Schamgefühl loswerden: 3 Arten + Tipps gegen Scham

Schamgefühl ist zutiefst menschlich. Wir sind peinlich berührt, fühlen uns bloßgestellt und würden gerne im Boden versinken. Das kann jedoch blockieren. Wir erklären die Psychologie hinter der Scham und wie Sie das Schamgefühl loswerden…

Schamgefuehl Bedeutung Psychologie Ursachen Symptome Arten Synonym Tipps Ueberwinden

Definition: Was ist ein Schamgefühl?

Schamgefühl (Englisch: sense of shame) ist die Empfindung von Peinlichkeit und Bloßstellung. Wenn andere etwas hören, sehen oder wissen, das eigentlich Ihr Geheimnis bleiben sollte, schämen Sie sich dafür. Betroffenen ist das enorm unangenehm, sie fühlen sich blamiert oder von anderen verspottet.

Schamgefühle treten auf bei Nacktheit oder Enthüllungen aus der Privat- und Intimsphäre. Scham gibt es aber auch in anderen Bereichen des Lebens: Haben Sie Angst, von der Norm abzuweichen oder unangenehm aufzufallen sowie von anderen zurückgewiesen zu werden, kann Ihnen ebenfalls die sprichwörtliche Schamesröte ins Gesicht steigen.

Schamgefühl Synonym

Ähnliche Begriffe und Synonyme für Schamgefühl sind: Verlegenheit, Unsicherheit, Befangenheit, Zurückhaltung – oder kurz Scham. Auch „sich genieren“ und „peinlich berührt sein“ sind Ausdrücke für Menschen, die sich schämen.

Anzeige

Symptome: Wie zeigt sich Schamgefühl?

Ein Schamgefühl spüren Sie im ganzen Körper. Die gesamte Situation ist Ihnen unendlich peinlich und Sie wollen am liebsten im Erdboden versinken. Typische Symptome sind:

Schamgefühl Kinder: Scham ist nicht angeboren!

Schamgefühl ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft und schon bei Kindern ausgeprägt. Allerdings ist es nicht angeboren! Kleinkinder entwickeln ein Gefühl von Scham in den ersten 2-3 Lebensjahren. Dabei zeigen sie typische Signale wie ein gerötetes Gesicht, einen gesenkten Blick oder eine zusammengesackte Körperhaltung. Einige Forscher gehen davon aus, dass das erste Schamgefühl als Reaktion auf Ärger oder Ekel der Eltern entsteht.

Anzeige

Psychologie: Was löst Schamgefühle aus?

Hinter dem Schamgefühl steht ein vor anderen gezeigtes Fehlverhalten oder ein unangenehmes Abweichen von Erwartungen und der gesellschaftlichen Norm. Betroffene schämen sich für eine öffentliche Blamage und Bloßstellung – und haben Angst vor den sozialen Konsequenzen: Lachen, Spott, Ausgrenzung.

Ursachen für Scham sind Situationen, die Betroffenen peinlich sind und von denen Sie sich wünschen, andere würden sie nicht bemerken. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Bloßstellung. Typische Auslöser sind zum Beispiel:

  • Nacktheit
  • Öffentliche Fehler
  • Abweichendes Verhalten
  • Dumme Aussagen
  • Aufgeflogene Lügen
  • Falsche Entscheidungen

Voraussetzungen für Schamgefühl

Voraussetzung für Schamgefühle ist jedoch ein Empfinden für Werte und Normen. Wie Kinder erste Scham aufgrund des Verhaltens der Eltern entwickeln, schämen sich auch Erwachsene nur, wenn Ihnen das Fehlverhalten oder die Abweichung von gesellschaftlichen Erwartungen bewusst ist. Das ist der Grund, warum manche Menschen weniger oder fast gar kein Schamgefühl besitzen (siehe: Soziopath): Ihnen fehlen internalisierte Werte – oder sie ignorieren diese bewusst.

Anzeige

3 Arten von Schamgefühl

Ein Schamgefühl fühlt sich immer ähnlich an und führt zu denselben Reaktionen. Trotzdem lassen sich in der Psychologie drei verschiedene Arten unterscheiden. Differenziert werden Auslöser und Bereiche, in denen die Scham auftritt:

  1. Akute Scham

    Die Tür zur Umkleidekabine wird aufgerissen, obwohl Sie noch halb nackt sind oder Sie vergessen bei Ihrem Vortrag vor 25 Kollegen, was Sie sagen wollten… Akute Scham tritt durch plötzliche und unerwartete Situationen auf. Sie können sich nicht darauf vorbereiten. Das Gefühl entsteht innerhalb weniger Sekunden.

  2. Körperliche Scham

    Die körperliche Scham tragen Betroffene ständig mit sich herum: Sie fühlen sich nicht schön oder schlank genug und wollen nicht, dass andere ihren Körper sehen. Diese Art der Scham führt zu Vermeidungsverhalten: Im Bikini ins Schwimmbad gehen? Bei ausgeprägter körperlicher Scham ist das keine Option!

  3. Emotionale Scham

    Manche Menschen empfinden eigene Emotionen als beschämend. Gerade öffentlich gezeigte Emotionen zählen dazu: Betroffene schämen sich für ihre Trauer und Tränen oder im Nachhinein für ihre Wutanfälle und andere Gefühlsausbrüche.

Was ist Fremdschämen?

