Definition: Was ist Klatsch und Tratsch?
Klatsch und Tratsch sind Formen der sozialen Unterhaltung über anwesende oder abwesende Personen. Die Themen sind meist trivial und basieren häufig auf Gerüchten. Ein solch zielloses Schwatzen und Erzählen einer Klatschgeschichte ist in der Regel harmlos. Teils werden dabei auch absichtlich Unwahrheiten verbreitet. Dann redet man synonym auch von Intrigen, übler Nachrede oder Verleumdung.
Der Begriff „Klatsch“ geht übrigens auf das Waschen der Waschweiber am Fluss zurück. Die „klatschten“ ihre schmutzige Wäsche auf Steine, um selbst hartnäckige Flecken zu entfernen. Und natürlich tauschten sie dabei Informationen aus dem Dorf aus. Daher auch der synonyme Ausdruck, dass Lästermäuler „schmutzige Wäsche waschen“.
Gibt es einen Unterschied zwischen Klatsch und Tratsch?
Klatsch oder Tratsch? Beide Begriffe werden gerne synonym verwendet. Es gibt aber einen Unterschied:
- Klatsch ist persönlich. Er bezieht sich immer auf Menschen im eigenen, privaten Umfeld: Freunde, Bekannte, Kollegen, Chefs.
- Tratsch zielt auf das öffentliche Leben und öffentliche Personen. Sein Stoff speist sich aus der Regenbogenpresse, Politik, Stars und Sternchen. Die Schönen und Reichen werden beobachtet, bewertet oder bemitleidet.
In der Mehrheit bleiben Klatsch und Tratsch aber harmloser Smalltalk aus Halbwahrheiten und Spekulationen, die niemand richtig ernst nimmt (siehe: Watercooler-Effekt).
Klatsch und Tratsch folgen festen Regeln
Schon gewusst?! Klatsch und Tratsch folgen regelmäßig einer eigenen Choreographie. Laut Psychologen wird in der Gerüchteküche immer nach diesem Rezept gekocht:
- Zuerst wird geklärt, ob beide Interesse an den Lästereien haben („Du glaubst nicht, was ich gehört habe!?“ – „Ja? Was denn???“)
- Anschließend folgt der Informationsaustausch – die eigentliche Klatschgeschichte.
- Zum Schluss gibt eine Abstimmung über deren Bewertung. Beide fällen ein gemeinsames Urteil – meistens negativ („Unmöglich sowas!“ „Was für eine Schlampe!“ So eine arme Wurst!“).
Klatsch und Tratsch Bedeutung: Warum eigentlich?
Klatsch und Tratsch haben einen miesen Ruf. Trotzdem machen alle mit. Angeblich drehen sich zwei Drittel aller Unterhaltungen um „Gossip“, wie das Gerede auf Englisch heißt. Die Gründe sind vielseitig: Klatsch und Tratsch dienen als emotionales Ventil und bauen Aggressionen ab. Das sagt zum Beispiel Christian Schuldt, Soziologe und Buchautor („Klatsch! Vom Geschwätz im Dorf zum Gezwitscher im Netz„).
Gleichzeitig sind sie Balsam für unser Gehirn. Der verbale Triumph gibt uns einen emotionalen Kick. Und es bildet eine Art sozialen Kitt: Gemeinsames Lästern verbindet. Studien zeigen: Über andere zu reden, bewirkt gleich dreierlei…
- Zugehörigkeit
Wir alle wollen mitreden können. Folge: Tratschmäuler fühlen sich danach stärker verbunden – und anderen überlegen. Es müssen aber nicht immer böse Zungen sein: Unterhaltung, Beziehungen, Freizeit und Erholung sind ebenso gute Themen. - Kontrolle
Indem wir uns über ein Fehlverhalten austauschen und es gemeinsam bewerten, verraten wir uns gegenseitig unsere Moralvorstellungen und Werte. Das gibt uns Kontrolle darüber, wem wir in der Gruppe vertrauen können, weil er oder sie genauso denkt und urteilt wie wir. - Gefahrenabwehr
Wer mit anderen über Außenstehende redet, kann in dem Moment kein Thema sein. Oft existiert innerhalb der Gruppe eine Art Ehrenkodex: Gelästert wird nicht untereinander. Das schafft Sicherheit. Man könnte auch sagen: Wer sich am Klatsch beteiligt, fürchtet sich vor demselben.
