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Deprivation: Bedeutsamen Mangel erkennen und vermeiden

Es gibt Bedürfnisse, die sind für uns und unser Wohlbefinden lebensnotwendig. Von Deprivation ist die Rede, wir dieser Bedürfnisse beraubt werden. Also einen regelrechten Entzug erleben. Das Gefühl kennt jeder: Wer ständig mitten aus der Nacht von lauten Nachbarn aus dem Schlaf gerissen wird, verspürt Schlafentzug. Solange der Mangel nur vorübergehender Art ist, ist das unbedenklich. Wächst sich aber so etwas zur Deprivation aus, nehmen Wohlbefinden und Lebensglück massiven Schaden. Kurz: Es wird Zeit, etwas zu unternehmen. Welche Formen von Deprivation es gibt, ihre Folgen und was Sie zur Vorbeugung tun können…



Deprivation: Bedeutsamen Mangel erkennen und vermeiden

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Definition: Was ist Deprivation?

Deprivation bedeutet auf Deutsch so viel wie Entzug, Beraubung. Es leitet sich vom lateinischen „deprivare“ (= berauben) ab. Synonym ließe sich Deprivation mit „Verlust, Ausfall“ oder „Mangel“ beschreiben. Dieser Mangel kann intellektueller oder emotionaler Natur sein, ebenso gut aber auch einen Entzug von Nahrung und Wasser beschreiben. Das heißt, die Lebensumstände einer Person sind so, dass die grundlegendsten vitalen und psychischen Bedürfnisse über einen längeren Zeitraum nicht befriedigt werden.

Formen der Deprivation

Es lassen sich verschiedene Formen von Deprivation unterscheiden, die häufigsten sind:

  • Psychische Deprivation
    Auch als emotionale Deprivation bezeichnet, bedeutet einen Mangel an emotionaler, liebevoller Zuwendung. Zu beobachten ist dies bei Kindern, die in Kinderheimen aufwuchsen oder für lange Zeit im Krankenhaus waren. Eine gefühlsmäßig gestörte Bindung zu den Eltern, beispielsweise durch Abwesenheit eines Elternteils oder durch Liebesentzug kann zu Hospitalismus und Depressionen führen.
  • Sensorische Deprivation
    Erhält ein Mensch kaum Reize von außen, weil sämtliche Sinnesorgane wie Augen, Ohren, Mund, Nase und Haut abgeschirmt sind, kommt es zu einer Reizverarmung beziehungsweise Reizdeprivation. Versuche mit neugeborenen Tieren zeigten, dass die sensorische Deprivation in Gehörlosigkeit oder Blindheit resultieren kann. Bekannt ist sie als Form der Folter (sogenannte „weiße Folter“, da keinerlei äußere Verletzungen erkennbar sind) gegenüber Gefangenen. Sensorische Deprivation kann zu Halluzinationen führen.
  • Soziale Deprivation
    Von sozialer Deprivation ist die Rede, wenn sich ein teilweiser oder kompletter Verlust an sozialen Interaktionen zeigt. Im Unterschied zur (subjektiv) als Einsamkeit empfundenen Situation hat ein Mensch oft durch räumliche Isolation kaum noch soziale Kontakte. Das kann Gefängnisinsassen in Isolationshaft betreffen; einzelne, von Familie und Freunde getrennte Asylbewerber in Unterkünften sowie Senioren in Pflegeheimen und diverse andere Mitglieder der Gesellschaft.
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Folgen von Deprivation sind drastisch

Deprivation hat in jedem Fall drastische Folgen für den Menschen, ganz gleich welcher Art der Mangel ist. Wie wichtig beispielsweise verschiedene Reize für die Entwicklung hin zu einem gesunden Menschen an Leib und Seele sind, zeigen Versuche mit Deprivation am Auge bei Tieren.

Dafür hat man einer Katze über einen Zeitraum von zwei, einem Affen über einen Zeitraum von sechs Monaten jeweils ein oder beide Augen verbunden. Dies geschah zu einem kritischen (postnatalen) Zeitpunkt einer bestimmten Entwicklungsphase.

