Vergesslichkeit: Was ist normal?
Vergesslichkeit ist bis zu einem gewissen Grad harmlos und normal. Jede(r) vergisst mal einen Namen, einen Geburtstag oder die Milch beim Einkaufen. Einzelne Aussetzer des Gedächtnisses sind noch kein Alarmzeichen für Demenz oder Alzheimer.
Unwichtiges zu vergessen, ist sogar ein wichtiger Schutzmechanismus des Gehirns: Zu viele Reize blockieren sonst den Kopf. Auch ist es normal, dass wir im Alter vergesslicher werden. Mit den Jahren nimmt die Merkfähigkeit ab und die Lernprozesse werden langsamer.
Vergesslichkeit im Alter
Menschen ab 60 haben zunehmend Probleme damit, sich Namen oder neue Informationen zu merken oder sich daran zu erinnern, wo sie etwas abgelegt haben. Solche altersbedingten Gedächtnisstörungen sind noch nicht krankhaft. Ein Grund dafür ist häufig Flüssigkeitsmangel oder Erschöpfung.
Wenn die Erinnerungslücken länger als 6 Monate auftreten, das Kurzzeitgedächtnis immer wieder aussetzt und es gar zu Verwirrtheit kommt und Sie die Vergesslichkeit im Alltag einschränkt, sollten Sie jedoch einen Arzt aufsuchen.
Definition: Was bedeutet Vergesslichkeit?
Vergesslichkeit beschreibt den Verlust von Erinnerungen. Das betrifft meist das Kurzzeitgedächtnis, kann aber auch zu Langzeit-Erinnerungen reichen. Das Vergessen ist von mehreren Faktoren abhängig: Das Alter, Stress, aber auch die Bedeutung der Information spielen für das Erinnern eine Rolle. Oder ob wir durch eine Tür gehen (siehe: Tür-Effekt).
Bis zu einem gewissen Grad ist Vergesslichkeit eine normale Begleiterscheinung. Kommt es jedoch vermehrt zu Orientierungs oder Wortfindungsstörungen, kann es zur Krankheit werden. Bei krankhafter Vergesslichkeit sprechen Ärzte von Demenz.
Was sind häufige Ursachen für Vergesslichkeit?
Die Gründe für Vergesslichkeit sind völlig unterschiedlich. Erste Gedächtnisstörungen können schon bei starker Müdigkeit oder Schlafmangel, starker Anspannung und Anstrengung auftreten. Die mentale Erschöpfung macht schließlich vergesslich.
Daneben können Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen ebenso krankhafte Ursachen haben. Zum Beispiel:
- Angststörungen
- Depressionen
- Schilddrüsenerkrankungen
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Schlaganfall
- Blutarmut (Anämie)
- Vitamin-B 12-Mangel
- Hirnverletzungen (nach Unfall)
- Diabetes oder Bluthochdruck
Auch ein übermäßiger Konsum von Alkohol, Drogen oder Medikamenten kann zu Vergesslichkeit führen.
Ab wann wird Vergesslichkeit krankhaft?
Bis wohin Vergesslichkeit „normal“ ist, lässt sich schwer eindeutig definieren. Ärzte und Forscher nennen aber erste Warnsignale, die über ein halbes Jahr oder länger anhalten. Zum Beispiele zum Abhaken:
- Ich vergesse oft Namen, Passwörter, Termine.
- Ich verlege häufig Brille, Schlüssel, Handy.
- Mir fallen manchmal alltägliche Worte nicht mehr ein.
- Ich habe an bekannten Orten Probleme, mich zu orientieren.
- Ich stelle wiederholt eine Frage, obwohl sie schon beantwortet wurde.
- Ich erzähle dieselbe Geschichte (innerhalb 1 Stunde) nochmal.
- Ich kann mich schlecht daran erinnern, was vor Kurzem passiert ist.
- Ich bin zunehmend antriebslos und ziehe mich gerne zurück.
Bei mehr als drei Häkchen – vor allem in der unteren Hälfte – sollten Sie mit einem Arzt sprechen!
