Dialekt im Job: Türöffner oder Karrierekiller?

Wie viel Dialekt im Job ist in Ordnung? Die einen finden es charmant, andere verstehen nur Bahnhof, und einige würden sich am liebsten die Ohren zuhalten. So lässt sich nur schwer sagen, wie viel Dialekt die Karriere verträgt. Klar ist: Sie sollten sich bewusst sein, dass Dialekt im Job verschiedene Wirkungen hat – positiv wie negativ. Wir zeigen, worauf es beim Dialekt ankommt, damit Ihre regionale Sprachfärbung authentisch wirkt und nicht zum Karrierekiller wird…

Dialekt Job Vorteile Nachteile

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Dialekt im Job: Eine gute Idee?

Studien zufolge können in Deutschland 60 Prozent der Menschen einen Dialekt sprechen. Bei rund 83 Millionen Einwohnern macht das fast 50 Millionen Deutsche, die auch auf der Arbeit einen Dialekt sprechen könnten. Aber ist das auch empfehlenswert – oder sollten Sie im Job besser Hochdeutsch sprechen?

Eine allgemeine Antwort gibt es leider nicht. Wie so oft hängt das vom Einzelfall und einigen Faktoren ab, der Dialekt im Job zum Türöffner oder Karrierekiller wird. Beispiele:

Unternehmenskultur

Passt der Dialekt zur Unternehmenskultur? Bei einigen Arbeitgebern kann es authentisch und sympathisch wirken, wenn die Arbeitnehmer ihre Sprachkultur und Identität behalten. Kleine und lokale Firmen können beispielsweise Dialekte gut einbinden. Große Konzerne wünschen sich eher Hochdeutsch oder gar Englisch als Unternehmenssprache.

Aufgaben

Wo und was arbeiten Sie? Der Tätigkeitsbereich und Kundenkontakt kann ebenfalls bestimmen, welchen Einfluss der Dialekt im Job hat oder haben soll. Bei häufigem Kundenkontakt sind die Effekte größer, als wenn Sie nur intern im Team zusammenarbeiten. Entsprechend achten manche Unternehmen schon bei der Personalauswahl auf einen stark ausgeprägten Dialekt, der zum Problem werden könnte.

Verständlichkeit

Kann man Sie verstehen, wenn Sie Dialekt sprechen? Oberstes Prinzip in der Kommunikation ist, dass Sie verstanden werden. Ein wenig Dialekt im Job schadet nicht, solange die Verständlichkeit nicht darunter leidet. Bei Kauderwelsch endet meist die Toleranz für Diversität.

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Was sind beliebte und unbeliebte Dialekte?

Ungefilterter Dialekt im Beruf ist immer eine Gratwanderung. Denn jeder Dialekt polarisiert, mitunter sogar in der eigenen Region. Keine Mundart wird durchweg positiv oder negativ bewertet. Das zeigen immer wieder Umfragen.

Eine repräsentative Liste der deutschen Top- und Flop-Dialekte lässt sich zwar nicht erstellen. Das Statistikportal Statista hat sich dem dennoch angenommen und dabei die beliebtesten Mundarten und unbeliebtesten Dialekte identifiziert:

Top10: Welche Dialekte sind beliebt und am unbeliebtesten?

  1. Bayerisch (35%)
  2. Norddeutsch, Platt (29%)
  3. Berlinerisch (22%)
  4. Schwäbisch (20%)
  5. Rheinländisch (19%)
  6. Hessisch (13%)
  7. Sächsisch (10%)
  8. Fränkisch (10%)
  9. Pfälzisch (8%)
  10. Badisch (8%)

Diese Statistik ist aber mit Vorsicht zu genießen. Nach den unbeliebtesten Dialekten gefragt, ergaben sich widersprüchliche Ergebnisse: So taucht zum Beispiel Bayerisch sowohl im Ranking der beliebtesten als auch unbeliebtesten Dialekte ganz oben auf. Berlinerisch belegt in beiden Erhebungen den dritten Platz. Sächsisch landet allerdings häufiger bei den unbeliebtesten Dialekten. Mundart ist eben Geschmacksache.

