Schleimer! Warum Schleimen das Klima vergiftet

Schleimer sind ebenso unbeliebt wie verbreitet. Trauriger Grund für das hohe Aufkommen an Arbeitsplätzen: Schleimen hilft. Wer sich beim Chef einschmeichelt, legt häufiger als andere einen kometenhaften Aufstieg hin. Wir klären die Bedeutung, zeigen Gründe für Schleimerei im Job und was Sie gegen das negative Image eines Schleimers tun können…

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Bedeutung: Was ist ein Schleimer?

Schleimer sind Menschen, die übermäßig schmeicheln und sich anbiedern, um Vorteile zu erlangen. Sie wollen durch Komplimente, Lob und Bewunderung in der Beliebtheit aufsteigen und bevorzugt behandelt werden – von Chef, Lehrern oder anderen Personen mit wichtigem Status.

Das Verhalten ist unbeliebt und gilt als höchst manipulativ. Schleimerei resultiert nicht auf echter Anerkennung, Respekt oder Zustimmung, sondern ist gezielte Schmeichelei, um persönliche Ziele zu erreichen.

Schleimer Synonym

Synonym zu Schleimer sind die Begriffe Kriecher, Speichellecker, Schmeichler, Ja-Sager, Anbiederer, Stiefellecker oder Lobhudler.

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Beispiele für Schleimerei

Schleimer haben viele Facetten und zeigen unzählige Verhaltensweisen, um in der Gunst aufzusteigen. Sie transportieren immer Botschaften, die der andere hören will und nicht, was der Schleimer wirklich denkt. Häufige Beispiele:

  • Dem Chef im Meetings immer beipflichten
  • Häufiges Zustimmen und Bekräftigen
  • Dumme Ideen mit einem Kopfnicken quittieren
  • Sich mit ihm gegen Kritiker verbünden
  • Wiederholen, was der Chef gesagt hat
  • Die Fehler des Chefs kleinreden
  • Die Arbeit des Vorgesetzten in jeder Situation loben
  • Über seine schlechten Witze mitlachen
  • Öfter seine Nähe suchen als nötig
  • Um Leistungsbeurteilung und Bestätigung betteln
  • Auffälliges Duzen im Kollegenkreis
  • Ihm Informationen über die Kollegen zutragen bis hin zum Petzen
  • Ihn für sein Aussehen loben oder für seine Erfolge
  • Ihn offen bewundern oder um Rat fragen
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Gründe: Warum werden Menschen zu Schleimern?

Schleimer handeln nicht grundlos. Hinter dem Verhalten stehen verschiedene Ursachen, die teilweise zusammenspielen und sich gegenseitig verstärken:

  • Karrierevorteile

    Häufigster Grund für Schleimer im Job ist der Wunsch nach beruflichem Aufstieg. Betroffene stellen sich mit dem Vorgesetzten durch übermäßiges Lob gut, um bei Beförderungen und Verantwortung besser behandelt zu werden.

  • Angst

    Angst vor Ablehnung führt zu schleimerischen Aussagen. Menschen wollen unbedingt akzeptiert werden und dazu gehören. Sie verhindern Konflikte, indem sie immer zustimmen.

  • Selbstzweifel

    Schleimer haben oft ein geringes Selbstbewusstsein oder leiden unter Selbstzweifeln. Durch ihr Verhalten hoffen sie auf die Bestätigung und Zuspruch von anderen.

  • Manipulation

    Manche Schleimer nutzen das Verhalten gezielt, um wichtige Personen zu manipulieren und Einfluss zu gewinnen. Sie haben selbst (noch) keine Macht, beeinflussen aber Menschen in hohen Positionen.

Schleimer sind ein Indiz für schwache Chefs

Neben den individuellen Gründen gilt: Schleimer entstehen im passenden Umfeld. Je mehr der Chef auf das Verhalten anspringt, desto stärker biedern die Mitarbeiter sich an. Ein klares Zeichen für Schwäche in Führungspositionen.

