Definition: Was ist Change Management?
Change Management (Deutsch: Veränderungsmanagement) ist die Planung und Umsetzung von Maßnahmen, um tiefgreifende Veränderungen in Unternehmen, bei Abläufen, Strategien oder Verhaltensweisen zu erreichen.
Der Ansatz sorgt für strukturierte Veränderungsprozesse vom aktuellen Ist-Zustand zum angestrebten Soll-Zustand. Gemessen wird der Erfolg über sog. Key Performance Indicators (KPIs) als Kennzahlen für die Zielerreichung.
Wann braucht es Change Management?
Unternehmen und Organisationen brauchen Change Management, um vor der Konkurrenz zu bleiben, sich an den Markt anzupassen oder auf unterschiedliche Ereignisse zu reagieren. Einige Beispiele und Auslöser für solche Veränderungsprozesse:
- Globalisierung
- Digitalisierung
- Technischer Fortschritt
- Politische Veränderungen
- Veränderte Erwartungen der Mitarbeiter
- Wettbewerb / Konkurrenzverhalten
Die 5 Change Management Phasen
Das Change Management ist ein umfangreiches Konzept mit vielen Teilschritten. Hier die wichtigsten Phasen im Überblick:
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Analyse
Der Change-Prozess beginnt mit einer Analyse der aktuellen Situation: Wo steht das Unternehmen? Welche Stärken gibt es? Wo sind Probleme? Was muss verändert werden? Die Phase umfasst die Diagnose von Defiziten und Identifikation von Aufgabenfeldern (siehe: SWOT-Analyse).
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Planung
Das Unternehmen formuliert Ziele, entwickelt Change Management Pläne und legt Strategien fest. Zur Planung zählen auch Aspekte wie Zeitrahmen, Budget, Konzepte, Kommunikation und Zuständigkeiten.
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Coaching
Alle Beteiligten werden informiert und falls nötig durch Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen vorbereitet. Das umfasst das Management und die Mitarbeiter, die direkt von den Veränderungen betroffen sind.
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Umsetzung
Jetzt folgt die tatsächliche Veränderung: Es werden neue Strukturen etabliert, technische Neuerungen eingeführt oder Prozesse grundlegend geändert. Wichtig ist eine Begleitung der Veränderungsprozesse mit Unterstützung und Kommunikation.
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Kontrolle
Im letzten Schritt werden Fortschritt und Zielerreichung kontrolliert. Neben Key Performance Indicators erfolgt die Messung über Mitarbeiterumfragen oder Bewertungskataloge. Ist die Veränderung erfolgreich, wird sie langfristig etabliert und verankert.
Change Management Modelle im Überblick
Wie gelingt Change Management? Dazu gibt es verschiedene Modelle mit Überschneidungen sowie einigen Unterschieden. Sie alle orientieren sich an den oben genannten Phasen und zeigen wichtige Voraussetzungen und Schritte für Veränderungsprozesse.
Wir stellen die bekanntesten Modelle zum Change Management vor:
3-Phasen-Modell (Kurt Lewin)
Sozialpsychologe Kurt Lewin entwickelte das 3-Phasen-Modell zum besseren Verständnis von Veränderungsprozessen in Organisationen. Der Ansatz gliedert drei zentrale Aspekte:
- Voraussetzungen für die Veränderung schaffen
- Veränderungsbedarf erkennen und Strukturen aufbrechen
- Problembewusstsein schaffen
- Veränderungen umsetzen und neue Prozesse / Technologien einführen
- Schulungen und Ressourcen für Beteiligte zur Verfügung stellen
- Hindernisse und Widerstände überwinden
- Neue Strukturen im Unternehmen stabilisieren
- Angepasste Verhaltensweisen langfristig beibehalten
- Kontrolle der neuen Prozesse als Norm
1. Unfreeze (Auftauen)
2. Change (Veränderung)
3. Refreeze (Einfrieren)
8-Stufen-Modell (John P. Kotter)
John P. Kotter entwickelte das 3-Phasen-Modell weiter. Seine Erkenntnis: Viele Veränderungen scheitern zu Beginn. Um das zu verhindern, stellte er insgesamt acht notwendige Stufen für erfolgreiches Change Management auf.
