Doromanie: Wenn schenken zur Sucht wird

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt man. Was aber, wenn es nicht mehr nur kleine Geschenke von Zeit zu Zeit sind, sondern das Schenken zur Sucht wird? Doromanie heißt die Sucht zu Schenken in der Fachsprache. ist eine von vielen Süchten, die Menschen haben können. Süchtig werden kann man von allem; die Gründe dafür liegen meist in der Persönlichkeit des Betroffenen, seltener in den Genen. Manche Süchte sind gesellschaftlich weit verbreitet und daher akzeptiert. Vieles ist allerdings einem gesellschaftlichem Wandel unterworfen, sei es durch andere Sichtweisen, neue Erkenntnisse oder beides. Was Sie über Doromanie und den Wert des Schenkens wissen sollten…

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Doromanie Definition: Schenken im Überfluss

Doromanie bezeichnet das krankhafte Verhalten, anderen übermäßig viele Geschenke machen zu wollen. Es wird daher auch von Schenksucht oder Schenkzwang gesprochen. Der Begriff Doromanie stammt aus dem Griechischen doron = Geschenk und mania = Raserei, Wut, Wahnsinn. Obwohl die Klassifizierung nach ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) und DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) unklar ist, scheint diese psychische Erkrankung weit genug verbreitet, dass sie eine eigene Bezeichnung hat.

Ähnlichkeiten gibt es zur Oniomanie, die sich auch nur schwer einem psychologischem Krankheitsbild zuordnen lässt. Sie äußert sich ähnlich, nämlich in krankhaftem Kaufverhalten, das auch als Kaufrausch oder Kaufzwang bezeichnet wird.

Beide Süchte sind psychische Störungen, die nicht als eigenständige Krankheiten gesehen werden. Sie werden wahlweise zu den nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten, den Zwangsstörungen (ICD-10 F42.-) oder den Störungen der Impulskontrolle (F63.-) gerechnet.

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Symptome der Doromanie

Wer an Doromanie leidet, verspürt den starken Drang, anderen Menschen ständig Geschenke machen zu müssen – ganz ohne Notwendigkeit oder Anlass. Oftmals brauchen die Beschenkten die Geschenke nicht einmal. Ganz typisch für Suchtkranke, befriedigt der Betroffene damit seine Sucht und empfindet Linderung. Erst, wenn anderen etwas geschenkt wird, fühlt der Betroffene sich wirklich gut, weil er dem empfundenen Druck nachgeben konnte.

In dieser Phase ist die Stimmung geradezu ekstatisch (himmelhoch jauchzend). Der Betroffene kann andere dann oftmals ganz leicht mitreißen. Er ist bester Laune, macht Späße und ist glücklich. Gepaart ist diese heitere Stimmung mit einer inneren Getriebenheit und Rastlosigkeit. Denn lange hält das Gefühl nicht an, dann kommt die Sucht erneut durch und es entsteht wieder das Gefühl, Geschenke machen zu müssen.

Manchmal kann es auch kippen und in Selbstüberschätzung umschlagen. Das Verhalten anderen Menschen wird dann eher aggressiv und es entsteht absolute Kritikunfähigkeit.

Ursachen für Doromanie

Die Ursachen für eine Sucht liegen oft in der Persönlichkeit der Betroffenen. Bei Doromanie liegt der Grund häufig in einem sehr geringen Selbstwertgefühl des Schenkenden: Über die Geschenke versuchen Betroffene andere Menschen für sich einzunehmen, sympathisch zu wirken und Zustimmung zu erhalten.

Der Brauch des Schenkens

Seit es Menschen gibt, gibt es Geschenke. Wissenschaftler konnten den Brauch des Schenkens bereits in alten Hochkulturen nachweisen. Was bedeutet es, etwas zu schenken? Auf der einen Seite können wir mit einem Geschenk unserem Gegenüber Zuneigung, Liebe und Respekt zeigen. Lieben Menschen schenken wir etwas zu Geburtstagen, Festen wie einer Hochzeit oder besonderen Feiertagen wie Weihnachten. Zuvor machen wir uns Gedanken, wie wir dem Beschenkten eine Freude machen können.

