Wechselbereitschaft: Die Gründe
Die meisten denken zuerst an „mehr Geld“ als den Hauptgrund für die Wechselbereitschaft von Arbeitnehmern. Stimmt aber nicht immer. Wie eine Linkedin-Studie zeigt, haben die meistgenannten Gründe gar nichts mit der Bezahlung zu tun. Für den Jobwechsel-Wunsch verantwortlich sind vielmehr:
- Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten
- Schlechte Führung durch Vorgesetzte
- Unzufriedenheit mit der Unternehmenskultur
Das Gehalt taucht erst auf Platz 4 auf. Bedeutet im Umkehrschluss: Mehr Geld, dann sind Mitarbeiter zufrieden und bleiben? Funktioniert nicht! Eine geringere Wechselbereitschaft lässt sich nicht einfach erkaufen.
Wichtige Faktoren für geringere Wechselbereitschaft
Um Fach- und Führungskräfte im Unternehmen zu halten, müssen Arbeitgeber vielmehr die Organisation selbst verbessern. Zum Beispiel indem sie folgende Maßnahmen ergreifen beziehungsweise einführen:
- Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsmodelle + Homeoffice.
- Ausgeglichene Work-Life-Balance.
- Option, die Arbeitszeit zu verkürzen oder ein Sabbatical zu machen.
- Interne und externe Weiterbildungsangebote schaffen.
- Klares Feedback und erreichbare Zielvorgaben machen.
- Offene Kultur leben, in der auch Kritik geäußert werden kann.
Forsa-Studie: Steigende Wechselbereitschaft bei Arbeitnehmern
Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat im Auftrag von Xing eine Studie zur Wechselbereitschaft durchgeführt. Ergebnis: Im letzten Jahr ist der Wunsch nach einer Veränderung im Job deutlich gewachsen. Die Wechselbereitschaft liegt laut Studie bei 37 Prozent – ganze 12 Prozent mehr als im Vorjahr.
Wechselbereitschaft nach Branchen
Wie wechselwillig Mitarbeiter sind, hängt auch von der Branche der Beschäftigten ab. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat dazu auf der Grundlage von Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) die Wechselbereitschaft verschiedener Arbeitnehmer berechnet: Jobs in der öffentlichen Verwaltung sind weiterhin begehrt und werden auch nicht so schnell gekündigt. Hier werden laut IW pro Jahr nur 13 Prozent der Stellen neu besetzt. Vermutlich sind auch die guten Arbeitsbedingungen und der TVöD ein Grund dafür.
Dafür ist die Wechselbereitschaft in Jobs besonders hoch, in denen keine besonderen Kenntnisse gefragt sind und die von ungelernten Arbeitskräften ausgeübt werden. Zum Beispiel in der Gastronomie (67 Prozent Wechselbereitschaft) und der Landwirtschaft (70 Prozent). Allerdings handelt es sich hierbei auch um Saisonarbeiten. Heißt: Im Frühjahr und Sommer benötigen sowohl Landwirte wie Cafés und Restaurants mehr Aushilfen, im Herbst und Winter weniger. Entsprechend kommt es zu mehr Jobwechseln (oder Kündigungen).
Ist es Zeit, den Job zu wechseln? Wichtige Fragen
Geht es um Ihre Wechselbereitschaft, sollten Sie sich vorab wichtigen Orientierungsfragen stellen. Eine berufliche Neuorientierung ist schließlich nichts, was man ad hoc entscheiden sollte. Die folgenden Fragen haben sich dabei schon oft bewährt und dienen dazu, Ihre Wechselbereitschaft zu ermitteln:
Warum machen Sie den Job?
Zunächst sollten Sie sich bewusst werden, warum Sie den aktuellen Job wirklich machen. Haben Sie ihn angenommen, weil Sie dringend Geld brauchten oder sind Sie nach dem Studium oder Ihrer Ausbildung eher zufällig in diesem Bereich gelandet? Wenn Sie in Wirklichkeit von einem ganz anderen Beruf träumen, wird über kurz oder lang Ihre Motivation nachlassen und gleichzeitig Ihre Wechselbereitschaft steigen. Heißt konkret: Die Zeit könnte reif dafür sein, nach einem neuen Job Ausschau zu halten.
Macht Ihnen die Arbeit Spaß?
Schleppen Sie sich morgens ins Büro oder entdecken Sie häufig verblüfft, dass es schon Zeit ist, Mittagspause zu machen? Auch der Spaßfaktor spielt eine große Rolle dabei, wie schnell unsere Wechselbereitschaft ansteigt – oder eben sinkt.
Mit welchem Gefühl verlassen Sie den Arbeitsplatz?
Können Sie es kaum erwarten, um 17 Uhr den Stift fallen zu lassen und so schnell wie möglich nach Hause zu eilen? Falls ja, könnte das ein deutlicher Hinweis sein, dass Sie nach neuen Stellenangeboten Ausschau halten sollten. Vor allem dann, wenn Sie es nicht nur nicht erwarten können, den Arbeitsplatz zu verlassen, sondern sogar zuhause angekommen und niedergeschlagen sind, weil Sie morgen wieder zur Arbeit müssen. Langfristig wird Sie dieser Job dann nicht mehr froh machen. Im Gegenteil, es droht Motivationsverlust, Krankheit und letztlich Burnout.
Wie fühlen Sie sich morgens?
