Resozialisierung: Definition, Probleme & Methoden

Die Resozialisierung von Straftätern soll ihnen die Chance geben, sich wieder als Mitglied der Gesellschaft zu bewähren. Wir erklären, was das bedeutet, mit welchen Methoden und Maßnahmen die Resozialisierung gelingt und wie das im Gesetz geregelt ist…

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Definition: Was ist Resozialisierung?

Resozialisierung (auch: Resozialisation; englisch: rehabilitation of delinquents) beschreibt den Versuch, ehemalige Straftäter wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Der Resozialisierung vorausgegangen ist stets ein strafbares Verhalten, das von staatlichen Institutionen wie Staatsanwaltschaft, Gerichtsbarkeit und Strafvollzug sanktioniert wurde.

Die Resozialisierung ist erklärtes Ziel im Strafvollzug. Im Strafvollzuggesetz (StVollzG) wird explizit erwähnt, dass Gefangene befähigt werden sollen, in Zukunft ein Leben ohne Straftaten in sozialer Verantwortung zu leben.

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Probleme bei der Wiedereingliederung

Straftäter, die schwere Delikte begangen haben (Mord, Totschlag, Sexualverbrechen), werden in der Regel zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt. Wer lange im Gefängnis war, hat es nach der Haftentlassung schwer. Experten zufolge ist gerade der Zeitpunkt der Entlassung kritisch, da die Ex-Häftlinge nur schlecht auf das neue Leben in Freiheit vorbereitet seien.

Die Rückfallquoten sind hoch: Etwa die Hälfte aller Straftäter wird innerhalb von 9 Jahren nach der Entlassung wieder straffällig. Es ist daher die Aufgabe von Sozialarbeitern und Sozialpädagogen, Straftäter auf die Zeit nach ihrer Entlassung vorzubereiten. Angewandt werden hierbei Methoden aus Psychologie, Psychotherapie, Pädagogik und Medizin.

Betreuung nach der Haftentlassung

Nach der Entlassung übernimmt die Betreuung zunächst die Straffälligen- und Bewährungshilfe. Eine intensive Betreuung ist jedoch schwierig, wenn die Mitarbeiter für bis zu 100 ehemalige Straftäter zuständig sind. Experten wie der Kriminologe und Sozialwissenschaftler Bernd Maelicke fordern deshalb kleinere Gefängnisse und eine bessere Betreuung.

So zeigen Projekte mit Sozialarbeitern von freien Trägern eine Rückfallquoten von nur 13 Prozent (statt 50 Prozent). Ein weiteres Problem sieht der Kriminologe im Gefängnis selbst: Die Resozialisierung läuft dort unter irrealen Bedingungen und sei daher zum Scheitern verurteilt.

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Methoden der Resozialisierung

Im Strafvollzug werden verschiedene Methoden genutzt, um Straftäter zu resozialisieren und auf die Rückkehr in die Gesellschaft vorzubereiten. Dazu zählen aus der Psychologie zum Beispiel Gesprächstherapien. Weitere Methoden sollen auf einen geregelten Alltag ohne Kriminalität vorbereiten:

Methode: Arbeit im Gefängnis

Während der Haft können Mitarbeiter im Gefängnis arbeiten, einen geregelten Tagesablauf lernen und etwas Geld verdienen. Allerdings gilt der Mindestlohn in Deutschland, nicht für Häftlinge. Die Bezahlung ist entsprechend gering.

Methode: Offener Vollzug

Im offenen Vollzug müssen Straftäter nicht den ganzen Tag in einer Haftanstalt verbringen. Freigänger dürfen morgens das Gefängnis verlassen, gehen dann im Idealfall einer Berufstätigkeit nach und kehren nach Feierabend ins Gefängnis zurück. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur Wiedereingliederung, fördert soziale Beziehungen und ermöglicht die Ausübung des erlernten Berufs. Es gibt aber strenge Auflagen.

Methode: Ausbildung im Gefängnis

In Justizvollzugsanstalten gibt es Angebote für Berufsausbildungen, die Häftlinge wahrnehmen dürfen und Möglichkeiten für ein Fernstudium. Vorreiter ist hier die JVA Bochum-Langendreer, die sich auf die berufliche Qualifizierung von Strafgefangenen spezialisiert hat. In dieser Anstalt befinden sich eine Reihe von Ausbildungsbetrieben, in denen Strafgefangene unter anderem folgende Berufe erlernen:

Das Ausbildungsangebot für Häftlinge umfasst eine vielfältige Betreuung, Suchtberatung, Sprachförderung und Anti-Aggressions-Training. Darüber hinaus wird Hilfe bei Bewerbungen und familiären Problemen gewährt.

