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Soziale Phobie: Symptome, Ursachen und Behandlung

Fast jeder zehnte Mensch leidet im Laufe seines Lebens an einer sogenannten sozialen Phobie und muss sich mit dem Thema auseinandersetzen: Extreme Angst, von anderen als komisch oder unangenehm wahrgenommen zu werden. Schüchternheit ist zunächst einmal nichts Ungewöhnliches und weit verbreitet. Allerdings ist die Angst, sich in irgendeiner Form „daneben“ zu benehmen bei Menschen mit sozialer Phobie um ein Vielfaches größer. Oftmals hat das Umfeld der Betroffenen wenig Verständnis für das Ausmaß dieser Ängste. So wird das Leiden an einer sozialen Phobie als merkwürdig, mitunter sogar peinlich und im schlimmsten Fall als lächerlich empfunden, was die Ängste der Betroffenen noch weiter schürt. Dabei gehören soziale Phobien zu den häufigsten psychischen Erkrankungen unserer Gesellschaft. Wie sich eine soziale Phobie äußert, welche Ursachen sie haben kann und was Sie dagegen tun können…



Soziale Phobie: Symptome, Ursachen und Behandlung

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Definition: Was ist eine soziale Phobie?

Als soziale Phobie wird eine krankhafte Schüchternheit bezeichnet, die sich vor allem dann äußert, wenn sich die Betroffenen in Gegenwart Dritter befinden, die ihr Verhalten nicht nur beobachten, sondern womöglich auch bewerten und kritisieren könnten.

Sie wird daher als Situationsangst bezeichnet und zählt zu den Angststörungen, die nach ICD-10 der Weltgesundheitsorganisation zu den phobischen Störungen wie zum Beispiel Agoraphobie zählt.

Soziale Phobie kann sich bei Prüfungen äußern, aber auch beim einfachen Essen in der Mittagspause. Selbst beim Spaziergang in der Fußgängerzone können diese Ängste ausbrechen.

Dabei ist nicht entscheidend, dass die Betroffenen tatsächlich von jemanden in irgendeiner Form negativ bewertet werden: Allein die Angst davor reicht. Somit äußert sich soziale Phobie eben nicht nur in der jeweiligen Situation, sondern bereits zuvor.

Soziale Phobie ist nicht das gleiche wie soziale Angst: Jeder hat mal Bammel vor einer Prüfung oder errötet vielleicht, wenn sein Gegenüber ihn dabei beobachtet, wie er sich den Kaffee aufs Hemd kippt.

Besonders peinlich sind solche Situationen natürlich dann, wenn uns der andere in irgendeiner Form wichtig ist – etwa die heimlich angehimmelte Kollegin, bei der wir souverän und locker auftreten wollen. Oder der Chef, den wir mit unserer Kompetenz beeindrucken wollen.

Missgeschicke sind aber normal und können jedem passieren. Das weiß auch derjenige, der sich in dieser Situation schämt: Er wird vielleicht verlegen lächeln und mit einem lockeren Spruch darüber witzeln, aber nach einem kurzen Moment ist alles vergessen.

Nicht so Menschen, die von einer sozialen Phobie betroffen sind: Solche Situationen sind der blanke Horror für sie und sie malen sich schon im Voraus lauter mögliche, peinliche Situationen aus, die es zukünftig zu vermeiden gilt.

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Ursachen und Gründe hinter einer sozialen Phobie

Wie so häufig bei psychischen Erkrankungen sind die Ursachen nicht völlig geklärt beziehungsweise vielfältig. Denkbar ist eine genetische Veranlagung, die das Entstehen einer sozialen Phobie begünstigen kann. Was sich allerdings nahezu immer beobachten lässt, ist das geringe Selbstwertgefühl der Betroffenen.

Das führt dazu, dass sie der Einschätzung anderer eine größere Bedeutung beimessen als ihrer eigenen Wahrnehmung. Im Umkehrschluss suchen Sozialphobiker zwar nach Bestätigung, haben aber eben diese ausgeprägte Angst vor mangelnder Wertschätzung und Kritik.

Typischerweise lassen sich soziale Phobien vor allem bei sensiblen oder gar sensitiven Menschen beobachten, die in ihrer Kindheit wenig emotionale Zuwendung, Beachtung und Förderung erfuhren. Dieser Mangel verstärkt noch zusätzlich das Bedürfnis nach Wertschätzung. Ebenso kann aber auch ein Elternhaus, in dem besonders kontrolliert und überbehütet wird zu sozialen Phobien führen.