Vergesslichkeit Test
Ein relativ bekannter Vergesslichkeit Test bzw. Demenztest ist der sog. „Uhrentest“: Dabei zeigt Ihnen der Arzt ein Blatt Papier mit einem leeren Kreis darauf. Darin sollen Sie dann die Ziffern einer Uhr eintragen sowie den Stunden- und Minutenzeiger für eine bestimmte Uhrzeit einzeichnen. Menschen mit einer beginnenden Demenz können das zunehmend schwerer.
Hausmittel: Was hilft gegen Vergesslichkeit?
Falls Sie aktuell unter Vergesslichkeit leiden, können Sie schon mit einfachen Hausmitteln etwas dagegen tun sowie vorbeugen:
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Entspannen Sie sich
Entspannungsübungen packen die Vergesslichkeit an der Wurzel, indem sie Stress und Erschöpfung reduzieren. Auch Yoga Übungen und Meditation bringen Sie wieder in ein gesundes Gleichgewicht.
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Achten Sie auf Ihren Körper
Viele Ursachen der Vergesslichkeit können Sie ausschalten, indem Sie mehr auf Ihren Körper achten: Ausreichender Schlaf (Erwachsene: 7-9 Stunden täglich), viel Wasser trinken (2 Liter am Tag) und gesunde Ernährung verbessern Ihr Gedächtnis – auch bei steigendem Alter!
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Bewegen Sie sich öfter
Ein weiteres Hausmittel ist Sport bzw. Bewegung. Schon 2-3 Mal 20-30 Minuten Spazieren in der Woche reichen, um geistig fit zu bleiben. Besser ist natürlich Ausdauersport. Dabei baut der Körper zudem Stresshormone ab.
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Entlasten Sie den Kopf
Digitale Demenz beschreibt die Vergesslichkeit durch ständigen digitalen Konsum. Die Lösung: Weg vom Smartphone – Fachbegriff: Digital Detox. Gönnen Sie sich häufiger bewusste Auszeiten vom Bildschirm. Ihr Gedächtnis wird es Ihnen danken.
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Vermeiden Sie Multitasking
Wer Vieles gleichzeitig macht, macht mehr Fehler. Multitasking funktioniert nicht und senkt zugleich die geistige Leistungsfähigkeit. Konzentrieren Sie sich besser auf nur eine Sache nach der anderen (siehe: Singletasking).
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Trainieren Sie Ihr Gehirn
Das Gedächtnis funktioniert wie ein Muskel – und kann entsprechend trainiert werden: Übungen für Gehirnjogging oder Gedächtnistraining sind bewährte Hausmittel gegen Vergesslichkeit. Ob Rätsel, Brainteaser, Sudoku oder Schätzfragen: Probieren Sie aus, was für Sie funktioniert!
Was ist die Ebbinghaus’sche Vergessenskurve?
Die sogenannte Vergessenskurve (auch: Ebbinghaussche Kurve) veranschaulicht den Grad der Vergesslichkeit innerhalb einer bestimmten Zeit. Der Zusammenhang wurde bereits 1885 von dem deutschen Psychologen und Gründer der experimentellen Gedächtnisforschung, Hermann Ebbinghaus, entdeckt.
Die Ebbinghaussche Vergessenskurve sagt:
- Nach 20 Minuten können wir nur noch 60 Prozent eines aufgenommenen Textes abrufen.
- Nach 60 Minuten haben wir bereits 55 Prozent vergessen.
- Nach 24 Stunden erinnern wir nur noch 34 Prozent – 66 Prozent vergessen.
- Nach 6 Tagen kommt die Vergessenskurve auf 23 Prozent.
- Langfristig bleiben sogar nur 15 Prozent eines gelernten Textes gespeichert.
Dass wir Gelesenes oder Gerlerntes vergessen, ist also ganz normal. Als Gegenstrategie können Sie sich wiederum die Erkenntnisse der sog. Behaltenskurve zunutze machen: Danach merken wir uns Dinge umso besser, je mehr Sinne dabei mitwirken. Also nicht nur Hören und Sehen, sondern auf Fühlen oder gar selber Wiederholen.
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