Männer und Frauen klatschen übrigens gleich viel. Wissenschaftler, wie die Professorin für Persönlichkeitspsychologie, Freda-Marie Hartung, glauben, dass Frauen vor allem „über Freunde und Familie reden, während Männer zum Beispiel über Besitz oder Sportstars sprechen“. Für beide habe der Tratsch den angenehmen Nebeneffekt, dabei ihre „aggressive Seite“ ausleben zu können.
Die Psychologie hinter Klatsch und Tratsch
Sex, Crime, Erfolge, Pech und Pleiten – das hat die Menschen schon immer interessiert und fasziniert. Heute ist die Boulevard-Presse voll von Tratsch aus der Welt der Promis, der Royals und Hollywood-Sternchen. Gossip verkauft sich gut. Oft erfüllt er die Funktion von Nachrichten. Gerade dort, wo Unsicherheit herrscht: „Wo immer in der Kommunikation ein Vakuum entsteht, werden Gift, Müll und Unrat hineingeworfen“, schrieb der britische Publizist Cyril Northcote Parkinson.
Das aber birgt auch enorme Gefahren. Ein guter Ruf sorgt für Aufmerksamkeit und Reichweite, für Ruhm und Reichtum. Die negative Gerüchte können jedoch beides in kurzer Zeit zerstören.
Klatsch und Tratsch sind Machtinstrumente
Dahinter steckt psychologisch unsere unstillbare Neugier. Einerseits. Gossip ist aber ebenso ein Machtinstrument. Das gezielte und wiederholte Verbreiten von Gerüchten verändert Rangordnungen. Im Extrem wird daraus Mobbing („Bossing„, wenn der Chef mobbt; „Staffing„, wenn sich die Intrige gegen den Chef richtet).
Das Fatale daran: Menschen glauben Gerüchten sogar dann noch, wenn sie nachweislich falsch sind. Das ist das Ergebnis von Studien am Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie um den Evolutionsbiologen Ralf Sommerfeld. Sie müssen den Gossip nur oft genug und von vielen hören.
Was macht Klatsch und Tratsch so erfolgreich?
Erfolgreich sind Gerüchte vor allem dann, wenn sie glaubwürdig und wahrscheinlich wirken. Wie bei guten Verschwörungstheorien und urbanen Legenden. Das gilt auf dem Büroflur ebenso wie in Chatrooms und Online-Foren.
Erfolgreicher Klatsch benötigt aber noch eine weitere Zutat: die Nachricht. Die Geschichte muss etwas Neues, Erzählenswertes enthalten, damit man sich mit deren Weitergabe durch Vorsprungwissen schmücken kann. Typisch daher die Einleitungen:
- Haste schon gehört…?
- Wusstest du schon, dass…?
„Küchenzuruf“ wird diese Serialität in der Fachsprache auch genannt. Überdies spiegelt guter Tratsch zugleich den Zeitgeist: Gerüchte transportieren zwar eine überraschende Botschaft. Diese muss aber in unser Weltbild passen. Ist die Nachricht zu abgedreht, bleibt das Gerücht allenfalls ein Strohfeuer. Hat unser Gegenüber die News „schon gehört“, verpufft die Wirkung. Mehr noch: Die „Klatschtante“ ist blamiert, weil sie immer noch glaubt, der kalte Kaffee sei eine heiße News.
Sollte ich mitklatschen oder mich beteiligen?
