Gerechtigkeit: Definition, Formen + Beispiele

Gerechtigkeit ist nicht nur Wunsch für alle Menschen, sondern Notwendigkeit für das soziale Zusammenleben. Bleibt die Frage: Was ist eigentlich gerecht? Wir klären die Bedeutung, zeigen die Formen und geben Beispiele für Gerechtigkeit…

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Definition: Was bedeutet Gerechtigkeit?

Gerechtigkeit (Englisch: justice, equity, fairness) ist die Grundlage eines Rechtsstaats und einer Gesellschaft, nach der jeder Mensch bekommt, was ihm rechtmäßig zusteht. Gleichzeitig ist es eine Tugend im zwischenmenschlichen Handeln. Jeder möchte von seinen Mitmenschen gerecht behandelt werden und sollte anderen gegenüber ebenso gerecht bleiben – ohne Benachteiligungen oder Ungleichheit.

Wenn es gerecht zugeht, erhält somit jeder, was er verdient. Hier zeigt sich aber schon ein zentrales Problem der Gerechtigkeit: Was manche als fair und gerecht empfinden, stellt für andere eine Ungerechtigkeit dar. Durch unterschiedliche Werte, individuelle Wahrnehmung und persönliche Ziele ist vollkommene Gerechtigkeit nicht erreichbar.

Gerechtigkeit ist die feste Absicht, jedem zu geben, was ihm von Rechts wegen zukommt; Ungerechtigkeit hingegen ist es, jemandem im Namen des Rechts etwas wegzunehmen, was ihm bei richtiger Auslegung des Rechts zustünde. (Baruch de Spinoza)

Gerechtigkeit: Synonym

Synonym sind die Begriffe Fairness, Objektivität und teilweise Gleichheit. Auf staatlicher Ebene sind die Justiz und die Rechtsprechung eng mit Gerechtigkeit verbunden.

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Formen der Gerechtigkeit

Das Konzept beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden. Schon der Philosoph Aristoteles differenziert dabei zwischen zwei verschiedenen Formen:

  1. Ausgleichende Gerechtigkeit

    Diese Form gilt zwischen gleichgestellten Menschen oder Gruppen. Hier müssen Leistung und Gegenleistung für ein gerechtes Miteinander stimmen. Bei Verträgen halten beide Seiten ihre Absprachen ein und bei Ungerechtigkeiten (Vertragsbruch, Diebstahl oder andere Verbrechen) kommt es zu einem Ausgleich.

  2. Austeilende Gerechtigkeit

    Die zweite Form existiert zwischen einem Menschen und der übergeordneten Gemeinschaft oder dem Staat. Jeder einzelne beteiligt sich nach seinen Kräften, Möglichkeiten oder Pflichten. Der Staat sorgt wiederum dafür, dass jeder einen gerechten Anteil am Gemeinwohl bekommt und versorgt wird.

Soziale Gerechtigkeit in Deutschland

Eine aktuell besonders wichtige Form ist die soziale Gerechtigkeit. Alle Menschen in Deutschland sollen die gleichen Vorteile und Chancen haben. Nachteile aufgrund von Alter, Geschlecht, Herkunft oder anderen Faktoren sind nicht sozial gerecht.

Neben dem Zugang zu Bildung steht die Verteilung von Ressourcen im Zentrum der Diskussion: Wer bekommt welche Förderungen? Wer zahlt welche Steuern in welcher Höhe? Zur sozialen Gerechtigkeit zählen zudem weitere Dimensionen und Kategorien:

  • Chancengerechtigkeit
  • Bedarfsgerechtigkeit
  • Befähigungsgerechtigkeit
  • Verteilungsgerechtigkeit
  • Anerkennungsgerechtigkeit
  • Leistungsgerechtigkeit
  • Generationengerechtigkeit
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Probleme bei Gerechtigkeit

Das größte Problem: Gerecht ist immer das, was jeder einzelne dafür hält. Die Erwartungen gehen aber weit auseinander. Zu unterschiedliche sind die individuellen Wertvorstellungen, Denkweisen und auch Ziele.

