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Digitale Demenz: Macht das Internet dumm?

Ein Leben ohne das Internet ist in der heutigen Zeit vollkommen ausgeschlossen. Nahezu alles läuft online und digital ab und für jüngere Generationen ist es ein absolutes Wunder, wie ihre Eltern es tatsächlich geschafft haben, ohne Facebook, Google und Wikipedia durch den Tag zu kommen. Mittlerweile kommunizieren wir rund um die Uhr und rund um den Globus. Es piept, es klingelt und vibriert überall und gleichzeitig. Aber ist das wirklich positiv? Kritiker sprechen von digitaler Demenz und erklären, dass die dauerhafte Nutzung des Internets die Menschen immer dümmer machen würde. Doch was ist wirklich dran an dieser These? Wir zeigen, wie sich das Internet auf Ihr Gehirn auswirken kann…



Digitale Demenz: Macht das Internet dumm?

Reizüberflutung schadet dem Gehirn

Während der Arbeit ist das E-Mail Postfach ständig geöffnet, zusätzlich wird noch der aktuelle Live-Ticker zu den neuesten Nachrichten überflogen, Kommentare zu einem spannenden Artikel gelesen und natürlich immer nebenbei aktualisiert, was auf den sozialen Netzwerken alles passiert. Kurzum: Es kommt zu einer dauerhaften Reizüberflutung, die nicht ohne Folgen für das Gehirn bleibt. Der Grund: Das Gehirn befindet sich in einem permanenten Stresszustand.

Zuerst sinkt dabei die Konzentrationsfähigkeit. Gerade Mitarbeiter im Büro werden ständig bei der Arbeit unterbrochen. Entweder klingelt das Telefon oder Outlook schlägt wegen einer neuen E-Mail Alarm, die sofort gelesen werden muss. Oder erinnern Sie sich daran, wann Sie das letzte Mal für längere Zeit wirklich komplett ungestört und ohne Ablenkungen gearbeitet haben?

Die ständige Reizüberflutung gerade durch das Internet wird auch mit negativen Auswirkungen auf die Lernfähigkeit und die Kreativität in Verbindung gebracht. Auch eine Studie des Londoner King’s College kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Menschen, die neben ihrer Arbeit fortwährend E-Mails lesen und schreiben, arbeiten so, als hätten sie einen um bis zu zehn Punkte geringeren Intelligenzquotienten.

Man könnte also wirklich davon sprechen, dass das Internet dumm macht.

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Digitale Demenz: Auch der Google-Effekt macht dumm

In die gleiche Kerbe haut auch der sogenannte Google-Effekt. Eine spannende Studie dazu führte Betsy Sparrow, Psychologin an der Columbia Universität, durch. So sollten die Teilnehmer beispielsweise 40 Bagatellaussagen in einen Computer abtippen, darunter so Sachen wie „Das Ei eines Straußes ist größer als sein Gehirn“. Der einen Hälfte erzählte Sparrow, dass die Daten danach gelöscht, den anderen, dass sie automatisch gespeichert würden.

Das Resultat: Die zweite Gruppe konnte sich im Anschluss kaum noch an die Aussagen erinnern. Getreu dem Motto Der Computer weiß es ja noch! haben die Teilnehmer selbst sich kaum etwas gemerkt.

Bei einem zweiten Versuch sollten die Probanden erneut Texte abtippen. Danach öffnete sich am PC ein Fenster und teilte ihnen mit, wo auf der Festplatte die Aussagen gespeichert wären. Kurz darauf bat Sparrow die Teilnehmer, die Texte zu erinnern. Dumm gelaufen: Die Mehrheit erinnerte sich an den Speicherort, nicht aber an die Inhalte.

Auch im Alltag lässt sich der Google-Effekt regelmäßig beobachten. Um nur zwei beliebte Beispiele zu nennen: Wie viele der Telefonnummern Ihrer besten Freunde kennen Sie noch auswendig? Vermutlich nicht sehr viele, schließlich gibt es ja das Smartphone. Und wie sieht es mit den zugehörigen Geburtstagen aus? Während die eigene Familie meist noch in der Erinnerung ist, gibt es ja Facebook, um keinen anderen Geburtstag mehr zu vergessen.

Kurzum: Wir haben immer weniger im Kopf, weil wir immer mehr im Handy oder im Internet haben. Weil das Gehirn ähnlich wie ein Muskel funktioniert, will es aber gefordert und trainiert werden. Fehlen diese Anreize, nimmt auf Dauer auch die Leistungsfähigkeit ab.