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Dialekt sprechen im Job: Vor- und Nachteile

Ob Sie Ihren Dialekt im Job sprechen, kann Vor- und Nachteile haben und unterschiedlich wirken. Mit etwas Glück und richtig eingesetzt können Sie davon profitieren. Auf der anderen Seite sprechen einige Punkte dagegen, in der Berufswelt seinen „Regiolekt“ einzusetzen. Die Vor- und Nachteile im Berufsleben und im Überblick:

Dialekt Vorteile

  • Dialekt verbindet

    Sprechen zwei Menschen dieselbe Sprache, entsteht automatisch eine Verbindung und größere Nähe. Dies kann ein Vorteil bei den Kollegen oder dem Chef sein. Genauso beim Kundenkontakt. Sprechen Kunde und Mitarbeiter denselben Dialekt, entsteht das Gefühl „Hier bin ich richtig und werde verstanden!“

  • Dialekt macht besonders

    Eine besondere Mundart kann im Job zum markanten Alleinstellungsmerkmal mutieren. Sie entwickeln dadurch ein Markenzeichen, das Sie von der Masse abhebt und im Gedächtnis bleiben lässt.

  • Dialekt fällt leicht

    Wer mit seiner Umgangssprache aufgewachsen ist und diese das gesamte Leben gesprochen hat, parliert darin mit größerer Eloquenz. Tut sich aber genauso schwer, den Dialekt abzulegen.

Dialekt Nachteile

  • Mundart ist unverständlich

    Der vielleicht größte Nachteil eines Dialekts: Wenn er nicht verstanden wird, ist das anstrengend für alle anderen, und es entstehen leicht Missverständnisse. Einige Dialekte sind für Außenstehende vollkommen unverständlich. Das kann sogar als unhöflich empfunden werden, weil Kollegen sich dadurch ausgegrenzt fühlen können.

  • Mundart polarisiert

    Kein Dialekt wird durchweg positiv oder negativ empfunden. Wer Ihren Dialekt nicht besonders mag, wird auch nicht gerne mit Ihnen zusammenarbeiten oder häufig mit Ihnen sprechen.

  • Mundart lenkt ab

    Werden Aussagen trotz Dialekt verstanden, sind Zuhörer dennoch oft beschäftigt, die regionalen Eigenarten und Fachausdrücke zu entschlüsseln. Vom eigentlichen Inhalt lenkt das enorm ab.

  • Mundart macht unglaubwürdig

    Der sogenannte Fluency-Effekt sagt: Fremde Akzente machen unglaubwürdig. Dialekte können dazu führen, dass Zuhörer Ihnen nicht glauben. Dahinter steckt die stereotype Neigung, Wörter, die flüssig und richtig artikuliert werden, für wahrer zu halten als eine dialektveränderte Aussprache.

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Tipps: Worauf sollte ich beim Dialekt im Job achten?

In der Praxis sollten Sie abwägen, ob in Ihrer Situation die Vor- oder Nachteile überwiegen. Um Ihnen zu helfen, den Dialekt im Job richtig zu nutzen, haben wir abschließend noch ein paar Tipps für Mundarten am Arbeitsplatz:

Achten Sie auf Ihre Zuhörer

Wer Dialekt spricht, sollte sich stets vor Augen halten, wer die Zuhörer sind. Versteht Ihr Publikum überhaupt, was Sie sagen? In Ihrem Heimatort, ist das vielleicht kein Problem. Doch wie sieht es bei Kunden in ganz Deutschland aus? Bei einem Event, dass Sie für Ihren Arbeitgeber besuchen? Bei Zulieferern oder Geschäftspartnern? Setzen Sie nicht voraus, dass man Ihre Sprache spricht (siehe: Sender-Empfänger-Modell).

Lernen Sie umzuschalten

Bei einem starken Dialekt gilt: Sie sollten lernen, ins Hochdeutsche umzuschalten. Das ist schwierig, ja, und dauert – je nach Ausprägung des Dialekts – einige Zeit. Hochdeutsch „als Fremdsprache“ hat aber genauso viele Vorteile: Es wird überall im DACH-Raum gesprochen und verstanden.

Denken Sie an andere Sprachen

Wird eine Fremdsprache gesprochen, führt bereits die deutsche Muttersprache zu einem hörbaren Akzent. Kommt ein regionaler Dialekt hinzu, wird es schwierig bis unmöglich, das Ergebnis zu entschlüsseln. Gerade wenn Sie im Job in einem internationalen Umfeld arbeiten und häufig in einer Fremdsprache kommunizieren, kann der Dialekt hinderlich sein.


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