Terry-Borton-Modell: 3 Schritte zur Selbstreflexion

Kritisches Hinterfragen des eigenen Handeln und Denkens fällt vielen Menschen schwer. Das Terry-Borton-Modell kann Ihnen genau dabei helfen: Mit nur drei einfachen Fragen der Selbstreflexion können Sie Situationen analysieren und daraus lernen. Das Terry-Borton-Modell setzt auf die simplen Schritte „What?“, „So what?“ und „Now what?“. Hier erfahren Sie, wie das Modell funktioniert, wie Sie davon profitieren und welche Vorteile das Terry-Borton-Modell hat…

Terry Borton Modell Selbstreflexion Fragen Konzept Beispiel Grafik

Was ist das Terry-Borton-Modell?

Das Terry-Borton-Modell ist ein Konzept zur Selbstreflexion, das durch drei Fragen eine Situation hinterfragt und hilft, aus dem Geschehenen zu lernen. Ziel der Methode ist es, das eigene Verhalten und Denken besser zu verstehen und und in Zukunft noch besser auf bestimmte Situationen reagieren zu können. So können Sie persönlich wachsen, aber auch im beruflichen Umfeld voran kommen. Sie können sich und andere besser einschätzen und entsprechend reagieren. Gerade bei Führungskräften eine wichtige Eigenschaft.

Etabliert wurde das Modell im Buch „Reach, Touch and Teach des amerikanischen Lehrers Terry Borton bereits 1970. Im Englischen ist das Konzept als „Borton’s Model of Reflection“ bekannt, im Deutschen wird auch von Reflexionsspirale gesprochen.

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Terry-Borton-Modell: 3 einfache Fragen

Beim Terry-Borton-Modell durchlaufen Sie zur Reflexion einer Situation immer die drei selben Fragen. Nachfolgend stellen wir Ihnen diese Schritte genauer vor. Als Beispiel gehen wir dabei auf ein Kritikgespräch zwischen einem Vorgesetzten und Mitarbeiter (aus Sicht des Arbeitnehmers) ein.

1. Was ist passiert? („What?“)

Der erste Schritt ist eine möglichst objektive und neutrale Beschreibung der Situation. Überlegen Sie genau, was passiert ist und wie sich die Beteiligten verhalten haben. Typische Fragen, die Ihnen in dieser Phase helfen können sind:

  • Was ist passiert?
  • Wer war daran beteiligt?
  • Was war meine Reaktion?
  • Wie haben sich der andere / die anderen verhalten?
  • Was habe ich gesagt? Was haben andere gesagt?

Beispiel: Der Chef hat mich für meine Arbeit am letzten Projekt kritisiert. Er war mit dem Ergebnis nicht zufrieden, weil er mehr von mir erwartet. Ich habe verärgert reagiert. Die Stimmung zwischen uns hat sich verschlechtert.

2. Was waren die Hintergründe? („So what?“)

Die zweite Frage zielt auf eine tiefere Analyse, die Suche nach Hintergründen und der Interpretation der vorangegangenen Situation ab. Sie wollen herausfinden, warum sich die Situation genau so abgespielt hat, wie es passiert ist. Ziel ist es, den Ablauf besser zu verstehen. Zusätzlich hinterfragen Sie, welche Vor- und Nachteile Ihre Reaktion hatte. Typische Fragen im zweiten Schritt sind:

  • Was habe ich in der Situation empfunden?
  • Wie es es zu genau dieser Situation gekommen?
  • Warum habe ich genau auf diese Weise reagiert?
  • Welche Auswirkungen hatte meine Reaktion?
  • Warum hat mein Gegenüber so reagiert, wie er reagiert hat?

Beispiel: Ich fühlte mich zu Unrecht kritisiert und für Fehler anderer verantwortlich gemacht. Diese gefühlte Ungerechtigkeit hat mich sauer gemacht. Ohnehin war ich schon vorher gestresst. Durch meine Reaktion habe ich mir die Chance genommen, beim Chef einen besseren Eindruck zu hinterlassen.