Viele Betroffene haben prägende Schlüsselerlebnisse durchlitten, die Auslöser für ihre sozialen Phobien sind:

  • Vernachlässigung und Demütigungen durch Familienmitglieder
  • Erniedrigungen durch Mitschüler
  • Bloßstellungen durch Lehrer
  • Mobbing oder Bossing in Ausbildung und Beruf

Soziale Phobie kann auch in der Persönlichkeit begründet sein, manche Menschen haben stärkere Angst vor neuen Dingen oder in unvertrauten Situationen. Klassischerweise sind jedoch auch überhöhte oder unrealistische Erwartungen an die eigenen Leistungen und ein negatives Selbstbild Auslöser für die Erkrankung.

Sollten die ersten Panikattacken und Angstausbrüche stattfinden, so konzentrieren sich die Betroffenen oftmals auf die körperlichen Symptome wie zum Beispiel das Zittern oder Erröten und können dadurch genau diese Symptome noch verschlimmern. Auch hier zeigt sich wieder, dass sie sich selbst wie unter einem Brennglas beobachten.

Häufig führen auch traumatische Erlebnisse wie der Tod einer geliebten Person oder eine schlimme Trennung vom Partner dazu, dass die Krankheit sowie zugehörige Angststörungen ausbrechen und sich manifestieren.

Soziale Phobie: Symptome zeigen das Ausmaß

Neben ernsten seelischen Begleiterscheinungen zeigen von Sozialphobie Betroffene eine Vielzahl von körperlichen Symptomen, die bei Menschen, die lediglich schüchtern sind, so nicht ausgeprägt sind. Häufig nimmt diese Situationsangst ihren Anfang in der Kindheit oder Pubertät.

Da in dieser Phase jeder Mensch eine Reihe von Veränderungen durchmacht, gelten solche Ängste in einem gewissen Ausmaß noch als normal. Daher wird die Diagnose über die soziale Phobie zumeist erst im Erwachsenenalter gestellt und wenn sich neben dem starken Leidensdruck eine Beeinträchtigung im Alltag feststellen lässt.

Selbst die Kommunikation bereitet den Betroffenen häufig ein großes Problem: Die Kontaktaufnahme zu anderen Personen ist für sie oftmals sehr schwierig. Vor allem der Umgang mit Menschen des anderen Geschlechts oder Situationen, in denen sie auf Autoritätspersonen treffen, sorgen für Unwohlsein und können Auslöser der Angstzustände sein.

Die Symptome von sozialer Phobie schwanken von Betroffenem zu Betroffenem, Panikattacken ein häufiger Begleiter. Menschen mit sozialer Phobie leiden unter starken Minderwertigkeitsgefühlen und einem geringen Selbstbewusstsein.

Direkter Blickkontakt ist ihnen nicht möglich, daher wirkt ihre Mimik auf andere starr und resigniert. Ein großes Problem stellen die seelischen und körperlichen Beeinträchtigungen durch soziale Phobie dar:

  • Atemnot
  • Durchfall
  • Erröten
  • Herzrasen/Herzklopfen
  • Händezittern
  • Harndrang
  • Kopfschmerzen
  • Mundtrockenheit
  • Muskelverspannungen
  • Übelkeit
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel
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Selbsttest zur sozialen Phobie: 20 Fragen zur Reflexion

Wenn Sie schon länger bei sich gewisse Ängste beobachten, sollten Sie sich die Zeit nehmen, diese Fragen durchzulesen.

Sie ersetzen keinesfalls eine psychologische oder ärztliche Beratung, können Ihnen aber hilfreich dabei sein zu überlegen, welche Schritte Sie gegebenenfalls einleiten und wie Sie Ihre Beschwerden formulieren.

