Häufig gewählte Ausbildungsberufe
Aktuell gibt es rund 326 Ausbildungsberufe. Deren Ausbildungsdauer dauert zwischen zwei und drei Jahren. Die meisten Jugendlichen entscheiden sich bei der Berufswahl für bekannte Klassiker: Kaufmann beziehungsweise Kauffrau für Büromanagement, im Einzelhandel oder in der Industrie.
Dicht darauf folgen bei den Frauen Ausbildungsberufe wie Medizinische Fachangestellte, Verkäuferin im Lebensmittelhandwerk, Hotelfachfrau oder Friseurin. Bei Männern dominieren vor allem handwerkliche Berufe wie Mechatroniker, Elektroniker, Industriemechaniker oder Fachinformatiker. All diese Berufsentscheidungen sagen jedoch nichts darüber aus, welcher Beruf zu einem persönlich am besten passt.
Erste Orientierungshilfe: Interessen reflektieren
Kein Beruf basiert allein auf Fachkenntnissen. Hinzu kommt immer noch die sogenannte Sozialkompetenz – und die steckt vor allem in Ihren persönlichen Stärken und Schwächen.
Für eine erste Orientierungshilfe bei der Berufswahl sollten Sie sich daher zunächst mit den folgenden Fragen selbstkritisch auseinandersetzen:
- Was kann ich besonders gut?
- Was fällt mir leicht?
- Worin kann ich Erfolge vorweisen?
- In welchem Bereich kenne ich mich gut aus?
- Wo kann ich dieses Wissen anwenden?
- Was fällt mir ziemlich schwer?
- Was würde ich gerne noch verbessern?
- Welche Misserfolge gab es?
- Was macht mir keinen Spaß?
- Was wäre ich bereit zu investieren, um beruflich voranzukommen?
Persönlichkeit als Orientierungshilfe
Eine zweite, wichtige Rolle spielt Ihre natürlich Ihre Persönlichkeit. Auch hierfür gibt es ein paar Fragen, um sich selbst besser kennenzulernen:
- Wofür bewundern mich andere?
- Was macht mir Spaß?
- Womit kann ich anderen behilflich sein?
- Mit welchen Menschen komme ich besonders gut klar?
- Welche Eigenschaften haben diese Menschen?
- Wann habe ich schlechte Laune?
- Was macht mir keinen Spaß?
- Welche Mitmenschen finde ich besonders anstrengend?
- Wie verhalte ich mich bei Streitigkeiten?
- Welche persönliche Eigenschaft steht mir im Weg?
- Wäre ich bereit mich zu ändern?
Lassen Sie sich bitte nicht verunsichern, wenn Ihnen nicht sofort auf alle Fragen klare Antworten einfallen. Eine Vorstellung von seinem wahren Traumjob zu entwickeln, braucht Zeit. Dabei gibt es auch kein Richtig oder Falsch. Interessen und Fähigkeiten können sich im Laufe Ihres Lebens ändern. Die Orientierungsfragen helfen vor allem beim Einstieg. Danach können Sie sich immer noch weiterentwickeln.
Orientierungshilfe durch Dritte
Was vielen bei der Berufswahl nicht bewusst ist: Es gibt das Phänomen der sogenannten latenten Prägung. Bedeutet: Unsere Berufswahl ist beeinflusst. Zum Beispiel von ökonomischen Faktoren. In unsicheren Zeiten suchen viele einen möglichst krisensicheren Job (aber nicht unbedingt ihren Traumjob). Oder wir wählen, was wir von unseren Eltern, von Bekannten, Nachbarn und Verwandten kennen.
Solche Vorbilder müssen nicht schlecht sein. Aber sie schränken unseren Suchradius unbewusst ein. Klar: Was wir nicht kennen, danach können wir nicht suchen. Und so wissen viele schlichtweg gar nicht, dass Ihr absoluter Wunschjob längst existiert und einen Namen hat. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie sich bei der Berufswahl von solch latenten Prägungen freimachen und sich erst einmal umfänglich Informieren sowie möglichst viele Quellen anzapfen, um sich einen Überblick zu verschaffen.
