Definition: Was ist die Facial-Feedback-Hypothese
Die Facial-Feedback-Hypothese (auch Facial-Feedback-Effekt) sagt, dass unsere Mimik, Gestik und Körperhaltung nicht nur die Gefühle und Gedanken unserer Gesprächspartner beeinflussen kann, sondern auch unsere eigenen.
Wer lächelt, kann damit die eigene Stimmung heben und gute Laune bekommen – und das unabhängig davon, ob er oder sie grundlos lächelt oder nicht. Wer aufrecht steht und die Schultern nach hinten streckt, wirkt nicht nur selbstbewusst, sondern wird es auch.
Psychologie: Ursprung der Facial-Feedback-Hypothese
Die Facial-Feedback-Hypothese geht vor allem auf die Wissenschaftler William James und Carl Georg Lange zurück, die sich seinerzeit mit Gefühlen als Begleiterscheinungen körperlicher Vorgänge beschäftigten („James-Lange-Theorie“). Danach gibt es bis heute zwei Theorien:
- Verstärkung
Einige Forscher gehen davon aus, dass das Facial Feedback lediglich Gefühle verstärkt oder schwächt, die bereits vorhanden sind. Es kann aber keine komplett neuen erzeugen. - Auslöser
Die anderen Forscher gehen deutlich weiter und sind davon überzeugt, dass bewusst gesteuerte Körpersprache die gewollten Emotion und physischen Reaktionen sogar bewirken kann. - Nonverbale Kommunikation: Arten, Beispiele + wie deuten?
- Resonanzphänomen: So werden Sie beliebter
- Chamäleon-Effekt: Die Macht der Spiegeltechnik
Inzwischen gibt es mehrere Studien, die die zweite Facial-Feedback-Hypothese untermauern.
Belege für die Facial-Feedback-Hypothese
Lächeln macht glücklich
Der Sozialpsychologe Fritz Strack führte 1988 an der Universität Mannheim einige Studien durch, die am Ende zeigten: Wer lächelt – selbst wenn es nicht echt ist –, wird glücklicher. Dem Gehirn ist es egal, ob wir echt oder grundlos lächeln – zum Beispiel, weil wir uns einen Bleistift quer in den Mund stecken. Das Ergebnis ist dasselbe: Durch das Anheben der Mundwinkel werden positive Körperfunktionen aktiviert und Glückshormoe ausgeschüttet.
Körperhaltung mach selbstbewusster
US-amerikanische Sozialpsychologin Amy Cuddy fand bei ihren Forschungen zu den sogenannten „Power Posen“ (Hochstatus Gesten) heraus, dass diese das eigene Selbstwertgefühl positiv beeinflussen. Wer einen festen Stand, gerade Schultern und aufrechte Kopfhaltung in seine Körpersprache einbaut, signalisiert anderen nicht nur Macht, sondern fühlt sich auch selbst besser, selbstbewusster, souveräner und professioneller – was wiederum nach außen strahlt und die Wirkung verstärkt.
Auch Erik Peper von der San Francisco State Universität konnte in seinen Studien nachweisen, dass wir unsere Stimmung, unsere Energie, ja sogar unsere Leistung durch simples Wechseln der Körperhaltung verändern können (siehe Biofeedback). Er ist überzeugt, eine gute Körperhaltung kann trainiert und gezielt eingesetzt werden. Wenn Sie das nächste Mal zum Beispiel schlecht gelaunt sind oder weniger selbstbewusst: Strecken Sie sich einfach ein paar Minuten durch und zwingen Sie sich dazu, aufrecht zu stehen und zu gehen. Die Schultern zurück zu nehmen und den Rücken gerade zu machen. Und dann beobachten Sie, wie sich Ihre Stimmung und Wirkung auf andere aufrichtet.
Facial-Feedback-Hypothese auf Botox
Wenn wir uns ärgern oder schlechte Laune bekommen, runzeln wir die Stirn und der Muskel zwischen den Augenbrauen wird angespannt. Das passiert auch bei Menschen mit Depressionen. Botox ist wiederum ein Nervengift, mit dem sich Falten „wegspritzen“ lassen, was manchmal zu maskenhaften Gesichtszügen führt. Bei einer Studie mit 30 depressiv erkrankten Menschen konnte Botox die Ausprägungen der Depression um 50 Prozent reduzieren, bei vielen Teilnehmern verschwand sie sogar völlig. Kurz: Wird der Gesichtsausdruck für schlechte Laune begrenzt, lässt sich auch das Gefühl von Traurigkeit begrenzen.
Die Wirkung der Facial-Feedback-Hypothese hängt laut Forschern ebenfalls mit den Spiegelneuronen zusammen. Jedenfalls können diese erklären, wieso Menschen sich von der Stimmung anderer leicht anstecken lassen.
Bedeutung: Facial-Feedback-Hypothese im Job und bei Bewerbung
Die Bedeutung der Facial-Feedback-Hypothese ist vor allem im Job und bei der Bewerbung hoch. Schließlich beeinflussen unsere Mimik und Körperhaltung enorm, wie wir uns fühlen und welches Selbstbild wir von uns haben.
Statt mit hängenden Schultern und gesenktem Blick auf die Arbeit oder ins Vorstellungsgespräch zu gehen, sollten Sie bewusst den Rücken gerade durchdrücken, den Blick heben und strahlen… Allein diese Körperhaltung im Bewerbungsgespräch steigert das Selbstbewusstsein nach innen und außen – und damit die Bewerbungschancen.
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