  • Sie haben Angst, anderen Menschen unangenehm aufzufallen und sich lächerlich zu machen?
  • Sie sind ständig angespannt, weil Sie sich beobachtet fühlen?
  • Nach Möglichkeit meiden Sie viele soziale Kontakte, vor allem haben Sie Schwierigkeiten, neue Menschen kennenzulernen?
  • In der Öffentlichkeit zu telefonieren oder zu essen bereitet Ihnen große Probleme?
  • Behindert Ihre soziale Phobie Sie im Berufsleben?
  • Fällt es Ihnen schwer, Waren im Geschäft wieder umzutauschen?
  • Andauernd machen Sie sich Gedanken, was andere Menschen wohl von Ihnen halten könnten?
  • Sie können anderen Menschen nichts vorlesen ohne dabei ins Stottern zu geraten, weil es Ihnen unangenehm ist?
  • Wenn Sie in einer fremden Gegend unterwegs sind, haben Sie Probleme, eine andere Person nach dem Weg zu fragen?
  • Ihnen sind Missgeschicke wie eine umgefallene Kaffeetasse unendlich peinlich?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, anderen Menschen direkt in die Augen zu schauen?
  • Ihre soziale Phobie wirkt sich auf Partnerschaft und Familienleben aus?
  • Sie leiden unter der Angst, Fehler zu machen und dafür scharf kritisiert zu werden?
  • Es fällt Ihnen schwer, mit Menschen des anderen Geschlechts Kontakt aufzunehmen?
  • Sie können nicht für sich eintreten, auch wenn Sie unfair behandelt wurden?
  • Situationen, in denen Sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnten (etwa eine Rede oder Präsentation) meiden Sie konsequent?
  • Sie vermeiden Situationen, in denen Sie negativ bewertet werden könnten?
  • Bereitet es Ihnen Angst, berufliche Telefonate mit Fremden zu führen?
  • Wenn Sie in einer beängstigenden Situation sind, haben Sie mindestens zwei der folgenden Symptome?
    • Angst vor Kontrollverlust
    • Angst, durchzudrehen
    • Angst, sterben zu müssen
    • Angst, ohnmächtig zu werden
    • Herzrasen oder Herzklopfen
    • Atemnot
    • Taubheitsgefühle oder Kribbeln
    • Beklemmungsgefühle in Brust oder Bauch
    • Schwächegefühl (wackelige Beine)
    • Unwirklichkeitsgefühl
    • Schwindel
    • Erstickungsgefühl
    • Übelkeit
  • Kommt zusätzlich zu den oben genannten Symptomen noch eins der drei folgenden Symptome hinzu?
    • Harn- oder Stuhldrang
    • Angst, zu erbrechen
    • Zittern, Erröten

Wenn Sie mehr als die Hälfte der Fragen mit ja beantworten können und zudem die jeweiligen Symptome bei sich feststellen, leiden Sie vermutlich an einer sozialen Phobie. Wenn Sie sich dadurch in Ihrem Leben eingeschränkt fühlen und es Sie belastet, wenden Sie sich an einen Psychotherapeuten.

Soziale Phobie: Was tun?

Wir haben hier die wichtigsten Tipps zusammengefasst, quasi als Erste-Hilfe-Maßnahme gegen soziale Phobie. Die können natürlich keine therapeutische Behandlung ersetzen. Sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie der Problematik alleine nicht Herr werden, wenden Sie sich bitte an einen Arzt oder Therapeuten.

Diese Tipps dienen der Selbstvergewisserung und Unterstützung, wenn Sie das Problem aktiv angehen wollen.

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Soziale Phobie: Auswirkungen auf Privat- und Berufsleben

Von sozialer Phobie Betroffene nehmen sich selbst sehr stark unter die Lupe und fallen dann häufig in ein negatives Gedankenkarussell: Was wird der Tag mit den Kollegen bringen? Wie komme ich bei den anderen an? Mögen sie mich? Wird es Schwierigkeiten geben? Reden sie schlecht über mich?

Das wirkt sich im Verhalten so aus, dass sie auf andere sehr zurückhaltend und einsilbig wirken. Und in der Tat ziehen sich Sozialphobiker ja auch zurück und es kommt zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Sie bleiben häufig hinter ihrem Potenzial zurück, da sie von Außenstehenden intellektuell oft unterschätzt werden.

Die Auswirkungen dieser Erkrankung können gravierende Folgen haben, etwa, wenn Betroffene beispielsweise durch ihre Ängste in ein Vermeidungsverhalten fallen, sich selbst völlig abkapseln und isolieren aufgrund ihrer Sozialphobie.