Berufsbilder und Jobprofile im Überblick
Nutzen Sie beispielsweise zum ersten Kennenlernen unterschiedlicher Jobprofile unsere eigene Rubrik mit mehr als 100 der meistgesuchten Berufsprofile. Dazu finden jeweils Tipps & Infos zu Ausbildung, Studium, Einstieg, Gehalt, Karrierechancen & Bewerbung sowie aktuelle Stellenangebote. Ebenso lohnend: Das Kompendium der Jobprofile in unserer Jobbörse…
Stelleninhaber fragen
Sie finden einen bestimmten Beruf spannend, kennen aber niemanden, der ihn ausübt persönlich? Macht nichts! Die Agentur für Arbeit und andere Bildungsträger bieten hierfür Orientierungshilfen an, ebenso können Sie auf Jobmessen Informationen aus erster Hand erhalten. Hier treffen Sie auf Fachleute, die Ihre Fragen zu einem bestimmten Beruf gerne beantworten. Eine weitere Chance bietet sich auf sozialen Netzwerke wie Linkedin und Xing. Dort können Sie entsprechenden Gruppen beitreten und sich virtuell austauschen und informieren.
Erfahrung sammeln
Häufig können Sie schon im Rahmen des Schulpraktikums in Jobs hinein schnuppern. Die Erfahrungen dort sollten Sie aber nicht davon abhalten, eventuell noch weitere Praktika zu absolvieren oder Ferienjobs zu nutzen, um bisher unbekannte Berufe besser kennenzulernen. Falls Sie ein längeres Praktikum machen, lassen Sie sich das unbedingt in einem qualifizierten Praktikumszeugnis bestätigen – das wertet Ihren Lebenslauf später auf!
Stellenanzeigen lesen
Sehen Sie sich auch die Stellenangebote in Jobbörsen an und lesen Sie sich die Anforderungsprofile darin aufmerksam durch. Auch diese können eine wertvolle Orientierungshilfe sein, was gerade auf dem Arbeitsmarkt gesucht wird und wo Sie als Nachwuchskraft aktuell gute Berufschancen haben. Und meist entdecken Sie auch dort neue Jobtitel zu Jobs, die Sie vorher noch gar nicht kannten. Auch das erweitert den Horizont und Suchradar.
Beratung holen
Die erste Anlaufstelle ist für viele Berufseinsteiger die Bundesagentur für Arbeit und das Berufsinformationszentrum (BIZ). Egal, ob Abitur, Hauptschul- oder Realschulabschluss: Hier bekommen alle eine gute Orientierungshilfe in den vier Bereichen: handwerklich-technisch, kaufmännisch-verwaltend, künstlerisch-kreativ und sozial-pflegerisch. Sollten Ihnen diese Informationen nicht helfen, können private Berater und Coaches eine Alternative sein. Im Gegensatz zur Arbeitsagentur kosten diese allerdings Geld – im Schnitt 150 Euro pro Stunde.
Berufswahltests als Orientierungshilfe
Überdies gibt es im Internet inzwischen zahlreiche Tests und Tools, die Ihnen eine gute Orientierungshilfe geben können oder Sie dabei unterschützen den eigenen Neigungen und Fähigkeiten auf die Schlicht zu kommen. Zum Beispiel:
- Selbsterkundungstool
Dieser Berufswahltest der Arbeitsagentur richtet sich an Schüler mit Hauptschul- oder Realschulabschluss. Nach der Anmeldung klicken Sie sich durch 18 Tätigkeitsbereiche und sagen, was Sie am meisten interessiert. In Kombination mit Ihren schulischen Leistungen bekommen Sie nach etwa 30 Minuten ein Ergebnis, welche Berufe zu Ihnen passen. - Berufenet
Hier erhalten Sie eine Orientierungshilfe je nach Tätigkeitsfeld, Berufsfeld oder Studienfeld. Sie können auch gezielt nach Berufen im MINT-Bereich suchen, die einen Schwerpunkt in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik haben. - Berufskompass
Beim Angebot des österreichischen Arbeitsmarktservice werden 77 Fragen zu persönlichen Neigungen und Interessen gestellt. Nach etwa 20 Minuten erfolgt die Auswertung mit einer Reihe von Berufsvorschlägen, die erneut gefiltert und persönlichen Voraussetzungen angepasst werden können.
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