Engstirnig: Definition, Synonyme, Gegenteil
Was bedeutet es, engstirnig zu sein? In dem Wort engstirnig stecken zwei weitere Wörter, nämlich eng und Stirn.
Hinter der Stirn befindet sich das Gehirn, dem wir den Intellekt eines Menschen zuordnen. Das Gehirn steht für unseren Verstand, welche Weltanschauung wir haben und es steuert die Emotionen.
Jemand, der engstirnig ist, ist in seinen Überzeugungen kleingeistig, es fehlt der Weitblick, aber auch die Empathie und das Verständnis für Menschen, die andere Überzeugungen und Lebensentwürfe haben.
Engstirnigkeit ist eine Zuschreibung – niemand wird sich freiwillig als einen engstirnigen Menschen bezeichnen. In dem Moment, in dem wir jemanden als engstirnig bezeichnen, sprechen wir ihm also bestimmte intellektuelle Fähigkeiten ab. Es gibt zahlreiche Synonyme für engstirnig:
- beschränkt
- dumm
- dogmatisch
- borniert
- ignorant
- verbohrt
- eindimensional
- kurzsichtig
- uneinsichtig
- vorurteilsvoll
- verblendet
Engstirnig zu sein, bedeutet von Vorurteilen und vorgefassten Meinungen geprägt zu sein. Keine Offenheit für andere Ansichten oder Vorgehensweisen zu besitzen.
Entsprechend ist das Gegenteil von engstirnig:
- intelligent
- vorsorglich
- umsichtig
- strategisch
- verantwortungsbewusst
- überlegt
- klug
- vorausschauend
- bedächtig
- überblickend
- besonnen
Weitsicht kann sich unterschiedlich äußern: Es kann auf die Zeit bezogen sein, dass man Dinge länger im Voraus plant. Genauso gut kann es auch auf das Personen oder das Umfeld bezogen sein, dass jemand sein Handeln und die daraus resultierenden Konsequenzen für andere entsprechend reflektiert.
Beispiele für engstirniges, ignorantes Verhalten auf der einen und reflektiertes, weitsichtiges Verhalten auf der anderen Seite gibt es alltäglich zu beobachten, beispielsweise beim Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Auf der einen Seite stehen die, die ihren Müll gedankenlos im Wald wegschmeißen. Auf der anderen Seite jene, die sich Gedanken um Recycling machen.
Sturkopf: Charakter oder Intellekt?
Aber was genau ist engstirnig eigentlich – ist jemand wirklich dumm, kann er mangels Wissens nichts dafür oder ist es ein Persönlichkeitsmerkmal? Die Psychologie hat mit den Big Five eine Reihe von Persönlichkeitsmerkmalen ausfindig gemacht, die auf jeden Menschen in der einen oder anderen Ausprägung zutreffen. Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus (emotionale Stabilität) und Verträglichkeit.
Ein Mensch mit stark ausgeprägter Offenheit zeigt demnach folgende Merkmale:
- vielseitig
- neugierig
- philosophisch
- kreativ
- reflektiv
- fantasievoll
- eher unkonventionell
Ist das Persönlichkeitsmerkmal der Offenheit gering bei einer Person ausgeprägt, ist sie:
- konservativ
- traditionell
- eindimensional
- engstirnig
- bewahrend
- wenig offen für Neues
- eher konventionell
Dabei ist Engstirnigkeit nicht angeboren. Wir entscheiden ganz allein, wie wir wahrgenommen werden wollen. Und was wir glauben wollen. Facebook macht dumm. So das Fazit einer Studie amerikanischer und italienischer Wissenschaftler um Alessandro Bessi von der Universität Southern California.
Seinen Untersuchungen zufolge sind es soziale Medien, die diesen Effekt verstärken. Wie kann das sein – Wissen ist doch allen zugänglich, die das Internet haben? Hier liegt genau das Problem. Im Internet findet man Expertise neben wildesten Verschwörungstheorien und Fake News gleichberechtigt nebeneinander. Es gibt keine Instanz, die kontrolliert, ob die Behauptungen stimmen oder nicht.
Skeptiker bezeichnen solche Kontrollinstanzen gerne als Zensur, dabei erschwert dieses Nebeneinander von ungeprüften Behauptungen und tatsächlichen Fakten vielen Menschen zunehmend die Entscheidung darüber, was wahr ist und was nicht.