3. Was nehme ich mir vor? („Now what?“)

Abschließend geht es darum, was Sie durch die Selbstreflexion nach dem Terry-Borton-Modell lernen können. Auf Grundlage der vorangegangenen Analyse können Sie Ihr zukünftiges Verhalten verbessern. Sie wissen, was Sie gut oder auch schlecht gemacht haben. So können Sie eine ähnliche Situation in Zukunft besser meistern. Wichtig dabei ist zu verstehen, wie Ihre Reaktion das Verhalten Ihres Gegenübers beeinflusst. Typische Fragen sind:

  • Was möchte ich beim nächsten Mal anders machen?
  • Was sollte ich wieder genau so machen?
  • Wie kann ich verhindern, dass es erneut zu einer ähnlichen Situation kommt?
  • Was kann ich langfristig aus dieser Situation lernen?
  • Was sollte ich als nächstes tun?

Beispiel: Ich sollte Kritik nicht persönlich nehmen oder mich davon angegriffen fühlen. Statt verärgert zu reagieren, kann ich in ruhigem Ton meine Perspektive schildern und mit dem Chef eine Lösung für das nächste Mal finden. Wenn ich noch einmal ahne, dass ein Projekt in die falsche Richtung läuft, spreche ich die Probleme frühzeitig an. Jetzt bitte ich den Chef um ein weiteres Gespräch, um mich für mein Verhalten zu entschuldigen.

Grundregeln bei der Umsetzung

Um das Terry-Borton-Modell bestmöglich zu nutzen, sollten Sie einige Grundregeln beachten:

  • Kritisch
    Das Modell funktioniert nur, wenn Sie bereit sind, sich selbst kritisch zu hinterfragen. Mit der Einstellung „Ich habe sowieso alles richtig gemacht“ kommen Sie nicht weiter.
  • Fair
    Trotzdem geht es nicht darum, sich selbst grundlos schlecht zu machen oder um jeden Preis nach Fehlern zu suchen. Legen Sie einen fairen Maßstab an – nicht nur für anderen, auch für sich selbst.
  • Konstruktiv
    Durch das Terry-Borton-Modell sollen Ihre zukünftigen Handlungen und Reaktionen verbessert werden. Dazu müssen Sie unbedingt konstruktiv vorgehen. Achten Sie darauf, Lernerfolge zu erzielen und Handlungswege offenzulegen.

Wann kommt das Modell zum Einsatz?

Mit dem Terry-Borton-Modell können Sie zahlreiche Situationen reflektieren und daraus lernen. Besonders geeignet sind Erfahrungen, bei denen Sie sich selbst unwohl gefühlt haben oder von denen Sie im Nachhinein wünschten, Sie hätten sich anders verhalten. Gerade an diesen Momenten können Sie wachsen. Weitere Beispiele für den Einsatz sind:

  • Streitigkeiten und Ärger
  • Gespräche und Diskussionen
  • Probleme und Lösungen
  • Leistungen und Erfolge
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Vorteile des Terry-Borton-Modells

Es gibt zahlreiche Ansätze und Konzepte zur Selbstreflexion. Diese können ebenso erfolgreich sein und Sie bei der Reflexion unterstützen. Stellt sich die Frage: Warum sollten Sie gerade das Terry-Borton-Modell nutzen? Dafür sprechen mehrere Vorteile:

  • Einfach

    Der größte Vorteil ist die einfache Handhabung. Andere Modelle sind oft aufwendiger und kompliziert. Der Ansatz von Terry Borton kommt mit drei simplen Leitfragen aus. Sie müssen sich nicht erst einlesen oder verstehen, wie Sie das Modell für sich nutzen können. Zudem brauchen Sie keine Hilfsmittel oder Materialien.

  • Wiederholung

    Das Modell soll nicht als einmalige Maßnahme, sondern wiederkehrende Routine verstanden werden. Was Sie aus der letzten Situation gelernt haben, wenden Sie beim nächsten Mal an – und beginnen anhand dieser Erfahrung drei neue Phasen der Reflexion. Deshalb wird auch von Reflexionsspirale gesprochen, da es keinen Endpunkt gibt.

  • Struktur

    Die Fragen bringen eine Struktur in die Analyse, an der Sie sich orientieren können. Das hilft Ihnen dabei, gezielt vorzugehen und zu Ergebnissen zu kommen, die Sie umsetzen können.

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