

Vielen Menschen hilft es, sich bei einer wichtigen Entscheidung alle wichtigen Informationen aufzuschreiben. Folgende Methoden bringen Systematik in Ihren Entscheidungsprozess:

Das Entscheidungskreuz

  1. Teilen Sie hierfür ein DIN-A4-Blatt in vier gleich große Quadranten ein.
  2. In den Quadranten oben links tragen Sie alle Pro-Argumente ein.
  3. In den Quadranten oben rechts tragen Sie alle Kontra-Argumente ein.
  4. Unten links notieren Sie alle Unklarheiten und offenen Fragen. Oftmals fehlen einem Informationen, wenn man Schwierigkeiten hat, eine Entscheidung zu treffen.
  5. Unten rechts notieren Sie sich, was Sie tun müssten, um die nötigen Informationen zu beschaffen.

Diese Methode ist im Grunde eine erweitere Pro- und Kontraliste.

Die einfache Entscheidungsanalyse

  1. Listen Sie für diese Methode alle Kriterien auf, die Ihnen bei der Jobwahl wichtig sind, bespieilsweise Gehalt, berufliche Veränderung, Führungsposition, vielfältiger Aufgabenbereich, flache Hierarchien und so weiter. Welche Kriterien Sie in Ihre Entscheidung einfließen lassen, können Sie dabei selbst entscheiden.
  2. Nun vergleichen Sie Job A mit Job B unter diesen Kriterien. Jedes Kriterium erhält Punkte auf einer Skala von 1 bis 5. Dabei ist 5 der bestmögliche Wert.
  3. Am Ende addieren Sie die Punkte der Kriterien und sehen auf diese Weise, welche Option die „bessere“ ist.

Hier ein Beispiel:
Einfache Entscheidungsanalyse Beispiel

Die gewichtete Entscheidungsanalyse

  1. Auch für diese Methode vergleichen Sie die von Ihnen gewählten Kriterien. Allerdings vergeben Sie auch eine Gewichtung von 1 bis 5. Beispielsweise ist Ihnen ein gutes Arbeitsumfeld besonders wichtig. Damit erhält das Kriterium Arbeitsumfeld eine Gewichtung von 5. Gehalt ist Ihnen weniger wichtig und erhält eine Gewichtung von 3. Durch die Gewichtung kommt Ihren persönlichen Präferenzen eine größere Bedeutung zu.
  2. Nun vergeben Sie abermals für jedes Kriterium Punkte auf einer Skala von 1 bis 5, wobei 5 der beste Wert ist. In einem zweiten Schritt multiplizieren Sie diese Punkte jedoch mit Ihrer Gewichtung.

Hier ein Beispiel:
Gewichtete Entscheidungsanalyse Beispiel

Das 10-10-10 Modell

Von Suzy Welch (das ist die Frau des Ex-General-Electric-Bosses Jack Welch) stammt das sogenannte 10-10-10-Methode. Dazu rät sie zunächst alle wesentlichen Informationen zum Entscheidungsproblem zu recherchieren und zu sammeln, jedoch unter folgenden Prämissen:

  1. Welche Auswirkungen hat meine Entscheidung in 10 Tagen?
  2. Welche Auswirkungen hat sie in 10 Monaten?
  3. Welche Auswirkungen hat sie in 10 Jahren?

Klingt trivial. Ist es auch. Jedoch hilft ein solcher Auswahlprozess den Blick in Richtung Zukunft und den langfristigen Auswirkungen der Wahl zu schärfen.

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Zwei Zusagen – was sagen?

Wir hatten HIER schon ausführlich über die drei Handlungsalternativen geschrieben:

  1. Zum Schein zusagen
  2. Bedenkzeit erbeten
  3. Hinhalten

Bei der dazugehörigen Leser-Umfrage hat sich die Mehrheit von zwei Dritteln für die Alternative „Bedenkzeit erbeten“ entschieden. Also die jeweiligen Arbeitgeber anrufen und höflich sagen, dass Sie weiterhin an der Stelle interessiert sind, aber noch weitere Termine für Bewerbungsgespräche oder Angebote haben. Und weil Sie sich ganz bewusst für die Stelle entscheiden möchten, bitten Sie um etwas Bedenkzeit.

