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Quiet Firing: Definition, Gründe + Tipps

In der gesamten Arbeitswelt ist es aktuell ein großes Thema: Quiet Firing – das stille Feuern von Mitarbeitern. Viele Arbeitnehmer fühlen sich davon betroffen und Arbeitgeber scheinen die Methode zu nutzen, um Mitarbeiter loszuwerden. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Phänomen, dass sich leider zu einem echten Trend zu entwickeln droht? Wir erklären die Bedeutung von Quiet Firing, zeigen die möglichen Gründe sowie Vorgehensweise in Unternehmen und geben Ihnen Tipps, wie Sie reagieren können, wenn der Chef versucht, Sie leise zu feuern…



Quiet Firing: Definition, Gründe + Tipps

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Definition: Was ist Quiet Firing?

Quiet Firing ist nicht eine heimliche Kündigung durch den Arbeitgeber. Es ist das methodische und gezielte Rausekeln und Vergraulen eines Mitarbeiters, damit dieser von sich aus die Flinte ins Korn wirft und seinen Job von selbst kündigt. Der betroffene Angestellte wird solange drangsaliert und im Job schlecht behandelt, bis er alles hinschmeißt und vor lauter Frust auf Jobsuche geht, um die eigene berufliche Situation zu ändern.

Die lautlose Entlassung soll dabei möglichst unauffällig bleiben. Es wird nicht offen gesagt, dass der Betroffene noch endlich seine Sachen packen soll, auch findet kein direktes Mobbing statt. Das Vorgehen ist subtiler, deshalb aber nicht weniger effektiv.

Quiet Firing und Quiet Quitting

Quiet Firing wird vom Arbeitgeber betrieben – es gibt aber auch das Gegenstück von Mitarbeitern: Quiet Quitting. Arbeitnehmer reichen keine Kündigung ein, sondern leisten im Job nur noch das absolute Minimale. Dienst nach Vorschrift, aber auch keinen Millimeter mehr als nötig. Es ist eine innere Kündigung aufgrund von Unzufriedenheit oder auch, weil andere Prioritäten im Leben gesetzt werden.


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Quiet Firing: Typische Vorgehensweisen

Das Quiet Firing kann sich in vielen Situationen zeigen. Meist ist es ein Zusammenspiel aus verschiedenen Punkten, die letztlich alle auf dasselbe Ergebnis abzielen: Der Mitarbeiter soll so unzufrieden und frustriert sein, dass er kündigt. Zu den häufigsten Vorgehensweise und damit auch Signalen, auf die Sie achten sollten, zählen:

  • Keine Aufgaben
    Eine beliebte Methode, um Mitarbeiter zu vergraulen: Sie bekommen keine Aufgaben mehr, werden nicht an Projekten beteiligt und sitzen so eigentlich nur noch die Zeit am Arbeitsplatz ab.
  • Unnötige Aufgaben
    Auch Aufgaben, die eigentlich unnötig oder vollkommen sinnlos sind, führen zu Frust und auf Dauer zu einem Kündigungswunsch. Der Chef gibt immer wieder Aufgaben, die zwar den ganzen Tag dauern, aber letztlich überhaupt nicht zum tatsächlichen Ergebnis beitragen.
  • Dauerhafte Kritik
    Berechtigte und konstruktive Kritik gehört im Job dazu. Beim Quiet Firing bekommen Mitarbeiter aber dauerhaft negatives Feedback und ausgesprochen schlechte Kritik. Betroffenen wird nahegelegt, dass sie nicht gut genug sind und sich besser einen anderen Job suchen sollten.
  • Ungerechte Bezahlung
    Das Gehalt ist unterdurchschnittlich, die letzte Gehaltserhöhung ist schon lange her und es gibt auch keine Aussicht auf bessere Bezahlung. Der Ärger über die unfaire Bezahlung und der Wunsch nach höherem Verdienst soll zu einem anderen Arbeitgeber drängen.
  • Keine Einbeziehung
    Zu Meetings gibt es keine Einladung, Vorschläge werden grundsätzlich nicht umgesetzt und bei der Planung für kommende Aufgaben werden Angestellte auch nicht berücksichtigt. Wer ständig außen vor bleibt, fühlt sich nicht als Teil des Teams und schaut eher nach einer anderen Position.
  • Ausbleibende Entwicklung
    Will der Chef einen Mitarbeiter loswerden, kann er dessen berufliche Entwicklung komplett auf Eis legen. Keine größeren Aufgaben, keine Aufstiege, keine Verantwortung. Die Folge: Um nicht nur auf der Stelle zu treten, muss ein Jobwechsle her, also kündigt der Mitarbeiter selbst.
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Gründe: Warum kommt es zu Quiet Firing?

Das Quiet Firing ist eine perfide Methode, um Mitarbeiter loszuwerden, ohne diese selbst kündigen und tatsächlich feuern zu müssen. Aber warum gehen Unternehmen und Führungskräfte diesen Weg, statt das Arbeitsverhältnis auf normalem Weg über eine schriftliche Kündigung zu beenden? Dahinter können gleich mehrere Gründe stehen:

Es gibt keinen Kündigungsgrund

Fällt ein Arbeitsverhältnis unter den Kündigungsschutz, braucht der Arbeitgeber einen triftigen Kündigungsgrund, wenn ein Mitarbeiter gekündigt werden soll. Liegt ein solcher nicht vor – beispielsweise für eine betriebsbedingte Kündigung oder personenbedingte Kündigung – kann auch keine ordentliche Kündigung ausgesprochen werden. Quiet Firing ist dann ein Weg, einen unliebsamen Angestellten trotzdem loszuwerden.

