Gerechtigkeit – einfach erklärt: Formen und Beispiele

Gerechtigkeit ist das Fundament für das soziale Zusammenleben und für eine Gesellschaft. Wahrgenommene Ungerechtigkeit kann zu Instabilität, Angst, Neid oder Wut führen. Aber was ist eigentlich gerecht? Wir stellen unterschiedliche Formen der Gerechtigkeit und deren Bedeutung samt Beispiele vor…

Gerechtigkeit Definition Bedeutung Formen Gerecht Ungerecht Beispiele

Definition: Was bedeutet Gerechtigkeit?

Gerechtigkeit (Englisch: justice, fairness) ist ein fundamentales Prinzip des gesellschaftlichen Zusammenlebens, das auf der Idee basiert, dass alle Menschen unvoreingenommen und fair behandelt werden, unabhängig von ihrem Status oder Hintergrund und dass jeder bekommt, was ihm zusteht.

Zugleich gilt Gerechtigkeit als Tugend im zwischenmenschlichen Handeln: Jeder möchte von seinen Mitmenschen gerecht und fair behandelt werden – ohne Benachteiligungen oder Ungleichheit.

Recht und Gerechtigkeit – Unterschied

Die Begriffe „Recht“ und „Gerechtigkeit“ werden oft synonym verwendet, bedeuten aber nicht dasselbe:

  • Recht
    beschreibt grundlegende Regeln und Gesetze, an die sich Menschen halten müssen.
  • Gerechtigkeit
    ist das Ergebnis des Strebens nach Fairness und Gleichbehandlung.

Kurz könnte man sagen: Recht und Gesetz sind der Maßstab für gerechtes Verhalten, Gerechtigkeit ist dessen Umsetzung.

Anzeige

Formen der Gerechtigkeit

Gerechtigkeit ist ein komplexes Konzept für ein ausgewogenes Zusammenleben in einer Gesellschaft, das Rechte, Pflichten und Ressourcen angemessen verteilt und reguliert. Unterschieden werden zunächst zwei Grundformen:

  1. Austeilende Gerechtigkeit
    Sie beschreibt die gerechte Verteilung von Gütern, Chancen, Rechten und Pflichten in einer Gesellschaft.
  2. Ausgleichende Gerechtigkeit
    Zu ihr gehören der faire Austausch von Gütern und Leistungen (Tauschgerechtigkeit) und der angemessene Ausgleich im Schadensfall (Strafgerechtigkeit).

Weitere spezifische Formen der Gerechtigkeit

    Soziale Gerechtigkeit

  • Chancengerechtigkeit: Alle haben die gleichen Möglichkeiten.
  • Bedarfsgerechtigkeit: Berücksichtigt verschiedene Lebenssituationen.
  • Generationengerechtigkeit: Fairness der Altersgruppen untereinander.
  • Moralische Gerechtigkeit

  • Leistungsgerechtigkeit: Wer mehr leistet, bekommt auch mehr.
  • Verteilungsgerechtigkeit: Güter und Lasten werden fair verteilt.
  • Verfahrensgerechtigkeit: Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.



Darüber hinaus gibt es die organisationale Gerechtigkeit – also die Wahrnehmung von Fairness im Arbeitskontext:

Fairness Gerechtigkeit Modell Greenberg Colquitt

Gerechtigkeit Symbol

Ein häufiges Symbol für Gerechtigkeit ist die Göttin „Justitia“. Als Verkörperung der Gerechtigkeit hat sie drei wichtige Merkmale:

  1. Waage = Symbol für ein ausgewogenes Urteil
  2. Schwert = Symbol für die Vollstreckung der gerechten Strafe
  3. Augenbinde = Symbol für die Unparteilichkeit und Blindheit gegenüber Vorurteilen
Anzeige

Subjektive Gerechtigkeit: Was ist gerecht?

Das Hauptproblem der Gerechtigkeit ist, dass das Empfinden darüber, was gerecht oder ungerecht ist, individuell verschieden sein kann. Geprägt wird das Gerechtigkeitsempfinden durch moralische Werte, Erfahrungen, Meinungen und Vorurteile, Kulturkreis und sozialen Status.

Je nach Perspektive kann derselbe Sachverhalt völlig unterschiedlich bewertet werden. Einerseits finden es viele gerecht, durch harte Arbeit ein Vermögen aufzubauen. Gleichzeitig empfinden es viele höchst ungerecht, dass die reichsten Menschen der Welt mehr Geld besitzen als ein Großteil der Weltbevölkerung.

Beispiele & Test: Ist das gerecht?

Den Zwiespalt zwischen gerecht und ungerecht können Sie gleich selber testen: Wie würden Sie entscheiden?

  • Geldbuße

    Zwei Autofahrer fahren zu schnell und werden geblitzt. Beide müssen ein Bußgeld von 200 Euro zahlen. Der eine Raser ist aber Arzt mit einem Einkommen von 100.000 Euro im Jahr, der andere arbeitet im Minijob.

  • Taschengeld

    Eine Familie hat drei Kinder im Alter von 8, 10 und 16 Jahren. Die Eltern zahlen jedem Kind 20 Euro Taschengeld pro Monat – unabhängig vom Alter. Die älteste Tochter findet das unfair.

  • Gehalt

    Im Team arbeiten fünf Kollegen – alle verdienen dasselbe. Ein Kollege aber arbeitet länger und sorgfältiger als die anderen und macht weniger Fehler. Er ist jedoch geringer qualifiziert. Sollte er mehr verdienen?

Die drei Beispiele zeigen: Gerechtigkeit bedeutet nicht immer alle Menschen gleich zu behandeln. In vielen Situationen müssen individuelle Unterschiede und Voraussetzungen berücksichtigt werden. Selbst vor Gericht wird Recht „gesprochen“, aber nicht zwangsläufig Gerechtigkeit gegeben…

Anzeige

Welche Bedeutung hat soziale Gerechtigkeit heute?

Soziale Gerechtigkeit gewinnt in der heutigen Zeit zunehmend an Bedeutung und ist zugleich eine der größten Herausforderungen der Gesellschaft. Sie bildet das Fundament für die gesellschaftliche Stabilität.

Kernelemente sind:

  • Chancengleichheit
  • Verteilungsgerechtigkeit
  • Armutsbekämpfung
  • Soziale Absicherung

Gleichzeitig erleben viele Menschen in Deutschland eine wachsende Ungleichheit: Während die Reallöhne und Kaufkraft bei den meisten sinken, wachsen die Vermögen der Reichen weiter. Die Schere geht auseinander.

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass 79 Prozent der Bundesbürger das Gefühl haben, im Land gehe es nicht gerecht zu. Das betrifft die Verteilung der Vermögen und jene zwischen den Generationen genauso wie die empfundene Fairness bei Bildungs- und Aufstiegschancen.

Gerechtigkeit Sprüche und Zitate

  • „Gerechtigkeit ist Wahrheit in Aktion.“ (Benjamin Disraeli)
  • „Das Leben ist nicht gerecht – für die meisten von uns ist das gut so.“ (Oscar Wilde)
  • „Es ist fairer Chancen umzuverteilen als Reichtum umzuverteilen.“
  • „Fairness ist die Kunst, sich in den Haaren zu liegen, ohne dabei die Frisur zu zerstören.“ (Gerhard Bronner)
  • „Das Geheimnis des Erfolgs sind Ehrlichkeit und Fairness: Wer sie am besten vortäuschen kann, gewinnt.“

Was andere dazu gelesen haben