Comeback: So gelingt die inszenierte Rückkehr
„Nur die Toten kehren nicht zurück“, sinnierte einst der Moralist Bertrand Barère de Vieuzac. Für alle anderen ist ein Comeback – die gelungene Auferstehung nach dem Absturz – eine fabelhafte Chance, an Macht und Ansehen zurück zu gewinnen sowie späte Genugtuung für einen schmachvollen Abgang zu finden.
Ein gekonnt inszeniertes Wiedersehen schmückt den Lebenslauf und kann Reputation wie Marktwert des glorreichen Rückkehrers enorm steigern. Vorausgesetzt, das Manöver gelingt.
Jedes Comeback braucht eine gute Story
Einmal vom Olymp in den Hades und wieder zurück – solche Retouren sind keine Geheimwissenschaft. Sie folgen wenigen simplen Regeln. So braucht jede Karriere – nicht anders als Produkte und Marken – eine Story, die Herkunft und Ziel verbindet, die Sinn stiftet und Mängel verklärt.
Ein beeindruckender Lebenslauf ist, so gesehen, nichts weiter als eine gelungene Erzählung von sich selbst auf hohem dramaturgischem Niveau – zumal dann, wenn der Aufstieg von einer Phase des Taumelns, Strauchelns und Stürzens unterbrochen wird. Egal, wie tief der Sturz ausfällt und gleichgültig, ob eigen- oder fremdverschuldet.
Perfektes Comeback: Eine Anleitung in 4 Schritten
Jedes erfolgreiche Comeback folgt im Kern einer festgelegten Choreografie und Dramaturgie in vier Akten. Hier die kompakte Anleitung wie auch Sie als strahlender Held zurückkehren können:
1. Demission
Wer wiederkommen will, muss erst einmal weg sein. Und zwar so richtig! Wer einigermaßen prominent ist, verabschiedet sich mit lautem Getöse aus dem Establishment. So wie einst Franz Müntefering: Überraschend trat der von seinen Posten als Vizekanzler und Bundesarbeitsminister zurück – aus Liebe zu seiner schwer kranken Frau. Große Oper, große Gefühle, unangreifbare Moral. Chapeau!
Wer weniger im Rampenlicht steht und sein Privatleben weniger öffentlich präsentieren will, wählt die Variante hörbar abdanken. „Ravin Mehta schmeißt bei Pixelpark hin“, lautete seinerzeit eine Überschrift zur Demission des damaligen Agenturchefs. Bei den Lesern bleibt so hängen: Da hat einer bis zur letzten Konsequenz für seine Überzeugung gekämpft und ist – Bravo! – nicht eingeknickt. Headhunter verbinden mit solcher Haltung Führungs- und Durchsetzungsstärke – auch wenn sich Mehta offensichtlich nicht durchsetzen konnte. Auf Anrufe und Angebote muss so einer trotzdem nicht lange warten.
Beide Alternativen bleiben jedoch meist Top-Managern vorbehalten. Für alle anderen ist ein medialer Paukenschlag entweder unmöglich, weil sich die Medien dafür nicht interessieren. Oder er wirkt unverhältnismäßig eitel und deshalb schädlich. Sie können aber Ihre Bekannten, Geschäftspartner und relevanten Kollegen aber per Abschiedsmail, Dankschreiben oder Abschiedsrede über die Demission informieren. Motto: „Das war’s, ich bin raus.“ Nur bitte nie beleidigt oder – schlimmer – in Form eines Bettelbriefes: Mails mit dem Tenor „Hilfe – suche Job!“ wirken nicht gerade souverän und verbrennen leicht Kontakte.
Besser Sie erzählen mit dem Ausstieg eine glaubwürdige Geschichte, etwa: „Nach zehn Jahren erfolgreichen Engagements suche ich nun eine neue Herausforderung“ – eine Plattitüde, gewiss, aber immer noch besser als gar keine Begründung zur Kündigung. Ihr Fehlen riecht stets verdächtig nach Rauswurf. Diese Selbstauskunft sollte vielmehr optimistisch in die Zukunft weisen und gibt zudem die Chance, bisher erzielte Erfolge subtil nach zu erzählen und die neuen Verbindungsdaten bekannt zu machen.