Schamgefühle treten ebenso auf, wenn wir unangenehmes Verhalten anderer Menschen beobachten. Dieses sogenannte Fremdschämen spüren wir, wenn sich jemand vor uns blamiert oder sich öffentlich zum Deppen macht. Typisch ist Fremdscham bei Reality-Shows und anderen TV-Formaten, bei denen Teilnehmer gezielt in peinliche und absurde Situationen gebracht werden.

Schamgefühl in der Pflege

Schamgefühle treten regelmäßig in der Pflege auf – auf beiden Seiten: Pflegebedürftige schämen sich, weil sie auf Hilfe angewiesen sind; Pfleger oder Angehörige schämen sich bei der intimen Körperpflege oder Nacktheit. Überwinden können Sie das Schamgefühl in der Pflege durch offene Gespräche und klare Grenzen.

Anzeige

Schamgefühl Vorteile: Es gibt auch gute Seiten!

Wenn Sie sich schämen, erkennen Sie darin vermutlich keine Vorteile. Tatsächlich haben Schamgefühle aber mehrere wichtige und positive Funktionen:

  • Scham ist ein Schutzmechanismus

    Ohne Schamgefühl bringen Sie sich in unangenehme und schädliche Situationen. Sie fallen durch Fehlverhalten negativ auf und schaden Ihrem Ruf oder Ihrer Karriere – oder Sie tragen Privates in die Öffentlichkeit. Scham ist damit ein wichtiger Schutzmechanismus.

  • Scham reduziert Strafen

    Scham zeigt Schuldbewusstsein und Reue. Andere verzeihen Ihnen leichter, wenn Sie sich für einen Fehler schämen. Mögliche Strafen fallen insgesamt geringer und milder aus.

  • Scham schafft Zugehörigkeit

    Die Menschen einer Gesellschaft schämen sich oft für ähnliche Dinge. Das Gefühl ist damit Ausdruck von Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe. Die Scham zeigt, dass Sie Normen und Erwartungen teilen, wofür Sie vom Umfeld akzeptiert werden.

  • Scham macht sympathisch

    Zu sehen, wie sich jemand schämt, sorgt meist für Mitgefühl und in der Folge für Sympathie. Wir versetzen uns in die Situation des anderen, fühlen uns mit seiner Scham verbunden oder wollen dem Betroffenen heraushelfen.

Vorsicht vor falscher und krankhafter Scham

Manche Menschen könnten zwar mehr Schamgefühl vertragen. Neben den genannten Vorteilen haben Schamgefühle auch Nachteile: Es gibt ebenso „zu viel“ Scham! Wer unter krankhaften Schamgefühlen leidet, schämt sich für fast alles. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Minderwertigkeitsgefühlen und anderen psychischen Erkrankungen.

Falsche Scham wiederum zeigt sich in Situationen, in denen wir uns gar nicht schämen müssen oder sollten: Sie schämen sich zum Beispiel im Job für eine Leistung, obwohl diese gut war. Oder Sie geraten in Verlegenheit, weil Sie im Meeting etwas sagen sollen. Mit falscher Scham stehen sich Betroffene selbst im Weg, blockieren Fortschritt und ihren Erfolg.

Anzeige

Schamgefühle überwinden und loswerden: 5 Tipps

Ein plötzliches Schamgefühl lässt sich nicht verhindern und sollte auch nicht unterdrückt werden. Schämen Sie sich aber zu stark, können Sie etwas dagegen tun. Diese 5 Tipps helfen, um Ihr Schamgefühl loszuwerden und zu überwinden:

  1. Machen Sie sich weniger Sorgen

    Wir schämen uns, weil scheinbar alle Anwesenden unsere Peinlichkeit beobachten und wir öffentlich lächerlich gemacht werden. Falsch! Das Umfeld reagiert meist empathisch und positiver, als wir meinen. Viele bekommen gar nicht mit, das wir uns schämen (siehe: Spotlight-Effekt). Selbst Schamesröte im Gesicht fällt dem Umfeld meist nicht auf.

    Schamgefühl Psychologie Ursachen loswerden Tipps überwinden Scham

  2. Sprechen Sie mit Freunden und Familie

    Ein offenes Gespräch mit Freunden oder der Familie mildert Schamgefühle. Sprechen Sie an, wofür Sie sich schämen und welche Probleme Sie damit haben. Das fällt zwar anfangs schwer, doch wenn Sie darüber sprechen, können Sie das Gefühl besser verarbeiten. Zusätzlich hilft der Zuspruch, den Sie von anderen bekommen.

  3. Akzeptieren Sie Ihr Schamgefühl

    Es ist weder schlecht noch unnormal, wenn Sie mal vor Scham im Boden versinken möchten. Die Empfindung ist menschlich und zeigt, dass Sie ein gutes Gespür für Werte und Erwartungen anderer Menschen haben. Akzeptieren Sie Ihre Scham als das, was sie ist: eine normale Reaktion des Körpers auf bestimmte Situationen.

  4. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstvertrauen

    Je größer Ihr Selbstvertrauen, desto besser gehen Sie mit beschämenden Situationen um. Sie kümmern sich weniger um die Meinung anderer Menschen und haben die Selbstsicherheit, in einer peinlichen Situation entspannt zu bleiben.

  5. Lachen Sie darüber

    Die vielleicht beste Methode, um ein Schamgefühl loszuwerden, sind Humor und Selbstironie. Wenn Sie über sich selbst lachen, vergeht die Peinlichkeit in kürzester Zeit und Sie nehmen diese einfach nicht so ernst!


Was andere dazu gelesen haben