Wurden beide Augen verschlossen, führte dies zur Blindheit. Kam es zur Deprivation an einem Auge, blieb das ehemals verschlossene Auge auch nach den Versuchen lebenslang funktionslos. Entscheidend für diese Ergebnisse war, dass die Versuche an neugeborenen Tieren durchgeführt wurden. Bei erwachsenen hatten vergleichbare Experimente nicht diese Auswirkungen.

Solche Versuche mit Menschen sind – vor allem im Kindesalter – ethisch nicht vertretbar. Allerdings gibt es genügend historisch belegte Beispiele, die die Folgen von Entzug zeigen. Eins der bekanntesten Experimente zeigt Deprivation in verschiedenen Facetten.

Kaiser Friedrich II. ließ im 13. Jahrhundert einige Säuglinge ihren Müttern wegnehmen. Er war auf der Suche nach der Ursprache und fragte sich, ob die Kinder, wenn sie frei von äußeren Einflüssen aufwuchsen, wohl Hebräisch (als älteste Sprache erachtet), Griechisch, Latein oder Arabisch sprächen oder die Sprache ihrer leiblichen Eltern.

Die Ammen waren angewiesen, den Kindern Milch zu geben, sie zu waschen und pflegen, aber keinerlei Zuwendung zukommen zu lassen. Der Ausgang des Experiments war fatal, alle Kinder starben, überliefert ist der Satz:

Sie vermochten nicht zu leben ohne das Händepatschen und das fröhliche Gesichterschneiden und die Koseworte ihrer Ammen.

Hier lassen sich gleich mehrere Formen von Deprivation erkennen, sowohl psychische, sensorische und soziale, aber auch sprachliche Deprivation durch die mangelnde Anrede. Nicht jeder Liebesentzug in Kindertagen hat gleich derartige Konsequenzen.

Andererseits ist auch von sogenannten Wolfskindern oder dem Kaspar-Hauser-Syndrom bekannt, dass die jeweiligen Kinder isoliert von anderen Menschen aufwuchsen. Sie weisen deshalb abweichendes Verhalten im Vergleich zu normal sozialisierten Menschen auf.

Folgen solch psychischer Deprivation können beispielsweise selbst im Erwachsenenalter großes Misstrauen und Bindungsangst gegenüber anderen Menschen sowie weitere Phobien sein.

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Freiwillig gewählte Entbehrungen versus Folter

Mangel wird nie positiv empfunden. Es ist ein Abweichen vom Soll-Zustand. Deshalb wird Deprivation als Folter bewertet, wenn sie bewusst zum Einsatz kommt. Wenig überraschend wird Nahrungs- und Wasserentzug als Folter gesehen. Aber auch weniger drastisch wirkende Eingriffe können langfristige Schäden beim Menschen hinterlassen.

So ist bekannt, dass Menschen den sozialen Kontakt zu anderen Menschen benötigen. Genau der wird ihnen verwehrt, wenn sie in Isolationshaft kommen. Es kommt zu einem Entzug von Außenreizen durch andere Menschen. Allein deren pure Anwesenheit, aber auch Gespräche stellen zahlreiche Reize dar.

Das ist in einem Umfeld wie einem Gefängnis oder einer Psychiatrie besonders wichtig, da hier erst recht eine Ausnahmesituation aufgrund der Freiheitsberaubung beziehungsweise eingeschränkten Bewegungsfreiheit gegeben ist.

Umso überraschender auf den ersten Blick, wenn so ein Mangel von Betroffenen selbst herbeigeführt wird. Allerdings geht es hierbei nicht um eine Form des Masochismus. Vielmehr entsteht die gezielte Deprivation aus einer bestimmten Motivation heraus.