Vorgesetzten fehlt es an Kompetenz und Selbstsicherheit. Die (geheuchelte) Bestätigung und Anerkennungssuche gibt die gewünschte Sicherheit, Vertrauen und emotionale Stabilität.

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Macht Schleimen wirklich erfolgreich?

Plumpe Anbiederung und offensichtliches Schleimen macht nicht erfolgreich – im Gegenteil. Selbst narzisstische Chefs erkennen einen solchen Versuch und die Speichelleckerei.

Aber: In dezenter Form hilft Schleimen Ihrer Karriere. Sie bauen engeren Kontakt zum Chef auf und stehen in seiner Gunst. Das ist oftmals sogar wichtiger als Leistung und Qualifikation. Kollegen sind besser, erfahrener und kompetenter, aber Sie haben den Entscheider auf Ihrer Seite.

Gefahren und Nachteile für Schleimer

Auf der anderen Seite haben Schleimer einige Nachteile und Gefahren. Die Rolle als „Chefs Liebling“ ist nicht förderlich und bringt zahlreiche Probleme:

  • Glaubwürdigkeit
    Dauerhafte Zustimmung und Lob verlieren jede Glaubwürdigkeit. Das Wort eines Schleimers hat kein Gewicht.
  • Konflikte
    Kollegen hassen Schleimer. Es kommt zu Diskussionen und Konflikten, das Betriebsklima leidet massiv.
  • Isolation
    Nach einer Zeit stehen Schmeichler alleine und isoliert da. Andere Mitarbeiter wenden sich ab.
  • Stillstand
    Manche Chefs wollen den Schleimer in genau dieser Position halten. Statt Aufstieg droht Karrierestillstand.
  • Image
    Das Image als Schleimer spricht sich rum. Es ist ein schlechter Ruf, den Sie nur schwer wieder loswerden (mehr dazu weiter unten im Artikel).

Schleimen hilft im Vorstellungsgespräch

Ergebnis einer Studie von Chad Higgins und Timothy Judge: Komplimente machen, Gemeinsamkeiten finden und diese subtil ins Vorstellungsgespräch einbauen, bringt Sie dem Job näher. Sprechen Sie gemeinsame Hobbys an oder sagen Sie, dass Sie dieselbe Uni wie der Personaler besucht haben.

Solche kleinen Schleimereien hatten in der Studie mehr Erfolg das Selbstdarstellung und das Betonen von Stärken.

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Schluss mit Schleimen: Eine starke Beziehung zum Chef aufbauen

In der Kritik steht nicht der Wunsch, sich mit dem eigenen Chef gut zu stellen, sondern die Methode der Schleimer. Eine bessere Alternative: Punkten Sie mit guter Leistung und Ergebnissen. Vorgesetzte erkennen, schätzen und fördern Leistungsträger.

Zusätzlich etablieren Sie mit diesen Tipps ohne zu schleimen eine gute Verbindung in die Chefetage:

  • Verstecken Sie sich nicht

    Sie müssen nicht um Aufmerksamkeit betteln, aber für den Chef sichtbar sein. Zeigen Sie sich als wichtiger Mitarbeiter, beteiligen Sie sich in Meetings, geben Sie Feedback zu laufenden Projekten, punkten Sie mit Eigeninitiative und guten Ideen.

  • Halten Sie auch mal Abstand

    Kleben Sie dem Chef nicht an den Fersen und rennen bei jeder Gelegenheit in sein Büro. Gute und verlässliche Mitarbeiter funktionieren selbstständig – Sie kümmern sich um alle Anliegen und wenden sich nur bei dringenden Themen oder einer wichtigen Fragen an die Führungskraft. So positionieren Sie sich als wichtiger und eigenständiger Leistungsträger.

  • Präsentieren Sie Lösungen und keine Probleme

    Chefs müssen täglich Probleme lösen. Wollen Sie sich mit dem Chef gut stellen, sollten Sie aber nicht mit Schwierigkeiten kommen, sondern mit Lösungen und konkreten Vorschlägen. Mit einem „Dieses Problem ist aufgetreten, ich habe es aber bereits auf diese Weise gelöst“ machen Sie einen viel besseren Eindruck als ein Schleimer, der um Hilfe und Ratschläge bittet, weil er den Boss in seinen Fähigkeiten bestätigen will.