Das ist auch die ehrlichste Variante. Ergänzend dazu aber noch zwei Attitüden, die Sie unbedingt zeigen sollten:

  1. Seien Sie dankbar

    Nicht nur weil es ein Luxusproblem ist. Aus HR-Managersicht gibt es wohl nichts Schlimmeres als einen arroganten Bewerber. Selbstvertrauen, ja. Auch wer seinen Marktwert kennt, muss das nicht verbergen. Aber das ist kein Grund überheblich zu werden und „Master of the Universe“ zu spielen, egal wie groß die Freude über die offenbar große Nachfrage ist. Wer hier auf dem Boden und ganz sachlich bleibt, beweist umso mehr Souveränität und Profession.

  2. Seien Sie realistisch

    Und zwar in Bezug auf die Zeit, die Sie sich nehmen dürfen. Wie gesagt: Auch die werbenden Unternehmen haben Zeitpläne und müssen die offenen Stellen besetzen. Am liebsten mit dem besten Kandidaten. Erweist sich der aber als entscheidungsarm, ist er schnell nur noch die zweitbeste Wahl. Überdehnen Sie den Prozess also nicht. Drei Tage gesteht Ihnen jeder zu, besonders geduldige Personalabteilungen auch bis zu einer Woche. Dann aber sollten Sie wissen, wen und was Sie wollen.

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Tipps für das Nachverhandeln

Es kann natürlich sein, das Ihre beiden Favoriten dicht beieinander liegen. So dicht, dass es vielleicht nur an einer kleinen Nachbesserung in einem Punkt bedarf, um den Job perfekt zu machen. Nachverhandeln ist durchaus erlaubt. Hier schadet es nicht, die Karten ehrlich auf den Tisch zu legen, Motto: „Ihr Jobangebot reizt mich inhaltlich am meisten, aber Firma XY bietet einfach 200 Euro mehr im Monat. Ließe sich da noch etwas machen?“

Machen Sie ruhig ein konkretes Gegenangebot: „Für fünf Prozent mehr Gehalt fange ich sofort bei Ihnen an.“ Einzige Bedingung: Stehen Sie zu Ihrem Wort! Gibt man Ihnen die fünf Prozent, dann unterschreiben Sie bitte auch. Ein absoluter Fauxpas wäre es, damit zum konkurrierenden Arbeitgeber zu gehen und dies als Druckmittel für eine Art Auktion einzusetzen. Wer so zockt, wirkt wie ein Falschspieler – und ist sofort wieder draußen. Womöglich bei beiden Arbeitgebern.

Es muss bei solchen Nachverhandlungen übrigens nicht nur um Geld gehen. Denken Sie wieder an Ihre Prioritätenliste: Es könnte zum Beispiel auch um eine großzügigere Homeoffice-Regelung, mehr Urlaub oder flexiblere Arbeitszeiten gehen.

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Entscheidung treffen – Konsequenzen ziehen

Sobald Sie Ihre Wahl getroffen haben, sollten Sie das dokumentieren und kommunizieren. Schon aus Fairnessgründen. Teilen Sie so rasch wie möglich den anderen Unternehmen mit, dass Sie sich leider gegen sie entschieden haben. Gründe müssen Sie nicht nennen, Sie bedanken sich aber nochmals und bitten um Verständnis.

Zeigen Sie auch in Ihren Online-Profilen, dass Sie nicht mehr auf dem Markt sind. Das ist ein gutes Signal an den neuen Arbeitgeber: Sie haben hart verhandelt, aber nun stehen Sie auch voll hinter dem Job und freuen sich darauf…


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