Geschenke können auch Zeichen von Großzügigkeit sein, etwa, wenn sie besonders teuer oder schwer zu besorgen waren. Das alles hat jedoch auch eine Kehrseite.

Wie heißt es so schön? Die Dosis macht das Gift. Geschenke bis zu einem gewissen Umfang sind schön. Wenn sie dem Anlass angemessen sind, freut sich jeder Menschen über Geschenke. Genau das ist aber Teil des Problems: Menschen mit Doromanie haben kein Gefühl für Distanz. Sie schenken übermäßig, zu viel und zu intim. Empfänger freuen sich dann nicht, sondern fühlen sich in der Situation eher unwohl.


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Noch Freundlichkeit oder schon Doromanie?

Nicht jeder möchte ständig mit irgendetwas beschenkt werden. Wer Doromanie hat, schenkt völlig wahllos und geht über das normale Maß hinaus. Aber was ist das normale Maß? Wir lernen von klein auf, dass wir mit anderen teilen und etwas abgeben sollen. Erst recht, wenn wir davon genug haben. Es gibt verschiedene Anlässe, bei denen wir beispielsweise im beruflichen Alltag etwas schenken. Für Geburtstage der Kollegen, zum Firmenjubiläum oder auch beim Wichteln im Büro zu Weihnachten.

Aus sozialpsychologischer Sicht haben Geschenke die Funktion, die Beziehung zwischen dem Schenkenden und dem Beschenkten zu definieren und zu stärken. Das lässt sich auch bei Geschenken mit geringem materiellen Wert beobachten, wie wenn zum Abschied eines Kollegen eine Collage gebastelt wird, die mit Fotos die gemeinsame Zeit festhält.

Forscher haben herausgefunden, dass bei dieser Art des Schenkens der psychologische Nutzen für den Schenkenden häufig größer ist als für den Empfänger. Wer an Doromanie leidet, muss sich dieses Gefühl immer wieder beschaffen. Es ist schwer, allgemeingültig zu definieren, was noch das normale Maß ist und wo tatsächlich Doromanie beginnt. Folgende Merkmale können Warnzeichen sein:

  • Das Schenken passiert außerhalb der Reihe

    Es gibt keinen äußerlichen Anlass wie Geburtstag, Jubiläum oder Weihnachten. Stattdessen wird völlig unvermittelt an jedem beliebigen Wochentag mit erhöhter Frequenz geschenkt.

  • Die Geschenke passen nicht zum Beschenkten

    Sie bekommen ständig Katzenfutter geschenkt, obwohl Sie gar kein Haustier haben und auch niemanden mit Katze kennen. Oder: Die Geschenke sind viel zu teuer, obwohl Sie sich nicht besonders nahe stehen. Oder es handelt sich um Gegenstände aus dem Privatbesitz des Schenkenden. Solche eher merkwürdigen Geschenke können dafür sprechen, dass dahinter eine Doromanie steht.

  • Das Schenken findet einseitig statt

    Das deutlichste Merkmal ist, wenn jemand eine Person oder sogar mehrere ständig beschenkt, selbst aber keine Geschenke erhält. Nicht aus Bosheit, sondern weil es von anderen nicht als angemessen empfunden wird.

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Doromanie: Das können Sie tun

Was lässt sich gegen Doromanie tun? Kennen Sie einen Kollegen oder einen Menschen in Ihrem näheren Umfeld, der Doromanie haben könnte? Oder vermuten Sie bei sich selbst, dass Sie daran leiden? Wir haben Tipps und Ratschläge für Sie zusammengestellt:

Für Betroffene

  • Status

    Wie bei allen psychischen Störungen steht am Anfang die Erkenntnis, dass man ein Problem hat. Sich dieses einzugestehen, ist ein großer Schritt, der durch Selbstreflexion erreicht werden kann. Wie erfolgreich Sie bei Ihrem weiteren Vorgehen sind, hängt zu einem gewissen Grad vom Leidensdruck und Ihrem Engagement ab, etwas zu ändern.