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Resozialisierung: Was Strafgefangene tun sollten

Ob die Resozialisierung gelingt, liegt am Strafgefangenen selbst. Während der Haft muss daran gearbeitet werden, ein straffreies Leben in Freiheit zu führen. Je nach individueller Situation bieten sich folgende Möglichkeiten an:

  • Bildungsangebote nutzen

    In den meisten JVAs gibt es Bildungsangebote und Angebote für Schulabschlüsse innerhalb der Anstalt. Das Gleiche gilt für berufliche Qualifikationen, Weiterbildungen oder ein Fernstudium. Für ausländische Häftlinge ist auch das Verbessern ihrer Deutschkenntnisse eine hilfreiche Maßnahme.

  • Therapieangebote nutzen

    Therapeutische Unterstützung hilft, innere Veränderungen voranzutreiben und Stabilität zu gewinnen. Hilfreich sind Psychologie- und Psychotherapiesitzungen oder die Gruppenarbeit zur Bewältigung von Konflikten und Suchtproblematiken. Häufig wird eine Beratung für persönliche Probleme wie Familienkonflikte oder finanzielle Schwierigkeiten angeboten.

  • Sozialbindungen aufbauen

    Gute soziale Bindungen sind ein wichtiger Resozialisierungsfaktor. Werden Sie aktiv und nehmen an Sportgruppen oder kreativen Aktivitäten teil. Auch Selbsthilfegruppen oder andere Initiativen bauen Kontakte auf – zu Insassen, die ebenfalls an ihrer Resozialisierung arbeiten. Zudem ist Kontakt zu Personen außerhalb des Gefängnisses wichtig. Sind diese kaum noch vorhanden, wenden Sie sich an ehrenamtliche Organisationen, die Inhaftierten bei der Resozialisierung helfen.

  • Arbeitseinsätze übernehmen

    Arbeitsorientierte Aktivitäten fördern Disziplin und Verantwortungsbewusstsein. Nehmen Sie an Arbeitseinsätzen teil oder übernehmen Sie Verantwortung für bestimmte Bereiche und Aufgaben. Im offenen Vollzug dürfen Sie auch an externen Arbeitsprojekten teilnehmen oder sich auf Stellensuche begeben.

  • Haftentlassung vorbereiten

    Vorbereitungen für das Leben nach der Haft erleichtern den Übergang. Planen Sie Ihre Zukunft nach der Haftentlassung. Nehmen Sie Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern oder anderen Unterstützern auf. Kümmern Sie sich um Ihre Wohnsituation und Ihre finanziellen Belange.

Vorstellungsgespräch nach Gefängnisaufenthalt

Ein heikles Thema ist der Umgang mit der eigenen Vergangenheit im Vorstellungsgespräch. Arbeitsrechtlich dürfen Sie lügen, wenn man Ihnen Fragen zu früheren Straftaten im Bewerbungsgespräch stellt. Sie sind lediglich zur Wahrheit verpflichtet, wenn Ihre zukünftige Arbeit im direkten Zusammenhang mit einer Straftat steht (z.B. Diebstahl bei Kassierern).

Allerdings ist es nicht zu empfehlen, ein Vertrauensverhältnis auf einer Lüge aufzubauen. Ehrlichkeit kostet Sie möglicherweise Jobchancen, sorgt aber zugleich für größeres Verständnis und mehr Geduld.

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Resozialisierung: Was die Gesellschaft tun sollte

3,5 Milliarden Euro kostet der Strafvollzug den Staat jedes Jahr. Pro Insasse sind das zwischen 40.000 und 50.000 Euro. Vom Budget bleibt nur ein kleiner für die Resozialisierung. Angesichts hoher Rückfallquoten ist das wenig zielführend und effektiv.

Die Schwierigkeiten beginnen oft schon damit, dass die Strafentlassenen keine Wohnung finden. Ebenso schwierig ist die Suche nach Arbeitsplätzen. Statt Resozialisierung erfolgt in Freiheit meist Ausgrenzung und Abschottung. Soll eine Wiedereingliederung gelingen, braucht es mehr Fokus auf Resozialisierung und die Bereitschaft zu einer zweiten Chance.


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