2. Diskretion
Und tschüss! Ab jetzt tauchen Sie richtig ab – nicht nur für ein paar Wochen in den Malediven-Urlaub. Je nach Position und Branche sollte man mindestens ein halbes Jahr medial von der Bühne abtauchen. Aber auch nicht länger als ein Jahr. Es braucht die Zeit, damit über die meisten Pannen genug Gras gewachsen ist. Allerdings wirken dann auch die bisherigen Leistungen zunehmend mickriger. Und die Leute fangen an, einen zu vergessen.
Wichtig ist daher, diese Auszeit sinnvoll zu nutzen – etwas Neues zu lernen, eine relevante Weiterbildung zu absolvieren, zu promovieren, ein Buch zu schreiben, ein Blog aufzubauen, ein Startup zu gründen oder Unternehmen zu beraten – kurz: Erlaubt ist alles, was dieser Zeit einen beruflichen Sinn gibt, an den bisherigen Lebenslauf nahtlos anknüpft und zu den Kernkompetenzen passt.
Nutzen Sie die Zeit in der Versenkung auch zur Standortbestimmung und Selbstanalyse: Was sind Ihre Stärken und Schwächen? Was ist bisher schief gelaufen? Was hat zum Rauswurf geführt? Ist es sinnvoll, den bisherigen Karrierekurs beizubehalten? Oder wäre es besser, etwas völlig Neues zu machen?
Nicht zuletzt geht es in dieser Phase darum, die eigene Scham zu überwinden, fremde Hilfe anzunehmen und Selbstvertrauen zurück zu gewinnen. Aber egal, was Sie unternehmen: Meiden Sie die Öffentlichkeit. Nur wer sich zunächst rar macht, kann eine spürbare Lücke hinterlassen.
3. Präparation
An dieser Stelle beginnt das eigentliche Comeback – allerdings unter allen Umständen noch im Verborgenen! Nur so gelingt der später wichtige Überraschungseffekt. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Ziele: „Was will ich noch erreichen? Was passt zu mir? Welche Trümpfe kann ich ausspielen?“
Ein fulminantes Comeback knüpft so gut wie nie an alte Erfolge an. Erstens, weil das sowieso selten gelingt und zweitens, weil das dann das alte Image ruiniert. Eine gelungene Wiederkehr ist immer ein Neustart, eine Repositionierung, eine Verbesserung – keine Wiederholung.
Zur Vorbereitung für den Neustart gehört selbstverständlich auch einen tabellarischen Lebenslauf (neudeutsch: Curriculum Vitae (CV)) zu verfassen. Eine Binsenweisheit, sicher, aber wie uns Headhunter unisono erzählen, sind sie immer wieder überrascht, dass selbst gestandene und gerade freigestellte Manager nicht über einen sendefertigen CV verfügen. Und das werfe sofort unschöne Fragen auf, wie: „Kann so jemand wohl ein Unternehmen lenken, der nicht einmal die wichtigste Sache in seinem Berufsleben – die eigene Karriere – plant und für alle Eventualitäten gerüstet ist, einschließlich des unfreiwilligen Abgangs?“
Falls in dieser Zeit jedoch das Gerücht aufkommt, Sie könnten an Ihrer Rückkehr arbeiten, bleibt Ihnen nur, entweder das Comeback zu dementieren und zu vertagen – oder sofort Phase vier zu starten…
4. Sensation
Da sind Sie wieder! Am besten mit einem lautem Knall. Je weiter oben Sie in der Hierarchie stehen, desto häufiger sollte Sie sich sehen lassen – auf gesellschaftlichen Anlässen, in Presseberichten, auf Partys. Arbeiten Sie hierzu mit der Pressestelle des neuen Arbeitgebers zusammen: „Was wird wann wie kommuniziert? Wem geben Sie Ihr erstes Interview? Worüber?“ Auch jetzt geht es jetzt darum, Ihren Neustart mit einer perfekten Geschichte über sich selbst und das neue Unternehmen (auch das eigene) zu verbinden.
Eine Nummer kleiner, aber nicht weniger wichtig ist, gegenüber Freunden, Bekannten, Kollegen und Wettbewerbern die gute Nachricht zu verbreiten, dass und wo Sie wieder aufgetaucht sind. Geben Sie per Mail, Brief oder Telefon die neuen Kontaktdaten durch, vielleicht auch mit einem kleinen Ausblick auf den neuen Job. Bedanken Sie sich großzügig bei den entscheidenden Wiedergeburtshelfern – und vergessen Sie nie, sich bei Gelegenheit zu revanchieren. Denn das Klischee stimmt: Man begegnet sich immer zweimal im Leben. Und ein Comeback kommt selten allein…
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