- Notwendigkeit der Veränderung verdeutlichen
- Im Management und auf Mitarbeiterebene
- Worst-Case-Szenarien unterstreichen die Dringlichkeit
- Kompetentes Team für den Veränderungsprozess zusammenstellen
- Braucht Kompetenzen, Autorität und Glaubwürdigkeit
- Mitarbeiter müssen dem Führungsteam vertrauen
- Vision und langfristiges Ziel der Veränderung festlegen
- Konkrete Strategie verbessert die spätere Umsetzung
- Sorgt für Motivation bei allen Beteiligten
- Klare und transparente Kommunikation der Ziele
- Mitarbeiter von Zielen und der Strategie überzeugen
- Offenheit und Wiederholung steigern Akzeptanz und Verständnis
- Probleme und Hürden auf dem Weg identifizieren und bewältigen
- Mitarbeiter durch Schulungen oder Weiterbildungen befähigen
- Strukturen hinterfragen und falls nötig ersetzen
- Kurzfristige (Zwischen-)Ziele setzen und erreichen
- Erfolge sichtbar machen und Fortschritt zeigen
- Engagement aller Beteiligten steigern
- Erzielte Erfolge beibehalten und belohnen
- Weitere Veränderungen anregen und beginnen
- Nachhaltiger und langfristiger Effekt des Change Managements
- Veränderungen in der Unternehmenskultur verankern
- Keine Rückkehr in alte Muster und Verhaltensweisen
- Kontrolle der neuen Prozesse
1. Dringlichkeit schaffen
2. Führungsteam aufbauen
3. Vision entwickeln
4. Ziele kommunizieren
5. Hindernisse beseitigen
6. Schnelle Erfolge erzielen
7. Erfolge sichern
8. Veränderungen verankern
ADKAR-Modell (Jeff Hiatt)
Das ADKAR-Modell konzentriert sich auf die Bedeutung der Mitarbeiter in Veränderungsprozessen. Die fünf Schritte liefern die Struktur für erfolgreiche Veränderungen:
- Bewusstsein für die Notwendigkeit der Veränderung schaffen
- Gründe und Vorteile der Veränderungen kommunizieren
- Angestrebte Ziele deutlich machen
- Wunsch und Wille zur Veränderung in Mitarbeitern stärken
- Chancen und Möglichkeiten für jeden einzelnen betonen
- Intrinsische Motivation fördern
- Notwendiges Wissen und Know-how vermitteln
- Schulungen oder Trainings wichtiger Kompetenzen
- Voraussetzungen für die Veränderungen schaffen
- Neue Fähigkeiten trainieren und ausbauen
- Erfahrungen in der praktischen Umsetzung des Wissens
- Einführung der neuen Prozesse oder Strukturen
- Veränderungen bestärken und Erfolge verdeutlichen
- Konstruktives Feedback geben und Anerkennung zeigen
- Neuerungen in Alltag und Unternehmenskultur übernehmen
1. Awareness (Bewusstsein)
2. Desire (Verlangen)
3. Knowledge (Wissen)
4. Ability (Fähigkeit)
5. Reinforcement (Verstärkung)
Wichtige Change Management Methoden
Der Veränderungsprozess gelingt nur mit Planung, durchdachter Umsetzung und Beteiligung aller Mitarbeiter. Dazu braucht es verschiedene Methoden zu unterschiedlichen Zeitpunkten, um die Herausforderungen zu meistern.
Hier die wichtigsten Methoden im Change Management:
- Einzelgespräche
- Coaching
- Führungskräfteentwicklung
- Konfliktmanagement
- Intranet zur Kommunikation
- Workshops
- Schulungen
- Reportings und Kontrollen
- Kick-off-Meetings
- Fortbildungen
- Teambuilding Übungen
Erfolgsfaktoren für den Wandel
Change Management ermöglicht eine schnelle Anpassung an Veränderungen. Das ist jedoch kein leichter Weg. Diese Faktoren entscheiden über die erfolgreiche Umsetzung:
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Erstellen Sie einen konkreten Umsetzungsplan
Unklare und schwammige Formulierungen sorgen für Verwirrung und Kritik am Change Management. Definieren Sie ein klares Ziel, machen Sie einen Plan und legen Sie die Strategie fest, bevor offen kommuniziert wird.
