Understatement Definition: Stilmittel oder Lebensmotto?
Understatement bedeutet auf Deutsch so viel wie Untertreibung, Bescheidenheit, Herunterspielen oder Zurückhaltung. Das Lehnwort stammt ursprünglich aus dem Englischen. Gerade Briten sind bekannt für ihre „feine englische Art“ – Understatement gehört hier zum guten Ton. Wer eine (bedeutsame) Rolle spielt, trägt dies nicht nach außen. Das Gegenteil davon wäre die Übertreibung, Protzerei und Prahlerei.
Oft werden dramatische Zustände oder Ereignisse durch Understatement entschärft. Es kann aber ebenso eine persönliche Haltung sein und zum festen Habitus gehören, nicht viel Aufhebens um die eigene Person zu machen. Mehr noch: Es kann eine raffinierte Erfolgsstrategie sein, (zunächst) unterschätzt zu werden.
Understatement Beispiele: Arten der Untertreibung
Tatsächlich lassen sich gleich mehrere Arten der Untertreibung beobachten. Ganz gleich, ob schriftlich oder mündlich. Die Wirkung kann dabei ganz unterschiedlich sein:
- Bescheidenheit
Wenn jemand etwas erreicht hat, dass eine Auszeichnung verdient hat – etwa eine Goldmedaille im Weitsprung -, dann versucht Understatement dies herunterzuspielen, Motto: „Ach, das war doch nichts!“ - Komik
Wenn sintflutartige Regenfälle den Rheinpegel steigen lassen und Kölner Ortsteile in Inseln verwandeln, ist das dramatisch. Understatement wäre, dann zum Beispiel zu sagen: „Na, wenigstens bekommen die Pflanzen genügend Wasser!“ - Höflichkeit
Understatement kann auch Option sein, um Konflikte zu beschwichtigen. Zum Beispiel wenn unser Gegenüber energisch auf seinem Punkt beharrt. In dem Fall würde Understatement antworten: „Let’s agree to disagree!“ – Genauso kann es ein Euphemismus sein – beispielsweise jemandem mit einem hässlichen Outfit sagen: „DU kannst das tragen.“
In der Literatur, in Liedern und Gedichten ist Understatement ein beliebtes Stilmittel. Auch im täglichem Leben taucht häufig auf – zum Beispiel als Lebensmotto. Wer Understatement bewusst einsetzt, kann Situationen entschärfen, die Aufmerksamkeit subtil auf sich lenken oder einer Sache einen humorvollen Anstrich geben. Kurz: Sie können mit Understatement dazu beitragen, anderen Menschen ein besseres Gefühl zu geben.
Understatement Bedeutung: Die Kunst der Untertreibung
Wir geben hier auf Karrierebibel.de viele Tipps, wie Sie sich im Job sichtbarer machen und durch Eigenmarketing und Personal Branding sich beim Chef Gehör verschaffen und im Job erfolgreicher werden – Karriere machen… Das ist auch weiterhin richtig.
Wem dieser Stil aber nicht behagt – etwa weil er oder sie zu schüchtern ist – für den ist Understatement eine ideale Alternive. Es müssen eben gar nicht immer die Ellenbogen sein, mit denen man weiterkommt. Ja, die Lauten fallen mehr auf – aber die anfangs Unterschätzten hallen nach… Die Stille kann mitunter lauter wirken, als viel Wind und Getöse…
Wahre Größe braucht keine Lautstärke
Da gibt es jene, die ihre Statussymbole vorführen und jedem ihre Erfolgsgeschichten erzählen, der es gar nicht hören mag. Oft ist das ein veritables Indiz für eine Profilneurose oder ein geringes Selbstwertgefühl. Der Geltungsdrang soll die vorhandenen Minderwertigkeitsgefühle überspielen…
Auf der anderen Seite sind da die Meister der leisen Töne. Sie wissen um ihre Bedeutung, das Erreichte und ihr Wissen. Nur stellen sie ihre Überlegenheit und Intelligenz nicht offensiv zur Schau. Es reicht ihnen, wenn es hier und da aufblitzt – und dann das Umfeld umso mehr überrascht und beeindruckt. Gerade diese eigene Souveränität macht sie mental stark und verleiht ihnen enormes Charisma.
Understatement im Beruf: Funktioniert nur bei Cleveren
Die taktvolle Untertreibung in eigener Sache lässt sich gerade im Beruf nutzen. Allerdings funktioniert Understatement nur dann „erfolgreich“, wenn Ihr Gegenüber irgendwann die Untertreibung als solche erkennt. Bleiben Ihre Leistungen dauerhaft unsichtbar, schadet die Haltung sogar.
Können Kollegen, Kunden und Chef den Code aber knacken, wertet das Understatement Sie beide auf, wie etwa der Autor Matthias Nöllke schreibt: Sie selbst gelten als bescheiden und erbringen gleichzeitig Topleistungen – ohne eine große Sache daraus zu machen oder dick aufzutragen. Ihr Gegenüber wiederum fühlt sich clever, weil er oder sie sich nicht vom Anschein hat täuschen lassen, sondern in der Lage ist, Ihre wahre Qualität zu erkennen. Vor allem aber bleiben Sie auf Augenhöhe, was Ihre Sympathiewerte steigert und Sie vertrauenswürdiger macht als jemanden, der überall herumposaunen muss, wie toll er oder sie ist.
3 Tipps für stilvolles Understatement im Beruf
Wer stilvolles Understatement im Job einsetzen will, sollte zudem die folgenden drei Tipps berücksichtigen:
- Nicht ankündigen, liefern
Statt darüber zu reden, was Sie alles vollbringen werden, tun Sie es einfach. Erst danach lässt sich darüber sprechen. „Die Henne ist das klügste Geschöpf im Tierreich“, meinte schon Abraham Lincoln, „sie gackert erst, nachdem das Ei gelegt ist.“ - Schön bescheiden bleiben
Erbringen Sie Ihre Bestleistung mit größtmöglicher Beiläufigkeit. Besonders eindrucksvoll kommt Understatement zur Geltung, wenn Sie selbst keine große Sache daraus machen. - Keine falsche Bescheidenheit
Achtung: Hier ist wohldosierte Bescheidenheit gemeint. Manche pflegen nämlich ihre Eitelkeit, indem Sie herausstellen, wie großartig Sie sind und wie wenig ihnen das bedeutet. Das wirkt dann noch abstoßender als reine Angeberei.
Understatement fördert gute Unternehmenskultur
Es ist eine Stärke, nicht perfekt zu sein. Wer Understatement zeigt, versucht gar nicht erst den Anschein zu erwecken, perfekt zu sein. Führungskräfte, die sich das auf die Fahnen geschrieben haben, tragen so auch noch zu einer gesunden Arbeitsatmosphäre bei:
- Schwächen geben sie unumwunden zu, Defizite sprechen sie offen an.
- Sie räumen ein, etwas nicht zu wissen oder noch nicht durchdrungen zu haben.
Das macht den Umgang miteinander angenehmer und entspannter. Wenn die Chefin kein Problem damit hat, Fehler zuzugeben, fällt das auch den Mitarbeitern leichter. Folge: Es wird weniger vertuscht. Und wenn mal etwas falsch läuft, finden alle leichter die Ursache. Die oft zitierte Fehlerkultur ist aber nur möglich, wenn Vorgesetzte hier mit gutem Beispiel vorangehen.
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