Nicht nur nach der Arbeit, auch morgens nach dem Aufstehen kann unsere Laune ein deutlicher Indikator dafür sein, ob wir den Job wechseln sollten. Hüpfen Sie morgens beschwingt aus den Federn und freuen Sie sich auf die neuen Herausforderungen, die der Tag für Sie bereithält oder möchten Sie sich am liebsten so schnell wie möglich wieder im Bett verkriechen? Wenn es Ihnen schon sonntags beim Gedanken an die Arbeit am nächsten Werktag den Magen umdreht, wird es höchste Zeit, dass Sie wieder eine Bewerbung zu schreiben und Ihrer Wechselbereitschaft nachzugeben.
Tun Sie etwas Sinnvolles?
Für viele Menschen ist es wichtig, dass sie mit ihrer Arbeit einen echten Mehrwert schaffen. Das kann entweder sein, dass Sie im Unternehmen etwas bewegen möchten, aber auch, dass Sie etwas Soziales tun möchten, das einen nachhaltigen Einfluss auf die gesamte Gesellschaft hat. Wenn das bei Ihnen so ist, Ihr Arbeitgeber aber so gar nicht zu diesen Vorstellungen passt, kann auch das dazu führen, dass Sie unglücklich in Ihrem Beruf werden und Ihre Wechselbereitschaft steigt.
Diese 4 Motive sind entscheidend
Im Prinzip sind es vier Fragen, die Sie sich selbst beantworten können, um herauszufinden, ob Sie Ihrer Wechselbereitschaft nachgeben sollten oder ob es noch sinnvoll ist, am bestehenden Arbeitsverhältnis festzuhalten:
- Perspektiven
Wie wird meine Rolle im Unternehmen innerhalb des nächsten Jahres sein? Wird sich daran etwas ändern? Bin ich wichtig für die Organisation? - Wertschätzung
Würdigen meine Vorgesetzten und mein Chef meinen Einsatz und wird meine Arbeit wertgeschätzt? - Entwicklung
Kann ich mich weiterentwickeln und mich für andere Postionen und Jobs interessanter machen (steigt mein Marktwert)? - Einfluss
Kann ich in der aktuellen Position meine Fähigkeiten und Talente bestmöglich einsetzen und aktiv das Unternehmen mit gestalten?
Ich will einen Job, der zu mir passt!
Unglücklich im Job und ohne klares Ziel? Dann nutzen Sie unser 100fach bewährtes Coaching zum erfolgreichen Jobwechsel: Wir begleiten Sie auf dem einfachen Weg zum Wunschjob, der perfekt zu Ihnen passt:
Selbsttest zum Jobwechsel
Wissen Sie immer noch nicht genau, ob Sie der in Ihnen schlummernden Wechselbereitschaft nachgeben sollen? Dann empfehlen wir Ihnen unseren Selbsttest – finden Sie heraus, ob Sie Ihren Job kündigen sollten:
Test: Sollten Sie Ihren Job kündigen?
Wechselbereitschaft: So finden Sie einen neuen Job
Die Entscheidung ist gefallen: Sie werden sich wieder bewerben. Dann sollten Sie einen Blick in unsere Jobbörse werfen, ob der richtige Job dort vielleicht schon auf Sie wartet. Außerdem empfehlen wir Ihnen unsere umfangreiche Sammlung an Tipps, Videos und kostenlosen Vorlagen für die perfekte Bewerbung. Mit einer derart gründlichen Vorbereitung finden Sie bestimmt schnell einen neuen Job, der Sie glücklich macht.
Zusätzlich helfen diese drei Tipps, Ihre Wechselbereitschaft in die Tat umzusetzen:
- Finden Sie einen Job bevor Sie kündigen
Die beste Ausgangslage für Ihre Wechselbereitschaft ist eine ungekündigte Position. So haben Sie weniger finanzielle Sorgen und auch keinen zeitlichen Druck. - Definieren Sie ein klares Ziel
Sie wollen weg – für einen erfolgreichen Wechsel müssen Sie aber genau wissen, wohin Sie stattdessen wollen. Überlegen Sie sich genau, welche Kriterien der neue Job mitbringen soll. Sonst kommt die Wechselbereitschaft schnell zurück. - Nehmen Sie sich Zeit
Eine berufliche Veränderung sollte nicht übers Knie gebrochen werden. Das führt fast immer nur zu mehr Frust. Falls keine außergewöhnlichen Gründe vorliegen, ist es besser, wenn Sie sich für den Schritt ein wenig Zeit nehmen, statt einfach irgendeinen Job anzunehmen, um der Wechselbereitschaft nachzugeben.
Wechselbereitschaft: Eine Chance für Unternehmen und Mitarbeiter
Wechselbereitschaft wird vor allem negativ betrachtet. Sie ist aber auch eine Chance – und zwar für beide Seiten. Durch gute Recruiting-Prozesse und ein attraktives Employer Branding können Arbeitgeber Fachkräfte ansprechen und für das eigene Unternehmen gewinnen. Auf der andere Seite kann durch gezielte Maßnahmen zur Steigerung der Loyalität und Senkung der Fluktuationsrate der Betrieb gestärkt werden. Besonders wichtig ist dabei die Führungsarbeit, die für Wechselwillige ein Hauptargument ist.
Für Mitarbeiter gilt: Der Wechselwunsch kann ein wichtiger Karriereschritt sein. Sie können nicht nur in einen Job kommen, der Ihre Zufriedenheit steigern – durch einen gezielten Wechsel winken auch bessere Bezahlung, eine Beförderung oder weitere Aufgabenfelder, die Ihr Profil verbessern.
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