Berufserfahrung: Definition, Beispiele + wie sammeln?

Sie wollen wissen, was alles zur Berufserfahrung zählt, was einschlägige Erfahrungen sind und wie man sie sammelt? Wir erklären, warum Berufserfahrung in der Bewerbung wichtig sind – und geben Tipps zur Einstufung und zum Sammeln…

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Definition: Was zählt als Berufserfahrung?

Der Begriff „Berufserfahrung“ bezeichnet alle Kenntnisse, Fähigkeiten und praktischen Erfahrungen, die Sie durch eine berufliche Tätigkeit erworben haben. Dazu gehören Arbeitserfahrungen aus Praktikum, Nebenjob, Ausbildung oder Beruf.

In der Bewerbung sind erste oder einschlägige Berufserfahrungen häufig ein wichtiges Auswahlkriterium. Sie signalisieren Personalern, ob Sie den Job und anfallende Aufgaben bereits kennen und erfolgreich bewältigt haben sowie – indirekt – erforderliche Qualifikationen besitzen.

Bewerbung ohne Berufserfahrung – schwer!

Das Problem der Berufserfahrung: Man muss Sie erst einmal sammeln. Gerade beim Berufseinstieg wird daraus ein Handicap und Teufelskreis: Ohne Berufserfahrung kein Job – ohne Job keine relevanten Berufserfahrungen…

In diesem Fall ist es umso wichtiger, dass Sie im Anschreiben mit relevanten Soft Skills sowie Ihrer Motivation und Persönlichkeit überzeugen.

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Übersicht: Welche Berufserfahrungen gibt es?

Berufserfahrung ist nicht gleich Berufserfahrung! Nicht nur die Anzahl der Jahre, sondern auch deren Relevanz für die angestrebte Stelle geben in der Bewerbung oder beim Jobwechsel den Ausschlag.

Zwei Drittel der Arbeitnehmer wechseln im Verlauf ihres Berufslebens bis zu fünf Mal den Job und Arbeitgeber. Zwar bringt jeder neue Jobzyklus Pluspunkte bei den Berufserfahrungen. Dennoch sollten Sie genau darauf achten, welche Arbeitserfahrungen in der Stelleanzeige verlangt werden:

Erste Berufserfahrung

Die Formulierung „erste Berufserfahrung“ bedeutet, dass Sie erste Arbeitserfahrungen während der Schulzeit oder im Studium gesammelt haben – zum Beispiel in Ferienjobs, Schülerjobs und -praktika oder als Werkstudent. Generell steigern Berufserfahrungen immer die Chancen bei der Bewerbung.

Punkten können Sie mit ersten Berufserfahrungen, wenn die bisherigen Tätigkeiten zum neuen Arbeitgeber und der angestrebten Position passen. Dadurch werden sie „relevant“ und belegen eine schnelle Einarbeitung.

Wird die Berufserfahrung in der Stellenanzeige nicht erwähnt, spielt sie wenig bis keine Rolle. Lesen Sie dort Formulierungen wie „von Vorteil“, „gern gesehen“ oder „idealerweise“, dann sind erste praktische Erfahrungen zwar erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.

Einschlägige Berufserfahrung

Häufig fordern Stellenausschreibungen eine „einschlägige“, „fundierte“ oder „relevante“ Berufserfahrung. Die Formulierung bedeutet: Von Kandidaten wird erwartet, dass sie in diesem oder einem verwandten Beruf und Bereich bereits gearbeitet haben und sich mit den Aufgaben und Ablaufen auskennen.

Wie lange die Berufserfahrung sein sollte, hängt von der Position ab. In manchen Jobs sind Sie bereits nach einem Jahr fit für den Job, in anderen Jobs gilt das erst nach 3-5 Jahren. Für eine „einschlägige Berufserfahrung“ reichen Praktika oder Minijobs aber definitiv nicht mehr aus!

Idealerweise belegen Sie diese Berufserfahrung im Lebenslauf mit aussagekräftigen Beispielen und Erfolgen – inklusive Zahlen. Beispiel: „5 Prozent Kosteneinsparungen“ oder „12 Prozent mehr Kundenzufriedenheit“.

Langjährige Berufserfahrung

Wird im Jobangebot „langjährige“, „umfassende“ oder „mehrjährige“ Berufserfahrung verlangt, erwartet der Arbeitgeber Erfahrungen von mehr als 5 Jahren in derselben Branche und Position.