Klatsch und Tratsch haben zwar immer Konjunktur. Die einzelne Nachricht hat aber ein Verfallsdatum. Und die Indiskretion ist gefährlich. Das liegt an der Moral an der Geschichte: Sind die Inhalte wahr und wohlwollend, bleibt das Gerede harmlos und nett. Wer aber hauptsächlich nörgelt und lästert, wird schnell als „Giftspritze“, weniger seriös und vertrauenswürdig wahrgenommen.
Und hat man erst einmal den Ruf der verorteten undichten Stelle, ist es mit der Karriere bald vorbei. Mit den Sympathien sowieso. Merke: Vom Dreck, der geworfen wird, bleibt immer auch etwas am Werfer hängen! Wir empfehlen daher, sich allenfalls zurückhaltend am Klatschen und Tratschen zu beteiligen.
Klatsch und Tratsch parieren: Wie professionell reagieren?
Oft entwickelt die Stille Post eine Eigendynamik. Aus einem harmlosen Fauxpas wird durch die Mundpropaganda ein handfester Skandal. „Ist das wirklich wahr?“, zweifeln manche vielleicht noch, während sich andere schon ungebremst am vermeintlichen Aufreger delektieren. Die Gerüchteküche kocht hoch wie heiße Milch. Überschäumend und unfair die Kommentare – gerade in Social Media. Manche reichen von Beleidigung bis hin zur Verleumdung. Es herrschen Alarmismus und Skandalisierung von Bagatellen.
Das geht weit über ein Damenkränzchen, Kaffeeklatsch oder Flurfunk hinaus. Sobald ein Ausmaß erreicht ist, in dem falsche Tatsachen behauptet und verbreitet werden, um eine Person verächtlich zu machen oder herabzuwürdigen, sprechen Juristen von „übler Nachrede“. Und die ist in Deutschland strafbar.
Wie also damit umgehen? Wie reagiert man als Betroffene(r) professionell auf Klatsch und Tratsch? Zunächst einmal müssen Sie unterscheiden:
Ist das Gerücht wahr?
Dann kommt die Wahrheit früher oder später sowieso ans Licht. Sie kursiert ja schon. Dementieren zwecklos. Das verstärkt den Verdacht nur noch. Betreiben Sie in dem Fall lieber Schadensbegrenzung: Erklären Sie Hintergründe, Auslöser, Zusammenhänge. Keine Rechtfertigungen! Es geht vielmehr darum, Verständnis zu wecken und die Aufregung im Zaum zu halten. Manchmal ist allerdings auch eine (öffentliche) Entschuldigung unumgänglich.
Werden unwahre Tatsachen behauptet?
In dem Fall müssen Sie erst recht handeln. Bevor sich die Geschichte nach dem Stille-Post-Prinzip dynamisch weiterentwickelt. Der Widerspruch muss aber unbedingt beiläufig erfolgen. Entkräften Sie die Läster-Attacke tiefenentspannt und souverän. Motto: „Was stört es den Mond, dass ihn der Wolf anheult?“ Um Hater, Lästermäuler und Intriganten auszukontern, gibt es verschiedene Methoden und Konter-Sprüche:
- Überdosis:
„Spannende Theorie. Wenn ich dir jetzt recht gäbe, lägen wir beide falsch.“ - Übergröße:
„Ach, ihr sprecht mal wieder über mich? Danke für so viel Aufmerksamkeit!“ - Überhöhung:
„Ich weiß, so viel Neid muss man sich erstmal verdienen… Danke.“ - Überraschung:
„Nicht dein Ernst?! Du hast keine wichtigeren Themen in deinem Leben?“ - Überdruss:
„Adler nehmen keine Flugstunden bei Tauben.“
Ein schöner Spruch sagt: „Gerüchte werden von Neidern erfunden, von Dummen verbreitet und von Idioten geglaubt.“ Da ist viel Wahres dran. Wer selbst wenig Angriffsfläche bieten will, sollte die Gerüchteküche daher möglichst kalt lassen. Das Klügste ist sowieso, sich am Klatsch und Tratsch – wenn überhaupt – nur dosiert zu beteiligen. So können sich auch andere über einen nur schwer das Maul zerreißen.
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