Wie Sie in der Entlassungswelle den Job behalten
In Krisenzeiten fragen sich viele: „Wie sicher ist mein Job wirklich?“ Die Standard-Antwort darauf lautet: „So sicher, wie Sie ihn gestalten!“ Natürlich kann der Einzelne wenig ausrichten, wenn ein ganzes Werk geschlossen wird oder ein Betrieb Pleite macht. Dann ist der Job weg. Das ist Pech.
Etwas anderes aber gilt, wenn Unternehmen abspecken und sich von einzelnen Mitarbeitern trennen, also bei einer drohenden Entlassungswelle eine Auswahl treffen und Kündigungen nur gezielt aussprechen. Personalumbau bedeutet zwar oft auch Personalabbau. Hierbei gibt es aber durchaus Verhaltensweisen und Strategien, die den eigenen Arbeitsplatz sicherer oder zumindest weniger unsicher machen.
Generell gilt: Agieren Sie BEVOR der Job in Gefahr ist – nicht erst reagieren!
Die 5 wichtigsten Empfehlungen und Strategien
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Zusatzaufgaben übernehmen
Die Rechnung ist simpel: Je mehr Sie sich engagieren, desto schmerzlicher der Verlust für das Unternehmen, sollte es sich von Ihnen trennen. Sind es obendrein verantwortungsvolle oder für die Zukunft relevante Projekte, die Sie betreuen, steigt Ihr interner Marktwert automatisch – erst recht, wenn Sie sich dafür freiwillig gemeldet haben. Sie signalisieren so, dass man selbst in der Krise auf Sie zählen kann. Umgekehrt: Wer sich vor Mehrarbeit drückt, beweist geringe Solidarität, dokumentiert seine Entbehrlichkeit und steht bald ganz oben auf der Abschussliste. Sie möchten nicht, dass man Ihnen nachsagt: „Er/Sie hinterlässt eine Lücke, die ihn/sie vollständig ersetzt.“
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Früh netzwerken
Idealerweise knüpft man Beziehungen nicht erst in der Krise, sondern vorher – intern wie extern. Das Netzwerken hilft einem dann, etwa über Jobalternativen informiert zu bleiben. Es fungiert aber auch als kollektiver Mentor sowie als Referenz und Botschafter, wenn es darum geht, die eigenen Qualitäten im Haus oder bei potenziellen Arbeitgebern bekannt zu machen.
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Intern umorientieren
Wenn die eigene Abteilung zunehmend unter Druck gerät, kann man abwarten und hoffen – oder sich rechtzeitig nach Alternativen umsehen, zunächst intern. Womöglich werden die eigenen Fertigkeiten gerade woanders im Konzern händeringend gesucht. Womöglich sogar in einem florierenden Bereich. Gut, wenn man dort schon bekannt ist und einen guten Ruf besitzt.
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Auf Gehalt verzichten
Wenn es ganz übel kommt, setzen Manager als Erstes den Rotstift an: Kosten killen. Um jeden Preis. Je teurer ein Mitarbeiter ist, desto gefährdeter ist auch seine Position. Deshalb sind zum Beispiel auch Gehaltserhöhungen in guten Zeiten immer ein zweischneidiges Schwert: Sie erhöhen zugleich den Rechtfertigungsdruck in der Krise, ob man auch verdient, was man verdient.
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Liefern Sie stets gute Arbeit ab
Dieser Tipp ist – zugegeben – etwas ungewöhnlich und stamm von Neil Gaiman. Der hat die Theorie entwickelt, dass Menschen Ihren Job behalten, wenn drei Bedingungen erfüllt sind. Genau genommen müssten sogar nur zwei von drei erfüllt sein (siehe Grafik):
In den genannten Strategien steckt allerdings eine defensive Grundhaltung, die letztlich auf geringem Selbstwert und Angst basiert: „Mach deinem Arbeitgeber wenig Mühe, arbeite mehr, koste weniger, dann behältst du deinen Job“ – so die Maxime. Das Ergebnis sind Arbeitnehmer, die Bittsteller, Opfer und Abhängige bleiben, auch wenn sie bei diesen Strategien die Zügel zunächst in die Hand nehmen. Die Unabhängigen werden aber häufig mehr respektiert.
Trotz Entlassungswelle: Behalten Sie Ihren Selbstwert
Auch müssen sich Leistungsträger seltener anpassen, weil sie einen hohen (Selbst-)Wert ausstrahlen. Es gibt eben auch Grenzen: Jede Zusatzaufgabe zu schultern, Gehaltseinbußen hinzunehmen oder gar anzubieten, mag kurzfristig attraktiver machen. Es entwertet aber auch.
Und wird der Job trotzdem gestrichen, ist man erst recht angeschmiert. Wenn überhaupt sollten Sie es mit der Maxime jeder Verhandlung halten: „Gib nie etwas ohne dafür auch etwas zu nehmen!“ Oder anders formuliert: Mehrarbeit und Lohnverzicht sind in der Krise solidarische Signale – falsch sind sie also nicht. Ihnen sollte am Krisenende aber eine Gegenleistung gegenüberstehen, die mehr beinhaltet als Joberhalt. Tatsächlich verhandeln Sie in einer solchen Situation über mehr als Ihren Arbeitsplatz:
Sie verhandeln über Ihren Wert
Es hat daher nur Vorteil, wenn Sie sich zunächst einmal einen Überblick über den aktuellen Arbeitsmarkt verschaffen – zum Beispiel in unserer Jobbörse. Zielfragen sollten dabei sein:
- Welcher Arbeitgeber in meiner Branche sucht aktuell welche Arbeitnehmer?
- Welche Fachkräfte werden in meiner Region gesucht?
- Was wird – durchschnittlich – für Fachkräfte meiner Qualifikation bezahlt?
- Wie viele Jobangebote gibt es überhaupt für Menschen mit meiner Qualifikation?
Mithilfe dieser ersten Recherche lässt bereits ein erster (grober) Marktwert ermitteln. Dieser stärkt entweder Ihr Selbstvertrauen und Ihre Verhandlungsposition. Oder aber Sie wissen frühzeitig umso besser, ob Sie um den aktuellen Job kämpfen sollten beziehungsweise, was Sie tun müssen, um für den Arbeitsmarkt wieder attraktiver zu werden.
Der beste Tipp ist: Tun Sie dies regelmäßig – und nicht erst, wenn die Entlassungswelle schon über das Land rollt. Egal, wie gut oder schlecht es im Job läuft: Es ist gut, immer seinen Fallschirm gepackt und einen Plan B in der Tasche zu haben…
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