  • Bauen Sie echtes Vertrauen auf

    In der Gunst des Chefs steigen Sie durch echtes Vertrauen. Halten Sie alle Zusagen ein, bleiben Sie in jeder Situation professionell und beweisen Sie, dass Sie im Sinne des Teams und Unternehmens handeln.

Kompliment, Chef! Loben, aber richtig

Durch die Hierarchie wirken Komplimente an den Chef schnell so, als wollen Sie sich nur einschleimen. Damit die netten Worte ohne faden Beigeschmack angekommen, müssen sie drei Bedingungen erfüllen:

  1. Das Kompliment ist ehrlich

    Loben Sie nicht nur, weil es sich um den Chef handelt – sondern weil Sie ehrlich so empfinden. Das Kompliment muss hundertprozentig authentisch sein. Schon ein kleines Gefühl, dass Sie nur Honig um den Mund schmieren wollen, lässt Sie wie einen Schleimer aussehen.

  2. Das Kompliment ist präzise

    Bleiben Sie bei den Fakten, übertreiben Sie nicht und verzichten Sie auf Verallgemeinerungen. Sagen Sie klar, welche Entscheidung oder welches Verhalten Ihnen gut gefallen hat. Spezifische Aussagen sind fundiert und nachvollziehbar.

  3. Das Kompliment enthält Ich-Botschaften

    Echte Begeisterung und weniger Heuchelei zeigen Sie mit Ich-Botschaften. Formulieren Sie Komplimente an den Chef aus Ihrer Perspektive mit dem angebrachten Respekt. Also nicht: „Sie haben hier eine richtige Entscheidung getroffen.“ Sondern: „Ich finde, Ihre Entscheidung war richtig.“

Richtig loben – 11 goldene Regeln

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Image als Schleimer: Was kann ich tun?

Sollten Sie als Schleimer gelten – ob aus gutem Grund oder aufgrund einer falschen Wahrnehmung der Kollegen – haben Sie es im Job nicht leicht. Bevor sich der schlechte Ruf rumspricht und in den Köpfen festsetzt, müssen Sie handeln.

Mit diesen Tipps werden Sie Ihr Image als Schleimer wieder los:

  • Souveränität demonstrieren

    Bei einem guten Draht zum Chef gilt plötzlich alles, was Sie tun oder sagen, als Schleimerei. Bleiben Sie souverän und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Machen Sie allen Beteiligen klar, dass Sie weiterhin Ihre eigene Meinung und Unabhängigkeit behalten.

  • Lage ansprechen

    Sprechen Sie die Situation unter vier Augen mit dem Chef offen an. Das erfordert Mut, zeugt aber von Teamgeist. Zeigen Sie, welche gruppendynamischen Folgen seine offenen Sympathiebekundungen haben. Versichern Sie ihm weiterhin Ihre Loyalität – aber betonen Sie auch Ihre eigene missliche Lage, wenn sich die Kollegen gegen Sie stellen.

  • Zurückhaltung zeigen

    Wenn bereits das Image eines Schleimers an Ihnen haftet, sollten Sie sich mit Lobgesängen auf den Chef erst einmal ein wenig zurückhalten. Positive Aspekte dürfen Sie weiterhin ansprechen, sollten es aber etwas weniger offen und direkt äußern.

  • Kritik äußern

    Sie sollten nicht krampfhaft alles schlecht reden und kritisieren – doch gelegentliche konstruktive Kritik am Chef ist ein gutes Mittel, um weniger als Schleimer wahrgenommen zu werden.

Verstehen Sie das nicht falsch: Es ist kein Aufruf zur Revolution, kein Plädoyer für Illoyalität oder Insubordination. Sondern eines für Offenheit, Ehrlichkeit und mehr Rückgrat. Und gegen Schleimer.


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