Durch diese Angst passen sie ihr Verhalten in der Öffentlichkeit an und passen empfindlich darauf auf, wie sie sich beim Reden, Gehen oder Essen präsentieren.

Diese sozialen Phobien bestimmen dann das komplette Sozialleben der Betroffenen und so haben sie nicht selten Probleme damit einen Partner zu finden. Dramatisch können die Auswirkungen der sozialen Phobie auch sein, wenn sie jemanden daran hindern den eigenen Beruf auszuüben, obwohl fachlich keine Schwierigkeiten bestehen und entsprechende Qualifikationen vorhanden sind.

Schwierig beziehungsweise unmöglich wird es für Betroffene in Situationen, die den direkter Kundenkontakt erfordern, in denen erläutert, verhandelt oder präsentiert werden muss. Auch Jobs, die häufige Dienstreisen mit sich bringen, können nicht ausgeübt werden.

Erst recht wird jemand als Eigenbrötler und Außenseiter wahrgenommen werden, wenn er grundsätzlich betriebliche Feierlichkeiten wie Sommerfest oder Weihnachtsfeier meidet. Hier entstehen oftmals Netzwerke, wird in entspannter Atmosphäre über berufliche Ideen geplaudert. All das bleibt jemanden mit sozialer Phobie jedoch vorbehalten.

Soziale Phobie überwinden: So kann es funktionieren

Es ist wichtig, dass eine soziale Phobie frühzeitig erkannt und behandelt wird, da diese Angststörung das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigt. Dadurch, dass die Betroffenen angstauslösende Situationen konsequent meiden, vertun sie jede Chance auf Besserung. Stattdessen verstärkt sich der Leidensdruck und sie isolieren sich komplett.

Hat sich eine soziale Phobie erst einmal manifestiert – vor allem bei erwachsenen Personen – ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie von alleine wieder verschwindet. Stattdessen sollten die Beschwerden mit einem Therapeuten zusammen behandelt werden, denn eine fachgerechte Behandlung führt in den meisten Fällen zu einer Heilung.

Aus diesem Grund ist das frühe Erkennen der psychischen Erkrankung sinnvoll. Es gibt verschiedene Methoden, mit denen eine soziale Phobie behandelt werden kann:

  • Psychotherapie

    In der Regel wird dabei auf die kognitive Verhaltenstherapie zurückgegriffen. Der Psychotherapeut geht mit Ihnen Ihre Selbstwahrnehmung durch und korrigiert die unrealistischen Bereiche. Ihr Selbstwertgefühl und Ihre individuellen Fähigkeiten werden gestärkt.

  • Medikamentöse Therapie

    Unterstützend können Antidepressiva wie Venlafaxin, Paroxetin oder Moclobemid angezeigt sein.

Auf welche Methode der Heilung zurückgegriffen wird, hängt in der ersten Linie von dem Patienten ab: Wurde bereits eine Therapieform ausprobiert und konnte nicht weiterhelfen, so können Medikamente eingesetzt werden.

Nicht selten wird auch eine Mischung aus den beiden Ansätzen gewählt, allerdings hat sich die kognitive Verhaltenstherapie als beste Möglichkeit der Heilung herauskristallisiert: Gerade bei sozialen Phobien kann diese Form der Psychotherapie die Betroffenen dazu bringen, die eigenen Bedürfnisse herauszufinden, die Befürchtungen zu hinterfragen und die Angst aktiv zu bekämpfen.

Eine relativ junge und noch nicht vollkommen erforschte Methode ist die psychodynamische Psychotherapie, zu der es noch sehr wenige Untersuchungen und Statistiken gibt. Sie wird oftmals angewendet, wenn die klassischen Methoden keinen Erfolg gebracht haben oder ein Patient die Methode von sich aus wählen möchte.

Hierbei verschreiben Ärzte und entsprechende Therapeuten zunächst Beruhigungsmittel, die unter dem Begriff „Benzodiazepine“ bekannt sind und die Ängste sehr schnell reduzieren können. Allerdings können diese Medikamente abhängig machen, so dass ihre Einnahme nur kurzzeitig oder in Ausnahmefällen erfolgen sollte.

Eine entsprechende Beratung – gerade im Hinblick auf Antidepressiva und weitere Medikamente – sollte am besten in einem persönlichem Gespräch mit einem Therapeuten oder einem Facharzt stattfinden.

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