Eine urbane Legende über Albert Einstein

Ausgerechnet über Albert Einstein kursiert dazu eine nette Anekdote. Die gehört zwar höchstwahrscheinlich zur Kategorie der urbanen Legenden, verdeutlicht aber diesen Trend in unserer heutigen Gesellschaft:

Albert Einstein war mit einem Reporter unterwegs, um diesem ein Interview zu geben. Am Ende bat der ihn nach seiner Telefonnummer – nur so für etwaige Rückfragen. Einstein ging daraufhin zu einer nahegelegenen Telefonzelle, schlug das Telefonbuch auf, suchte seine Nummer raus und gab sie dem verdutzten Reporter. „Kennen Sie die denn nicht auswendig?“, wunderte sich der Journalist. „Warum sollte ich mein Gedächtnis mit meiner Telefonnummer belasten“, entgegnete Einstein, „wenn ich sie doch jederzeit im Telefonbuch finden kann.“

Ob wahr oder nicht: Einsteins Gehirn hat es offenbar nicht geschadet, dennoch sollten Sie Ihr Gehirn lieber trainieren und sich nicht darauf verlassen, alle Informationen im Internet suchen zu können.

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Digitale Demenz: Das Internet ist nicht schlecht

Bevor Sie nun jegliche Suchmaschine meiden, sollten Sie sich aber bewusst machen, dass das Internet natürlich nicht grundsätzlich schlecht ist. Es ist absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie Google oder andere Seiten nutzen, um Dinge nachzuschlagen, die Sie nicht wissen. Denn das Internet ist und bleibt: ein Wissensmedium. Wie dieses verwendet wird, hängt in erster Linie vom Nutzer ab.

Sicher werden einige der Veruchung erliegen, aus der schieren Masse der Reize und Oberflächlichkeiten kaum noch auszuwählen, zu hinterfragen, zu gewichten. Es sind aber vermutlich dieselben, die das vorher auch mit anderen Medien – Fernsehen, Radio, Zeitungen – schon getan haben.

Das wichtige Stichwort an dieser Stelle lautet Medienkompetenz, die Fähigkeit mit solchen Informations- und Kommunikationskanälen richtig umzugehen.

Welche Inhalte der Nutzer abruft, ob er sich dabei bildet oder sich nur berieseln lässt, liegt allein in seiner Verantwortung. Es ist kein Fehler, einen Namen nicht zu kennen. Oder wissen Sie spontan, wie der König von Thailand heißt? Es liegt jedoch an Ihnen, ob Sie den Namen raussuchen und sofort wieder vergessen, oder ob Sie etwas dazulernen wollen und die Information langfristig abspeichern.

Eine passende Parabel: Oder ist vielleicht der Supermarkt daran schuld, wenn sich die Menschen nur von Tiefkühlpizza und Dosenbier ernähren? Eben. Auch hier besteht ein großes Angebot, wie dieses genutzt wird, hängt aber vom Verbraucher ab.

Außerdem, ganz nebenbei: Wer bei der Arbeit unter Stress steht, darf sich abends ruhig entspannen und unterhalten – pardon, berieseln – lassen. Eine Pflicht zu permanenter Bildung besteht nicht.

Digitale Demenz: Es herrscht Uneinigkeit unter den Forschern

Verschiedene Wissenschaftler sind sich jedoch nicht einig, wenn es um digitale Demenz geht. Nicht alle teilen die Einschätzung, dass Computer und Internet schädlich für das Gehirn sind. Ben Storm und Sean Stone konnten in ihren Forschungen sogar zeigen, dass es vielleicht gar keinen Grund gibt, sich vor digitaler Demenz zu fürchten. Die Teilnehmer der Studie wurden gebeten, zwei Listen mit unterschiedlichen Worten zu lesen. Im zweiten Schritt sollten sie wiedergeben, an welche Wörter sie sich noch erinnern können.

Wenig überraschend erinnerten sich die Probanden an mehr Wörter der zweiten Liste, die später gelesen, aber als erstes abgefragt wurde. Erstaunlich war jedoch das Ergebnis der nächsten Abfrage. Nun konnten die Teilnehmer die erste Liste nach dem Betrachten auf einem Computer speichern und diese noch einmal ansehen, bevor sie abgefragt wurden. Wie zu erwarten merkten sich die Studienteilnehmer nun mehr Wörter der ersten Liste, schließlich haben sie diese zweimal ansehen dürfen. Doch auch die Ergebnisse für die zweite Liste, die weiterhin nur ein einziges Mal gesehen wurde, verbesserten sich deutlich.

Die Forscher gehen davon aus, dass das Abspeichern dazu führt, dass das Gehirn sich nicht mehr mit den zuvor gelesenen Wörtern beschäftigt und deshalb weitere Informationen besser aufgenommen werden können. Um Neues zu lernen, kann es also hilfreich sein, zunächst altes zu vergessen – oder eben abzuspeichern, um es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu lesen.

[Bildnachweis: Tom Wang by Shutterstock.com]

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