  • Achtsamkeit

    Ein Ansatz können Achtsamkeitsübungen sein. Nehmen Sie Ihre Umwelt genau wahr: In welchem Verhältnis stehen Sie eigentlich zu den Menschen, die Sie ständig beschenken? Warum glauben Sie, Zuneigung über Geschenke „erkaufen“ zu müssen? Machen Sie sich bewusst, dass jeder Mensch es verdient, um seiner Selbst willen geliebt zu werden. Statt sich in Minderwertigkeitsgefühlen zu suhlen, sollten sie eine realistische Stärken-Schwächen-Analyse machen. Kein Mensch hat nur Schwächen und auch Fehler sind in Ordnung.

  • Werte

    Verdeutlichen Sie sich wieder den Wert von Geschenken. Was soll ein Geschenk leisten, warum schenke ich? Muss es immer gegenständlich sein, oder kann man nicht auch seine Aufmerksamkeit schenken, Hilfsbereitschaft, ein offenes Ohr? Oftmals sind es Kleinigkeiten und nette Gesten wie der Kaffee, den man seinem Kollegen mitbringt, die einen für andere Menschen attraktiv erscheinen lassen.

  • Selbsthilfegruppe

    Suchen Sie sich eine Selbsthilfegruppe. In vielen Orten gibt es Selbsthilfegruppen, die nach dem Prinzip der Anonymen Alkoholiker organisiert sind. Selbst wenn Sie keine eigene Gruppe für Doromanie finden, so handelt es sich hierbei um eine Sucht und die Gefühle und Probleme, damit umzugehen sind vergleichbar. Der Austausch mit anderen Menschen, die ebenfalls von Süchten betroffen sind, kann hilfreich sein, zumal Sie mit Verständnis rechnen können.

  • Therapie

    Es kann notwendig sein, eine Therapie gegen Doromanie zu machen. Oftmals wird die kognitive Verhaltenstherapie bei solchen Störungen angewandt. Hier wird dem Betroffenen das notwendige Werkzeug an die Hand gegeben, sein eigenes Verhalten kritisch zu durchleuchten und selbst Lösungswege zu entwickeln.

Für Außenstehende

Sie kennen jemanden, der Doromanie hat? Bei den Geschenken geht es gar nicht mehr um Sie, es wird keine Wertschätzung in irgendeiner Form vermittelt, sondern nur noch abgeladen?

Vielleicht beobachten Sie sogar, wie jemand sich selbst in finanzielle Schwierigkeiten bringt, weil er aus diesem Zwang heraus nur noch kauft und schenkt. Ständige Geschenke können einen Zugzwang auslösen, Sie fühlen sich unter Druck gesetzt, ebenfalls Geschenke besorgen zu müssen. Doromanie führt damit zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung.

Das können Sie tun:

  • Gespräche

    Es ist wichtig, denjenigen anzusprechen. Sich selbst zuliebe, aber auch um Schaden bei dem anderen abzuwenden. Womöglich ist der Betroffene noch in einem Stadium, in dem er selbst das Problem nicht erkannt hat oder es leugnet. Menschen mit Doromanie reagieren mitunter sehr empfindlich auf Kritik, daher sollten Sie behutsam umgehen.

  • Abgrenzung

    Wer Doromanie hat, leidet an einer Störung der Impulskontrolle. Wenn Sie merken, dass der Betroffene auf Ihre Argumente nicht eingeht und sein Verhalten nicht ändert, sollten Sie Grenzen setzen. Mit einer Abgrenzung äußern Sie klipp und klar, dass Sie keinerlei Geschenke mehr wünschen. Drohen Sie notfalls mit Kontaktabbruch und sprechen Sie Angehörige oder Kollegen an, falls derjenige Ihnen mit seinen Geschenken zu nahe kommt.

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