Definition: Was ist das Ultimatumspiel?
Das Ultimatumspiel stammt ursprünglich aus der Spieltheorie für Wirtschafts- und Verhaltensforschung und untersucht kooperatives Verhalten beziehungsweise den Altruismus beziehungsweise Egoismus der Menschen.
Wie funktioniert das Ultimatumspiel?
Beim klassischen Ultimatumspiel und Experiment stehen sich zwei Spieler gegenüber: A und B. Spieler A hat ein Vermögen von 100 Euro und soll dies zwischen beiden Spielern aufteilen. Spieler B hat wiederum die Macht, das Angebot zu akzeptieren oder abzulehnen. Lehnt Spieler B ab, bekommen beide nichts.
Beim Ultimatumspiel muss Spieler A also einen Kompromiss finden, bei dem er seinen Nutzen maximiert – aber nicht zu sehr, weil er sonst leer ausgeht. Die empfundene Gerechtigkeit spielt dabei also eine entscheidende Rolle.
Bei den Experimenten zum Ultimatumspiel kommt es in den meisten Fällen zu einem Ergebnis von 60:40. Fifty-Fifty wird zwar als besonders fair und gerecht empfunden. Aber 60:40 lässt sich ebenfalls in vielen Fällen durchsetzen. Darüber hinaus lehnt Spieler B die Lösung meistens ab.
Ultimatumspiel Bedeutung
Das Ultimatumspiel ist heute nicht nur ein Klassiker in der Ökonomie und Spieltheorie. Es ist auch deshalb so interessant, weil es die Idee vom rational handelnden „Homo oeconomicus“ ins Reich der Legenden verweist. Rational wäre: Sie nehmen jedes Angebot an – egal, wie fair es ist. Danach stehen Sie immer besser da, als vorher.
Tatsächlich aber ist den Menschen Fairness wichtiger als der Profit. Diverse Studien rund um das Ultimatumspiel haben immer wieder gezeigt, dass die Beteiligten das Geschäft platzen lassen, wenn sie die Teilung als ungerecht empfinden. Dabei nehmen sie billigend in Kauf, leer auszugehen. Hauptsache, der Geizkragen bekommt auch nichts!
Ultimatumspiel: Neid spielt immer eine Rolle
Zugegeben, das Ganze ist ein Laborexperiment. Dennoch zeigt das Ultimatumspiel eindrucksvoll, dass wir uns oft egoistisch verhalten – gleichzeitig aber fair behandelt werden wollen. Ansonsten machen wir das Spiel kaputt – den eigenen Schaden dabei durchaus im Blick.
Oft spielt Neid dabei eine Rolle. Dazu passt das heute ebenfalls legendäre Experiment an der Harvard-Universität: Damals wurden Studenten gefragt, ob sie lieber ein Jahreseinkommen von 100.000 Dollar haben wollen, während alle anderen 200.000 Dollar verdienen – oder 50.000 Dollar verdienen wollen, wenn alle anderen nur 25.000 Dollar erhalten.
Sie ahnen es: Die Mehrheit entschied sich für die zweite Variante (50.000 Dollar). Lieber mehr haben als die anderen, als doppelt so viel in der Taschen haben. Das bisschen Einkommenskonkurrenz innerhalb eines Jahrgangs reichte schon aus, um irrationale Entscheidungen zu treffen.
PS: Bitte argumentieren Sie jetzt nicht volkswirtschaftlich, Motto: „Wenn alle 200.000 Dollar verdienen, entsteht Inflation und die Preise steigen…“ Gefragt wurden ja nur die Studenten im Hörsaal. Wenn von denen alle mehr verdienen, tut das dem Preisniveau in den USA gar nichts.
Was bedeutet das Ultimatumspiel für den Alltag?
Das Fazit aus beiden Experimenten lässt sich auf den Berufsalltag übertragen: Zum Beispiel auf die Managergehälter. Armin Falk, Leibniz-Preisträger und Jura-Professor an der Universität Bonn, hat das vor einiger Zeit untersucht. In seinen Experimenten (einer Variation des Ultimatumspiels) stieg der Stresspegel der Angestellten signifikant an, je unfairer die das Gehalt der Chefs empfanden. Einige sabotierten den Laden deswegen sogar.
Studien um Golnaz Tabibnia von der Universität von Kalifornien in Los Angeles konnten zudem nachweisen, dass faires Verhalten die Belohnungszentren im Gehirn aktiviert. Kurz: Fair gewinnt – ultimativ!
Was andere dazu gelesen haben