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Der Arbeitgeber will keine Abfindung zahlen

Möglicherweise muss eine Abfindung gezahlt werden, wenn ein Mitarbeiter vom Unternehmen entlassen wird. Je nach Betriebszugehörigkeit kann das eine teure Angelegenheit sein. Umgehen können Arbeitgeber die Zahlung, wenn die Kündigung vom Arbeitnehmer selbst kommt. Um die Firmenkasse zu schonen, sollen Mitarbeiter lieber lautlos gefeuert, statt teuer gekündigt werden.

Der Chef hat Angst vor dem offenen Gespräch

Leider sind manche Führungskräfte schlichtweg falsch in ihrer Position. Aus Angst vor einem Kündigungsgespräch und einer möglichen Konfrontation mit dem Arbeitnehmer, wird das Quiet Firing bevorzugt. Es ist ein Ausweg für Vorgesetzte, die ihren Aufgaben nicht gewachsen sind.

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Quiet Firing vom Chef: Was tun?

Für Sie als Mitarbeiter ist Quiet Firing leider eine schwierige Situation. Betroffene fühlen sich hilflos und wissen nicht, was sie tun sollen. Aber können Sie wirklich gar nichts tun? Doch! Die folgenden Tipps helfen Ihnen bei der richtigen Reaktion, wenn Sie glauben, dass Ihr Arbeitgeber Sie loswerden und leise feuern möchte:

Schätzen Sie die Situation richtig ein

Bevor Sie weitere Schritte planen oder überhaupt aktiv werden, sollten Sie die Situation analysieren und richtig beurteilen. Die entscheidende Frage: Betreibt Ihr Chef wirklich Quiet Firing oder liegt ein anderes Problem vor? Vielleicht will Ihr Arbeitgeber Sie gar nicht loswerden, Sie deuten die Lage aber anders. Das kann zu einem unangenehmen Missverständnis führen – und möglicherweise die weitere Zusammenarbeit negativ beeinflussen. Sie müssen sich deshalb wirklich sicher sein, dass es sich um Quiet Firing handelt und der Chef Sie vergraulen will.

Dokumentieren Sie Ihre Leistungen

Halten Sie Ihre Leistungen und Aufgaben möglichst genau fest. Am besten schriftlich, um diese nachweisen zu können. Gerade wenn Sie vom Chef immer wieder negatives Feedback bekommen, Ihre Ideen ignoriert werden oder Sie nicht zu wichtigen Projekten hinzugezogen werden. So können Sie den Widerspruch belegen und argumentieren, dass Ihre Leistungen nicht zum Verhalten des Chefs passen.

Sprechen Sie mit Ihrem Vorgesetzten

Ein schwieriger, aber notwendiger Schritt. Vereinbaren Sie einen Termin mit dem Chef und sprechen Sie das Thema an. Lassen Sie sich dabei nicht abwimmeln. Beim Quiet Firing werden persönliche Gespräche und Termine häufig abgeblockt. Bleiben Sie hartnäckig und bestehen Sie auf ein persönliches Gespräch. Treten Sie im Gespräch nicht aggressiv oder wütend auf, machen Sie aber dennoch deutlich, was Sie aktuell stört.

Nutzen Sie auch die Dokumentation Ihrer Leistungen. Zeigen Sie, dass Sie gute Arbeit machen – und machen wollen – aber sich ausgebremst fühlen. Fragen Sie dabei auch ganz offen nach der Meinung des Chefs und suchen Sie Lösungen. Dann kann Ihr Gesprächspartner sich nicht so leicht rausreden.

Wägen Sie Ihre Optionen ab

Wenn Ihr Chef Sie wirklich loswerden will, ist es leider sehr schwierig, etwas daran zu ändern. Durch verschiedene Stellschrauben kann der Arbeitgeber Ihren Arbeitsalltag zunehmend anstrengender und frustrierender gestalten. In einem solchen Fall sollten Sie unbedingt frühzeitig Ihre Optionen abwägen. Macht es Sinn, um die Position zu kämpfen oder ist ein anderer Weg besser? Überstürzen Sie aber keinesfalls eine Kündigung. Damit setzen Sie sich selbst nur bei der folgenden Jobsuche unter Druck – zeitlich und finanziell.

Handelt es sich wirklich um Quiet Firing, will oder kann der Arbeitgeber Sie offensichtlich nicht von sich aus kündigen. Sonst hätte er es wahrscheinlich schon getan. Nutzen Sie diese Chance, um das Beste aus der Situation zu machen. Planen Sie Ihr weiteres Vorgehen genau. Suchen Sie sich erst einen neuen Job, bevor Sie kündigen oder sitzen Sie die Situation noch etwas länger aus, um vielleicht doch noch eine Abfindung zu bekommen, wenn das Unternehmen letztlich doch kündigt – natürlich während Sie sich parallel bereits auf dem Arbeitsmarkt umschauen.


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