Was sind flexible Arbeitszeitmodelle?
Flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen eine individuellere Gestaltung von Beginn, Ende und auch Umfang der täglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit. Im Unterscheid zur traditionellen Normalarbeitszeit (montags bis freitags, 9 bis 17 Uhr) haben Arbeitnehmer mehr Freiheiten und Entscheiden selbst über Lage und Dauer ihrer Arbeitszeit.
Moderne Arbeitszeitregelungen sind mehr als ein täglicher 9-to-5-Job. Angestellte passen die Arbeit an ihre Bedürfnisse und Erwartungen an, auch auch Arbeitgeber reagieren flexibler auf betriebliche Anforderungen.
Beispiele: Flexible Arbeitszeitmodelle im Überblick
In der Praxis gibt es verschiedene Möglichkeiten für flexible Arbeitszeiten in Unternehmen. Wir stellen die wichtigsten Beispiele vor und zeigen im Überblick die Merkmale und Unterschiede:
1. Gleitzeit
Bei Gleitzeit legen Mitarbeiter in einem gewissen Rahmen den Beginn und das Ende ihrer Arbeitszeit selbst fest. Der Arbeitgeber gibt keine genauen Arbeitszeiten vor, regelt aber Rahmenarbeitszeiten (früheste und späteste Zeit) und Kernarbeitszeiten (verpflichtende Zeit).
Beispiel: Die Rahmenarbeitszeit liegt zwischen 7 und 19 Uhr, Kernarbeitszeit ist von 11 bis 14 Uhr. Angestellte entscheiden selbst, ob sie den Tag bereits um 7 Uhr beginnen oder erst später mit der Arbeit anfangen – entsprechend verschiebt sich auch der Feierabend.
2. Vertrauensarbeitszeit
Vertrauensarbeitszeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, in dem Mitarbeiter vollkommen eigenverantwortlich ihre Arbeitszeit planen und gestalten. Unternehmen geben keine Zeiten vor und verzichten auch auf Kontrolle der täglichen Arbeitszeit. Das Modell setzt auf Vertrauen und Ziele statt Arbeitszeiterfassung.
Entscheidend ist nicht die geleistete Stundenzahl, sondern das Erreichen von Zielen, die Erledigung von Aufgaben und die Einhaltung von wichtigen Deadlines für ToDos oder Projekte.
3. Teilzeitarbeit
Auch Teilzeitarbeit ist eine Variante der flexiblen Arbeitszeitmodelle. Sie verringern Ihre übliche Wochenarbeitszeit und gestalten diese dadurch nach eigenen Vorstellungen.
Die konkrete Umsetzung legen Arbeitgeber und Mitarbeiter nach Absprache fest. Je nach Teilzeitwunsch wird täglich für weniger Stunden oder an 2 oder 3 Tagen pro Woche ganztägig gearbeitet.
4. Jobsharing
Jobsharing ist eine Form der Teilzeitarbeit, bei der mehrere Mitarbeiter sich einen Arbeitsplatz teilen. Häufige Umsetzung: Zwei Angestellte übernehmen jeweils die Hälfte der Stunden – also jeweils 20 Stunden pro Woche.
Die Verteilung ist aber flexibel. Bei einer Aufteilung von Zeit und Aufgaben zu gleichen Teilen wird auch der Begriff Jobsplitting genutzt. Auf Ebene der Führungskräfte heißt das Konzept Topsharing.
5. Homeoffice
Homeoffice ist eine beliebte Option der Telearbeit. Mitarbeiter dürfen ganz oder teilweise von zuhause aus arbeiten.
Neben der Wahl des Arbeitsortes wird oft auch die Arbeitszeit individuell gestaltet. In welchem Umfang Homeoffice erlaubt ist, hängt vom Job und den genauen Aufgaben ab. Häufig sind Regelungen, die 2 bis 3 Tage flexibles Arbeiten pro Woche ermöglichen – die restliche Zeit gilt Anwesenheitspflicht.
6. Funktionszeit
Bei Funktionszeit dürfen Mitarbeiter und Teams die Arbeitszeit flexibel gestalten, müssen aber dafür sorgen, dass die Funktion und der Betrieb des Teams oder der Abteilung problemlos möglich und dauerhaft gesichert ist. Heißt: Es müssen immer genug Angestellte anwesend sein und zu jeder Zeit arbeiten, um alle Aufgaben zu bearbeiten oder anfallende Probleme zu lösen.
Anders als bei der Gleitzeit gibt es in diesem flexiblen Arbeitszeitmodell keine Kernarbeitszeiten. Solange die betriebliche Funktion gewährleistet ist, bestimmen Mitarbeiter selbstständig über ihre Arbeitszeiten.