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Beziehen Sie alle Betroffenen mit ein
Erfolgreiches Change Management berücksichtigt die Interessen aller Beteiligten. Das sind vor allem Führungsetage und Mitarbeiter, aber auch Kunden oder Aktionäre. Analysieren Sie gründlich, wer betroffen ist.
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Sorgen Sie für Transparenz
Unklarheiten und Verschwiegenheit steigern den Widerstand gegen Veränderungen. Es braucht von Anfang bis Ende Ehrlichkeit und Transparenz. Erklären Sie Entscheidungen, geben Sie Informationen weiter und bleiben Sie im offenen Austausch mit dem Team.
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Stehen Sie hinter den angekündigten Veränderungen
Führungskräfte sind wichtige Vorbilder in Veränderungsprozessen. Sie müssen Vertrauen erzeugen und zeigen, dass es der richtige Weg ist. Schon Sätze wie „Ich würde es auch gerne anders machen, aber…“ behindern die Umsetzung.
Risiken: Warum scheitern Veränderungsprozesse?
Trotz Modellen und Methoden: Laut einer Studie von John P. Kotter scheitern rund 70 Prozent aller Change-Prozesse. Häufigste Gründe sind der Widerstand bei Mitarbeitern und ein Rückfall in alte Muster.
Hinzu kommen verschiedene Herausforderungen und Hürden auf dem Weg, die Veränderungsprozesse ins Stolpern bringen:
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Fehlende Mittel
Change-Prozesse benötigen bis zum Schluss die nötigen personellen Kapazitäten und (finanziellen) Ressourcen. Bleiben sie auf halber Strecke aus, scheitert der Veränderungsprozess und wird frühzeitig abgebrochen.
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Unklares Ziel
Zu oft sind die Ziele nicht eindeutig oder werden falsch kommuniziert. Keiner erkennt den Nutzen darin. Statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, fehlt die Unterstützung in der Belegschaft.
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Unrealistische Forderungen
Nicht jedes Vorhaben ist realistisch und umsetzbar. Häufig ist der zeitliche Rahmen zu knapp oder es sollen viele Veränderungen gleichzeitig umgesetzt werden. Das führt allerdings nur zu Überforderung und Frust.
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Schlechte Erfahrungen
Schlechte Erfahrungen mit vorangegangenen Veränderungsprozessen sind ein Problem für das weitere Change Management. Die Motivation und Bereitschaft der Mitarbeiter, den Prozess mitzugestalten, sinkt langfristig.
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Ignoriertes Feedback
Change Management ist ein Prozess, keine Schablone mit nur einer Lösung. Fehlt während des Veränderungsprozesses die nötige Flexibilität und wird Feedback ignoriert, springen Mitarbeiter ab und das Ziel wird nicht erreicht.
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Unsichtbare Erfolge
Sichtbarer Fortschritt ist für die Umsetzung unerlässlich. Der Nutzen muss für alle spür- und sichtbar werden. Das gilt nicht erst am Schluss mit dem Endergebnis, sondern in vielen kleinen Zwischenschritten. Jeder positive Effekt muss gezeigt und kommuniziert werden.
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Erzwungene Veränderung
„Ab morgen läuft das komplett anders…“ Veränderungen sind dringlich und notwendig, lassen sich aber trotzdem nicht erzwingen. Es braucht Zeit, Planung, Kommunikation und durchdachte Umsetzung.
Zudem müssen Unternehmen erkennen: Change Management ist kein vorübergehendes Projekt. Nach 3-6 Monaten ist es nicht abgeschlossen und wird zu den Akten gelegt.
Zentraler Aspekt ist die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung. Die Veränderung ist ein dynamischer Prozess, der sich stets weiter entwickelt.
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