Aus unterschiedlichen Perspektiven lassen sich Sachverhalte nicht eindeutig zuordnen. Ist es zum Beispiel fair, dass einige Milliardäre (siehe: reichster Mensch der Welt) mehr Geld besitzen als große Teile der Weltbevölkerung? Ist es auf der anderen Seite gerecht, diesen Reichen einen großen Teil des Vermögens wegzunehmen, das sie sich erarbeitet haben – und das ihnen rechtmäßig zusteht?

Beispiele: Ist das gerecht?

Es gibt viele Beispiele für den Zwiespalt zwischen gerecht und ungerecht. Wir stellen einige vor:

  • Strafe

    Zwei Autofahrer sind mit 50 Kilometern pro Stunde zu schnell unterwegs und werden geblitzt. Beide müssen als Strafe ein Bußgeld in Höhe von 500 Euro zahlen. Aber: Der eine Raser ist Arzt mit einem Gehalt von 100.000 Euro im Jahr, der andere arbeitet im Minijob.

  • Taschengeld

    Eine Familie hat drei Kinder, die Eltern zahlen jedem Kind 15 Euro Taschengeld pro Monat. Die jüngste Tochter bekommt zusätzlich von den Pateneltern 5 Euro im Monat. Ist es gerecht, dass sie jetzt mehr bekommt? Manche empfinden es als noch ungerechter, wenn die Eltern ihren Kindern als Ausgleich unterschiedliche Summen geben. Oder sollten ältere Kinder mehr Taschengeld bekommen, damit es fair bleibt?

  • Gehalt

    In einem Team arbeiten fünf Kollegen im selben Job und bekommen laut Arbeitsvertrag alle das gleiche Gehalt. Klingt zunächst fair, doch eine Kollegin arbeitet besser, sorgfältiger und macht weniger Fehler. Ein anderer Kollege ist besonders produktiv und bearbeitet mehr Aufträge als alle anderen.

Diese Beispiele zeigen: Es ist nicht zwangsläufig gerecht, wenn Menschen gleich behandelt werden. In vielen Situationen müssen die individuellen Unterschiede, Ansprüche sowie andere Faktoren für eine gerechte Verteilung und Behandlung berücksichtigt werden.

Ein abschließendes oder allgemeines Urteil darüber, was Gerechtigkeit ist und was ungerecht ist, können auch wir hier nicht geben. Es hängt – wie so oft – vom Einzelfall ab. Selbst vor Gericht wird Recht „gesprochen“, aber nicht zwangsläufig Gerechtigkeit gegeben…

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Gerechtigkeit: Sprüche und Zitate

Zum Abschluss haben wir schöne und inspirierende Sprüche zur Gerechtigkeit für Sie zusammengefasst:

  • „Unrecht ist vergänglich. Am Schluss setzt sich durch, was gerecht ist.“
  • „Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe.“ (René Descartes)
  • „Wenn die Gerechtigkeit untergeht, so hat es keinen Wert mehr, dass Menschen auf Erden leben.“ (Immanuel Kant)
  • „Nichts, dem die Gerechtigkeit mangelt, kann moralisch richtig sein.“ (Marcus Tullius Cicero)
  • „Die Gerechtigkeit ist das Recht des Schwächeren.“ (Joseph Joubert)
  • „Das Leben ist nicht gerecht, und für die meisten von uns ist das gut so.“ (Oscar Wilde)
  • „Es gibt keine Gerechtigkeit an sich, sondern sie beruht nur auf einem Vertrag, der beim gegenseitigen Verkehr an beliebigen Orten jeweils geschlossen wird mit dem Zweck, einandern nicht zu schädigen, noch sich schädigen zu lassen.“ (Epikur)

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