Das führt dazu, dass Nutzer zunehmend nach Dingen zu suchen, die ihre Einstellungen bestätigen. Statt also reflektiv vorzugehen und sich zu hinterfragen, werden unliebsame Informationen ausgeblendet und Autoritäten und Kapazitäten grundsätzlich infrage gestellt. Dieses engstirnige Verhalten werde laut Bessi durch Facebook insofern unterstützt, als sich die Leute dort in überwiegend homogenen Gruppen bewegen, die Fremdes ausschließen.
Es ist also weniger das Internet oder gar Facebook selbst, was dazu führt, dass Leute engstirnig oder gar dumm werden, sondern eher ihre selektive Nutzung.
Warum Sie lieber weitsichtig sein sollten
Engstirnigen Menschen die Vielfalt der Welt erklären zu wollen, ist genauso sinnlos, wie einem Goldfisch im Aquarium die Weite der Ozeane zu erläutern. (Willy Meurer)
Engstirnig zu sein ist kein Vorzug. Diskussionen mit solchen Leuten verlaufen für gewöhnlich fruchtlos, da sie bereits mit einer vorgefassten Meinung (statt offen zu sein für anderen Argumente) in eine Unterhaltung gehen. Aber diese mangelnde Offenheit zieht sich durch sämtliche Bereiche:
Solche Menschen haben Schwierigkeiten mit Neuerungen. Im Grunde genommen steckt hinter Engstirnigkeit Angst – das ist auch etymologisch klar abzuleiten von Indogermanisch anghu = beengend. Engstirniges Denken entsteht also bei der Angst vor Neuem.
Dabei können gerade Innovationen ein Unternehmen weiter voranbringen. Ein engstirniges, vorurteilsbehaftetes Denken jedoch bremst jede Kreativität. Eine Attitüde à la Das haben wir schon immer so gemacht und das ist gut so mag eine Weile funktionieren, aber in einem Zeitalter, in dem es rasante Entwicklungen gibt – Stichwort: Digitalisierung – werden solche Menschen langfristig auf der Strecke bleiben.
Engstirnige versus weitsichtige Menschen: 9 Unterschiede
Umgang mit engstirnigen Kollegen
Was können Sie tun, wenn Sie merken, dass Sie es mit engstirnigen Kollegen zu tun haben? Gerade wenn man täglich mit engstirnigen Menschen auf der Arbeit zu tun hat, stellen sie eine Herausforderung für ihre Umgebung dar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie Diskussionen nicht zulassen beziehungsweise sich anderen Meinungen komplett verwehren.
Ein Mann, der überzeugt wird gegen seinen Willen, bleibt seiner Meinung treu im Stillen.
Dieses Zitat stammt von Dale Carnegie, einem amerikanischen Kommunikations- und Motivationstrainer. Es illustriert ganz gut das Dilemma: Auch wenn Sie jemanden vor sich haben, der sich in völlig irrationale Argumente flüchtet, hat es keinen Sinn, dagegen andiskutieren zu wollen, der Widerstand wird sich eher vergrößern.
Das Hauptproblem liegt allerdings darin, dass viele Menschen es als Angriff auf ihre eigene Persönlichkeit sehen, wenn sich jemand ihrer Argumente verweigert. Das eigene Ego ist gekränkt, dass das Wissen auf diesem Gebiet nicht anerkannt wird, und zwar umso stärker, je mehr Sie sich mit Ihrem Standpunkt identifizieren. Sie können stattdessen mit zwei Tricks arbeiten:
- Dieser Trick geht auf den amerikanischen Psychologen Wayne Dyer zurück und funktioniert, indem Sie Ihrem engstirnigen Gegenüber einräumen, dass etwas an seiner Position dran sein könnte: „Sie könnten recht haben.“ Sie lassen los, was Ihre Position anbelangt. Auf der anderen Seite führt dieser Ausspruch dazu, dass sich Ihr Kollege mit seiner Meinung akzeptiert fühlt. Gleichzeitig lassen Sie sich eine Art Hintertür offen, denn Sie verwenden den Konjunktiv.
- Benjamin Franklin beherrschte die Kunst, andere Menschen für seine Argumente zugänglicher zu machen, indem er seine Meinung als die Meinung Dritter präsentierte. Dazu wählen Sie beispielsweise Formulierungen wie „Ich habe von einer Person gehört, dass…“ oder „Wie würden Sie reagieren, wenn jemand behauptet, dass…“ oder „Manche sehen es so, dass…“ oder „Es gibt das Gerücht, dass…“. Sie nehmen so eher eine Haltung des neugierig Fragenden an, anstatt die der Verteidigung Ihrer eigenen Positionen.
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