In diesem Fall sollten Sie sich bestens mit den Aufgaben und Herausforderungen, den Tools und dem Arbeitsumfeld auskennen sowie einschlägige Kontakte mitbringen. Meist handelt es sich dabei um höhere Positionen oder Jobs für Spezialisten und Führungskräfte mit Personal- oder Budgetverantwortung.

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Wohin gehört die Berufserfahrung in der Bewerbung?

Wird Berufserfahrung vorausgesetzt, gehören die Angaben dazu klassisch in den Lebenslauf – und zwar in den ersten Abschnitt. Er trägt die Überschrift „Beruflicher Werdegang“, „Praxiserfahrung“ oder „Berufserfahrung“.

Im tabellarischen Lebenslauf (heute Standard) wird dazu links der Zeitraum der Beschäftigung angegeben, in die rechte Spalte schreiben Sie Jobtitel oder Jobbezeichnung, Arbeitgeber und darunter – in Stichpunkten – die entsprechenden Erfahrungen. Beispiel:

Lebenslauf Vorlage Beispiel Berufserfahrung Muster

Versuchen Sie stets, die Angaben so auszuwählen, dass diese für die ausgeschriebene Stelle hohe Aussagekraft und Relevanz besitzen: nicht Masse, sondern Klasse gewinnt!

Falls nötig, können Sie zusätzlich im Bewerbungsschreiben auf Ihre Berufserfahrung eingehen. Hier schreiben Sie zum Beispiel, wie Sie die gesammelten Erfahrungen im neuen Job einsetzen wollen.

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Wie kann ich Berufserfahrungen sammeln?

Wenn Ihnen noch erste oder einschlägige Berufserfahrungen fehlen, gibt es unterschiedliche Optionen, wo und wie Sie diese erwerben und sammeln können:

  1. Ausbildung

    Mit einer dualen Ausbildung sammeln Sie neben dem theoretischen Teil in der Berufsschule automatisch auch praktische Erfahrungen im Betrieb. Allerdings zählt die Praxiserfahrung während der Ausbildung nicht zu den „einschlägigen Kenntnissen“ – es ist aber eine „erste Berufserfahrung“.

  2. Praktikum

    In vielen Studiengängen gehören Praktika zum Pflichtprogramm. Falls nicht, sollten Sie sich in den Semesterferien darum bemühen, ein mehrmonatiges Praktikum zu absolvieren. Idealerweise in einem Unternehmen, in dem Sie später arbeiten wollen. So lernen Sie Ihren potenziellen Arbeitgeber bereits kennen und sammeln auch noch einschlägige Kontakte!

  3. Studentenjobs

    Viele Studenten gehen arbeiten, um das Studium zu finanzieren. In zahlreichen Branchen werden Studentenjobs oder Teilzeitstellen angeboten. Besonders geeignet sind Nebenjobs für Telearbeit oder Remote Work.

  4. Projektarbeiten

    Teils arbeiten Unternehmen und Hochschulen in Kooperationsprojekten zusammen. Vorteil: Studenten können sich darauf hochschulintern bewerben, die Projektzeiten sind auf die Vorlesungszeiten abgestimmt. Hinzu kommt, dass die Leistungen in der Projektarbeit direkt im Studium verwertet werden können. Nachteil ist die Bezahlung: Die ist entweder gering oder gar nicht vorgesehen.

  5. Werkstudentenjobs

    Als Werkstudent arbeiten Sie ganzjährig für einen Arbeitgeber. Die Arbeitszeiten sind mit dem Studium vereinbar – bis zu 20 Stunden pro Woche sind erlaubt. Dabei erhalten Sie Einblicke in die Prozesse und Arbeitsabläufe. Zudem sind die Jobs gut bezahlt – dafür allerdings auch rar und hart umkämpft. Tipps zur Bewerbung finden Sie HIER.

  6. Freiberufliche Tätigkeit

    Wer freiberuflich arbeiten will, bleibt zeitlich flexibel. Dafür müssen sich Freiberufler um Aufträge selber kümmern. Das braucht Zeit und Energie. Gleichzeitig gewinnen Sie dabei zahlreiche Berufserfahrungen und können viel Geld verdienen.

TIPP: Als Berufseinsteiger sollten Sie in Lebenslauf und Bewerbung noch möglichst alle Kenntnisse und Erfahrungen angeben. Je mehr Berufserfahrungen Sie mit den Jahren gesammelt haben, desto unwichtiger werden Praktika oder Nebenjobs.

Berufserfahrung sammeln: Das sollten Sie beachten!