7. Jahresarbeitszeit
Jahresarbeitszeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei der nicht die wöchentliche Stundenzahl entscheidet, sondern die Gesamtarbeitszeit auf das Jahr verteilt wird. So wird in manchen Phasen weniger gearbeitet, in anderen Wochen oder Monaten machen Mitarbeiter dafür mehr Stunden.
Die Verteilung richtet sich oft nach betrieblichen Erfordernissen. In Hochphasen mit vielen Aufträgen und Aufgaben sammeln Arbeitnehmer viele Stunden. In Zeiten mit geringem Arbeitsaufkommen gibt es kürzere Arbeitstage oder zusätzliche freie Tage, die später nachgearbeitet werden.
Flexiblere Arbeitszeiten mit Arbeitszeitkonten
Für die Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle nutzen viele Betriebe Arbeitszeitkonten. Sie dienen der Arbeitszeiterfassung und verbuchen alle geleisteten Stunden – zu viel geleistete Arbeit (Plusstunden) und zu verringerte Arbeitszeiten (Minusstunden).
Häufigste Form ist ein Kurzzeitarbeitskonto. Je nach Regelung muss der Ausgleich der Arbeitszeit innerhalb eines Jahres oder in kürzeren Zeiträumen stattfinden. Auf einem Langzeitarbeitskonto können Sie über mehrere Jahre Überstunden sammeln und später nutzen (siehe: Lebensarbeitszeitkonto).
Arbeitszeitkonten ermöglichen Flexibilität
Die angesammelte Zeit bringt nicht nur flexible Arbeitszeit, sondern flexible Auszeiten. Zu viel geleistete Arbeitszeit ermöglicht:
- Längeren Urlaub
- Sabbatical
- Frührente
- Bildungsurlaub
Vor- und Nachteile flexible Arbeitszeitmodelle
Die klassischen Arbeitszeiten von 9 bis 17 Uhr kommen zunehmend seltener vor. Flexible Arbeitszeitmodelle schaffen Anreize, um qualifizierte Mitarbeiter an das eigene Unternehmen zu binden und neue Talente von der Berufswahl zu überzeugen. Für Arbeitnehmer sprechen gleich mehrere Gründe für flexible Arbeitszeiten:
- Bessere Vereinbarkeit
Neben dem Job bleibt oft nicht genügend Zeit für Familie, Kinder und Privatleben. Durch die größere Flexibilität erhoffen sich Angestellte den Spagat besser meistern zu können. - Mehr Flexibilität
Nicht immer richtet sich der Alltag nach den Arbeitszeiten. Kommt beispielsweise ein wichtiger Termin dazwischen, können flexible Arbeitszeitmodelle die Organisation erleichtern. Anstatt Urlaub nehmen zu müssen, kann der Mitarbeiter die Zeit vielleicht nacharbeiten oder die Aufgaben in Remote Work erledigen. - Weniger Stress
Die Möglichkeit, an manchen Tagen weniger Stunden zu machen, kann ein guter Ausgleich zum ständigen Stress im Job sein. So bleibt mehr Zeit zur Erholung und um neue Kräfte zu sammeln. - Mehr Motivation
Ein stärkeres Mitgestaltungsrecht führt zu mehr Motivation und stärkerer Mitarbeiterzufriedenheit. Das schlägt sich letztlich auch in der Qualität der Arbeit nieder. - Individuelle Gestaltung
Unternehmen können je nach Auftragslage ihre Mitarbeiter einsetzen beziehungsweise Freizeit gewähren. Dieser Spielraum ermöglicht, auf saisonale oder konjunkturelle Schwankungen zu reagieren, ohne dass gleich Arbeitsplätze in Gefahr stünden.
Es gibt allerdings auch einige Nachteile bei der flexiblen Arbeitsgestaltung:
- Aufwand und Kosten
Flexible Arbeitszeitmodelle erfordern immer einen höheren Verwaltungsaufwand. Damit einher gehen höhere Kosten. - Verantwortung und Management
Überträgt ein Arbeitgeber seinen Mitarbeitern mehr Verantwortung als bisher, muss er sicherstellen, dass die Aufgaben zu bewältigen sind. Anderenfalls können Schulungen hilfreich sein. - Abgrenzung und Vermischung
Gerade die Arbeit im Homeoffice führt bei vielen Arbeitnehmern zu unbezahlten Überstunden: Privat werden dienstliche Mails gecheckt und beantwortet, auch der Hang zur Selbstausbeutung lässt sich beobachten.
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