Definition: Was bedeutet polarisieren?
Der Begriff „polarisieren“ stammt ursprünglich aus der Optik (Substantiv: Polarisation) und beschreibt den Prozess, bei dem Licht und dessen Wellen in eine bestimmte Richtung gelenkt werden – etwa bei einer Sonnenbrille, 3D-Brille oder Kamera, mit der man trotz diffusem Sonnenlicht klar sieht.
Im gesellschaftlichen Kontext bedeutet polarisieren: Es bilden sich zwei Pole. Polarisierung verstärkt extreme Meinungen oder ruft gegensätzliche Einstellungen oder Haltungen hervor, die zu einer starken Trennung oder Spaltung führen.
Beispiel
Ein Mensch, der polarisiert, wird entweder geliebt oder gehasst, man ist für ihn oder gegen ihn. Zwischentöne oder eine Grauzone gibt es kaum. Ebensowenig die Chance zur Vermittlung. In der modernen Gesellschaft wird die Polarisierung häufig durch soziale Medien noch angeheizt und verstärkt.
Polarisieren Synonym
Ähnliche Begriffe, Redewendungen oder Synonyme für das Wort „polarisieren“ sind: entzweien, spalten, trennen, oder „Gegensätze schaffen“ bzw. Schwarz-Weiß-Denken.
Das Gegenteil zur Polarisierung ist die Integration, Vermittlung oder Versöhnung, wobei versucht wird, für die Gegensätze zwischen Menschen, Parteien oder Gruppen einen Kompromiss zu finden.
Welche Themen polarisieren besonders?
Grundsätzlich kann jedes Thema polarisieren – einige Bereiche wirken aber besonders polarisierend. Hierbei gehen die Meinungen oft extrem auseinander:
- Klimawandel
- Zuwanderung
- Sozialleistungen & Finanzierung
- Gleichstellung von Frauen
- Umgang mit sexuellen Minderheiten
- Schutzimpfungen (z.B. Corona)
- Konflikt zwischen Israel und Palästina
- Russischer Angriffskrieg in der Ukraine
Polarisieren Beispiele
Polarisierung in der Gesellschaft hat viel mit Ideologie und der Unfähigkeit (oder dem Unwillen) zum Diskurs zu tun. Häufig lässt sie die Gräben zwischen Menschen tiefer werden und schwächt den sozialen Zusammenhalt.
Dabei wirkt das Polarisieren in unterschiedliche Bereiche – wie Politik, Psychologie oder Beziehungen. Darauf gehen wir im Folgenden genauer ein:
Polarisierung in der Politik
In zahlreichen demokratischen Ländern ist derzeit ein Trend zur politischen Polarisierung zu beobachten: Die Meinungen werden extremer. Die Parteien der Mitte verlieren, während die Extremisten im rechten oder linken Flügel gewinnen. Kurz: In der Politik werden zunehmend stark polarisierte Positionen vertreten – und das oft mit Erfolg bei den Wählern und Anhängern.
Ein gutes Beispiel für politische Polarisierung bieten aktuell die USA, wo die Kluft zwischen Demokraten und Republikanern stetig wächst. Diskussionen über Themen wie Einwanderung, Klimawandel, Waffenbesitz oder Gesundheitsversorgung liegen so extrem auseinander, dass ein Kompromiss kaum zu finden ist. Soziale Medien verstärken diese Polarisierung noch, was zu einer weiteren Fragmentierung der Gesellschaft führt.
Polarisierung in der Psychologie
In der Psychologie beschreibt das Polarisieren einen Prozess, bei dem die eigene Meinung in der Gruppe immer extremer wird (auch: Radikalisierung). Grund für den Konformitäts– und Radikalisierungseffekt ist, dass Menschen in Gruppen dazu tendieren, ihre Ansichten zu bestätigen und zu verstärken, statt zu hinterfragen.
Ein bekanntes psychologisches Beispiel für das sogenannte „Gruppendenken“ ist ein Experiment um Irving Janis. Dabei zeigte sich, dass die Entscheidungen in Gruppen oft radikaler ausfielen als bei Einzelpersonen, weil abweichende Meinungen unterdrückt wurden (siehe auch: Asch-Experiment bzw. Confirmation Bias).
Polarisierung in Beziehungen
Wenn Menschen polarisieren, dann ist das ebenso auf persönlicher Ebene zu spüren, insbesondere in Beziehungen. Im Extrem können solch gegensätzliche Meinungen zwischen Partner oder Freunden zu einer wachsenden Entfremdung führen. Die Polarisierung macht ein gemeinsames Verständnis oder eine Versöhnung unmöglich.
Polarisierung zwischen Menschen tritt vor allem bei grundsätzlichen Werten oder Lebensfragen zu Erziehung, Karriere oder Finanzen auf. Polarisieren solche Themen und Ansichten zu stark, beeinträchtigt dies das gegenseitige Vertrauen und die Kommunikation untereinander erheblich führt nicht selten zu einer Trennung.
Polarisieren Bedeutung: Was sind die Folgen?
Wenn Menschen, Meinungen und Themen polarisieren, kann das sowohl positive wie negative Auswirkungen haben – je nach Kontext und Ausmaß:
Negative Auswirkungen
Führt das Polarisieren zu verhärteten Fronten und einer Spaltung, kann es den sozialen Zusammenhalt einer Partnerschaft, Gruppe oder Gesellschaft zerstören. Die Folgen in der Politik sind extreme politische Bewegungen. In der Psychologie wiederum führt Polarisierung zu einer Verzerrung der eigenen (selektiven) Wahrnehmung: Betroffene suchen vorwiegend die Bestätigung des eigenen Weltbildes, was zu mehr Konflikten und Isolation führt.
Positive Auswirkungen
Menschen, die polarisieren, haben eine klare Haltung und stehen für ihre Sache ein. Damit werden sie für viele andere zur Leit- oder Identifikationsfigur und zu einem Vorbild. Gleichzeitig kann die Polarisierung dazu beitragen, dass wichtige Themen mehr Aufmerksamkeit erhalten und Diskussionen über Missstände anstoßen. Allerdings muss hierbei die Bereitschaft zum Dialog erhalten bleiben.
Studien weisen jedoch nach: Je stärker die eigene Überzeugung und Meinung zu einem Thema ist, desto größer die potentielle Polarisierung – und damit die Abgrenzung gegenüber Andersdenkenden.
Grenzen der Polarisierung
Das lässt sich in den zahlreichen Kommentar-Spalten sozialer Netzwerke nachlesen: Je emotionaler und weniger faktenbasiert das Thema, desto unversöhnlicher, hitziger und polemischer die Diskussionen.
Eine offene Gesellschaft und gelebte Demokratie lebt zwar von unterschiedlichen Meinungen. Dennoch muss das Gemeinschaftsgefühl erhalten bleiben. Führt die Polarisierung zu einer generellen Ablehnung und Ignoranz abweichender Meinungen, werden Gemeinschaft und Demokratie untergraben.
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