Unabhängig davon, auf welche der beschriebenen Arten Sie Berufserfahrung sammeln, sollten Sie einige Punkte beachten:

  • Klären Sie vorab den Zeitaufwand der Aufgaben genau ab.
  • Bestehen Sie darauf, dass alle Absprachen und Vereinbarungen bezüglich Arbeitszeit, Anwesenheit, Bezahlung schriftlich festgehalten werden.
  • Achten Sie auf Klauseln, die einen kurzfristigen Arbeitseinsatz notwendig machen können.
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Warum ist Berufserfahrung wichtig?

Personaler verbinden mit der Berufserfahrung zahlreiche Vorteile – egal ob erste, einschlägige oder fundierte Berufserfahrung. Schon aus diesen Gründen ist es wichtig, Berufserfahrungen anzugeben und zu sammeln:

  • Kurze Einarbeitung

    Sind bereits berufliche Erfahrungen im Job vorhanden, verkürzt das praktisch immer die Einarbeitungszeit und das sogenannte Onboarding. Neue Mitarbeiter kennen die üblichen Abläufe und Tätigkeiten und können sofort eigenständig loslegen.

  • Schnelle Ergebnisse

    Wer bereits Berufserfahrung vorweisen kann und sofort weiß, was zu tun ist, liefert automatisch schnellere Ergebnisse ab. Das wiederum spart Kosten und steigert die Produktivität.

  • Mehr Motivation

    Einerseits prüfen Arbeitgeber mithilfe der Berufserfahrung die berufliche Eignung für den Jobs. Gleichzeitig signalisiert sie ihnen mehr Motivation und Engagement. Denn wer bereits erfahren ist und sich für den Job bewirbt, will etwas bewirken.

TIPP: Eine mehrjährige und fundierte Berufserfahrung hat natürlich auch Vorteile für Arbeitnehmer und ist oft eine gute Grundlage für eine Gehaltsverhandlung oder Beförderung. Nennen Sie diese dafür unbedingt als einschlägiges Argument!

Berufserfahrung im öffentlichen Dienst

Berufliche Erfahrungen zeigen nicht nur an, ob und wie sehr Sie für einen bestimmten Beruf qualifiziert sind. Im öffentlichen Dienst ist die Berufserfahrung ein wesentliches Merkmal bei der Einstufung Ihres Gehalts: Je mehr Erfahrung, desto weiter steigen Sie in der Entgeltgruppe auf und verdienen mehr (siehe: TVöD).

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Achtung: Was Personaler aus Berufserfahrungen lesen

Berufserfahrungen im Lebenslauf enthalten stets einen Subtext, aus dem Personaler ihre Schlüsse ziehen. Diese sind nicht immer richtig. Aber Sie sollten diese kennen und sich bewusst machen, um die Berufserfahrung im Lebenslauf optimal zu formulieren:

  • Beschäftigungsdauer 6-12 Monate

    Wer zwar viele unterschiedliche Berufserfahrungen, aber nur kurze Beschäftigungszeiten im Lebenslauf angibt, wirkt schnell wie ein Jobhopper. Aber mehr als zwei solcher schnellen Jobwechsel argwöhnen Personaler, dass Bewerber entweder zu sprunghaft oder nicht anpassungs- und teamfähig sind.

  • Beschäftigungsdauer bis 3-5 Jahre

    Das sind zwar gute, einschlägige Berufserfahrungen. Bei so langer Betriebszughörigkeit sollten Sie aber eine berufliche Entwicklung vorweisen können – zum Beispiel durch Beförderung oder Positionswechsel. Faustregel: Leistungsträger hinterlassen spätestens im 3. Jahr messbare Erfolge im Unternehmen!

  • Beschäftigungsdauer über 5 Jahre

    Eine solch lange Berufserfahrung imponiert Personalern und dokumentiert zugleich hohe Loyalität. Umso mehr achten Sie aber jetzt auf Ihre Wechselmotivation: Die Bewerbung darf nicht nach Stagnation oder Resignation klingen. Vielmehr nach einem zielstrebigen Wechsel zum nächsten wichtigen Karriereschritt.

Bei aller Betonung der Berufserfahrung: Lassen Sie sich von den Anforderungen in Stellenanzeigen dennoch nie verunsichern oder abschrecken. Die Erfahrung zeigt: Auch wenn Sie „nur“ 70 Prozent der geforderten Berufserfahrung oder Qualifikationen erfüllen, haben Sie immer noch gute Chancen auf den Job!


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