Beispielsweise wenn Menschen fasten. War der Hintergrund ursprünglich religiöser Natur, stehen heutzutage Gewichtsverlust und gesundheitliche Aspekte im Vordergrund. Eine Studie der Uni Bern kommt zu dem Ergebnis: Obwohl sich positive Effekte bezüglich des Gewichtsverlust und Bluthochdruck verzeichnen lassen, liegen zu wenige Langzeitbeobachtungen vor, um es therapeutisch völlig unkritisch zu sehen.

So ließen sich bei den zwölf Freiwilligen einerseits ein stärkerer Antrieb und bessere Stimmung feststellen. Gleichzeitig zeigten die Testpersonen eine größere Reizbarkeit und Anspannung. Neben weiteren emotionalen Auswirkungen wie Konzentrationsschwäche zeigten sich auch physische Symptome aufgrund der Deprivation wie:

Bereits in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts konnten amerikanische Wissenschaftler nachweisen, dass ein dauerhafter Nahrungsentzug typische Hungersymptome, aber auch emotionale, kognitive und körperliche Störungen hervorrufen kann.

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Deprivation im Alltag vorbeugen

Im Kindesalter haben Menschen wenig Einfluss auf ihre Lebensgestaltung. Sie sind im Erleben und Überleben hilflos den Eltern oder Erziehungsberechtigten ausgeliefert. Im Erwachsenenalter sieht es anders aus. Nicht jeder muss gleich eklatante Deprivationserfahrungen gemacht haben. Dennoch kann durch bestimmte Umstände die Gefahr einer Deprivation bestehen. Betroffen sind längst nicht nur Gefängnisinsassen oder Menschen in geschlossenen Psychiatrien.

Im Arbeitsleben haben beispielsweise Studenten ein höheres Risiko der Deprivation, wenn sie als Erstsemester in eine völlig fremde Stadt kommen und sich erstmals in ihrem Leben komplett selbst organisieren müssen. Ähnlich geht es Expats, die zum Arbeiten ins Ausland gehen und sich mit sprachlichen Herausforderungen sowie einer anders funktionierenden Bürokratie herumschlagen müssen. Die Gefahr der Isolation und Vereinsamung ist auch für Arbeitnehmer im Homeoffice im stärkeren Maße gegeben. Um – vor allem emotionale – Deprivation vorzubeugen, daher unsere Tipps:

  • Planen Sie Schritte
    Der Studienstart oder Job in einer neuen Stadt fällt nicht vom Himmel. Dass bisherige soziale Kontakte darunter leiden können, ist also absehbar, sofern die Distanz bisherige Abläufe durcheinanderbringt oder unmöglich macht. Für Studierende gibt es viele Angebote, etwa Erstsemester-Aktionswochen, die dem Kennenlernen dienen. Bringen Sie sich im Seminar oder bei der Gruppenarbeit ein, auch die Arbeit in einer Fachschaft oder ehrenamtliche Tätigkeiten bringen Sie mit Menschen zusammen.
  • Treffen Sie Menschen
    Freundschaften ändern sich im Laufe des Lebens, müssen aber nicht zwangsläufig einschlafen. Überlegen Sie, wie Sie bestehende Kontakte aufrecht erhalten können (regelmäßiges Telefonieren oder Videochats, gemeinsame Urlaube). Bemühen Sie sich gleichzeitig um neue Kontakte, etwa, indem Sie auf ein Feierabendbierchen mit Kollegen abends rausgehen, sich im Verein oder Fitnessstudio anmelden. Auch Koch- und Tanzkurse bringen Sie mit neuen Menschen zusammen.
  • Bauen Sie Bewegung ein
    Sport hat mehrere Vorzüge – Sie lernen neue Menschen kennen, wenn Sie sich in einem Sportverein anmelden. Aber auch wenn Sie alleine Sport treiben, beispielsweise Joggen oder Walken, kommt es Ihnen zugute. Die Glückshormone tragen zu einem besseren Lebensgefühl bei und körperlichem Wohlbefinden. Oder Sie schaffen sich einen Hund an: Der sorgt garantiert für mehr Bewegung und hilft gegen Einsamkeit.

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[Bildnachweis: Nata Kotliar by Shutterstock.com]